Cover-Bild Secondhand-Zeit
27,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 26.08.2013
  • ISBN: 9783446241503
Swetlana Alexijewitsch

Secondhand-Zeit

Leben auf den Trümmern des Sozialismus
Ganna-Maria Braungardt (Übersetzer)

Der Kalte Krieg ist seit über zwanzig Jahren vorbei, doch das postsowjetische Russland sucht noch immer nach einer neuen Identität. Während man im Westen nach wie vor von der Gorbatschow-Zeit schwärmt, will man sie in Russland am liebsten vergessen. Inzwischen gilt Stalin dort vielen, auch unter den Jüngeren, wieder als großer Staatsmann, wie überhaupt die sozialistische Vergangenheit immer öfter nostalgisch verklärt wird. Für Swetlana Alexijewitsch leben die Russen gleichsam in einer Zeit des "secondhand", der gebrauchten Ideen und Worte. Wie ein vielstimmiger Chor erzählen die Menschen in ihrem neuen Buch von der radikalen gesellschaftlichen Umwälzung in den zurückliegenden Jahren.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2023

Ein wichtiges, erschütterndes Buch

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Inhalt:
Dieses Buch ist eine tiefschürfende Reportage und beinhaltet Interwiews - Monologe - und einen ausführlichen Anhang. Es kommen Menschen zu Wort, welche die Sowjetunion und den Zerfall der Sowjetunion ...

Inhalt:
Dieses Buch ist eine tiefschürfende Reportage und beinhaltet Interwiews - Monologe - und einen ausführlichen Anhang. Es kommen Menschen zu Wort, welche die Sowjetunion und den Zerfall der Sowjetunion miterlebt haben und welche teilweise durch die Hölle gehen mussten, aber überlebt haben und nun erzählen können, was ihnen widerfahren ist.

Meine Meinung:
Vor allem während meines Bachelorstudiums (2011-2014) habe ich mich intensivst mit Komponist*innen der damaligen Sowjetunion (wenn auch zwar vor allem Georgiens) beschäftigt und das Thema hat mich nie wieder losgelassen. HIER habe ich dazu auch etwas geschrieben. Deshalb hat mir eine damalige Kommilitonin 2014 "Secondhand-Zeit" geschenkt. Ich habe sofort mit dem Lesen begonnen, das Buch aber dann wieder zur Seite gelegt. Der Reportageband hat es nämlich definitiv in sich. Nicht nur wirken die Texte oft schwerfällig und sogar teilweise wirr, sondern sind vor allem die Inhalte nichts für leichte Nerven. Die Nobelpreisträgerin Alexijewitsch hat nämlich mit zahlreichen Menschen Interviews geführt, respektive bei gemeinsamen Gesprächen ein Band mitlaufen lassen. Wir lesen also teilweise sehr lange, abgehackte, von der Autorin unkommentierte Monologe von Menschen, die in der Sowjetunion geboren worden sind und Revolutionen, Unterdrückung, Krieg und Folter erlebt haben. Die erlebt haben, wie Widerstände niedergeknüppelt, Verwandte in nassen Särgen zurückgebracht, Kinder an die Front gegangen und gefestigte Überzeugungen sowie der Glauben an das Gute im Menschen in den Grundfesten erschüttert worden sind.
Nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine habe ich das Buch wieder hervorgeholt und nun vor wenigen Tagen beendet. Es hat mich immer wieder zutiefst bewegt und ich musste zahlreiche Lesepausen einlegen. Teilweise, um den Inhalt sacken zu lassen, teilweise auch, um ein paar Ereignisse zu recherchieren. Das Buch fordert, da es wenige Informationen, sondern fast ausschliesslich Erfahrungsberichte beinhaltet. Es ist aber genau deshalb ein enorm wichtiges und starkes Buch, weil es betroffene Menschen zu Wort kommen lässt und lange nachhallt.

Meine Empfehlung:
"Secondhand-Zeit" ist ein enorm wichtiges Buch, ein Buch, das warnt, hinsieht, zu Wort kommen lässt. Aber auch ein Buch, das schmerzt und aufwühlt und für das ich sämtliche mögliche Triggerwarnungen aussprechen muss.