Eine gelungene Fortsetzung
In ihrem vierten Abenteuer verschlägt es Tereza Berger, die Buchhändlerin aus der Villa Wunderblau, vom bretonischen Festland auf die kleine Insel Ouessant. Sie soll Kommissar Gabriel Mahon zu einer Hochzeit ...
In ihrem vierten Abenteuer verschlägt es Tereza Berger, die Buchhändlerin aus der Villa Wunderblau, vom bretonischen Festland auf die kleine Insel Ouessant. Sie soll Kommissar Gabriel Mahon zu einer Hochzeit begleiten.
Voll Erwartung auf ein entspanntes Wochenende mit dem wortkargen Schotten begibt sie sich zur Fähre. Nur, Gabriel taucht nicht auf, dafür erhält sie eine Novelle zum Lesen und die raue See macht ihr zu schaffen.
Endlich auf der Insel, stehen Tereza leider keine romantischen Tage bevor, denn ein Sturm an eigenartigen Ereignissen zieht auf. Da sind zuerst einmal die Befürworter und Gegner eines Windparks, die sich in die Haare kriegen, dann ein Bräutigam (Gabriels Verwandter!), dem der Rummel um die Hochzeit, den sich seine Zukünftige ausgedacht hat, viel zu viel ist und tote Vögel, die Tereza, als Kennerin der keltischen Mythologie, gleich in Zusammenhang mit den Toten sieht, sowie ein ordentlicher Sturm, der sich, „wenn Katzen fliegen“ zu einem Orkan auswächst.
Und dann fliegen sie, die Katzen. Die Insel ist von der Umwelt abgeschnitten und nicht nur die Hochzeitsgäste müssen auf besseres Wetter warten.
Meine Meinung:
Dieser vierte Fall für Tereza Berger ist weniger ein Krimi als ein wild-romantisches Abenteuer, das zeigt, dass jedes noch so unscheinbare Ereignis in ein böses oder gutes Vorzeichen umgedeutet werden kann, wenn es in einen bestimmten Kontext passt. Hier haben wir es mit einer kleinen Insel zu tun, deren Bewohner sich die Zeit, in der sie aufgrund des häufigen stürmischen Wetters von der Umwelt abgeschnitten sind, mit Sagen und Seemannsgarn vertreiben. Touristen mag man auf der Insel, die ein Naturschutzgebiet ist, nicht ganz so gerne, allerdings bringen sie Einnahmen.
Neben dem Handlungsstrang um Tereza und Gabriel, der diesmal nicht großartig in Erscheinung tritt, spielt die Novelle, die sie von Gabriel ziemlich kommentarlos zum Lesen erhalten hat, eine große Rolle. Das stellt sich allerdings erst nach einiger Zeit heraus. Zuvor sind Tereza und die Leser mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Das gefällt mir an dieser Krimi-Reihe von Gabriela Kasperski, dass wir es hier nicht unbedingt mit einem „Whodunit“-Krimi zu tun haben, sondern, dass sich das Offensichtliche geschickt verbirgt. Hier hat sie sich nach eigenen Angaben an eine „huis clos“-Variante (also „geschlossene Gesellschaft“) herangewagt. Ein gelungenes Wagnis, wie ich meine! Die Bezeichnung „huis clos“ lässt sich hier auf zwei Arten interpretieren: Einerseits wegen der Bewohner von Ouessant, die schon durch ihre Eigenarten, eine verschworene Gesellschaft sind und andererseits durch die wetterbedingte Isolation der Insel.
Der Schreibstil ist wie immer flüssig und gut zu lesen. Ich finde es gut gelungen, Tereza außerhalb ihres üblichen Kontexts agieren zu sehen. Der Ausflug in die Geschichte rund um einen Schiffsuntergang, der Auswirkungen bis in die Gegenwart hat, macht dieses Buch sehr interessant.
Schmunzeln musste ich über Terezas „Boule-Rouge“, die wie eine Wundertüte, das gerade benötigte Werkzeug hervorbringt. Die Tasche muss ja gefühlt 50kg haben. Ich kenne das gut, denn meine Tasche enthält auch alles Notwendige: Vom Pflaster über Nähzeug bis zum Multitool - frau kann ja nie wissen ....
Und ja, Gabriel Mahon darf sich ein wenig weiterentwickeln. Er ist zwar nach wie vor wortkarg und eigenbrötlerisch, aber immerhin ist eine Umarmung für Tereza drinnen. Mal sehen, was Frau Autorin mit ihm weiter vor hat. Wenn ich Gabriel mit einem Wort beschreiben müsste, wäre AUSTER wohl das richtige. Ziemliche raue Schale, fest verschlossen und ein weiches Inneres.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Ausflug auf die sturmgebeutelte Insel Ouessant 5 Sterne und eine Leseempfehlung.