Die Notwendigkeit der Gewalt
BabelRobin Swift wird in Kanton von einem englischen Professor vor dem Tod gerettet und nach Oxford gebracht, um dort dem britischen Empire in einem Turm namens Babel zu dienen. Mit Hilfe von Silberbarren, ...
Robin Swift wird in Kanton von einem englischen Professor vor dem Tod gerettet und nach Oxford gebracht, um dort dem britischen Empire in einem Turm namens Babel zu dienen. Mit Hilfe von Silberbarren, in die Wortpaare aus verschiedenen Sprachen eingeritzt wurden, kann Magie gewirkt werden. Robin und seine Kommilitonen, die auch exotische Sprachen beherrschen, fühlen sich erst als Auserwählte und können ihr Glück kaum fassen. Doch mit der Zeit wird ihnen klar, dass sie ausgenutzt werden und eigentlich nur Sklaven der Briten sind, die ihre Heimatländer unterdrücken und ausbeuten.
Ich habe aufgrund des Klappentextes und der Werbung für das Buch eine typische Fantasygeschichte erwartet.. Waisenjunge wird von Professor unter die Fittiche genommen, auf eine Schule geschickt, wo er Magie erlernen soll, findet dort Freunde usw.
Bekommen habe ich etwas vollkommen anderes.. eine Mischung aus historischem Roman, Gesellschaftsstudie, Sachbuch zur Linguistik und ein klein wenig Fantasy. Mir hat es trotzdem oder vielleicht gerade deswegen gefallen, aber ich kann verstehen, dass viele Leser etwas anderes erwartet und deshalb enttäuscht sind. Ganz wichtig finde ich den Teil des Titels, der im Original "Babel or the Necessity of Violence" heißt, der im deutschen Titel einfach weggelassen wurde.. damit ist von vornherein klar, wohin sich die Geschichte entwickelt: ob und wann ist Gewalt notwendig, um seine Ziele zu erreichen. Sowohl das britische Reich als auch der Hermes-Orden stehen vor dieser Frage und man merkt, dass die Antwort nicht so einfach zu finden ist.
Bsonders gefallen hat mir auch die Darstellung des zur damaligen Zeit üblichen Rassismus und der Einstellung zur Sklaverei, durch die alltäglichen Erlebnisse der ausländischen Studenten in England wird es dem Leser vor Augen geführt, wie diese verachtet und als niedere Wesen geduldet werden, weil sie nützlich sind, aber dass sie nie dazugehören werden.
Das Buch ist keine leichtverdauliche Kost, man muss sich Zeit dafür nehmen und wird dann mit einer spannenden Geschichte, einem tollen Schreibstil und vielen Informationen über Linguistik belohnt.