Der Beginn des Fernsehens - toller Auftaktband
Wunder gibt es immer wiederMünchen 1953. Die 19jährige Eva Vordemfelde freut sich auf ihren Urlaub in Fuschl am See, den sie gemeinsam mit ihrer Cousine Margit verbringen wird, die in einem Hotel arbeitet. Doch Margit muss kurzfristig ...
München 1953. Die 19jährige Eva Vordemfelde freut sich auf ihren Urlaub in Fuschl am See, den sie gemeinsam mit ihrer Cousine Margit verbringen wird, die in einem Hotel arbeitet. Doch Margit muss kurzfristig ein paar Tage arbeiten, weil im und um das Hotel Dreharbeiten zum ersten "Sissi"-Film starten. Eva ist begeistert und darf kurzfristig als Statistin mitarbeiten. Besonders angetan haben es ihr aber die wunderbaren Kostüme. Eva träumt schon länger davon Kostümbildnerin zu werden. Sie liebt es Kleider zu entwerfen und zu nähen. Doch die junge Frau muss sich ihrem herrschsüchtigen Vater Axel unterordnen, denn sie ist noch nicht volljährig. Er sieht ihre Schneiderei nur als Hobby und verbietet ihr Kostümbildnerin zu werden. Dabei versucht er wirklich mit allen Mitteln Eva ihre "Flausen" zu vertreiben.
Der Familienpatriarch arbeitet seit seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft hart an seiner Karriere als Journalist. Nach der gewünschten Beförderung zieht er ohne vorherige Absprache mit seiner Frau und den Kindern von München nach Bonn. Für Eva besorgt er eine Anstellung als Sekretärin beim Fernsehsender NWDR in Köln, die ihr alles andere als Freude bereitet. Doch Eva hält an ihren Traum fest und stellt sich ihren Vater entgegen...
Die Geschichte hat mich von Beginn an gepackt. Besonders gefallen hat mir gleich der Einstieg, wo wir hinter die Kulissen der Sissi Verfilmung blicken dürfen. Ich bin ein großer Fan von Romy Schneider, die ein so tragisches Leben geführt hat.
Alle Figuren, bis hin zum letzten Nebencharakter, sind sehr lebendig gezeichnet. Ich habe mit Eva mitgelitten und ihren Vater aus ganzen Herzen gehasst. Als narzistisches Familienoberhaupt hatten die Frauen in seinem Haus wahrlich nichts zu lachen.
Evas Liebe zur Schneiderei und dem Herstellen von Kostümen fühlte ich durch jede Zeile. In der heutigen Zeit kann man sich mit Eva sehr gut identifizieren, denn sie weiß ganz genau, was sie möchte. Doch in den noch konservativen Fünfziger Jahren in Westdeutschland und auch in Österreich hatte der Mann das alleinige Sagen. Als Frau benötigte man die Unterschrift des Ehemannes oder Vater, wenn man einer Arbeit nachgehen oder den Führerschein machen wollte.
Auch die politischen und sozialen Verhältnisse dieser Zeit werden sehr anschaulich beschrieben und perfekt in die Story miteingebettet.
Neben Evas Wunsch Kostümbildnerin zu werden, lässt uns Beate Sauer in die Welt des Fernsehens und des Hörfunks von damals hineinschnuppern, wo Journalisten noch in ihre Diktiergeräte sprachen und Sekretärinnen ihre Berichte abtippten. Die Übertragung der Krönungszeremonie von Queen Elisabeth oder die ersten Samstagabend Shows mit Peter Frankenfeld oder Robert Lemke waren Highlights im damaligen schwarz-weiß TV.
Der Schreibstil ist mitreißend und bildhaft. Er passt sich den Zeitverhältnissen an. Ich hatte jederzeit Bilder im Kopf und konnte die Geschichte kaum aus der Hand legen. Sie hat mich in ihren Bann gezogen und mir wundervolle Lesestunden beschert..
Fazit:
Ein großartiger Auftakt dieser Trilogie von Beate Sauer, die die Fünfziger Jahre und den Beginn rund um das neue Medium Fernsehen aufleben lässt. Ich kann es gar nicht erwarten die Fortsetzung zu lesen und freue mich schon auf Teil 2, der leider erst im Januar 2024 erscheinen wird. Von mir gibt es eine fette Leseempfehlung!