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Veröffentlicht am 13.08.2023

Am Fluss

Kerbholz
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Im Jahr 1978 erhält der Engländer John Chamberlain ein Angebot für einen Job in Neuseeland. Gemeinsam mit seiner Frau Julia und den vier Kindern möchte er vor Arbeitsantritt das Land erkunden. Bei regnerischem ...

Im Jahr 1978 erhält der Engländer John Chamberlain ein Angebot für einen Job in Neuseeland. Gemeinsam mit seiner Frau Julia und den vier Kindern möchte er vor Arbeitsantritt das Land erkunden. Bei regnerischem Wetter geschieht ein tragischer Unfall, den nur die drei älteren Kinder überleben. Zum Glück werden sie nach kurzer Zeit in de Wildnis von Einheimischen aufgenommen. Allerdings müssen die Kinder feststellen, dass ihre Retter durchaus eigene Ziele verfolgen. Dass die Familie in England intensiv nach ihnen sucht, ahnen sie nicht. Besondere ihre Tante Susanne will lange nicht glauben, dass die Chamberlains einfach spurlos verschwunden sind.

Die Erlebnisse der Kinder sind nicht leicht zu ertragen. Sie müssen den Verlust ihrer Eltern und ihrer kleinen Schwester verwinden. Gleichzeitig hoffen sie, dass sie überleben. Katherine; Maurice und Tommy haben unterschiedliche Verletzungen davongetragen und es erscheint keineswegs sicher, dass sie überleben. Sie sind deshalb erstmal heilfroh als sie von einem Typen gefunden werden, der zwar etwas abgerissen aussieht und eher brummelig daherkommt, der sie aber zu einem Haus bringt. Dort werden die Kinder von Martha versorgt. Allerdings gibt es im Haus von Martha und Peters keinen Strom und die Fragen der Kinder nach einer Stadt oder einem Arzt, werden ausweichend beantwortet.

In diesem beeindruckenden Roman werden die Ereignisse nach einem tragischen Unfall auf besondere Art geschildert. Diese Art sollte man sich selbst erschließen, denn daraus zieht sich das Überraschende des Buches. Mit den Kindern empfindet man, sie verlieren ihre Eltern, ihre Sicherheit und sie wollen in der rauen Landschaft überleben. Obwohl Katherine und Maurice kaum Teenager sind Tommy sogar noch jünger, müssen sie irgendwie klarkommen. Die eigennützige Rettung durch Peters hilft ihnen insoweit, dass sie weitgehend gesunden. Doch der Wunsch nach der echten Rettung, der Rückkehr in die Zivilisation, bleibt zunächst unerfüllt. Gleichzeitig verfolgt man die Suche, die Suzanne von England aus startet. Ihre schwindende Hoffnung macht einen traurig, weil man als Leser zwangsläufig weiß, dass wenigstens die Kinder noch leben. Zwar überkommt einen das Gefühl, der Roman sei ein wenig zu früh beendet, doch ist man beim Lesen dieser ungewöhnlichen Geschichte so gepackt, dass man kaum aufhören kann bevor die letzte Seite umgeblättert ist.

Veröffentlicht am 13.07.2023

Aotearoa

6 Tote
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Die Polizistin Hana Westerman tut ihren Dienst in Auckland. Ihre siebzehnjährige Tochter Addison, die bei ihrem Vater lebt, probiert sich als Künstlerin und Sängerin aus. Hana und ihr Ex-Mann Jaye werden ...

Die Polizistin Hana Westerman tut ihren Dienst in Auckland. Ihre siebzehnjährige Tochter Addison, die bei ihrem Vater lebt, probiert sich als Künstlerin und Sängerin aus. Hana und ihr Ex-Mann Jaye werden werden auch die Wache gerufen. Es scheint so als habe Addison diesmal über die Stränge geschlagen. Bald darauf entdeckt Hana einen Toten, der in einem geheimen Raum versteckt ist. Er wurde mit gefesselten Händen und Füßen aufgehängt. Ein Mord, für den es kein Motiv zu geben scheint. Allerdings muss sie bald feststellen, dass die die Nachforschungen zu dem Todesfall sie auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontieren werden.

Laut Klappentext soll dies der erste Fall für Hana Westerman sein, wobei man gespannt sein darf, was für eine Überleitung der Autor wählen wird. Hana gehört zu den Maori und schon als junge Frau stand es für sie fest, dass das der richtige Beruf für sie ist. Sie hat gelernt in ihrem Beruf nach vorne zu blicken und immer den nächsten schwierigen Fall zu lösen. Dass sie jedoch wegen ihrer Herkunft und der Kolonialgeschichte Neuseelands einmal an ihren Idealen zweifeln würde, damit hat sie nicht gerechnet. Doch Hana Westerman will und muss sich stellen. Jaye, der nicht nur ihr Ex, sondern auch ihr Chef ist, ist in die Ermittlungen eingebunden.

Mit Detective Senior Sergeant Hana Westerman betritt eine sehr interessante Ermittlerin die Bühne, wobei Auckland auch ein tolles Setting ist. Während des Lesens ist festzustellen, wie wenig über die Geschichte Neuseelands und ihrer Einwohner bekannt ist. Auch am anderen Ende der Welt sind die Kolonialmächte sehr rücksichtslos und unachtsam mit denen umgegangen, die eigentlich eher da waren. Erst in der heutigen Zeit wird Eigentum zurückgegeben, allerdings bei weitem nicht in dem Umfang, der angemessen wäre. Und Hana hat den Weg zu den Weißen gewählt, was ihre Familie nicht vollständig verstehen kann. Dieser Widerspruch zwischen der Tradition ihrer Herkunft und den Ansprüchen des von Weißen geprägten Polizeidienstes trägt diesen Roman. Es dauert ein Weilchen, bis das erkennbar wird, doch dann hat man einen ausgesprochen packenden Kriminalroman, der so lehrreich ist, dass man gerne bald mit dem nächsten Fall weiterlernen möchte. Ein sehr gelungener Reihenstart.

Veröffentlicht am 05.07.2023

Verloren

Die Postkarte
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Anfang 2003 erhält Annes Mutter eine Postkarte, auf der lediglich vier Namen notiert sind. Von ihrer Mutter erfährt sie, es sind die, Namen von Annes Urgroßeltern, die in Auschwitz ermordet wurden. Anne ...

Anfang 2003 erhält Annes Mutter eine Postkarte, auf der lediglich vier Namen notiert sind. Von ihrer Mutter erfährt sie, es sind die, Namen von Annes Urgroßeltern, die in Auschwitz ermordet wurden. Anne beginnt sich für ihre Familiengeschichte zu interessieren. Dass sie Jüdin ist, war in ihrem Leben nie ein Thema. Doch nach Erhalt der Karte, beginnt sie Nachforschungen anzustellen und mit ihrer Mutter zu sprechen. Annes Forschungen verlaufen zunächst ein wenig im Sande. Erst Jahre später als ihre eigene kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, will Anne die ganze Geschichte erfahren. Was macht es mit ihr selbst, Jüdin zu sein.

Sehr unmittelbar ist diese Geschichte erzählt von Anne Berest, schließlich ist es ihre eigene Familie, von der sie schreibt. Im heutigen Paris und überhaupt auf der Welt sollte es keine Rolle mehr spielen, was für eine Herkunft jemand hat. Doch die Autorin lässt erfahren, dass dem mitnichten so ist. Obwohl sie die Geschichte ihrer Vorfahren nicht kennt, so trägt sie sie doch in sich. Und nach dem die Postkarte im Briefkasten gelandet ist, beginnt sie zu fragen. Ihre Mutter hilft Anne bei der Recherche und stellt zur Verfügung, was sie an Dokumenten hat. Gemeinsam machen sich die Frauen auf die Suche nach weiteren Informationen.

Dieses Hörbuch wird ruhig, ein wenig distanziert und möglicherweise gerade dadurch beeindruckend vorgetragen von Simone Kabst. Ein wenig schade bei Hörbüchern, in den Namen vorkommen, deren Schreibweise man nicht zwingend kennt, dass man eben diese Schreibweise nur erahnen kann. Man ist gefesselt von dem Rätsel um die Postkarte, dem Anne und ihre Mutter mit echtem Spürsinn nachgehen. Ein Ruf aus der Vergangenheit erschallt da. Die Erzählungen aus eben dieser Vergangenheit sind lebendig und authentisch, in ihrer Offenheit und Direktheit bedrückend und tragisch. Es möchte einem das Herz stehen bleiben, wenn man hört, wie mit leichten Worten geschildert wird, wie Menschen deportiert, gequält und ermordet werden. Wie kann eine Familie da bestehen? Am ehesten, in dem nicht gesprochen wird, über die Lieben, die nicht weiterleben durften und die, die nicht geboren werden durften, durch die Schuld der Nazis und einiger Kollaborateure. Hoffnung gibt, dass Anne Berests Mutter bereit ist zu sprechen und wir so von der Postkarte erfahren. Ein beeindruckendes Buch, welches man nicht so schnell vergessen wird.

Veröffentlicht am 28.06.2023

Der Hüter

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Schuldig
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Nun ist Harry Dresden Hüter des Weißen Rates, eine Aufgabe, die zwar herausgehoben, aber nicht immer angenehm ist. Schließlich muss er die ausfindig machen, die die Gesetze der Magie gebrochen haben. Zur ...

Nun ist Harry Dresden Hüter des Weißen Rates, eine Aufgabe, die zwar herausgehoben, aber nicht immer angenehm ist. Schließlich muss er die ausfindig machen, die die Gesetze der Magie gebrochen haben. Zur Zeit sieht es so aus als würden seine Fähigkeiten schneller gebraucht als ihm lieb sein kann, denn in Chicago häufen sich die Anzeichen, dass schwarze Magie betrieben wird. Alles scheint auf eine Horrorfilm Convention hinzudeuten, bei der die Monster förmlich von der Leinwand tropfen. So richtig passt es dann nicht, dass Harry das Gefühl hat, sich um Molly, die siebzehnjährige Tochter seines Freundes Michael Carpenter kümmern zu müssen.

Im achten seiner dunklen Fälle muss Harry Dresden lernen, mit seiner neuen Aufgabe als Hüter des Weißen Rates umzugehen. Die Härte, die ihm abverlangt wird, erweist sich als echte Bürde. Seiner Meinung nach, sollte eingehend geprüft werden, ob ein Delinquent nicht doch eine Chance bekommen kann. Doch wenn auf dieser Convention schwarze Magie gewirkt wurde und damit die Monster angelockt wurden, die sich von Angst und Schrecken nähren, muss der Täter nicht so bestraft werden, dass derartiges nie wieder geschehen kann? Zunächst mal muss Harry den Auslöser finden, über den Rest kann er dann noch nachdenken.

Bei diesem kniffligen Fall bekommt es Harry nicht nur mit fiesen Monstern aus Horrorfilmen zu tun, die man kennt oder auch nicht, sondern auch mit ganz banalen Alltagsproblemen. Das gibt eine richtig tolle Mischung, wenn man auf der einen Seite irgendeine Figur aus einem Horrorfilm in Schach halten muss und sich auf der anderen Seite um sein eigenes Liebesleben kümmern muss und dazu noch die pubertierende aufmüpfige Tochter seines besten Freundes vor jedweder Gefahr beschützen möchte. Da muss Harry mal wieder die Quadratur des Kreises hinkriegen. Das liest sich ausgesprochen amüsant und kurzweilig trotz der knapp siebenhundert Seiten. Sehr gefällt auch, wie sich hier das Große und Ganze weiterentwickelt und es ist durchaus vorteilhaft, dass die einzelnen Bände der Neuveröffentlichung in relativ kurzem Abstand erscheinen, so hat man doch etliches noch im Kopf. Cover und Titel passen sehr gut zur Handlung.

Veröffentlicht am 24.05.2023

Teaterdonner

Maulwurf. Lorenz Lovis ermittelt
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Lorenz Lovix hat einen neuen Fall: Beim Theater-Verein wurden schon mehrfach Requesiten und Kulissen zerstört. Die Obfrau Marianne hat Lorenz engagiert, damit er sich bei den Proben einschleust und undercover ...

Lorenz Lovix hat einen neuen Fall: Beim Theater-Verein wurden schon mehrfach Requesiten und Kulissen zerstört. Die Obfrau Marianne hat Lorenz engagiert, damit er sich bei den Proben einschleust und undercover ermittelt. Doch auch sein bester Freund und ehemaliger Kollege bei der Polizei in Brixen hat große Probleme. Scatolin steht unter dem Verdacht, Informationen an einen Drogenring weitergegeben zu haben und er wurde vom Dienst suspendiert. Eine Katestrophe. Eigentlich will Scatolin nicht, dass Lorenz sich einmischt, aber, hallo, wozu sind Freunde da. Das nebenbei auch noch die Apfelernte begonnen hat, trägt zum Schlafdefizit des Neubauern bei.

Auch in seinem vierten Fall hat Lorenz Lovis einiges zu tun. Noch immer vermisst er seinen verstorbenen Onkel Sebastian, von dem er den Hof leider mit einigen Schulden geerbt hat. Das mit der Apfelernte ist ihm eigentlich zu viel, aber Geld muss reinkommen und dann muss die Arbeit getan werden. Zum Glück hat er ein paar gute Helfer, so dass er auch für seine Nachforschungen noch Zeit bleibt. Nur, womit er nicht gerechnet hat: Im Theaterverein darf er, um nicht aufzufallen, auf die Bühne. Und seine kleine stumme Rolle bekommt im Laufe der Proben immer mehr Gewicht. Auch die jungen Assistenten von Lorenz sind wieder mit am Start.

Mit den Fällen von Lorenz Lovis kann man einfach nichts falsch machen. Beim Lesen kommt man in Urlaubsstimmung. Und spannende Unterhaltung gibt es obendrein. Das Leben als Landwirt und Privatdetektiv ist nicht so einfach für Lorenz. Vor allem zeitraubend sind die verschiedenen Aufgaben, was Lorenz merkt, wenn er wieder mal zu spät kommt. Sorgen macht er sich um seinen Freund Scatolin. Undenkbar, dass der ein Maulwurf sein soll. Aber wer könnte der Übeltäter sein? Genau genommen ist jeder auf dem Revier verdächtig. Und in der Theatergruppe sieht es ähnlich aus, viele könnten Schaden anrichten wollen. Und so folgt man Lovis, der seiner Intuition folgt und manchmal auch nachdenkt. Immer wieder entdeckt man etwas Neues an Lorenz und seiner Crew und sie bleiben schrullig, menschlich sympathisch. Eine Reihe, die man jedem Liebhaber von Kriminalromanen wärmstens ans Herz legen kann.