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Veröffentlicht am 27.05.2023

Istrien pur auf dem Teller und im Herzen

Istrien - Deutscher Kochbuchpreis 2023 Silber
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Paola Bacchia hat mit ihrem Kochbuch "Istrien" eine kleine Liebeserklärung an das Land ihrer Vorfahren verfasst, lässt Geschmäcker, Aromen und Düfte durch die Seiten wehen und würzt diese mit ganz persönlichen ...

Paola Bacchia hat mit ihrem Kochbuch "Istrien" eine kleine Liebeserklärung an das Land ihrer Vorfahren verfasst, lässt Geschmäcker, Aromen und Düfte durch die Seiten wehen und würzt diese mit ganz persönlichen Einblicken in ihre Familiengeschichte. Daraus entsteht eine wirklich gelungene Rezeptsammlung, die nicht nur optisch wunderschön präsentiert wird - Leineneinband in sonnig hellem Gelb, blauem Schriftzug, orange-gold schimmernden Oliven und farbigem Buchschnitt, sondern auch randvoll gefüllt ist mit ganz viel Liebe, Herzenswärme und Erinnerungen. Ein Kochbuch, dessen Gerichte die gesamte Familie am Esstisch versammelt und zum gemeinsamen Essen und Genießen einlädt.

Mahlzeiten, die sich wie eine liebevolle Umarmung anfühlen, Trost spenden und nach Sonne, Meer und Heimat schmecken. Keine Sterneküche, sondern bodenständige Gerichte, die eine Vielfalt an mediterranen Köstlichkeiten bereit hält und die eine Mischung aus istrianischer, italienischer und österreichischer Küche sind.

Liebevoll zusammengestellt und verständlich aufgeschrieben wird die Suppenliebe nicht nur zur inneren Wärme für kalte Tage, die Würze von Knobi, Zwiebel und Oliven macht jedes Gericht schmackhaft und durch das ganze Haus ziehen unglaublich verlockende Düfte. Die Zubereitung ist für Kochneulinge genauso durchführbar wie für bereits geübte Kochlöffelnutzer;innen, denn hier wird mit Herz und gekocht und aufgetischt.

Gefüllte Spitzpaprika aus dem Ofen, Gewürzkuchen mit Schokolade & Sauerkirschen, Erbsen-Speck-Strudel, Pilz-Paprika-Gulasch, Kirschenknödel mit Orange & Zimt und überbackene Muscheln sind einfallsreiche und leckere Gerichte, die Istrien pur auf den Teller zaubern.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Mystisch, geheimnisvoll und wild wie die raue See

Bretonisch mit Sturm
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Gibt es etwas romantischeres als eine Hochzeit auf einer Insel ? Tereza packt ihre Koffer, folgt Gabriel nach Ouessant und möchte einfach nur eines - die nächsten Tage bei gutem Essen und in netter Gesellschaft ...

Gibt es etwas romantischeres als eine Hochzeit auf einer Insel ? Tereza packt ihre Koffer, folgt Gabriel nach Ouessant und möchte einfach nur eines - die nächsten Tage bei gutem Essen und in netter Gesellschaft genießen. Doch schon die Überfahrt verlangt der Buchhändlerin alles ab, denn der Wellengang lässt nicht nur das Schiff ordentlich auf und ab tanzen. Auf der Insel angekommen, reißen die Hiobsbotschaften einfach nicht ab. Tote Vögel als Unheilsboten, ein abgängiger Bräutigam und ein tobender Sturm verlangen Gästen und Inselbewohner:innen einiges ab. Terezas Nachforschungen lassen sie in die Vergangenheit abtauchen, die grausame Überraschungen bereit hält.....


Diese Krimi-Reihe ist wie eine gute Flasche Wein - je älter sie wird, desto besser die einzelnen Romane. Gabriele Kasperski lässt den Sturm toben und die aufgepeitschten Wellen ziehen die Leser:innen regelrecht in die Geschichte hinein, lassen sie nicht mehr los und spülen sie erst wieder in das Hier und Jetzt zurück, wenn die letzte Seite gelesen und das Buch zugeklappt ist.

Die Idee von der Geschichte in der Geschichte finde ich mehr als gelungen, hält sie doch die Neugier hoch und kurbelt das Kopfkino ordentlich an. Die beiden Zeitstränge scheinen miteinander zu verschmelzen und die Lese:rinnen fühlen sich wie Zeitenwandler:innen, die sich mal im 21. Jahrhundert und dann wieder Ende des 19. Jahrhunderts befinden, um auf Spurensuche gehen. Dabei wird Tereza zur Vertrauten, denn durch ihre Gedanken lernen die Lesenden die Aufzeichnung von Mabel noch intensiver kennen. Die abenteuerlichen Ereignisse werden quasi überlebensgroß, spulen sich wie ein sepiafarbener Film vor dem inneren Auge ab und ermöglichen so einen ganz intensiven Lesegenuss.

Die Autorin ist eine Meisterin des Storytelling und sie weiß, wie sie Spannungsbögen kreiert, geschickt kunstvolle Pausen einlegt und einzelne Elemente wie Zahnräder ineinander greifen lässt, sodass aus den bisher unerzählten Geschichten und Schicksalen ein faszinierender und sehr lebendiger Trip in die Vergangenheit wird.

Aktuelle Themen wie der Kampf gegen die Klimakrise und der Versuch, Inselwohl und Naturschutz unter einen Hut zu bringen, geben dem Roman eine gewisse Brisanz, die zum Nachdenken anregt.

Die Figuren sind facettenreich angelegt, dürfen ihre Ecken und Kanten ausleben und zeigen die ganze Bandbreite an Charakterzügen, die ihre Träger:innen mal mehr, mal weniger vorteilhaft in den Vordergrund rücken. Besitzansprüche, Ängste, Aberglaube und vieles mehr halten nicht nur Tereza auf Trab. Die Leser:innen werden mit den stürmischen Böen regelrecht durch die Handlung gepeitscht, fühlen die Gischt auf den Wangen und fiebern mit, wie sich das ein oder andere Geheimnis wohl lüften wird.

Aus Freunden werden Gegner, aus Nachbarn Feinde und am Ende.....das wird nicht verraten :) Tereza hat auf jeden Fall alle Hände voll zu tun, um im Nebel nicht die Orientierung zu verlieren und Licht ins Dunkel zu bringen. Spannend wie immer, einfallsreich und absolut lesenswert !

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Ein sehr privater Fall für Zetterberg

Schwedenlicht
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Es ist für Rosa ein Albtraum, in dem sie sich gerade befindet und aus dem es wohl kein Aufwachen gibt - sie liegt neben ihrem toten Freund, die Hände voller Blut, aber erinnern kann sie sich nicht. Einzig, ...

Es ist für Rosa ein Albtraum, in dem sie sich gerade befindet und aus dem es wohl kein Aufwachen gibt - sie liegt neben ihrem toten Freund, die Hände voller Blut, aber erinnern kann sie sich nicht. Einzig, dass sie am Abend vorher eine Vernissage besucht haben, findet noch in ihrem Gedächtnis einen kleinen Platz. Niklas und Emma werden mit der Klärung des Mordfalles beauftragt, aber ein Motiv für Rosa scheint es nicht zu geben. Die kleine Örtchen Kivik wird aber plötzlich Schauplatz für weitere Verbrechen und diese greifen Niklas Privatsphäre an. Aber was steckt hinter all diesen grausamen Taten ?

Jobst Schlennstedt lässt sein alter Ego Jesper Lund wieder die schwedische Autorenfeder schwingen und entführt seine Leser;innen in die malerische Landschaft, die plötzlich Blut durchtränkt und voll dunkler Geheimnisse ist. Der Einblick in die Kunstfälscherszene ist mehr als gelungen und lässt bei mir die Frage aufkommen, in wieweit die hier geschilderte fiktive Vorgehensweise nicht doch auch in der Praxis vorkommt, um ordentlich Geld in die Kasse zu spülen. Ist es wirklich so einfach, Kunstwerke herzustellen, um sie dann auf dem Markt zu utopischen Preisen zu verkaufen ?

Die Recherchen haben sich auf jeden Fall gelohnt, denn dieser Fall ist nicht nur vom Erzähltempo rasant, sonder er hat auch eine gewisse Dynamik, die sich in einer sehr gekonnt gesetzten Spannungsspirale hochschraubt. Dadurch, dass Zetterberg persönlich betroffen ist, wird alles gleich noch brisanter, emotionaler und authentischer. Emma und Niklas wühlen in einem Konstrukt aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen, die auf den ersten Blick scheinbar nichts miteinander zu tun haben und doch irgendwie verbunden sind.

So erscheinen mögliche Verdächtige auf dem Whiteboard der Ermittelnden und auch die eigenen Notizen füllen sich mit immer mehr Stichpunkten, aber die Lösung bleibt bis zum Ende des Buches unter Verschluss. Der Showdown ist wirklich ein gelungener Schachzug des Autors, denn hier werden die dunkelsten Geheimnisse offenbart, die in einem Menschen schlummern können. Fassungslos lese ich, wie sich die Wahrheit ans Tageslicht kämpft und bin ehrlich schockiert, wie jemand so stoisch gelassen ein Verbrechen gesteht.

Der zweite Band ist nochmal eine Klasse besser als der Start in diese neue Krimi-Reihe und ich bin neugierig, wie der Schreibende mit dem nächsten Band seine eigene, sehr hoch gelegte Messlatte wieder toppen wird. Klare Leseempfehlung !

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Bergtage sind Lieblingstage

Komm mit in die Berge! Das große Vorlesebuch für die Ferien
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Berge sind für Kinder faszinierend - groß und grau türmen sie sich vor ihnen auf, der Donner eines Gewitters grollt gleich doppelt so laut, mit der Sesselbahn schwebt es sich herrlich dem Gipfelkreuz entgegen ...

Berge sind für Kinder faszinierend - groß und grau türmen sie sich vor ihnen auf, der Donner eines Gewitters grollt gleich doppelt so laut, mit der Sesselbahn schwebt es sich herrlich dem Gipfelkreuz entgegen und auch die eine oder andere Kraxeltour machen die Ferien zu einem echten Abenteuer. Was liegt also näher, als ein wunderbares Vorlesebuch extra für die nächsten Bergferien zu kreieren, um all die kleine und großen Bergfans zu begeistern.

"Komm mit in die Berge!" ist eine wunderschöne Idee, in der 25 Autor:innen Geschichten erzählen, die auf das jeweilige Vorlese- bzw Selbstlesealter abgestimmt sind. Erkennbar an den bunten Seitenzahlen, führt dieses Farbkonzept durch die Leseleiter bis hin zum (Lese-)Gipfelkreuz.

Da murmeln Tiere, das stille Örtchen wird magisch, ein Krokodil versteckt sich in den Alpen und vieles Lesenswerte mehr verbirgt sich hinter den wirklich niedlich gestalteten Buchdeckeln, die einen ersten Ausblick auf den Inhalt geben. Spannend, abwechslungsreich, magisch, rätselhaft - das Buch ist eine herzliche Einladung, die Bergwelt gemeinsam mit den Eltern zu entdecken, den Geheimnissen von Berghexen und Wolkenwesen auf die Spur zu kommen und unvergessliche Ferien zu erleben.

Wunderschön illustriert, liebevoll erzählt und mit ganz viel Herz für Kinder ist dieses Buch ein absolutes Muss im Reisegepäck.

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Veröffentlicht am 18.05.2023

Wer zweimal stirbt, ist trotzdem tot (Romina Angeli)

Klippensturz
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Laura versteht die Welt nicht mehr, denn wie kann ihre verstorbene Großmutter ihr eine Villa in Kroatien vererben, wenn sie bereits seit Jahren tot ist ? Da hilft nur eines: Den Weg nach Pula antreten, ...

Laura versteht die Welt nicht mehr, denn wie kann ihre verstorbene Großmutter ihr eine Villa in Kroatien vererben, wenn sie bereits seit Jahren tot ist ? Da hilft nur eines: Den Weg nach Pula antreten, dort mit dem Notar sprechen und all die Fragen klären, die Laura unter den Nägeln brennen. Aber erben ist gar nicht so einfach, denn Laura findet den Notar ermordet vor, das Testament ist unauffindbar und so mach dunkles Geheimnis dringt aus den verwinkelten Gassen der Stadt....

Edith Kneifl eröffnet nicht nur ein unglaubliches Testament, sondern sie öffnet auch die Büchse der Pandora und lässt die Geschichte Kroatiens sehr lebendig werden. Die Tagebuchaufzeichnungen von Nataljia geben sehr emotionale und aufschlussreiche Einblicke, die Ermittlungen in Pula bieten mehr als eine "normale" touristische Stadtführung und lassen aus jeder Ecke und jedem Winkel die verborgenen Geheimnisse wie Spinnen hervorkriechen.

Die istrische Vergangenheit unter Tito wird ebenso beleuchtet und Kneifl vermittelt auf interessante und äusserst spannende Weise die Geschichte des Landes, legt hier und da den Finger in die Wunde und lässt die Herzen höher schlagen, wenn große Gefühle in einer tragischen Liebe enden. Es ist ein gelungener Mix aus Krimi, Familiensaga, Romanze und Reiseführer, den Kneifl hier für ihre Leser:innen bereit hält.

Die Handlung ist spannend und wendungsreich, die Schönheiten des Urlaubslandes wecken das Fernweh (am liebsten möchte ich sofort wieder auf die Brijuni Inseln, nach Buzet, Groznjan, Motovun oder ins Ucka-Gebirge) und die kulinarische Köstlichkeiten machen Heißhunger - auf das Buch, auf die regionalen Gerichte und einen unvergesslichen Urlaub in Kroatien. Zwischen Vergangenheitsbewältigung, geschichtlichem Exkurs und gefühlvollen Sequenzen gibt es aber genügend Möglichkeiten, eigene Ermittlungen anzustellen, um dem Widersacher auf die Spur zu kommen.

Ein richtig guter Urlaubskrimi, der auf jeden Fall mit ins Gepäck gehört !

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