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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2023

Vielschichtig und mitreißend

Das letzte Bild
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Bei einem zufälligen Blick in die Zeitung meint die Schriftstellerin Eva, ein Bild ihrer Mutter Ingrid zu sehen. Doch es handelt sich um das Phantombild der „Isdal-Frau“, der Ingrid erschreckend ähnlich ...

Bei einem zufälligen Blick in die Zeitung meint die Schriftstellerin Eva, ein Bild ihrer Mutter Ingrid zu sehen. Doch es handelt sich um das Phantombild der „Isdal-Frau“, der Ingrid erschreckend ähnlich sieht. Die Unbekannte wurde 1970 ermordet in Norwegen aufgefunden, ihre Identität konnte nie geklärt werden. Eva beginnt zu recherchieren und deckt eine unglaubliche Familiengeschichte auf.
Lasst euch nicht von dem (ziemlich unglücklich gewählten) Cover des Buchs abschrecken, es handelt sich hier nicht um eine blumige Liebesgeschichte, sondern um einen packenden, mitreißend geschriebenen Kriminalfall. Er spielt in zwei Zeitebenen, im Jetzt hat Jonuleit mit Hilfe der Figur Eva alle Recherche-Ergebnisse zur „Isdal-Frau“ zusammengeführt, in der Vergangenheitsebene erzählt sie die Geschichte der Unbekannten, die sie Margarete genannt hat und führt im Nachwort auf, wo die Fakten enden und ihre Fantasie begonnen hat, die weißen Stellen in der Biografie der nie identifizierten Frau aufzufüllen. Und sie hat wirklich gute Arbeit geleistet, aus dem wenigen, was man über die Frau weiß, hat sie eine komplexe Geschichte gewoben, die sich über ein verlorenes Kind und die Schrecken des NS-Regimes bis in die 70er Jahre erstreckt, in denen Margarete bei ihrer Suche nach ihrer Familie den falschen Menschen vertraut. Für mich nicht nur eine unterhaltsame Lektüre, sondern auch ein faszinierender Einblick in die Arbeit einer Schriftstellerin, die aus einem eher mageren Gerüst an Fakten mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft eine vielschichtige, nachvollziehbare Geschichte geschaffen hat.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Spannender Auftakt einer Krimiserie aus Schweden

Sommersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 1)
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Von einem Einsatz im Bosnien-Krieg kehrt Kommissar Tomas Wolf traumatisiert zurück nach Schweden. Die Ermittlungen zu einem Serienmörder treiben ihn an seine Grenzen, er muss sogar gegen seine eigenen ...

Von einem Einsatz im Bosnien-Krieg kehrt Kommissar Tomas Wolf traumatisiert zurück nach Schweden. Die Ermittlungen zu einem Serienmörder treiben ihn an seine Grenzen, er muss sogar gegen seine eigenen Brüder ermitteln, die der Nazi-Szene angehören. Unterstützt wird er von der Journalistin Vera Berg, die mit der Suche nach dem Mörder ihre eigene Karriere retten und ihr chaotisches Privatleben in ruhigere Bahnen lenken will.
In „Sommersonnenwende“ wendet sich tatsächlich einiges im Privatleben der Ermittler, ob zum Guten oder Schlechten, das wird sich in den nächsten Bänden zeigen. Das Autorenteam hat interessante Figuren geschaffen: den kriegstraumatisierten Kommissar, der sich von seiner Familie trennt, die Journalistin, die aufgrund von eigenen Erfahrungen nicht in der Lage ist, die Verantwortung für den sechsjährigen Sohn ihres ehemaligen Lebensgefährten abzugeben… Das alles umrahmt von den eher mäßig spannenden Ermittlungen zu einem Serienmörder, hier schockiert vor allem die menschenverachtende Einstellung der Neonazis. Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Krimiserie, die mit zwei ziemlichen Knallern endet, so dass der nächste Band auf jeden Fall auf meiner Liste steht. Wo die Reise für Wolf und Berg dann hingeht, werden wir sehen.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Geschichte lebendig gemacht!

Das Licht im Rücken
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Ein Buch über die Erfindung der Leica, der ersten handlichen, massentauglichen Fotokamera, und wie sie die Welt verändert hat. Sandra Lüpkes erzählt vor allem von der Familie Leitz, vom Familienoberhaupt ...

Ein Buch über die Erfindung der Leica, der ersten handlichen, massentauglichen Fotokamera, und wie sie die Welt verändert hat. Sandra Lüpkes erzählt vor allem von der Familie Leitz, vom Familienoberhaupt Ernst II., seiner charismatischen Tochter Elsie und ihren drei Brüdern, die sich alle in die Firma einbringen und sie durch die Wirren des zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus steuern. Eng verbunden sind sie mit den Bewohnern Wetzlars, dem Firmenstandort, unter anderem mit der Familie Gabriel. Deren Mitglieder gehen sehr unterschiedliche Lebenswege, ihre Geschichte ist geprägt von Verlust und Verrat, aber die Heimat Wetzlar und die Faszination der Fotografie lässt sie nicht los.
Was für ein spannender Einblick in die Geschichte der Leica! Selber Hobbyfotografin, habe ich dieses Buch sehr genossen, Sandra Lüpkes hat einen angenehmen, informativen Schreibstil und erzählt packend und mit viel Mitgefühl von den Schicksalen ihrer Figuren. Die Fotos im Vor- und Nachsatz aus dem Archiv der Familie Leitz machen die Personen aus dem Buch lebendig und zeigen, wie genau die Autorin recherchiert hat. Dabei hat sie nicht nur Fakten aufgeführt, sondern hat vielschichtige, interessante Persönlichkeiten geschaffen und die Geschichte mit Leben gefüllt.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Was für ein Spaß!

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Darf ich vorstellen? Der Donnerstags-Mord-Club, vier Senioren 80+, die sich alte ungelöste Kriminalfälle vornehmen und sich auf Spurensuche begeben, altersgerecht natürlich. Doch dann passieren gleich ...

Darf ich vorstellen? Der Donnerstags-Mord-Club, vier Senioren 80+, die sich alte ungelöste Kriminalfälle vornehmen und sich auf Spurensuche begeben, altersgerecht natürlich. Doch dann passieren gleich zwei Morde in ihrer Nachbarschaft und bei Grabungen wird ein Skelett entdeckt, dass ebenfalls einen interessanten Fall verspricht…
Was für ein Spaß: Richard Osman lässt seine Senioren mit so viel Geist, Charme und Witz ermitteln, dass ihnen niemand widerstehen kann, schon gar nicht die Polizei, denen sie ins Handwerk pfuschen. Osman schickt sie mit einem selbstironischen Blick aufs Altern und viel Verständnis für menschliche Schwächen ins Rennen, und hat zudem eine Story kreiiert, die (trotz ein paar Längen) immer wieder in die Irre führt und dadurch Spannung erzeugt. Die Senioren nutzen ihre vermeintlichen altersbedingten Schwächen gnadenlos aus, um ihre Mitmenschen (vor allem das geplagte Ermittlerteam, das allzu oft nicht mit dem Tempo der Senioren mithalten kann) zu manipulieren, gehen dabei aber so liebenswürdig und amüsant vor, dass man als Leser unwillkürlich denkt: „So möchte ich mit 80 auch sein!“
Und das Beste: alle vier Charaktere sind so undurchsichtig und scheinen alle ihre Geheimnisse zu haben, so dass sicherlich noch einiges an spannenden Offenbarungen in den nächsten Bänden zu erwarten ist.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Mitreißend mit beklemmender Atmosphäre

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
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Wendy Darling, inzwischen 18 Jahre alt, hat ihren alten Freund Peter Pan vergessen. Vergessen hat sie auch, was mit ihren Brüdern geschehen ist, die seit 5 Jahren verschwunden sind, während Wendy selbst ...

Wendy Darling, inzwischen 18 Jahre alt, hat ihren alten Freund Peter Pan vergessen. Vergessen hat sie auch, was mit ihren Brüdern geschehen ist, die seit 5 Jahren verschwunden sind, während Wendy selbst damals ohne Erinnerungen im Wald gefunden wurde. Die Ungewissheit hat ihre Spuren hinterlassen, doch jetzt verschwinden wieder Kinder aus ihrer Stadt und Wendy trifft auf einen Jungen mit strahlend blauen Augen, der ihre Hilfe braucht und den Schlüssel zu ihren Erinnerungen haben könnte…
Aiden Thomas kenne ich schon durch den kunterbunten Roman „Yadriel und Julian“; in „Wendy und Peter“ hat er wieder sein Erzähltalent unter Beweis gestellt! Die Fortsetzung der Peter-Pan-Geschichten ist aber definitiv kein Kindermärchen, sondern ein ziemlich düsterer Young-Adult-Roman. Thomas hat hervorragend Wendys traumatisiertes Innenleben beschrieben, ihre Schuldgefühle und unverarbeitete Trauer. Außerdem baut er sehr überzeugend eine unheimliche, bedrohliche Atmosphäre auf und verbindet geschickt Fantasy- und Romance-Elemente. Der Endkampf mit Peters Schatten konnte mich nicht überzeugen, in der Szene ging mir alles zu einfach, als ob der Autor sich hier doch an die kindgerechte Märchenversion der Geschichte erinnert hätte. Aber die Erklärung für das Verschwinden von John und Peter fand ich dafür genial, eine sehr gute Auflösung!
Eine wirklich spannende, fantasievolle Geschichte für Jugendliche und Erwachsene, die ich dank des mitreißenden Schreibstils in Rekord-Zeit lesen konnte und sehr gern weiter empfehle.

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