Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2023

Agentenkrieg in Triest

Sturm über Triest
0

Brunos Suspendierung nach den skandalösen Vorfällen mit Fedora ist aufgehoben und Bruno findet sich inmitten eines Falles, der ihm am Ende Wahrheiten über sich selbst bringen wird.

Österreich-Ungarn will ...

Brunos Suspendierung nach den skandalösen Vorfällen mit Fedora ist aufgehoben und Bruno findet sich inmitten eines Falles, der ihm am Ende Wahrheiten über sich selbst bringen wird.

Österreich-Ungarn will sich einen Platz unter den wichtigsten Seemächten Europas sichern und ist dabei Schlachtschiffe der Radetzky-Klasse zu bauen. Als Kopien der Baupläne gestohlen werden, ruft das Vertreter der europäischen Geheimdienste auf den Plan. Jeder bespitzelt jeden. Das nimmt zeitweise humoristische Züge an. Dann werden mehrere Agenten ermordet und der brüchige Frieden in Triest ist bedroht. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl seitens Bruno, die Lage in den Griff zu bekommen und seinem Verständnis von Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Erneut entführt mich der Autor in die Vielvölkerstadt Triest, das auch ein Tummelplatz der Agenten ist. In diesem besondere Milieu muss sich Bruno bewegen , um seinen Fall zu lösen. Zuerst hat mich die Vielzahl der anwesenden Agenten etwas verwirrt und ich brauchte ein paar Seiten, um mich mit ihnen vertraut zu machen. Es hat dann großen Spaß gemacht, zu beobachten, wie jeder versucht, den anderen auszuhorchen, ohne selbst etwas preiszugeben.

Um diesen Fall zu lösen , setzt Bruno alles aufs Spiel - seine Stelle,. seinen Ruf und nicht zuletzt sein Leben. Und ehrlich, ich hätte nicht auf ihn gewettet.

Eine Person ragt aus dem Heer der Agenten hervor - die russische Gräfin Olenina. Obwohl sie auf der falschen Seite steht, habe ich sie bewundert für ihren Esprit, ihre Schönheit, ihren Mut und ihre Intelligenz.

Wie bereits in den Vorgängerbänden zeichnet der Autor ein lebendiges und historisch korrektes Bild der Perle am Mittelmeer. Besonders gut gefallen hat mir dieses Mal die Beschreibung der Bora. Fast meinte ich , ihn ums Haus brüllen zu hören.

Auch war der Erzählstil und der Sprachduktus der damaligen Zeit erneut ein besonderes Vergnügen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2023

Spannender, perfekt durchdachter Krimi

Die stille Mörderin
0

Dies ist mein erster Fall, aber bereits der 2. Band in der Reihe um Kommissar Tom Simon. Das erschwerte meinen Einstieg etwas. Zwar konnte ich dem aktuellen Fall gut folgen, aber zu einigen Reaktionen ...

Dies ist mein erster Fall, aber bereits der 2. Band in der Reihe um Kommissar Tom Simon. Das erschwerte meinen Einstieg etwas. Zwar konnte ich dem aktuellen Fall gut folgen, aber zu einigen Reaktionen und Szenen, die das private Umfeld betreffen, fehlte mir dann doch das Hintergrundwissen .

Der neue Fall von Tom führt in die rechten politischen Kreise und die bessere Gesellschaft Hamburgs, was die Ermittlungen nicht erleichtert. Im Laufe der Nachforschungen muss sich Tom die Frage stellen, ob sein verschwundener Zwillingsbruder Marc, den charismatischen rechten Autor ermordet hat. Von nun an ist Tom mehr mit seinen eigenen Befindlichkeiten und Befürchtungen beschäftigt und noch schlimmer, er teilt sie nicht mit seiner Kollegin Katja oder seinen Vorgesetzten und begibt sich ohne Rückendeckung auf eigene Recherche. Hier fand ich Tom dann unprofessionell und sehr auf sich bezogen auf eine sehr selbst bemitleidende Weise, die es mir schwer machte, ihn zu mögen.

Ganz anders dagegen seine neue Partnerin Katja. Sie ist gerade heraus, taff, kollegial und betreibt Kampfsport. Zusammen bilden dann doch ein gutes Team.

Vielversprechende Spuren führen in das Milieu der illegalen Bare-Knuckle-Kämpfe, das eng mit der rechtsradikalen Szene verbandelt ist. Ich betrete dadurch eine mir fremde Welt, die fasziniert und abstößt. Zeitweise werden eine nicht geringe Anzahl verschiedener Ermittlungsansätze verfolgt, die immer wieder ins Leere laufen. Erst als die beiden Beamten tiefer in der Vergangenheit graben, ergeben einzelne Teile ein sinnvolles Ganzes. Und gas macht den Reiz und die Faszination des Krimis aus, dass am Ende vermeintliche Kleinigkeiten große Bedeutung erlangen und alles logisch und überzeugend zusammengeführt wird und das mit einigen dramatischen und überraschenden Wendungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2023

Ein ernüchternder Blick hinter die Kulissen der Filmindustrie

Komplizin
0

Die Me-Too Bewegung kratzt am Glamour der Filmindustrie. Es gibt Gerüchte um den Milliardär und mächtigen Filmproduzenten Hugo North. In diesem Zusammenhang bittet der angesehene Journalist Gallagher Sarah ...

Die Me-Too Bewegung kratzt am Glamour der Filmindustrie. Es gibt Gerüchte um den Milliardär und mächtigen Filmproduzenten Hugo North. In diesem Zusammenhang bittet der angesehene Journalist Gallagher Sarah Lai um ein Interview. Sarah hatte vor 10 Jahren mit North zusammengearbeitet. Das ist lange her und Sarah arbeitet nun als Dozentin. Nun kommen die Erinnerungen wieder und Sarah erzählt ihre Geschichte, die so voller Hoffnungen und Träume beginnt und ein sehr ernüchterndes und abstoßendes Bild Hollywoods zeigt.
Der Roman hat in meinen Augen zwei starke Argumente, die das Buch lesenswert machen. Da ist zum einen die Schilderung von Sarahs Anfängen bis hin zu ihrer Teilnahme an einer Golden Globe Verleihung.
Sarahs Eltern sind Hongkong- Chinesen und betreiben ein Restaurant. Sarahs Wunsch, in der Filmindustrie zu arbeiten , schlägt völlig aus der Art. Sarah ist zielstrebig, ehrgeizig und talentiert. Sie beginnt als Praktikantin bei einer kleinen Produktionsfirma. Sarah übernimmt immer mehr verantwortungsvolle Aufgaben. Die Firma unterstützt einen jungen Regisseur und produziert einen Film mit ihm, der es in die Preisverleihungen schafft. Dadurch erregen sie die Aufmerksamkeit von North, der als Geldgeber in die Firma einsteigt.
Ich kenne nur das fertige Produkt, das im Kino gezeigt wird. Von den Anfängen an mitzuerleben, wie ein Film entsteht, welche Schwierigkeiten zu überwinden sind, war deshalb Neuland für mich. Ich fand es spannend, interessant und es hat mein Verständnis für die Arbeit der Filmschaffenden befördert.
Der andere Punkt ist, die Autorin gibt mit Sarah der Me Too Bewegung ein Gesicht und eine Stimme. Dieser Aspekt hat mich sehr berührt und wütend gemacht. Es ist eine Geschichte von Geld, Machtmissbrauch, Abhängigkeiten , männlicher Selbstherrlichkeit und und zerstörter Träume.
Obwohl die Autorin die Geschehnisse sehr bedächtig vor dem Leser ausbreitet und es meiner Meinung nach auch ein paar Längen gab, entwickelt der Roman einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Ein in jeder Hinsicht lesenswertes Buch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2023

Mikrokosmos Semperoper und eine Liebe gegen alle Regln

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
0

Dresden hat sich schon immer mit der Kultur geschmückt und bekommt 1841 mit der Fertigstellung der Semperoper einen angemessenen Rahmen dafür. Die Bühne erstrahlt in hellem Licht und das Publikum klatscht ...

Dresden hat sich schon immer mit der Kultur geschmückt und bekommt 1841 mit der Fertigstellung der Semperoper einen angemessenen Rahmen dafür. Die Bühne erstrahlt in hellem Licht und das Publikum klatscht begeistert Beifall. All die helfenden Hände, die das Schauspiel erst ermöglichen, bleiben im Dunkeln.

Und genau von diesen unbekannten Helfern erzählt die Autorin. Ich fand das unglaublich spannend und auch berührend. Denn all die Geschichten und Schicksale zeichnen gleichzeitig ein Bild der damaligen Gesellschaft und sozialen Verhältnissen. So gab es keine soziale Fürsorge, wie wir sie kennen. Waisenkinder mussten betteln, stehlen oder sich prostituieren, um zu überleben.

Die Klassen waren klar getrennt, ein sozialer Aufstieg so gut wie unmöglich. Da ist es keine Überraschung, dass es politisch gärt und die Ideen der Revolution großen Zuspruch haben.

War das Leben damals durch Zwänge bestimmt, war es für Frauen fast völlig unmöglich , ein selbst bestimmtes Leben zu führen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Die Primaballerina verliebt sich in den falschen Mann, wird schwanger und gerät ins Elend. Der Erzeuger bleibt unbehelligt.

Auch in der Kunst waren Frauen nicht erwünscht, da man ihnen schlichtweg die nötige Begabung absprach. Elise Spielmann ist eine begnadete Geigenspielerin und träumt davon , auf der Bühne zu stehen. Durch Zufall trifft sie den Malergehilfen Christian in der Semperoper und beide verlieben sich. Eine Liebe, die allein schon wegen des Standesunterschiedes keine Zukunft hat. Zudem hat Elises Vater ihre Heirat mit einem alten Freund beschlossen, da er sich dadurch die Verwirklichung seines eigenen Lebenstraumes verspricht. Elise muss sich entscheiden : eine Zweckehe in gesicherten Verhältnissen oder eine Liebesheirat.

Ich habe Elise wahrlich nicht beneidet und ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte. Die Autorin schildert diese unschuldige Liebe in berührend schönen Bildern und man muss den beiden einfach alles gute wünschen.

Der Roman liest sich kurzweilig und breitet einen bunten Bilderbogen vor dem Leser aus. Dadurch , dass ich mich mit einzelnen Figuren identifizieren konnte, wurde eine ganze Palette unterschiedlicher Gefühle angesprochen und die sozialen Verhältnisse lebendig dargestellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.05.2023

Eine eher ungewöhnliche Folge aus der Serie um Libby, dennoch lesenswert

Der Tod, den niemand sehen kann
0

Owen und Libby freuen sich sehr auf ihr Kind. Die Welt ist friedlich und hell. Doch unbemerkt ziehen dunkle Wolken auf.

Owen bekommt es mit einem Doppelmord , ohne einen Hinweis auf Motiv und Täter, zu ...

Owen und Libby freuen sich sehr auf ihr Kind. Die Welt ist friedlich und hell. Doch unbemerkt ziehen dunkle Wolken auf.

Owen bekommt es mit einem Doppelmord , ohne einen Hinweis auf Motiv und Täter, zu tun. Libby und Julie unterstützen die Polizei in Baltimore bei der Suche nach einem brutalen Serienvergewaltiger, was schlimme Erinnerungen in Libby wachruft. Und wäre das nicht genug, droht eine Terrorgruppe damit, Cäsium freizusetzen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden.

All das tritt in den Hintergrund, als das Schicksal erbarmungslos in Libbys privaten Umfeld zuschlägt.

Das ist in meinen Augen ein eher atypischer Thriller aus der Feder der Autorin. Bislang hielt mich die Fahndung nach sadistischen Serientätern in Atem und damit verbunden interessante Einblicke in deren Psyche. Zwar müssen Julie und Libby einen Vergewaltiger dingfest machen, was mit beängstigenden Risiken verbunden ist, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig im familiären Bereich.

Das war für mich im ersten Moment befremdlich, da es unerwartet war, dafür aber emotional eine große Herausforderung und deshalb nicht weniger fesselnd als die bisherigen Bücher.

Nicht zu vergessen, die Bedrohung durch die radioaktive Verseuchung. Hier zeigen Julie und Libby ihr Können als brillante Profilerinnen. Gleichzeitig zeigt mir die Autorin , wie krank und realitätsfern solche Gruppierungen denken.

Mein besonderes Highlight war wieder mal eine Aussage Libbys vor Gericht, bei der sie ihre tolle Rhetorik zeigen kann.

Ungewöhnlich, aber nicht weniger packend wie die anderen Fälle und deshalb Daumen nach oben !

Lesezeichen setzen Inhalt melden

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere