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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2023

Kurztrip nach New York

What About Us
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Ava und John kennen sich bisher nur aus dem Internet, es war sozusagen Freundschaft auf den ersten Klick. Wirklich nur Freundschaft, darauf legen alle beide ganz großen Wert. Die beiden haben so viele ...

Ava und John kennen sich bisher nur aus dem Internet, es war sozusagen Freundschaft auf den ersten Klick. Wirklich nur Freundschaft, darauf legen alle beide ganz großen Wert. Die beiden haben so viele gemeinsame Vorlieben und Eigenschaften, es ist fast schon unheimlich, und nun wollen sie sich auch im wahren Leben treffen. Der Plan klingt ganz einfach: John fährt mit dem Zug nach New York, Ava fliegt mit dem Flugzeug dorthin, und dann wollen sie sich auf dem Times Square treffen. Soweit der Plan, doch dann kommt die Wirklichkeit dazwischen mit verspätetem Flug, stehengebliebenem Zug und einem mächtigen Schneesturm über New York.

Die Story ist wirklich nett erzählt; Ava und John sind zwei herzensgute Menschen mit einem großen Herzen auch für ihre Mitmenschen. Dazu kommt die wunderbar eingeschneite Stadt, die niemals schläft – und dann im Schnee doch zum Erliegen kommt! Witzig ist es, dass die Freundschaft zwischen den beiden ganze 3 Sekunden freundschaftlich bleibt, ehe alle beide von ihren Gefühlen überrannt werden! Da geht dann alles auch ganz schnell und die Leidenschaft übernimmt das Steuer, aber diese Raffung ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass es ein Kurzroman ist. Auf jeden Fall gibt es jede Menge Leidenschaft und Gefühle. Ein leidenschaftlicher Kurztrip nach New York!

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Veröffentlicht am 18.05.2023

Süß wie ein Marshmallow

Where my soul belongs
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Leena kann ihr Glück kaum fassen – sie hat bei der Frühlingsfest-Tombola den Hauptpreis gewonnen. Bis sie mit Schrecken erkennt, dass dieser aus einer Fahrt mit dem Heißluftballon besteht, und niemand ...

Leena kann ihr Glück kaum fassen – sie hat bei der Frühlingsfest-Tombola den Hauptpreis gewonnen. Bis sie mit Schrecken erkennt, dass dieser aus einer Fahrt mit dem Heißluftballon besteht, und niemand Geringeres als ihre Jugendliebe Sam den Ballon fährt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie sich trotz Höhenangst darauf einlässt, doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Gewitter, Notlandung im Wald und eine gemeinsame Nacht in einer Hütte. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war, und nun will zu allem Überfluss Sam auch noch Leenas Bucketlist mit ihr abarbeiten, die er gefunden hat.

Die Autorin hat sich für ihren Roman einige süße Komponenten ausgedacht wie die Ballonfahrt, die Bucketlist und die zuckersüße Kleinstadt Saint Mellows. Die hat zwar namentlich nichts direkt mit dem Schaumwerk zu tun, ist aber samt ihrer putzigen Bewohner:innen genauso süß wie ein Marshmallow.
Während sie die Bucketlist miteinander abarbeiten, lernen sich Leena und Sam immer näher kennen und schaffen es endlich, einander auch ihre tiefsten Gefühle zu zeigen und diese zu überwinden. Beide haben nämlich Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit zu verarbeiten, die bei Leena Ängste auslösen und bei Sam Schuldgefühle.

Bei diesem Roman fühlen sich die beiden Protas wesentlich jünger als beschrieben an. Sam hat gerade sein Studium in Yale beendet, aufgrund seines Verhaltens hätte ich ihn jedoch deutlich jünger eingeschätzt, und auch Leena wirkt sehr mädchenhaft. Das spiegelt sich auch in der außergewöhnlich niedlichen Bucketlist wider, denn hier finden sich keine waghalsigen Unternehmungen oder aufregenden Wagnisse, sondern es werden ganz goldig Ostereier bemalt, Sterne beobachtet, es geht ins Autokino oder mit Stockbrot ans Lagerfeuer. Da der Roman auch keine expliziten Szenen enthält, eignet sich das Buch hervorragend für jüngere Leser:innen und ich kann die Geschichte allen empfehlen, die auf zuckersüße Liebesgeschichten stehen.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Das Monster im Menschen

Stranded - Die Insel
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„Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg.“ Acht Menschen, die im Rahmen eines Fernsehexperiments für ein Jahr auf einer einsamen schottischen Insel ausgesetzt werden. Vier Frauen und vier Männer, von denen ...

„Acht Fremde. Ein Mörder. Kein Ausweg.“ Acht Menschen, die im Rahmen eines Fernsehexperiments für ein Jahr auf einer einsamen schottischen Insel ausgesetzt werden. Vier Frauen und vier Männer, von denen nicht alle zurückkehren werden. Am Ende ist es nur Maddy, die von den grauenhaften Ereignissen auf der Insel berichten kann, die dort ihren Lauf genommen haben.

Nach dieser Ankündigung habe ich einen spannenden Thriller mit geheimnisvoller Mörderjagd erwartet. Was ich stattdessen bekam, war ein psychologisches Masterpiece. Bereits kurz nach der Ankunft auf der Insel deuten sich erste Spannungen innerhalb der Gruppe an, und bald kristallisiert sich Maddy als Außenseiterin heraus und wird zum Sündenbock gemacht. Schmerzhaft ist es, diese Entwicklungen zu verfolgen, Maddys Hilflosigkeit zu spüren. Unbändige Wut packt einen angesichts der Ungerechtigkeiten, die sie zu erdulden hat. Dabei sind es nicht nur Demütigungen oder Schikane, sondern Drohungen und am Ende auch körperliche Gewalt steigern den Leidensdruck ins Unermessliche. Dazu kommen Hunger, Kälte und Entbehrungen, die alle Beteiligten an den Rand des Wahnsinns und der Verzweiflung treiben und letzte Hemmungen fallen lassen. Ein irrsinnig intensives Leseerlebnis, das mich nur so durch die Seiten fliegen und mitfiebern ließ.

Für das Ende bzw. die Auflösung hätte ich mir dann als Höhepunkt der Erzählung einen richtigen Knaller gewünscht, einen Plottwist, der alles noch einmal auf den Kopf stellt. Stattdessen wird die Geschichte abgewickelt und brav auserzählt. Wirkliche Überraschungen gab es nicht mehr, sondern im Großen und Ganzen wurde Erwartetes bestätigt. Hier wurde leider Potenzial verschenkt.

Dennoch kann ich eine klare Leseempfehlung für dieses psychologische Meisterwerk aussprechen, das mich gefühlsmäßig gefesselt und gebeutelt hat!

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Veröffentlicht am 10.05.2023

Vor deinen Gefühlen kannst du nicht fliehen

(Fly high) Finde deine Träume
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Nach einem brutalen Vorfall braucht Emily Zeit zu heilen. Sie ist jedoch nicht nur für sich allein verantwortlich, sondern erwartet ein Kind. Doch im Schoß ihrer Familie in Kalifornien hat Emily es geschafft, ...

Nach einem brutalen Vorfall braucht Emily Zeit zu heilen. Sie ist jedoch nicht nur für sich allein verantwortlich, sondern erwartet ein Kind. Doch im Schoß ihrer Familie in Kalifornien hat Emily es geschafft, nicht nur ihre seelischen und körperlichen Wunden einigermaßen zu kitten, sondern auch ihrem Sohn Benny alle Liebe zu geben. Nun fühlt sie sich jedoch eingeengt und will sich eine Auszeit nehmen bei Bennys Patenonkel Erik in Finnland. Der Überraschungsbesuch eskaliert, als sich Emily unbedacht als Eriks Ehefrau outet. Das ist sie zwar nur auf dem Papier, weil Erik sie damals in ihrer Notlage geheiratet hatte, aber der Haussegen mit dessen Freundin Maila hängt nun erstmal schief. Daher bringt Erik die beiden bei seinem besten Freund unter. Rasmus. Rasmus, Tätowierer und äußerlich Typ heißer Bad Boy, doch leider hatte sich Emily an genau diesem Typ Mann die Finger verbrannt. Rasmus wiederum blickt auf einen schlimmen Verlust zurück und erträgt die Gegenwart des kleinen Benny kaum.

In diesem Roman prallen zwei schwer traumatisierte Menschen aufeinander, und verheilt geglaubte Wunden reißen wieder auf. Vor der Kulisse von Helsinki erleben wir, wie Emily und Rasmus neue Hoffnung schöpfen und sich zaghaft einander öffnen. Ganz zauberhaft sind die Szenen auf Rasmus´ kleiner Insel mit einem Mökki, sozusagen einer cozy Wochenendhütte. Überhaupt ist das finnische Setting ein Garant für Wohlgefühl. Es gibt leckere Korvapuusti und sogar eine finnische Superkraft namens Sisu. Ein richtiger Roman, um sich einzukuscheln und in die Geschichte einzutauchen – und es wird ein tiefer Sprung, denn uns erwartet ein ganzer Ozean an Gefühlen!

Mir gefiel das Ende ganz besonders gut; es war tatsächlich genau das Ende, wie ich es mir gewünscht hätte. Und sogar noch ein bisschen mehr als das!

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Nordsee-Idylle vs. Ruhrpott-Realität

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Die 17-jährige Sabine träumt im Sommer 1959 von einer Reise an den Gardasee. Doch statt La Dolce Vita erwartet sie völlig ungeplant ein Sommer an der Nordsee, wo sie ihrer älteren Tante im Pensionsbetrieb ...

Die 17-jährige Sabine träumt im Sommer 1959 von einer Reise an den Gardasee. Doch statt La Dolce Vita erwartet sie völlig ungeplant ein Sommer an der Nordsee, wo sie ihrer älteren Tante im Pensionsbetrieb helfen muss. Ihre anfängliche Enttäuschung schlägt schnell in Begeisterung um, denn sie verliebt sich in St. Peter, in den Strand – und in Tom mit den meergrünen Augen. Doch die Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, weil Sabine nach einem unbeschwerten Sommer zurück zu ihren Eltern ins Ruhrgebiet reisen muss.

Der Roman nimmt uns mit in eine spannende Zeit. Der Krieg ist vorbei, die Menschen atmen durch und träumen von der Ferne. Das Lebensgefühl ist hervorragend getroffen, auch in Kleinigkeiten wie Frisuren, der Mode oder der Musik. Ebenfalls authentisch erzählt ist das Eltern-Kinder-Verhältnis, wie es damals üblich war. Da bestimmen die Eltern über den Kopf der Tochter hinweg, Widerspruch kommt gar nicht erst auf, zumal die Figur der Sabine generell recht brav und duckmäuserisch angelegt ist.

Mir gefielen ganz besonders die Schilderungen aus dem Dorf St. Peter mit dem Tourismus, der damals noch in den Kinderschuhen steckte. Anfangs gibt es noch nicht einmal fließendes Wasser im Dorf; dieses muss täglich am Brunnen geholt werden. Oder auch die umständliche Kommunikation per Brief, wo beim Reisen regelmäßig die Post überholt wird! Auch die bescheidene Lebensweise ist sehr realistisch erzählt. Allerdings war mir der Umgang der Menschen miteinander und der Fortgang der Handlung insgesamt zu viel „Friede, Freude, Eierkuchen“. Eine einzige schwierige Person hat es in das Buch geschafft, alle anderen Figuren sind außergewöhnlich freundlich, hilfsbereit und gut. Da hätte ich mir deutlich weniger Weichzeichner gewünscht, denn das hat die schöne Geschichte gar nicht nötig. Ich bin nun sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte, denn der Handlungsort St. Peter hat mich wirklich eingefangen!

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