Gefährliche Mission
„...Die wenigen Passanten hörten exakt zwei Schüsse. Sekunden später brachen die jungen Männer auf einem kleinen Platz in Darmstadt in der Mauerstraße zusammen...“
Schon nach wenigen Zeilen werde ich ...
„...Die wenigen Passanten hörten exakt zwei Schüsse. Sekunden später brachen die jungen Männer auf einem kleinen Platz in Darmstadt in der Mauerstraße zusammen...“
Schon nach wenigen Zeilen werde ich als Leser mit den ersten Mord konfrontiert. Den Tatort verlässt ein Mercedes mit erhöhter Geschwindigkeit.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden und vielschichtigen Krimi geschrieben. Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Dazu dienen auch die kurzen Kapitel mit schnell wechselnden Handlungsorten und Protagonisten.
Nach dem Mord wird Luigi Esposito, der Mann im Mercedes, verhaftet. Er gilt als der Kopf der Camorra. Allerdings kommt er als Täter nicht in Frage. Eher scheint es so, als sollte er das Opfer sein. Die beiden jungen Männer, die erschossen wurden, waren zur falschen Zeit am falschen Ort.
Esposito will aussagen und Ross und Reiter nennen, wenn er seine Familie in Sicherheit weiß. Er wird in die JVA Dieburg gebracht. Dort arbeitet die Vollzugsbeamtin Maria Saletti. Sie sieht die Chance, den Tod ihrer Cousine Anna vor 20 Jahren aufzuklären und ist bereit, für Esposito nach Neapel zu fliegen und sich nach seiner Frau zu erkundigen. Ihr Freund, Kommissar Ales ist anfangs dagegen, kann sie aber verstehen. Die Familie hat ihr damals die Schuld an Annas Tod gegeben.
Das ist aber nur ein Handlungsstrang. Sehr anschaulich werden die Verhältnisse in der JVA geschildert.
„...Das kann man echt nicht essen. Wenn weiter bei jeder Essensausgabe so ein Kram verteilt wird, warte ich nur darauf, bis der Erste den Essenskübel auf die Station schüttet...“
Maria kennt ihre Pappenheimer und weiß, was passieren kann. Schlechtes Essen ist aber noch das geringere Übel. In der JVA gilt eine gewisse Rangordnung. Drogengeschäfte und Erpressung werden von den Gefangene gekonnt unter der Decke gehalten. Hier schwingt eine Menge an Angst mit. Es gilt die Macht des Stärkeren.
Das Verhalten einiger Gefangener wird gekonnt in die Geschichte integriert. Dabei wird klar, dass nicht jeder aus seiner Verurteilung gelernt hat.
Ein zweiter Handlungsstrang führt mich nach Italien. Im Gegensatz zu Eposito, der sich Gedanken macht, warum er seine Frau nicht erreichen kann, weiß ich schon wesentlich mehr darüber.
Mit Maria lerne ich die verschiedenen Stadtteile von Neapel kennen.
„...Maria staunte nicht schlecht, als sie sich dem Stadtviertel Posillipo näherte. Überall alte Villen, die sich an die zerklüfteten Felsen der Küste schmiegten...“
In Neapel trifft sie nach 20 Jahren ihre Tante Rosanna wieder. Sie ist die einzige, die ihr nie eine Schuld gegeben hat. Ihr Mann sieht das ganz anders.
Über einen weiteren Handlungsstrang möchte ich mich nicht äußern. Das würde zu viel verraten. Auch, was Maria in Neapel sonst erlebt und erfährt, möge der künftige Leser selbst herausfinden.
Die Geschichte ist sehr geschickt aufgebaut. Die wirklichen Zusammenhänge werden erst nach und nach deutlich. Am Ende weiß Maria, wer ihre Cousine getötet hat. Das ist eine handfeste Überraschung und ein Schock.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erlaubt einen Einblick in die Mafia – Strukturen, in Geldwäsche und Korruption.