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Veröffentlicht am 08.10.2017

Hier kommt euer schlimmster Alptraum!

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Prinzessin Dylia nennt sich selbst Prinzessin Insomnia, denn das ist es, worunter sie leidet: Schlaflosigkeit. Weil sie manchmal bis zu achtzehn Tage lang nicht schlafen kann, gehört das Schloss im Dunkeln ...

Prinzessin Dylia nennt sich selbst Prinzessin Insomnia, denn das ist es, worunter sie leidet: Schlaflosigkeit. Weil sie manchmal bis zu achtzehn Tage lang nicht schlafen kann, gehört das Schloss im Dunkeln ihr, und dann läuft sie treppauf und treppab und denkt darüber nach, welche besonderen Worte sie sinnvoll verwenden kann. Man hat schon alles probiert, um sie von ihrer Krankheit zu heilen, doch nichts hat geholfen. Und dann erscheint eines Nachts Havarius Opal - der alptraumfarbene Nachtmahr - bei ihr und kündigt ihr an, sie in den Wahnsinn treiben zu wollen. Vorher jedoch fordert er sie auf, sich mit ihm auf eine besondere Reise zu begeben, und die Prinzessin stimmt zu (sie hat ja eh nichts Besseres zu tun).

Ein absolutes krasses (Hör)Buch! Das ist mein erstes Buch von Walter Moers, aber jetzt weiß ich, dass ich ihm viel zu lange entkommen bin - ich muss einfach mehr von ihm lesen oder hören. Mal davon abgesehen, dass er es schafft, eine echt scheußliche Krankheit so zu verpacken, dass man zwar merkt, wie schlimm das ist, aber gleichzeitig gibt er durch die Prinzessin Hoffnung, auf echt coole Art damit umzugehen. Dylia mag nicht jedermanns Lieblingsperson sein, aber sie gibt nicht auf, lässt sich überhaupt nicht unterkriegen und macht immer das Beste aus der Situation. Opal ist ein Griesgram, wie er im Buche steht, aber eigentlich hat er das Herz am rechten Fleck und er wird einem trotz aller Großmäuligkeit sympathisch. Dazu kommt dieser geniale Sprecher, Andreas Fröhlich, dem man richtig anmerkt, dass er großen Spaß an den Wortkreationen und Neuschöpfungen hat. Mein einziger Kritikpunkt besteht darin, dass gerade dabei manchmal ein wenig übertrieben wurde - wenn man das Gefühl hat, zehn Minuten lang ununterbrochen seltsame Wörter von A - Z zu hören, kann das schon ein wenig ermüdend werden. Das gibt einen halben Punkt Abzug in der Kür, von daher also 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Die Macht der Träume

Die Stadt der verbotenen Träume
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In einem von einem "Rat" diktatorisch geführten Inselstaat sind Menschen, die träumen können, Außenseiter und Verbrecher. Niemand will mit ihnen Kontakt haben, denn sie könnten ja ansteckend wirken. Die ...

In einem von einem "Rat" diktatorisch geführten Inselstaat sind Menschen, die träumen können, Außenseiter und Verbrecher. Niemand will mit ihnen Kontakt haben, denn sie könnten ja ansteckend wirken. Die fleißige und zurückhaltende Eliana aus dem Haus der Weberinnen - denn alle Menschen gehören einer Kaste an, der sie ihr Leben lang treu bleiben -, ist weder Rebellin noch aufrührerisch veranlagt. Doch auch sie kämpft gegen Träume, aus Angst, geächtet zu werden. Als eines Tages eine verletzte junge Frau ins Haus der Weberinnen gebracht wird, erschüttert das Elianas Weltbild bis in die Grundfesten, und sie muss sich fragen, was ihr wirklich wichtig ist: ihr ruhiges Leben oder Gerechtigkeit.

Der Schreibstil ist wirklich außergewöhnlich. So poetisch wie die Träume, die auf der Insel so verpönt sind. Viel, viel Raum bleibt für Interpretationen - nicht alle Fäden werden aufgewickelt, selbst denken ist durchaus erlaubt oder wird sogar verlangt. Das mag nicht jedermanns Sache sein, so dass ich es auch nicht uneingeschränkt empfehlen würde. Mir gefällt zum Beispiel sehr, dass aus der schüchternen Weberin keine mega Anführerin wird, keine Kampfmaschine, ja nicht einmal die Auserwählte oder wie das so gern in anderen Fantasyromanen zelebriert wird. Bis zum Schluss versucht sie zwar, das Richtige zu tun, aber sie ist weder die Erste noch die Wichtigste. Sie ist eine von vielen, daran ändert dann auch die Macht, die sie bekommt (oder auch nicht, eure Interpretation!) nichts. Ein wirklich literarisches Fantasybuch, das zum Nachdenken anregt und aufgrund der Sprache herausragt.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Homo Homini Lupus

Wolf Road - Die Angst ist immer einen Schritt voraus
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Es war einmal ein tiefer, dunkler Wald. Dort stand eine Hütte, und in dieser Hütte lebten ein Mann, der manchmal, aber auch nur heimlich, Vater von dem Mädchen genannt wurde, das dort wohnte ... Was gerade ...

Es war einmal ein tiefer, dunkler Wald. Dort stand eine Hütte, und in dieser Hütte lebten ein Mann, der manchmal, aber auch nur heimlich, Vater von dem Mädchen genannt wurde, das dort wohnte ... Was gerade so klingt wie ein Märchen ist gar keines. Denn eines Tages erfährt Elka, so der Name des Mädchens, etwas Entsetzliches. Trapper, der Mann, der sie im Wald gerettet und zehn Jahre lang aufgezogen hat, ist ein Mörder. Ein Serienkiller. Und eine knallharte Frau, Sheriff Lyon, ist ihm auf der Spur, und jeder, der gemeinsame Sache mit Trapper gemacht hat, wird ebenfalls gejagt. Elka lässt ihr altes Leben hinter sich und macht sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern - durch ein Land, das durch eine lange zurückliegende Katastrophe grausam und tödlich geworden ist, doch längst nicht so grausam und tödlich wie die Menschen, die in ihm wohnen.

Was dieses Buch besonders macht, ist, dass wir es hier nicht nur mit einem Thriller zu tun haben, sondern auch mit der Andeutung eines dystopischen Szenarios. Durch vage Erwähnungen Elkas kann man sich zusammenreimen, dass es irgendwann einmal einen Atomschlag oder "saubere Bomben" gegeben hat. Ein paar Überbleibsel davon sind Giftseen und ab und zu Stromversorgung, ansonsten leben die Menschen wie am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Brutalität, die sich in so vielem äußert, hat aber nicht unbedingt was mit dieser Katastrophe zu tun, sie ist ein Teil der Menschheit, scheint es, und Elka, in ihrer ungebildeten Art, weiß sie gut rüberzubringen. Um sich auf dieses Buch einlassen zu können, muss man sich mit Psychologie beschäftigen, gerade mit der Psyche von Kindern oder Gewaltopfern. Es geht um Verdrängung und dem Verschieben von Erinnerungen, von Aufbrechen derselben, um Copemechanism der primitivsten Form. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, zumal man sich viel selbst denken und zusammenstückeln muss, doch dafür bekommt man ein Buch, das einen nicht so schnell loslässt. Ich hätte mir noch einen Ticken mehr Tiefenpsychologie gewünscht, gerade bei der Dynamik zwischen Trapper und Elka, aber ansonsten war es eine faszinierende Lektüre. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Zeitreise

Käuzchenkuhle
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Mit diesem Buch begibt man sich in zweierlei Hinsicht auf eine Zeitreise. Zuerst einmal in die DDR (schätzungsweise Mitte der Sechziger, weil der Krieg anscheinend seit etwas über 20 Jahren vorbei ist) ...

Mit diesem Buch begibt man sich in zweierlei Hinsicht auf eine Zeitreise. Zuerst einmal in die DDR (schätzungsweise Mitte der Sechziger, weil der Krieg anscheinend seit etwas über 20 Jahren vorbei ist) und dann führt ein Teil der Handlung zurück in eben jenen Krieg (2. WK).

Jamboll heißt eigentlich Jean Paul Fontanon und ist stocksauer. Weil er sich vor kurzem den Arm gebrochen hat, darf er nicht mit seinen Klassenkameraden an die Ostsee fahren, denn das Toben, so sagte sein Arzt, wäre eher kontraproduktiv. So fährt er in den Ferien zu seinen Großeltern in ein kleines Dorf, abgeschoben fühlt er sich, weil seine Eltern auch noch eine Dienstreise nach Moskau machen. Doch zum Glück hat er aus vergangenen Ferien Freunde dort, Schraube, der stets und ständig an seiner alten Zündapp rumwerkt, Kristan, der unter einem saufenden Vater zu leiden hat und neu dazu ein Mädchen, Linde. Diese Freunde kann er auch gut gebrauchen, denn er bemerkt, dass sein Großvater sich verändert hat. Er steht in einem versteckten, doch hasserfüllten Streit mit einem Fremden mit der leisen Stimme, den Jampoll schon am ersten Abend kennengelernt hat. Was verbindet diese beiden Männer? Hat es was damit zu tun, dass sich der Großvater immer in seine Kammer einschließt, fieberhaft schreibt und eine alte Mütze umklammert? Jampoll kommt einer Sache auf die Spur, die sich in den letzten Kriegstagen zugetragen hat und er erfährt, dass selbst jetzt noch Nazis versuchen, unschuldigen Menschen etwas anzutun.

Ein unfassbar cooles Buch irgendwie. Klar, manche Sachen kommen einem schon irgendwie komisch vor. Ich würde nicht in meinen Ferien einem ehrgeizigen Lehrer helfen, in der Schule was aufzubauen, um ehrlich zu sein. Und nichts entschuldigt, dass besagter Lehrer einem seiner Schüler eine Ohrfeige verpasst. (Er entschuldigt sich dafür, aber es war irgendwie so komisch gelöst, so nach dem Motto, der Schüler meinte selbst, er hätte es provoziert.) Trotzdem ist es eine Zeitreise, und ich mochte die meisten Leute, und die, die ich nicht mochte, kamen mir authentisch vor, waren nicht einfach böse, um sich als Antagonist an die Brust zu trommeln, widerlich zu lachen und zu brüllen: Ich bin böse, weil ich es kann! Ich habe ein paarmal Wikipedia bemüht, weil es mich einfach interessiert hat, worauf manche Sachen basieren, und das war fast so spannend wie der Kriminalfall, der sich entwickelte. Dicke Empfehlung also von mir.

Veröffentlicht am 10.07.2017

M - ein Henker sucht einen Mörder

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
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Der alte Kuisl könnte hochzufrieden sein, ist er doch endlich in den erlesenen Kreis des Rats der Zwölf gewählt worden, in den nur die besten Henker Bayerns aufgenommen werden. Aus diesem Grund tritt er ...

Der alte Kuisl könnte hochzufrieden sein, ist er doch endlich in den erlesenen Kreis des Rats der Zwölf gewählt worden, in den nur die besten Henker Bayerns aufgenommen werden. Aus diesem Grund tritt er mit der ganzen Familie die Reise nach München an, und prompt gerät er in einen Fall von ermordeten jungen Mädchen. Als wäre es damit nicht getan, beschäftigen ihn und seine Familie Geldfälscher, der verschwundene Hund der Erzherzogin, brutale Mädchenhändler und dass Kuisls jüngere Tochter nicht nur ungewollt schwanger ist, sondern auch dringend einen Ehemann benötigt - nur ist unter Henkern das Ehemannmaterial eher rar gesät, zumal der TOD auch ihnen mit der Sense winkt.

Ein ganz schöner Wälzer, das Buch. Und doch hatte ich es extrem schnell ausgelesen, was für den flüssigen Schreibstil spricht. Das ist zwar nicht mein erstes Pötzschbuch, aber das erste, das ich mit der Henkersfamilie Kuisl verbracht habe - und ich hatte null Probleme, der Handlung oder den Verbindungen untereinander zu folgen. Höchstens, dass ich jetzt bereue, nicht schon vorher mit der Reihe angefangen zu haben. Die Personen wirkten auf mich sehr authentisch, keiner von denen kam mir wie vom Reißbrett vor, und obwohl ich nicht alle Familienmitglieder sympathisch fand (Simon, Paul), konnten sie mich überzeugen. Absolut gelungen ist auch der sehr präsente Nebendarsteller namens München - in die Stadt ein paar Jahrzehnte nach dem dreißigjährigen Krieg einzutauchen hat schon Spaß gemacht und zeugt von Pötzsch' super Recherche und seinem Können, anschaulich zu erzählen, ohne zu klingen, als würde er von Wiki abschreiben. Kriegt eine fette Empfehlung.