Profilbild von SigiLovesBooks

SigiLovesBooks

Lesejury Star
offline

SigiLovesBooks ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SigiLovesBooks über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2023

Auftakt einer Krimireihe um Josephine Tey

Experte in Sachen Mord
0

"Experte in Sachen Mord" von der britischen Autorin Nicola Upson, ihres Zeichens Fan der klassischen Kriminalautorin Josephine Tey (1896 - 1952), holt mit dieser ins Deutsche von Verena Kilching übersetzten ...

"Experte in Sachen Mord" von der britischen Autorin Nicola Upson, ihres Zeichens Fan der klassischen Kriminalautorin Josephine Tey (1896 - 1952), holt mit dieser ins Deutsche von Verena Kilching übersetzten Trilogie die etwas in Vergessenheit geratene Autorin wieder ans Licht: Erschienen ist das Buch im Verlag Kein & Aber, Zürich/Berlin (HC, geb., 474 S.).


Vorneweg muss ich sagen, dass mich die Verbindung zu Josephine Tey, die zeitlebens sehr zurückgezogen und eher introvertiert lebte; dabei Erfolg mit ihren Kriminalromanen und auch mit Drehbüchern, die sie für's Theater schrieb, hatte, hier sehr interessiert hat: Die Autorin versteht es in der Tat, die reale Person J. Tey als Freundin des ermittelnden DI namens Archie Penrose, mitermitteln - und ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen. Allerdings fehlte es mir an Spannung und gegen Mitte des Kriminalromans war ich bereits auf der richtigen Fährte, die Hintergründe zu den Morden betreffend. Zudem sollte man Interesse für's Theater und die Schauspielerei mitbringen, das bei mir (leider) nur dürftig ausgeprägt bzw. kein sehr starker Bezug vorhanden ist. Denn große Teile des Inhalts spielt in der "Scheinwelt des Theaters" mit Konkurrenzkämpfen der SchauspielerInnen, mit klugen Produzenten, die ein Händchen für den Geschmack des Publikums haben und der Zukunft des Theaters, die stets etwas ungewiss ist - in Zeiten zwischen den beiden Weltkriegen, denn in den 30er Jahren ist dieser Kriminalroman, der meist in London spielt, angesiedelt.


Worum geht's?


Josephine Tey pendelt oft zwischen Inverness und London, um Kontakt zu ihrem Theaterproduzenten Bernhard Aubrey zu halten. Eines Tages begegnet ihr auf ihrer Zugreise nach London Elspeth Simmons, eine junge Hutmacherin, die vom Theater und besonders von Josephine's Stück "Richard von Bordeaux" sehr begeistert ist. Die beiden kommen ins Plaudern und essen gemeinsam im Zug. Abgeholt wird J. Tey von Lydia, der Hauptdarstellerin des Stückes und wohnen wird sie bei den beiden Kostümbildnerinnen Ronnie und Lettice Motley; allesamt Freundinnen der Autorin, die im Roman eine Rolle spielen: Eigentlich sollte Onkel Frank Elspeth abholen, doch dieser verspätet sich und Elspeth geht ins Abteil zurück, da sie die Sendung mit den Hüten für Frank darin vergaß.

Es sollte ihre letzte Handlung sein, denn kurze Zeit später wird sie im Abteil erstochen.


DI Archie Penrose, Freund von Josephine Tey und Cousin der Motley-Schwestern, beginnt mit den Ermittlungen und findet heraus, dass Josephine der letzte Mensch gewesen sein muss, mit dem Elspeth Simmons gesprochen hat... Und es sollte nicht bei diesem Mord bleiben - wobei eine Blume, eine Schwertlilie dafür sorgte, dass beide Morde wie eine Theaterszene inszeniert schienen....


Meine Meinung:


Der Stil von Nicola Upson ist sehr atmosphärisch; für Theaterinteressierte dürfte dieser klassisch gehaltene Kriminalroman ein Vergnügen sein; denn es treten einige junge Schauspieler auf die Bühne, die allesamt ein Motiv haben könnten; auch der Zeitgeist der 30er Jahre und die Lust der Menschen, sich im Theater von den Grauen des 1. Weltkrieges zu erholen, sind gut 'auf die Leinwand projiziert' - ebenso wie die Traumatisierungen, die die Soldaten (wie Aubrey oder DI Archie Penrose) im 'Großen Krieg' erlitten haben. Was hat es mit Elspeth's Herkunft auf sich? Liegt der Schlüssel zu den Verbrechen etwa in der Vergangenheit?


Meine Lieblingsfigur war DS Fallowfield mit seinen humorvollen Kommentaren; auch Hedley White mochte ich sehr, der sich eine Zukunft mit Elspeth vorstellte und dessen Welt nach ihrem frühen Tod zusammenbrach. DI Archie Penrose blieb ein bisschen verschwommen; sein Pendant Alan Grant dagegen (Ermittler in den Josephine Tey Krimis) ist mir hingegen in guter Erinnerung. Aber dies könnte sich ja in den beiden Folgebänden noch ändern, die ebenfalls bereits erschienen sind. Die Idee der Autorin (die auf der "Krimi-Couch" ein interessantes Interview zu ihren nun ins Deutsche veröffentlichten Kriminalromanen gab) finde ich sehr gut; vielleicht wird Josephine Tey (deren Kriminalromane ebenfalls neu aufgelegt wurden) dadurch auch deutschen KrimileserInnen bekannter, als sie es in Großbritannien ohnehin ist. Allerdings ist es auch ein stilistischer Spagat, den Upson hier gewagt hat, wenn man das Début mit z.B. "Der letzte Zug nach Schottland" vergleicht, den ich jüngst gelesen habe.


Fazit:


Ein klassischer britischer Kriminalroman um die Autorin Josephine Tey; fiktional, jedoch von realen Personen und Ereignissen inspiriert, das ich LeserInnen klassischer 'brit crime' und LiebhaberInnen des Theaters und hier, britischer Theatergeschichte gerne empfehle. Es werden nicht nur Mordfälle gelöst, sondern auch Momente des britischen Theaters beleuchtet, in der die Bevölkerung zwischen den beiden Weltkriegen des vorigen Jahrhunderts nach Ablenkung - und auch Aufmunterung gierten. Ich vergebe 3,5 * und 87° auf der "Krimi-Couch".


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2023

Im (eigenen) Leben ankommen ...

Sommertage im Quartier Latin
0

"Sommertage im Quartier Latin" von Lily Martin (ein Pseudonym der Bestseller-Autorin Anne Stern, die unter diesem Namen auch Liebesromane schreibt), erschien im Rowohlt-Verlag (tb, 317 Seiten, brosch.) ...

"Sommertage im Quartier Latin" von Lily Martin (ein Pseudonym der Bestseller-Autorin Anne Stern, die unter diesem Namen auch Liebesromane schreibt), erschien im Rowohlt-Verlag (tb, 317 Seiten, brosch.) 2023.

Im ersten Roman, die wie es aussieht, als eine Serie geplant ist, wird die Leserschaft mitten ins Herz von Paris entführt; ans "rive gauche" und das berühmte Quartier Latin.


Inhalt:


Lola Mercier hat in jungen Jahren Paris verlassen und ist viel herumgekommen in der Welt: Derzeit arbeitet sie an einer Bar in Bordeaux. Eines Tages erhält sie einen Anruf von ihrem Vater Émile, der sich um seine über 80jährige Schwiegermutter sorgt und Lola bittet, nach Hause zu kommen. Lola hat als Kind ihre Mutter verloren und hat viel Zeit bei ihrer Großmutter Rose verbracht. Mit gemischten Gefühlen reist sie daher nach Paris, um zu sehen, wo die spurlos Verschwundene denn sein könnte... Da es in der Wohnung ihres Vaters und Ninettes, seiner netten Lebensgefährtin, äußerst beengt ist, quartiert sich Lola kurzerhand in das "bonne chambre", eine kleine Wohnung im Dachgeschoss eines naheliegenden Hauses, die Rose ihr ganzes Leben lang bewohnt hat, ein. Die Dächer von Paris, der Platz unten mit dem "Café des Artisans", dessen Besitzer Fabien erschrocken reagierte, als er sie wiedersah, der Bäcker und das gesamte Quartier lassen sie nach und nach fühlen, dass dies doch der Platz sein könnte, an den sie gehört: Im Grunde ihres Herzens liebt sie ihre Heimatstadt sehr. So ist Lola hin- und hergerissen zwischen dem Weiterziehen und dem Bleiben - und da sie Geld braucht, verdingt sie sich kurzerhand "für ein paar Tage" als Aushilfskraft im Café von Fabien, den sie - ebenso wie Samir - schon seit Schulzeiten kennt und eine kleine romantische Erinnerung wieder ans Tageslicht befördert wird, die sie längst vergessen glaubte...


Meine Meinung:


Lily Martin gelingt es leichtfüßig, den Leser auf sommerlich-beschwingte Weise in eine (bzw. sogar zwei) Liebesgeschichten zu entführen, die in der Stadt der Liebe verortet sind und die die Autorin selbst gut kennt. So geht das Flair von Paris, den Gerüchen, den frischen Croissants und einem ehrlichen Rotwein auf den Leser über, in dem diese nette Sommergeschichte spielt: Wir erfahren im Laufe des Romans mehr von Lola und ihrer Familie und erleben ein Familiengeheimnis mit, dem sie in der Wohnung ihrer Großmutter auf die Spur kommt. Wir lernen viele sympathische Charaktere kennen wie Fabien und seine Mutter Jeannette, die wir auf einem kurzen Ausflug in die Bretagne näher kennenlernen, die köstliche Figur einer älteren Opernsängerin; Madame Jacobine Simenon, die auch noch im Alter sehr auf ihr Äußeres achtet und einen älteren Korsen, den es ebenfalls nach Paris verschlagen hat und der seine größten Talente (Backen und Poesie) zu seinem Beruf machte und Lebkuchenherzen mit persönlichen Widmungen bäckt, die er im Viertel verkauft, Pierre Leco.


Die Themen sind neben der Stadt Paris und auch der Liebe das bei-sich-selbst-ankommen, das zuweilen Umwege braucht; auch die Verletzlichkeit von Gefühlen und das in Würde älter werden spielen eine gewisse Rolle. Letztendlich gibt es auch noch ein Familiengeheimnis, mit dem weder Lola noch ihr Vater gerechnet haben dürften, zu entdecken und zu entschlüsseln. Der Stil ist leicht-beschwingt und bestens für ein Wochenende im Sommer geeignet; die Figuren sind durchweg sehr sympathisch und auch eine Prise Gesellschaftskritik habe ich dem Roman entnehmen können, was mir im Genre Liebesroman sehr gefallen hat.


Fazit:


Der Beginn einer Liebesroman-Reihe, die sommerlich-beschwingt und leicht geschrieben wurde; dessen Figuren mit sehr sympathisch waren und das viel Pariser Flair überzeugend versprüht: Eine 'histoire d'amour' aus jetzigen und auch aus früheren Zeiten, deren Verlauf man gerne mitverfolgt und man auf die folgenden Romane dieser geplanten Reihe (Sommer 2024) schon jetzt gespannt sein kann!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2023

Hawthorne ermittelt - diesmal auf Alderney

Wenn Worte töten
0


"Wenn Worte töten" (A line to kill im Originaltitel) von Anthony Horowitz erschien (2023, HC, geb., 329 S.) im Insel-Verlag. Es ist der dritte Kriminalroman, in dem der frühere Scotland-Yard-Inspector ...


"Wenn Worte töten" (A line to kill im Originaltitel) von Anthony Horowitz erschien (2023, HC, geb., 329 S.) im Insel-Verlag. Es ist der dritte Kriminalroman, in dem der frühere Scotland-Yard-Inspector und jetzige Privatermittler Hawthorne seinen (gewohnt zuweilen recht witzigen) Auftritt hat: Die Besonderheit hier lag für mich darin, dass Hawthorne, also eine Romanfigur, hier personalisiert wurde und mit dem Autor auf eine literarische Reise geht, die plötzlich zu einer mörderischen wird:


Beide (der Autor und Hawthorne) erhalten eine Einladung zum Literaturfestival auf Alderney, der kleinen Kanalinsel, die friedlich ist und auf der es nie zuvor einen Mord gab: So fliegt man mit den beiden gemeinsam auf die Insel; erlebt stellenweise die Lesungen und Vorträge mit und kann sich ein Bild von den weiteren Schriftstellern machen, die hier angetreten sind; teils mit schweren Koffern in der Hoffnung, viele Bücher zu verkaufen: Da sind Marc Bellem, ein TV-Koch, der auf Kalorien pfeift und Deftiges zubereitet mit seinem neuen Buch und der Assistentin Kathryn, die er für kleines Geld kurz zuvor anheuerte. Da ist der Inselhistoriker Elkin und die französische Lyrikerin Maissa Lamar sowie die Kinderbuchautorin Anne Cleary, die kürzlich eine üble Scheidung hinter sich brachte. Weiterhin gibt es die "blinde Seherin" (Buchtitel 'Blind Sight, Dark Sight' etc., mit der wir später eine Séance erleben sollen. Sponsor des Festivals ist der Inselmäzen Charles le Mesurier, der steinreich ist und sich eine Villa in der Nähe alter Bunkeranlagen aus dem 2. Weltkrieg hat bauen lassen: Er hat seine Finger überall im Spiel und seine Frau Helen gibt dieses nach Gusto beim Shoppen in Paris und sonstwo gerne wieder aus: Eine neue Stromtrasse spaltet die Inselbewohner; auch hier will Charles, dass diese gebaut wird, da er sich Profit davon verspricht; andere sind sehr dagegen, da sie mittels Umspannwerken etc. die Insel verschandeln würde - und was noch schlimmer ist, direkt über einem Massengrab aus dem 2. WK verlaufen soll, in dem auch so mancher Großvater der Inselbewohner seine letzte Ruhe fand.


Bei der Party in der Villa von Charles, die sich dem Literaturfestival anschließt und zu der alle eingeladen sind, kommt es zum Eklat: Charles wird übel zugerichtet und mausetot von seiner Ehefrau Helen gefunden: Der kriminalistische Spürsinn von Hawthorne und dem Autor sind geweckt: Motive finden sich zuhauf, da Charles ein menschliches Ekelpaket gewesen ist, das sein Geld im Online-Glücksspiel machte und selbst über Leichen ging: Doch wer von den Anwesenden hat das plausibelste Mordmotiv?


Dies gilt es nunmehr herauszufinden und die Überlegungen und Nachforschungen der beiden erinnern stark an einen unaufgeregten aber dennoch spannenden 'crime noir' à la Sherlock Holmes oder Agatha Christie: Immer wieder gleitet einem beim Lesen ein Schmunzeln ins Gesicht, da der Schlagabtausch zwischen Hawthorne (der sich selten in die Karten gucken lässt und z.B. ungern mit anderen speist) und dem Autor zuweilen gnadenlos - und sehr witzig ist. Genau dies macht den atmosphärischen und eher ruhig gehaltenen Schreibstil von Horowitz für mich aus; der es auch an weiteren Leichen (und Rätselhaftem) nicht mangeln lässt.


Fazit:


Eine witzige Kriminalromanidee, bei der die Buchfigur Hawthorne personifiziert wird und gemeinsam mit dem Autor ein Literaturfestival besucht, das einen mörderischen Verlauf auf einer sonst sehr friedlichen Insel nimmt: Es ist nicht der stärkste Kriminalroman in der Reihe "Hawthorne ermittelt" für mich, jedoch absolut lesenswert für Krimifans, die einen ruhigen Handlungs- und Spannungsaufbau lieben - ebenso wie kriminelle, wahre, gesellschaftliche Hintergründe, die auch hier zu denken geben. Von mir erhält "Wenn Worte töten" 3,5 * und ich freue mich bereits auf Neues von Anthony Horowitz!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2022

Ein ganz besonderer Handel - Schöne Märchenadaption aus Schottland

Donald MackIntosh - Im Zeichen des Gevatters
0

"Donald MackIntosh - Im Zeichen des Gevatters" von Daniela Vogel erschien (tb, 2022) im Nova Verlag, in dem weitere Romane im Fantasy-Bereich angesiedelt, von ihr bereits erschienen sind.

Für mich war ...

"Donald MackIntosh - Im Zeichen des Gevatters" von Daniela Vogel erschien (tb, 2022) im Nova Verlag, in dem weitere Romane im Fantasy-Bereich angesiedelt, von ihr bereits erschienen sind.

Für mich war es das erste Buch, das ich von Daniela Vogel gelesen habe - und "Im Zeichen des Gevatters" hat mich aufgrund des selten schönen Covers magisch angezogen, das ich aus der keltischen Mythologie kenne und das sich Triskell nennt.

So hat auch das Amulett seiner geliebten Seamnhair (Großmutter), das Donald bei ihrem Tod von ihr erhält, eine Bedeutung, die sich im Laufe der Geschichte zeigen sollte. Donald MackIntosh ist Holzsammler und lebt mit seiner Großmutter in sehr ärmlichen Verhältnissen in den schottischen Highlands. Nichts wünscht er sich mehr, als seinem Leben eine neue Perspektive zu geben; mehr zu erreichen, als von der Hand in den Mund zu leben. Eines Tages begegnet ihm ein "Fremder", der sich später als niemand Geringerem als dem Gevatter Tod selbst, einen Handel vorschlägt, der sich für beide Seiten lohnen sollte: Nach reiflicher Überlegung geht Donald auf das seltsame Angebot ein und wird mit Unterstützung des Gevatters zum besten Medicus in Alba (Schottland). Will, sein Studienfreund und Assistent, behandelt viele Patienten mit ihm gemeinsam, die zahlreich zu dem bekannten Medicus strömen. Auch die Königin selbst, Margaret Tudor, sucht eines Tages seine Hilfe - die Donald nicht ablehnen kann, da es sich um die Regentin handelt: Auf diesem Wege lernt er ein sehr eigenwilliges, intelligentes Mädchen kennen, Allison - und sein größter Wunsch, sein Leben mit ihr zu teilen als Mann und Frau, geht in Erfüllung: Doch schafft Donald (nun Medicus, früher mit einer Hucke auf dem Rücken) es, den Gevatter niemals zu hintergehen? Denn wenn dies geschieht, wird er bis in die Ewigkeit als dessen Begleiter fungieren.....

Meine Meinung:

Der Autorin gelingt es sehr gut, ein bekanntes schottisches Märchen ("Donald mit der Hucke") zu adaptieren; das Märchen so umzuwandeln, dass es eine Mischung aus Fantasy, Märchen und auch ein wenig historischem Roman ergibt. Die beiden HauptprotagonistInnen sind sehr sympathisch und gerne liest man deren Geschicke weiter; Donald ist intelligent, reinen Herzens und hat im Beruf des Medicus seine Bestimmung gefunden; anderen zu helfen. Allison möchte ihrer Schwester Beth gerne helfen, die als Kind durch einen Reitunfall körperlich sehr beeinträchtigt ist und deren Vater es aufgrund dessen schwer fällt, einen geeigneten Heiratskandidaten für sie zu finden. Will ist etwas forscher als der sehr zurückhaltende, schüchterne Donald und es ist natürlich schön, die Annäherungen dieser sympathischen Figuren mitzuerleben. Der Gevatter taucht immer wieder auf - ebenso wie der Todesengel;, der das Ableben des Kranken verkündet, wenn er am Kopfende des Bettes steht - und das Weiterleben, wenn er am Fußende des Kranken zu sehen ist (natürlich nur für Donald, andere sehen ihn nicht).

Wird es Donald gelingen, dem Gevatter durch eine List ein Schnäppchen zu schlagen? Hier darf sich der Leser/die Leserin überraschen lassen!

Positiv empfand ich auch die Einflechtung von schottischer Geschichte; die atmosphärische Dichte und das Gefühl, in einem Märchen abzutauchen, denn ich habe seit langer Zeit keine Märchen mehr gelesen. Die Handlung war dennoch für mich etwas absehbar, was ein wenig die Lesespannung nahm; den Plot hingegen fand ich sehr stimmig - und hätte mit dieser Wendung keinesfalls gerechnet.

Fazit:

Eine literarisch gut umgesetzte Adaption eines schottischen Märchens, das Fantasy- Märchen- und Historienanteile hat inklusive einer Prise Mystery: Eine gute Mischung, wie ich finde und dessen Zauber ich gerne weiterempfehle; allen Fans von Romantik, Märchen und von Schottland! 4*

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2022

Nicht der stärkste O'Malley-Krimi, aber lesenswert

Alle Schuld will Sühne
0

"Alle Schuld will Sühne" von Carolin Römer (tb, erschienen 2021 im Conte-Verlag, 264 S.) ist bereits der 6. Fall in der Reihe "Fin O'Malley", dem Ex-Polizisten, der mehr per Zufall ins irische Dörfchen ...

"Alle Schuld will Sühne" von Carolin Römer (tb, erschienen 2021 im Conte-Verlag, 264 S.) ist bereits der 6. Fall in der Reihe "Fin O'Malley", dem Ex-Polizisten, der mehr per Zufall ins irische Dörfchen Foley geraten ist - und von diesem nicht mehr loskommt (bzw. -will). Warum das so ist, brauche ich KrimileserInnen, die die Reihe wie ich mit einigem Vergnügen (und viel irischer Landeskunde und Irland-Flair) verfolgen, nicht zu erzählen. Andere mögen es sich gerne erlesen, da Kriminalromane am besten immer chronologisch gelesen werden (meine Empfehlung der gesamten Reihe). Der 6. Fall stellt Fin wieder einmal vor Herausforderungen, aber er wäre nicht Fin, würde er diese nicht lieben.


Als Koch, dessen ohnehin schon sehr begnadeten Künste es bis weit über die irische Grenze schafften, hat sich Fin O'Malley einen Namen gemacht. Nachdem er ein Seminar bei dem bekannten TV-Koch unternommen hat - und ein lukratives Angebot aus seiner Liebe zu Foley ausgeschlagen hatte - kehrt er zurück, um Isobel in der Küche des "Fisherman's Pub" tatkräftig zu unterstützen. Durch seinen Job in der Küche des Dorfpubs kennt er natürlich auch viele Farmer, wie z.B. "Mrs. B." - Rose Butler, die Fin mit Rindfleisch, auf der eigenen Weide aufgezogen, versorgt. Doch Fin hat nicht nur Gäste aus dem Dorf, sondern es kommen immer mehr Menschen von weither, was wiederum nicht alle Dorfbewohner belustigt: So ist Connor wütend. Sehr wütend. Sein jüngster Sohn Toíbi wurde unlängst fast von einem der Pubgäste des Fisherman's überfahren!


Eine alte Bekannte dieser Cosy-Crime-Reihe, die im sagenumwobenen und wunderschönen Irland verortet ist, treffen wir hier wieder: Nora Nichols, die kräuterkundige alte Frau, die von allem und über jeden alles weiß, teilt Fin mit, dass Connor wütend auf ihn ist (sie ist auch Feenbeauftragte und hat ein Elfenhaus in ihrem Garten). Wovor Nora aber besonders warnt, sind die Kobolde, denn mit denen ist nicht zu spaßen!


Kurz nach seiner Rückkehr ins Dorf erreicht Fin die schreckliche Nachricht, dass Rose Butler inmitten ihrer Weide von wohl in Panik geratenen Rindern zu Tode getrampelt wurde: Da er Mrs. B. gut kannte, macht Fin sich selbst ein Bild - und da er wie gewohnt zweimal hinschaut, fallen ihm einige Ungereimtheiten auf: War es wirklich ein Unfall der erfahrenen Rinderzüchterin, die ihre Tiere gut kannte - oder war es Mord?

Er äußert diesen Argwohn Caitlin da Silva, ihres Zeichens beste Polizistin der Garda und eine gute Freundin von Fin (allerdings emotional oftmals unnahbar), die zwar nicht viele Möglichkeiten hat, einzugreifen, da es offiziell ein Unfall ist; jedoch Fin nur zu gut kennt, wenn an einer Sache etwas zum Himmel stinkt...

So werden sie und Bambi (Spitzname des jungen Eoin, erst seit Kurzem bei der Garda, aber sehr ehrgeizig und intelligent) zur Beobachtung von ihrem unausstehlichen Polizeichef auf diese und jene Farm geschickt, um diese zu observieren: Immer wieder kommt es zu Viehdiebstählen, die einer polizeilichen Aufklärung bedürfen.


Carolin Römer hat auch diesen Kriminalfall wieder mit sehr viel Irland-Atmosphäre ausgestattet und ausser Landeskunde auch einige Probleme kritisch beleuchtet, was den Krimi wieder einmal in meinen Augen aufwertet: So geht es um den Brexit und die Auswirkungen auf irische Firmen; auf Konzerne, die mit oft dreisten Mitteln versuchen, Land aufzukaufen (auch Rose Butler wurde ein Angebot gemacht!) und auch Korruption bei Polizeibehörden (auch hier stinkt oftmals der Fisch vom Kopf her). Gewürzt wird der Krimi auch mit den Ideen von Fin, das nächste Gourmet-Festival betreffend und auch die Speisekarte des Fisherman's. Hier muss ich leider sagen, dass mir dies zuweilen etwas "zuviel des Guten" war - auf andere mag dies aber auch köstlich wirken. Dennoch versteht es die Autorin, die frühere Profession des Polizisten mit der neueren (Koch) von Fin O'Malley in diesem Band genial zu verknüpfen: Er ist irgendwie beides. Und das aus Leidenschaft. Da auch in einem Cosy der Showdown höchst gefährlich werden kann, verfolgt man diesen hier auf der Farm Rose Butler's, wo der Fall dann stimmig (und auch nachdenklich machend) aufgeklärt werden kann.


Fazit:


Etwas schwächer als die Vorgänger widmet sich der nun mehr und mehr zum Spitzenkoch gewordene Fin O'Malley dem Tod seiner Rindfleischlieferantin, Mrs. Rose Butler: Wie die Vorgänger handelt es sich nicht nur um einen lesenswerten und recht spannenden Cosy-Krimi, er enthält auch viel Irland-Flair mit Figuren wie Nora Nichols und atmosphärisch beschriebenen Orten und Landschaften. Wer ein Fan von Fin O'Malley ist (oder es noch werden will), dem sei verraten, dass er jetzt eine eigene Homepage hat! Von mir erhält der 6. Band der Reihe 3,5 *

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere