Interessanter Krimi mit unpassendem Titel
Im zweiten Teil dieser Krimi-Reihe aus dem Wien der 1890er Jahre muss Inspektor Leopold von Herzfeldt sich gleich mit mehreren mysteriösen Straftaten auseinandersetzen. Im Kunsthistorischen Museum taucht ...
Im zweiten Teil dieser Krimi-Reihe aus dem Wien der 1890er Jahre muss Inspektor Leopold von Herzfeldt sich gleich mit mehreren mysteriösen Straftaten auseinandersetzen. Im Kunsthistorischen Museum taucht ein nach allen Regeln der altägyptischen Kunst mumifizierter Professor auf. Hat hier gar ein Fluch zugeschlagen, dem schon andere Mitglieder einer zwei Jahre zurückliegenden Expedition nach Ägypten zum Opfer gefallen sind? Auch ein möglicher Serientäter, der es auf junge Männer abgesehen hat, und ein Tierpfleger, der von einem Löwen zerfleischt wurde, geben Rätsel auf.
Seinem Titel „Das Mädchen und der Totengräber“ wird dieser Roman nicht gerecht. Der Totengräber hat nur einige wenige Auftritte (wenngleich diese entscheidend zu Lösung der Fälle beitragen), das Mädchen kommt fast gar nicht vor. Was schade ist, handelt es sich doch bei beiden um interessante Charaktere, über die ich gern noch mehr erfahren hätte. Augustin Rothmayer vereint ein kauziges Wesen mit einem umfangreichen Wissen- und Erfahrungsschatz. Diesmal schreibt er gerade ein Buch zum Thema „Totenkulte der Völker“.
Auch Leos Freundin, die Polizei-Fotografin Julia Wolf, ist eine sympathische Persönlichkeit, die sich trotz privater Probleme und drohender beruflicher Konsequenzen nicht davon abhalten lässt, ihre eigenen Nachforschungen anzustellen. Mit Leo konnte ich dagegen wie schon im ersten Band nicht wirklich warm werden. Immerhin macht er eine gewisse persönliche Entwicklung durch und wirkt weniger arrogant. Dafür, dass er sich als Vorkämpfer für moderne Methoden in der Kriminalistik sieht, ist seine Vorgehensweise jedoch eher traditionell und bisweilen nicht durchdacht.
Dennoch sorgt der Krimi für einige Spannung, wozu auch der häufige Wechsel der Erzählperspektive beiträgt. Einen Teil der Auflösung konnte ich zwar schon ziemlich bald erahnen und manches ist nicht wirklich logisch nachvollziehbar. Es gibt aber doch auch einige dramatische Szenen.
Vor allem aber hat mir der Hintergrund gefallen, vor dem die Geschichte angesiedelt ist. Das Leben und Denken zur Jahrhundertwende wird gut portraitiert und es werden interessante Schauplätze besucht.
Aus diesem Grund hat mir der Roman insgesamt doch ganz gut gefallen. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen, bei der dann hoffentlich der Totengräber eine größere Rolle spielt.