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Fannie

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Ewald Arenz brilliert als Poet in Alltagsdingen

Die Liebe an miesen Tagen
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Ewald Arenz‘ Roman „Die Liebe an miesen Tagen“ erzählt die Geschichte der Fotografin Clara und des etwa zehn Jahre jüngeren Schauspielers Elias, die sich ebenso unverhofft wie heftig ineinander verlieben. ...

Ewald Arenz‘ Roman „Die Liebe an miesen Tagen“ erzählt die Geschichte der Fotografin Clara und des etwa zehn Jahre jüngeren Schauspielers Elias, die sich ebenso unverhofft wie heftig ineinander verlieben. Dabei sind die Voraussetzungen dafür alles andere als günstig, denn beide haben Blessuren und Schrammen im Herzen: mit Ende 40 ist Clara bereits verwitwet, Elias hingegen ist mit einer Frau zusammen, die er nicht liebt – und schlimmer noch: nie geliebt hat. Aber danach fragt die eine, die wirkliche, die große Liebe nicht, so es sie denn gibt. Daran zweifeln nämlich sowohl Clara als auch Elias …

„Die Liebe an miesen Tagen“ erschien am 16. Januar 2023 im DuMont Buchverlag. Es war mein erstes Buch von Ewald Arenz, das ich gelesen habe, aber – so viel nehme ich schon einmal vorweg – es war garantiert nicht mein letztes!

Dieses Buch ist kein seichter Unterhaltungsroman, den man hintereinanderweg liest. Die Erzählung hat ihr ganz eigenes, am Anfang gemächliches Tempo, mit dem sie einen entschleunigt und zum Innehalten verleitet, wenn man sich darauf einlässt. Man sollte diesen Roman, einer guten Schokolade gleich, mit allen Sinnen genießen.

Der Schreibstil des Autors hat mich von Beginn an fasziniert. Mit seiner feinen Beobachtungsgabe bringt Ewald Arenz eine Saite im Innern des Lesers zum Klingen, die von den großen und kleinen Alltagskatastrophen oftmals verschüttet wird. Und er versteht es meisterhaft, diesen achtsamen Beobachtungen mit Worten Leben einzuhauchen. Es klingt kitschig, wenn ich Ewald Arenz als „Poet in Alltagsdingen“ bezeichne, aber das trifft es wohl am ehesten. Jedenfalls habe ich noch nie vorher ein Buch gelesen, in dem der Autor so sinnlich das Geräusch des auf einen Schirm fallenden Regens beschreibt.

Wer jetzt aber meint, dass es sich hierbei nur um eine gewöhnliche Liebesgeschichte mit blumigen Worten handelt, liegt absolut falsch. Denn Ewald Arenz‘ Roman hat nicht nur eine unglaubliche Tiefe, der Autor blickt auch mit scharfem Blick dorthin, wo es wehtut – und das reicht bis zum Leser selbst. Es geht um Schuld, aber auch um Demut und Dankbarkeit. Nicht selten habe ich mich dabei ertappt, dass ich mich fragte: Was hätte ich an Claras Stelle getan? Wie würde es mir ergehen, wenn ich mich in Elias‘ Situation befände?

Ewald Arenz wählt in seinem Roman den beginnenden Frühling als Setting, der der Geschichte mit seiner Unbeständigkeit, aber auch seinen verheißungsvollen Versprechen den passenden Rahmen gibt.

Während Clara und Elias ihre beginnende Liebe in diesen ersten Frühlingstagen genießen, gestaltet sich die Entwicklung der Handlung ein wenig behäbig und für meinen Geschmack ein bisschen zäh. Aber Ewald Arenz behandelt seine Protagonisten nicht unbedingt pfleglich und baut schicksalhafte Wendungen ein, die die Geschichte plötzlich rasant Fahrt aufnehmen lassen.

Mein Fazit: „Die Liebe an miesen Tagen“ ist ein Buch, das ich nicht nur gelesen, sondern vor allem gefühlt habe.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Einmal Popstar und zurück

Die Träume anderer Leute
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Eins vorweg: Ein klassisches „Wir sind Helden“-Fangirl war ich nie. Ich mochte ihre Lieder ganz gern, habe die Band einmal live gesehen, aber das war´s dann auch schon. Dennoch wollte ich Judith Holofernes‘ ...

Eins vorweg: Ein klassisches „Wir sind Helden“-Fangirl war ich nie. Ich mochte ihre Lieder ganz gern, habe die Band einmal live gesehen, aber das war´s dann auch schon. Dennoch wollte ich Judith Holofernes‘ Buch „Die Träume anderer Leute“ unbedingt lesen, da ich eine Schwäche für Musiker-Biografien habe.

Einen passenderen Titel als den gleichnamigen „Wir sind Helden“-Song aus dem Jahr 2010 hätte deren ehemalige Frontfrau für ihr Buch nicht wählen können. Sie beschreibt darin die kreative Enge in den Mühlen der Musikindustrie, in der Verkaufszahlen alles sind und der Künstler nicht mehr ist als ein Produkt. Judith Holofernes legt in "Die Träume anderer Leute" den Schwerpunkt aber nicht auf die schillernden Momente ihrer Karriere mit den Helden, sondern auf die Zeit danach. 2012 trennten sich die Wege der Band und die Musikerin stand nun vor der schwierigen Aufgabe, sich neu zu erfinden. An kreativen Ideen mangelte es ihr nicht, aber eines stand für sie fest: Sie wollte nicht länger die Träume anderer Leute träumen.

Zu Beginn war es ein wenig schwierig, mich an den Schreibstil von Judith Holofernes zu gewöhnen. In manchen Passagen wirkte der hektisch und ein bisschen überdreht. Aber einmal im Flow, machte es mir immer mehr Spaß, dieses Buch zu lesen und ihr zuzuhören. Ja, zuzuhören – und das bei einem Printbuch! Denn mit der Zeit kommt es einem tatsächlich so vor, als würde man neben der erzählenden Judith Holofernes auf dem Sofa sitzen. Sie spart dabei nicht an Wortwitz und verfügt über einen schier unerschöpflichen Wortschatz – langweilig wird es also nie.

Die Musikerin zeigt ihre verletzliche Seite und gewährt Einblicke in ihr Familienleben, das so gar nicht rockstarmäßig, sondern erschreckend normal ist. Ganz offen beschreibt Judith Holofernes, wie sie schließlich krank wird, nicht mehr funktioniert und erst nach einer Weile wieder auf die Beine kommt.

Besonders liebenswert an „Die Träume anderer Leute“ ist, wie herrlich uneitel die Autorin über sich selbst schreibt.

„Ich sehe an schlechten Tagen aus wie die verwirrte Lieblingstante von Boy George.“
(Seite 182)

Neben allem Hadern und Zweifeln, wie sie sich eine neue Karriere aufbauen kann, ohne dabei immer auf die Frontfrau von „Wir sind Helden“ reduziert zu werden, kommt Judith Holofernes eins zum Glück nie abhanden: Ihr Humor.

Ergo: Definitiv lesenswert für alle Musikinteressierten und Künstler!

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Unterhaltsamer Rückblick auf die Geburtsstunde deutscher Demokratie

Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit
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Zugegeben, ich habe ein wenig gezögert, bevor ich mich bewusst für die Lektüre des Romans „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“ entschieden habe. Frauenwahlrecht, Weimarer Republik, Entente: ...

Zugegeben, ich habe ein wenig gezögert, bevor ich mich bewusst für die Lektüre des Romans „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“ entschieden habe. Frauenwahlrecht, Weimarer Republik, Entente: Ich fürchtete, dieser Exkurs in die deutsche Geschichte könnte womöglich ein bisschen langatmig sein. Aber da hatte ich die Rechnung ohne Autorin Micaela A. Gabriel gemacht. Die gebürtige Hanseatin hat sowohl unter ihrem Mädchennamen Micaela Jary als auch dem Pseudonym Michelle Marly große literarische Erfolge vorzuweisen.

In ihrem aktuellen Roman „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“, erschienen am 22.03.2022 bei Rowohlt Polaris, nimmt sie die Leser mit in die ausgehende Kaiserzeit und den Aufbruch in die Demokratie. Im Zentrum steht dabei die fiktive Figur Marlene von Runstedt, die als eine der ersten 37 Parlamentarierinnen Deutschlands in den Reichstag einzieht. Die Juristin ist fest entschlossen, sich als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) für die Rechte der Frauen einzusetzen. Ihre einstige Freundin Sonja Grawitz, inzwischen ein gefeierter Theaterstar, tritt für die kaisertreue Deutschnationale Volkspartei (DNVP) an. Doch es sind nicht nur die unterschiedlichen politischen Ansichten der beiden Frauen, die die einstigen Freundinnen entzweien – sie konkurrieren vor allem um einen Mann. Der Offizier Justus von Ostwald ist kein Kostverächter und fühlt sich zu beiden Frauen hingezogen. Mit Sonja unterhält er eine über Jahre andauernde Affäre, aber die strebsame Marlene ist es, an die er sein Herz verloren hat. All dies spielt sich vor der Kulisse eines von Aufständischen umkämpften und unruhigen Berlin ab; zwischen Kriegsmüdigkeit und Neubeginn.

Mit anspruchsvollem Duktus, dabei dennoch unterhaltsam führt Micaela A. Gabriel ihre Leserschaft durch die Geschichte und zeichnet anhand von zahlreichen Rückblicken insbesondere den beruflichen, aber auch den privaten Werdegang Marlenes und Sonjas nach. Mit ihrem anschaulichen Schreibstil gelingt es ihr eindrucksvoll, bewegte Bilder vor das geistige Auge des Lesers zu projizieren und ihn mitzunehmen in eine Zeit, in der Pferdehufe über das Kopfsteinpflaster donnerten und Automobile noch eine Rarität waren.

Mein Respekt gilt vor allem der aufwendigen Recherche, die Micaela A. Gabriel für ihr Buch betrieben hat. Die Autorin sagte in einem Online-Hintergrundgespräch mit einigen Bloggern, zu denen auch ich gehören durfte, sie sei eine gute Kundin des Online-Antiquariats ZVAB (Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher).

Und die Recherchearbeit dürfte auch aktuell noch einen Gutteil der Zeit der Autorin beanspruchen, denn „Die Frauen vom Reichstag“ ist als Trilogie angelegt. Teil 2 mit dem Titel „Die Frauen vom Reichstag – Ruf nach Veränderung“ erscheint am 16.08.2022 und führt die Leser mit der Protagonistin Sophie Maytrott von der Zentrumspartei zurück in das Jahr 1927. Im Fokus des dritten Teils der Parlamentarierinnen-Reihe „Die Frauen vom Reichstag – Schritte in eine neue Welt“ steht die SPD-Abgeordnete Paula Hagedorn im Jahre 1941. Dieser dritte und letzte Band erscheint am 15.11.2022. Eine echte Saga also über einflussreiche Frauen, die für ihre Sache einstehen.

Für mich steht fest, dass ich auch die kommenden beide Teile lesen werde. Die Figuren, die Micaela A. Gabriel entworfen hat, sind äußerst interessant und lebendig und ich bin schon sehr gespannt auf die kommenden Protagonistinnen. Nur an einigen wenigen Stellen erinnert der Roman an ein Sachbuch, nämlich dann, wenn politische Zusammenhänge einen Tick zu gewissenhaft geschildert werden.

Insgesamt ist „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“ eine Lektüre, die einen packt, lehrt, fabelhaft unterhält und nicht zuletzt daran erinnert, dass vieles, das wir heute als normal empfinden, noch vor gut einhundert Jahren alles andere als gang und gäbe war.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Mitreißender Familienroman vor der Kulisse von fünfzig Jahren deutscher Geschichte

Geteilte Träume
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Wink des Schicksals oder reiner Zufall? Die Abiturientin Ingke wird Hals über Kopf damit konfrontiert, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern ist, sondern als Baby adoptiert wurde. Daraufhin steht ...

Wink des Schicksals oder reiner Zufall? Die Abiturientin Ingke wird Hals über Kopf damit konfrontiert, dass sie nicht das leibliche Kind ihrer Eltern ist, sondern als Baby adoptiert wurde. Daraufhin steht ihre Welt Kopf. Alles, woran sie geglaubt hatte, stimmt plötzlich nicht mehr. Sie entschließt sich, ihre leibliche Mutter ausfindig zu machen und ihre wahre Geschichte und die ihrer Familie zu ergründen.

Ulla Mothes‘ Roman „Geteilte Träume“ ist am 26.02.2021 bei Lübbe erschienen. Der Untertitel „Eine deutsche Familiengeschichte“ greift dabei fast ein wenig zu kurz, denn der Roman ist beinah schon ein Epos, das einen Zeitraum von etwa fünfzig Jahren umspannt. Da ist es gut und hilfreich, auf den letzten beiden Buchseiten mithilfe eines Stammbaums die Übersicht über die handelnden Personen bewahren zu können.

Mit bildreicher Sprache versetzt Ulla Mothes ihre Leserschaft mühelos in die einzelnen Zeitepochen zurück – anschaulich lässt sie die Nachkriegsjahre in der DDR ebenso lebendig werden wie den Mauerbau 1961 und schließlich die Wende. Und die Autorin ist eine, die mitreden kann – besonders, was das Leben in der DDR in den Achtzigern angeht. Sie selbst stellte einen Ausreiseantrag und verließ den Arbeiter- und Bauernstaat im Jahr 1986. Nur wenige Jahre danach, nämlich 1992, tauchen wir in „Geteilte Träume“ in die Romanhandlung ein. Abgewickelte Betriebe, menschenleere Dörfer, düstere Zukunftsprognosen: keine guten Ausgangsbedingungen für einen jungen Menschen. Und schon gar nicht, wenn man noch dazu von heute auf morgen erfährt, dass die eigene Familiengeschichte auf Lug und Trug basiert. So geht es Ingke, der Hauptperson. Während der ganzen 447 Buchseiten, über die sich dieser Roman erstreckt, wurde ich mit Ingke nicht richtig warm. Hauptsächlich würde ich sie mit den Eigenschaften kühl, fordernd und distanziert beschreiben. Sicher, dass sie trotzig reagiert, fast schon Hass empfindet, ist bei der Tragweite einer solchen Offenbarung wie der eigenen Adoption nachvollziehbar, aber aus Ingke wird für mich persönlich einfach kein sympathischer Charakter. Doch vielleicht war genau das die Intention der Autorin – um zu verhindern, dass aus einem ernsthaften Familienroman eine rührselige, mitleidheischende Story wird.

Ich muss Ulla Mothes Respekt zollen – zum einen, weil sie eine runde, in sich stimmige Erzählung mit Tiefgang geschaffen hat, für die es angesichts der vielen handelnden Personen und der unzähligen kleinen wie großen Erinnerungen sicherlich eine ganze Menge Disziplin beim Plotten braucht. Andererseits, weil man der Geschichte die unbändige Leidenschaft anmerkt, mit der die Autorin sie erzählt. Und es gibt wirklich keine einzige Stelle, an der sich die Geschichte zieht oder man anderweitige Ermüdungserscheinungen spürt.

Ulla Mothes hat mit „Geteilte Träume“ ein mitreißendes Stück deutscher Geschichte Revue passieren lassen, das hervorragend unterhält und lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Aufwühlender Roman mit eindringlicher Mahnung

Trümmermädchen
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Anna ist noch ein kleines Mädchen, als ihre Freundin Ruth mitsamt ihrer Familie von heute auf morgen plötzlich verschwindet, ihr geliebter Onkel Matthias zum Kriegsdienst eingezogen wird und sich ihre ...

Anna ist noch ein kleines Mädchen, als ihre Freundin Ruth mitsamt ihrer Familie von heute auf morgen plötzlich verschwindet, ihr geliebter Onkel Matthias zum Kriegsdienst eingezogen wird und sich ihre Heimatstadt Köln mehr und mehr in eine Trümmerwüste verwandelt.

Sie wächst bei ihrer Tante Marie auf und ist von jüngster Kindheit an ein Leben voller Entbehrungen gewöhnt. Hunger, Kälte, Verlust und Mangel sind ihr nur allzu vertraut. Doch aus dem Mädchen wird eine junge Frau, die sich entschlossen gegen die Widrigkeiten des Krieges stemmt, um für die zu sorgen, die ihr am Herzen liegen: ihre Familie und ihre Freunde.

Einfühlsam erzählt Lilly Bernstein in ihrem 512-seitigen Roman „Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück“ eine Geschichte, die die Jahre 1941 bis 1947 umspannt. Der unglaublich bildhaften Sprache der Autorin und Journalistin, deren bürgerlicher Name Lioba Werrelmann lautet, ist es zu verdanken, dass man das zerbombte Köln klar vor sich sieht. Mit der Veröffentlichung ist für Lilly Bernstein ein Traum in Erfüllung gegangen und es sei ihr bisher persönlichster Roman, heißt es. Und tatsächlich lässt dieses Buch unschwer erkennen, wie viel Herzblut darin steckt.

Mit großer Liebe zum Detail hat die Autorin an ihren Figuren gefeilt und einen Plot erarbeitet, der manche Überraschungen bereithält – das gilt für die guten ebenso wie für die schlechten.

Die Not, die die Menschen damals litten und die Umstände, unter denen sie leben mussten, sprengen heute jegliche Vorstellungskraft. Aus diesem Grund ist Lilly Bernsteins Buch mehr als ein Roman, sondern zeitgleich eine Mahnung, wie dankbar wir heute für alle Annehmlichkeiten des Alltags, volle Supermarktregale und ein gemütliches Zuhause sein müssen.

Dank vieler Gespräche mit Zeitzeugen und umfangreicher Recherchen gelingt es Lilly Bernstein in ihrem Buch mühelos, die unvorstellbaren Lebensbedingungen von damals in Worte zu fassen und für ihre Leserschaft regelrecht erlebbar zu machen.

„Trümmermädchen“ ist außerdem ein Buch, das Mut macht, denn was Anna und ihre Familie leisten, ist unvorstellbar. Ja, sie hadern, sie sind erschöpft, doch sie kämpfen entschlossen für ihren Traum. Ohne ein paar für meinen Geschmack zu glückliche Zufälle ließe sich der allerdings nicht realisieren.

Dennoch ist „Trümmermädchen“ ein bildgewaltiger Roman, der mit Anna über eine gleichermaßen sympathische wie starke Protagonistin verfügt, die stellvertretend für eine ganze Generation steht, die sich mit bewundernswerter Tatkraft nach dem Krieg dem Wiederaufbau eines ganzen Landes gewidmet hat.

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