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Veröffentlicht am 04.06.2023

Mehr Dinge als die, die sich mit dem Verstand erkennen lassen

Zwischen Himmel und Erde
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Geboren in eine bekannte Familie in Olinda (Brasilien), wächst Catarina im Schatten ihrer verstorbenen Tante Laura auf. Melissa dagegen kommt gebürtig aus dem Süden Londons und wurde von ihrer Mutter und ...

Geboren in eine bekannte Familie in Olinda (Brasilien), wächst Catarina im Schatten ihrer verstorbenen Tante Laura auf. Melissa dagegen kommt gebürtig aus dem Süden Londons und wurde von ihrer Mutter und Großmüttern aufgezogen. Im Januar 2016 treffen Melissa und Catarina erstmals aufeinander…

„Zwischen Himmel und Erde“ ist ein Roman von Yara Rodrigues Fowler.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Dazwischen gibt es acht Teile, die wiederum in mehrere Abschnitte untergliedert sind. Die Handlung umfasst die Jahre 1969 bis 2017. Erzählt wird nicht chronologisch, sondern mit Zeitsprüngen nach vorne und zurück.

Vor allem in sprachlicher Hinsicht ist der Roman auffällig und unverkennbar. Der Schreibstil ist sehr reduziert und wirkt daher recht modern. Die Beschreibungen sind überwiegend kurz, Dialoge dominieren. Darüber hinaus sind unterschiedliche Stilformen eingeflochten.

Catarina und Melissa, zwei interessante Protagonistinnen, stehen im Vordergrund der Geschichte. Eine Identifikation mit den beiden Frauen fiel mir nicht leicht. Dennoch werden die Figuren lebensnah dargestellt.

Inhaltlich ist der Roman eine Wundertüte mit vielen Themen, von denen ich manche gut nachvollziehen konnte, andere weniger. Die „Anmerkungen der Autorin“ habe ich leider erst zum Schluss hin entdeckt. Sie sind zum Verständnis sehr hilfreich. Alles in allem hat mir der rote Faden gefehlt.

Der Roman mit etwas mehr als 500 Seiten konnte mich leider nicht durchgängig fesseln. An mehreren Stellen konnte mich die Geschichte nicht abholen. Positiv anzumerken ist jedoch, dass sie abwechslungsreich und tiefgründig ist.

Der deutsche Titel weicht erheblich vom Original („There a more Things“) ab, wobei beide durchaus mehr miteinander zu tun haben, als es zunächst scheint. Dennoch finde ich die sehr freie Übersetzung nicht so gut gelungen. Hübsch, aber wenig aufschlussreich ist die Gestaltung des Covers.

Mein Fazit:
Mit „Zwischen Himmel und Erde“ hat Yara Rodrigues Fowler meine hohen Erwartungen bedauerlicherweise nicht in Gänze erfüllt. Wer Lust auf eine unkonventionelle und besondere Lektüre hat, für den wäre der Roman allerdings durchaus einen genaueren Blick wert.

Veröffentlicht am 01.06.2023

Zwei Freunde aus ungleichen Verhältnissen

Mit zitternden Händen
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Der Nikolaustag im Stockholmer Vorort Rönnviken: Ein Schuss fällt, ein Junge, der 14-jährige Billy, wird getroffen. Was ist passiert? Wie konnte es so weit kommen? Und was hat sein bester Freund Dogge ...

Der Nikolaustag im Stockholmer Vorort Rönnviken: Ein Schuss fällt, ein Junge, der 14-jährige Billy, wird getroffen. Was ist passiert? Wie konnte es so weit kommen? Und was hat sein bester Freund Dogge damit zu tun?

„Mit zitternden Händen“ ist ein Roman von Malin Persson Giolito.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 64 kurzen Kapiteln sowie mehr als 20 weiteren Einschüben („Die Jungen“). Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Eine Erzählebene umfasst das gegenwärtige Geschehen in einem Zeitraum von rund 18 Tagen. Darüber hinaus gibt es immer wieder Rückblenden.

Die Sprache ist anschaulich, atmosphärisch und überaus angemessen. Die Übersetzung von Thorsten Alms ist unauffällig.

Im Fokus stehen die beiden jungen Protagonisten. Billy und Dogge werden realitätsnah und mit psychologischer Tiefe dargestellt. Auch die übrigen Figuren wirken authentisch und ausreichend detailliert.

Aus inhaltlicher Hinsicht ist das Buch ein ungewöhnlicher Spannungsroman. Nicht nur der Kriminalfall an sich ist ein Thema. Es geht weniger um die Frage, wer warum genau geschossen hat, sondern mehr darum, wie Teenager derart auf die schiefe Bahn geraten können. Darüber hinaus stellt der Roman eine Art Gesellschaftsstudie dar. Er liefert viel Stoff zum Nachdenken und hat es mehrfach geschafft, mich zu berühren.

Auf den etwas mehr als 400 Seiten ist das Tempo nicht durchgehend hoch. Dennoch hat mich die Geschichte gefesselt. Die Auflösung empfinde ich als sehr schlüssig und glaubwürdig.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und hat ein passendes Motiv. Der deutsche Titel ist nah am Original und ebenfalls eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Mit dem Roman „Mit zitternden Händen“ hat mich Malin Persson Giolito nicht nur gut unterhalten, sondern auch emotional bewegt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.05.2023

Wie eine Begegnung das Leben ändern kann

So weit der Fluss uns trägt
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Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River am Fuße der Berge Colorados Ende der 1940er-Jahre: Auf einer alten, abgeschiedenen Pfirsichfarm lebt die 17-jährige Victoria Nash mit ihrem Vater und ihrem Bruder. ...

Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River am Fuße der Berge Colorados Ende der 1940er-Jahre: Auf einer alten, abgeschiedenen Pfirsichfarm lebt die 17-jährige Victoria Nash mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Das Schicksal hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Dann kommt der Tag, an dem sie Wilson Moon begegnet und der alles für sie verändert. Victoria ist gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen.

„So weit der Fluss uns trägt“ ist der Debütroman von Shelley Read.

Meine Meinung:
Nach einem Prolog gliedert sich der Roman in mehrere Teile. Diese wiederum bestehen aus diversen Kapiteln. Die Handlung beginnt 1948 und umspannt einige Jahre. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Victoria. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert prima.

Die Sprache des Romans hat mich auf Anhieb überzeugt. Der Stil ist bildstark, anschaulich und atmosphärisch. Vor allem die Naturbeschreibungen empfinde ich als sehr gelungen.

Die Protagonistin ist ein interessanter und realitätsnaher Charakter. Ich konnte mich gut in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Trotz ihrer anfänglich naiven Art ist sie eine Sympathieträgerin. Auch die übrigen Figuren wirken weitestgehend plausibel.

Inhaltlich handelt es sich vordergründig um eine Liebesgeschichte. Auf den zweiten Blick ist das Themenspektrum weitaus breiter. Die Geschichte beleuchtet Rassismus, Vorurteile, Intoleranz und ähnliche Aspekte. Damit trifft sie den Zeitgeist und macht auf wichtige Probleme aufmerksam. Darüber hinaus spielen Verluste, Zugehörigkeit und andere existenzielle Themen eine Rolle.

Auf den rund 350 Seiten entfaltet sich die Handlung in ruhigem Tempo. Dennoch hat mich die Geschichte bei der Stange halten können.

Das deutsche Cover spricht mich nicht so sehr an wie das der amerikanischen Originalausgabe. Der deutsche Titel ist sinngemäß nah am Original („Go as a River“). Beide Formulierungen passen gut zum Inhalt.

Mein Fazit:
Mit „So weit der Fluss uns trägt“ ist Shelley Read ein empfehlenswerter Roman gelungen. Ein emotional bewegendes, psychologisch ausgefeiltes Debüt.

Veröffentlicht am 18.05.2023

Nur ein richtig schlechter Tag?

Institut für gute Mütter
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Frida Liu hat es nicht leicht. Die Tochter chinesischer Einwanderer hat beruflich nicht den erhofften Erfolg. Auch die Ehe mit Gust bleibt hinter ihren Erwartungen. Nur mit Harriet, ihrem Baby, erfüllt ...

Frida Liu hat es nicht leicht. Die Tochter chinesischer Einwanderer hat beruflich nicht den erhofften Erfolg. Auch die Ehe mit Gust bleibt hinter ihren Erwartungen. Nur mit Harriet, ihrem Baby, erfüllt sich ein Traum. Doch dann hat die alleinerziehende Frida einen sehr schlechten Tag…

„Institut für gute Mütter“ ist der Debütroman von Jessamine Chan.

Meine Meinung:
Der Roman umfasst 18 Kapitel. Die Handlung spielt in der Zukunft. Erzählt wird weitestgehend in chronologischer Reihenfolge, allerdings mit Rückblenden.

Der Schreibstil ist atmosphärisch stark und anschaulich. Die Darstellungen sind meist detailliert.

Frida steht im Vordergrund der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle werden deutlich. Sie und die anderen Charaktere erscheinen jedoch manchmal etwas schablonenhaft.

Inhaltlich geht es um ein totalitäres Regime, das sich stark unter anderem in die Kindererziehung einmischt und seine Bürger kontrolliert. Das dystopische Szenario ist interessant ausgestaltet. Mir gefällt, dass der Roman aktuelle Tendenzen aufgreift und gesellschaftlichskritische Elemente enthält. Darüber hinaus ist er als feministisch zu betrachten, weil er das Bild der perfekten Mutter nicht nur infrage stellt, sondern sogar demontiert. Zwar haben mich nicht alle Details überzeugt, weil die Darstellung zum Teil sehr überspitzt ist. Dennoch schafft es die Autorin, mit ihrer Geschichte zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen.

Die mehr als 400 eng bedruckten Seiten sind durchaus umfangreich. Dennoch gibt es nur wenige Längen und lediglich im Mittelteil Wiederholungen.

Das Cover wirkt mysteriös und ein wenig düster, weshalb es gut zur Geschichte passt. Der deutsche Titel orientiert sich stark am englischsprachigen Original („The School for Good Mothers“).

Mein Fazit:
Mit „Institut für gute Mütter“ hat Jessamine Chan einen unterhaltsamen Roman verfasst, der Denkimpulse liefert. Trotz kleinerer Schwächen eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 20.04.2023

Was Geld über deine Persönlichkeit aussagt

3000 Yen fürs Glück
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Großmutter Kotoko, die Matriarchin der Familie Mikuriya, ist sich sicher: Wie man die kleine Summe von 3000 Yen, also etwa 23 Euro, ausgibt, sagt viel über die eigene Persönlichkeit aus. Enkelin Miho muss ...

Großmutter Kotoko, die Matriarchin der Familie Mikuriya, ist sich sicher: Wie man die kleine Summe von 3000 Yen, also etwa 23 Euro, ausgibt, sagt viel über die eigene Persönlichkeit aus. Enkelin Miho muss erkennen, dass an dieser Theorie etwas dran sein muss. Auch ihre Schwester Maho und Tomoko, die Mutter der beiden jungen Frauen, geraten in Lebenssituationen, die sie dazu bringen, ihre Finanzen zu überdenken.

„3000 Yen fürs Glück - Ein Familienroman über die Kunst des Sparens“ ist ein Roman von Hika Harada.

Meine Meinung:
Der Roman beinhaltet sechs Kapitel, die in mehrere Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Handlung spielt in Japan.

In sprachlicher Hinsicht ist der Text anschaulich, aber schnörkellos. Dialoge und kurze Beschreibungen schließen aneinander an. Blogbeiträge und Artikel lockern den Roman stilistisch auf.

Die Anmerkungen der Übersetzerin Cheyenne Dreißigacker zu kulturellen und kommunikativen Gepflogenheiten erleichtern das Textverständnis, obwohl einige Namen übernommen wurden. Hilfreich ist diesbezüglich außerdem das Glossar.

Im Fokus der Geschichte stehen vor allem vier Frauenfiguren aus drei Generationen, allen voran Miho. Sie wirken authentisch. Obwohl ich nicht alle Denkweisen teile, konnte ich mich gut in Miho hineinversetzen. Insgesamt ist die Anzahl an Charakteren nicht klein. Eine Übersicht vereinfacht jedoch die Orientierung.

Inhaltlich hat mich der Roman sofort gereizt. Finanzielle Bildung ist nur selten ein Thema in der Literatur. In Verbindung mit einer völlig anderen Kultur war meine Neugier daher sofort geweckt. Einen Finanzratgeber kann dieses Buch sicherlich nicht ersetzen. Einige Denkimpulse zum Sparen, Investieren, Vorsorgen und Ausgeben liefert die Geschichte jedoch allemal. Die Botschaft, dass sich Frauen um das Thema Finanzen kümmern sollten, finde ich sehr wichtig und richtig. Insofern kann sich der Roman auch als feministischer Beitrag lesen lassen.

Auf den knapp 300 Seiten konnten mich nicht alle Passagen mitreißen. Dennoch habe ich die Lektüre alles in allem als unterhaltsam und kurzweilig empfunden.

Das deutsche Marketing finde ich eher unpassend. Der Titel klingt etwas kitschig. Das Cover der deutschen Ausgabe spricht mich nicht an. Es wirkt ein wenig verspielt und klischeehaft. Beides schreckt mich ab. Nur durch Zufall habe ich einen genaueren Blick auf das Buch geworfen.

Mein Fazit:
Mit „3000 Yen fürs Glück - Ein Familienroman über die Kunst des Sparens“ gelingt es Hika Harada ein an sich trockenes Thema auf erfrischende Weise literarisch zu verarbeiten. Trotz kleinerer Schwächen ein lesenswerter Roman.