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Veröffentlicht am 12.07.2024

Hab acht vor dem Buch, vor dem Buch hab acht.

One Dark Window - Die Schatten zwischen uns
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Es war einst ein Mädchen, belesen und gut. Sie lebte mit Büchern in der Stille Hut. Dort saß sie in einem Zimmer und las, fernab von der Welt, die sie vergaß. Es war dieses Mädchen, Claudia genannt. Sie ...

Es war einst ein Mädchen, belesen und gut. Sie lebte mit Büchern in der Stille Hut. Dort saß sie in einem Zimmer und las, fernab von der Welt, die sie vergaß. Es war dieses Mädchen, Claudia genannt. Sie las dieses Buch, und ihr Herz ward entbrannt. Elspeth, der Nachtmahr, ans Schicksal, gebunden. Sie hat die Geschichte nie überwunden. Und so ist sie bis heute gefangen. Die Geschichte im Kopf nimmer mehr gegangen. Es werden die zwei, es ist wie es scheint, das Mädchen, das Buch, für immer vereint.

Die erzählte und bleibende Geschichte:

Das Königreich Blunder ist voller Magie und von der Welt abgeschnitten und in Nebel verhüllt. Elspeth Spindle, eine junge Frau, trägt nach einer Infektion als Kind, wie viele andere, Magie in sich. Magie, so einzigartig wie ihr Träger. Doch Magie aufgrund der Infektion muss samt Magieträger, meist Kinder, vernichtet werden. Die einzige Magie, die im Königreich erlaubt ist, sind die sogenannten Vorsehungskarten, die jede für sich eine andere Art Magie in sich birgt, und ihrem Besitzer die Macht darüber verleiht. Sie befinden sich in den Reihen der Familien mit Rang und Namen, auch der Königsfamilie, und sind wertvoll, sogar sehr, und vereint die einzige Möglichkeit den Nebel um Blunder zu lichten, und die infizierten Kinder zu heilen. Doch wer nun denkt, die Macht der Karten wird für das Gute genutzt, der irrt. Denn jeder verfolgt seine eigenen Ziele. Mehrere Karten müssen erst noch gefunden werden. Und Elspeth? Ist niemals alleine. Denn ihre Magie ist der Nachtmahr in ihrem Kopf, der ihre Gedanken immer mehr in Besitz nimmt. Hinzukommt die königliche Garde mit Anführer Ravyn, der eigentliche Feind von Elspeth. Aber wer ist hier Feind, wer nicht, was ist Gut und Böse? Das gilt es in der Geschichte herauszufinden, zusätzlich zum Auffinden und der Vervollständigung der Vorsehungskarten.

Cover und Buchtitel:

Ich liebe das Cover, weil es mit der Geschichte und der Liebe zur Natur verwoben ist, die im Buch eine ganz zentrale Rolle einnimmt. Auch das dunkle Fenster des Titels ist etwas, das man diesmal eher in seiner Bedeutung erahnt, als dass man die Lösung gleich bekommt, was das Ganze noch geheimnisvoller macht. Fenster zur Seele? Fenster in eine andere Welt? Ich fürchte fast, die richtige Deutung muss bis Band 2 warten.

Fazit und Gedankenallerlei:

Seltsam berührend und melancholisch still kommt die Geschichte ohne viel Getöse daher und besticht durch Spannung auf leisen Pfoten, sich auf Krallen anpirschend ohne Vorahnung und Vorankündigung. Elspeth, Nachtmahr … eure Geschichten haben mich zutiefst berührt. Jede eigene für sich, und die eures gemeinsam verwobenen Schicksals. Die Geschichte könnte fast mit einem „Es war einmal…“ beginnen, und tatsächlich kommt gen Ende eine ähnliche Wortwahl vor, die meine liebste Szene im Buch markiert, doch erzählt das Buch seine Geschichte in eigenen Reimen, und erstrahlt als düster magisch mit hoffnungsvoll hellen Momenten, aber auch märchenhaft geheimnisvoll. Man wird sofort in das Königreich Blunder hineingezogen, in seine alten Sagen, und die Geschichte des Alten Buches der Erlen, die einen regelrecht aufsaugt.

Was hatte ich nach diesem Buch für ein Gedankenwirrwarr?! Da ist etwas, das einen schon nach der Leseprobe festhält, und nicht mehr loslässt. Eine Neugier auf die Geschichte und ihren Fortgang. Ein Mitgefühl mit den Figuren, das einen bis zum Ende nicht mehr loslässt um gleich darauf festzustellen, dass es noch ein wenig hin ist bis Band 2 der Dilogie erscheint.

Die Atmosphäre die im Buch geschaffen wurde ist einmalig. Hier ein paar Stichworte: Gänsehaut. Sogwirkung. Jahreshighlight? Nein irgendwie schon Lebenslesehighlight. Schafft Gänsehautmomente. Lädt ein zum Theoriespinnen. Dies ist nämlich eines dieser tollen Fantasybücher, die eine Welt erschaffen, in der man als Leserin und Leser davorsitzt, und gar nicht anders kann, als von Theorie zu Theorie zu schweifen, nachzudenken, und mit freudiger Erwartung Band 2 zu erwarten. Ein Buch mit der Sorte von Geschichte, an die man sich erinnert und eines Tages sagen wird: „Weißt du noch…?!“. Und wenn man das Buch mit Leuten gemeinsam liest, erscheint es als ob man zusammen am Lagerfeuer in einem düsteren Wald sitzt, sich Theorien und Geschichten zuflüstert, auf das Knacken der Äste zu wartet, die lauernden Nebel näherkommen sieht, und die Stimme des Nachtmahrs in einem selbst zu hören.

Eine uralte und ursprüngliche Magie der Wälder und Natur ist im Buch allgegenwärtig und zeigt sich schon in der Wahl der Familiennamen, die gewählt wurden. Irgendwie ist es auch eine Geschichte über Vertrauen und Masken, was sich hinter allem verbirgt, dass man Dinge erst ergründen kann, wenn man hinter die Kulissen schaut, und dass oftmals hinter allem viel mehr steckt als das Offensichtliche. Und eine Geschichte darüber, eine eigene Stimme zu haben, sein eigenes Selbst zu sein. Die Symbolik der Pflanzen zeugt von einer ganz großes Naturliebe. Familie ist ebenfalls ein Thema. Wie man als Familie zueinandersteht, wie man zueinander hält, wie man sich gegenseitig behandelt, wer wen hintergeht, wer nur auf Eigennutz aus ist, wer einen nimmt, wie man ist, wer einem Liebe entgegenbringt, wer wem gegenüber loyal ist und wer in einer Familie absolut loyal zueinandersteht. Und wer einen verrät. Der Zusammenhalt von Tante Cousine und Elspeth ist sagenhaft schön beschrieben, zumindest anfänglich. Man wird fast ein wenig wehmütig, wenn man darauf schaut, und die Konstellationen in unserem eigenen Heute ansehen muss. ODER wie einen Menschen, denen man vertraut verraten können, selbst wenn sie zur eigenen Familie gehören. Hier hat alles mehrere Seiten. Wir lernen viele Arten von Gefängnissen kennen. Die, die man sich selbst macht, die in die man unverschuldet kommt, und die schicksalshaften, auf der die ganze Last der Jahrhunderte lastet. Menschengemachte, eigens gemachte, Magie gemachte. Und ja, irgendwie setzt sich die Geschichte fest. Sie fährt ihre Krallen aus und verankert sich im Kopf, lässt nicht mehr los, und bleibt darin stecken und gefangen.

Was unheimlich interessant ist, ist das Magiesystem der Vorhersehungskarten, die es schafft mit ihrer Magie in den Bann zu ziehen, und so manche Unsicherheit im Menschen preisgibt, die durch die Geschichte getarnt werden. Doch noch mehr in seinen Bann zieht einen die wilde und unkontrollierte Magie der Infizierten des Nebels, weil sie so unberechenbar ist, eben unkontrolliert, und immer zu überraschen weiß. Und dann ist da der Nachtmahr. Er ist Bedrohung, aber auch Trost, wie ein Schutz, ein alter Freund, die Stimme in einem selbst, die einem sagt weiterzumachen. Das Ganze hat eine Sanftheit in seiner Grausamkeit, und andersrum, was man sowohl auf Nachtmahr, als auch auf die Geschichte an sich beziehen kann. Der Nachtmahr, für mich fast die wichtigste Figur im Buch, hat einen ganz besonderen trockenen schwarzen Humor, leicht ironisch, leicht sarkastisch, fast immer in Reimen sprechend, und das färbt irgendwie im Laufe der Lektüre auf einen ab. Also Vorsicht ist geboten: Es könnte sein, dass der Nachtmahr sich in eure Gehirnwindungen festsetzt, und sich dort für immer festkrallt. Und am Ende ist es genau das, was ihr wollt. Eine Geschichte, die einen nicht mehr loslässt. Jede Szene, in der er Elspeths Geist übernimmt, ist spannend und macht süchtig, so wird irgendwie auch unser eigener Geist übernommen. Der Nachtmahr ist Verbündeter, Ratgeber, Der Einzige der von sich selbst weiß, und dadurch offen und ehrlich, auf seine eigene finstere Nachtmahr Art ist. Er ist Halt, Schutz, aber auch Bedrohung, doch nicht aus Eigennutz, ist das Gute im augenscheinlich Bösen. Und das offensichtlich Böse in Gestalt mit der Denkweise des Guten. Morally Grey par excellence, das hier eine ganz neue und andere Bedeutung bekommt. Der Nachtmahr, böses Ungeheuer und Stimme in Elspeths Kopf, wird mit seinen Kommentaren, Reimen und Erzählungen schnell zu einem Wesen, einer Stimme, nein eigentlich einem Freund, mit dem man sympathisiert. Er entwickelt eine Verbindung zum Lesenden, so als ob man beim Lesen seinen eigenen düster schwarz humorigen Nachtmahr bei sich im Kopf hat.

Jede Zeile, jeder Reim hat eine tiefe Bedeutung, auf die man hören sollte. Ein 500 Jahre altes Erbe. Prophezeiungen im Geist von Elspeth, die nur sie versteht (und manchmal eben auch nicht). Magisch Zauberhaft in Sprache und Erzählstil bilden sich Bilder im Kopf, abgelegt vom Nachtmahr der beim Lesen in unseren Köpfen wohnt, und sie dort für uns hinterlässt. Er leitet uns durch die Geschichte des Buches, beschützt, behütet, und wird doch als Monster angesehen. Wir sind in Elspeths Kopf, und so ist sie Jemand, der uns unheimlich nah als Person ist. Fast schon intimerscheint das, weil man sich im Kopf und der Gedankenwelt eines anderen befindet. Doch da sind auch Masken hinter denen sich das eigene Gesicht verbirgt, ja verbergen muss, zum eigenen Schutz, und diese Masken kommen häufiger vor. Die Gedichte, seufz und wow. Sie nehmen uns mit, die Reime erzählen uns von Vergangenem, von fernen Zeiten, sie wispern und flüstern uns beim Lesen alles zu, das wir wissen, und doch erstmal verstehen müssen. Alles liegt auf dem Präsentierteller, und ist doch wie durch einen Nebel des Nichterkennens geschützt, der sich am Ende des Buches teilweise lichtet, aber auch einige Geheimnisse mit in Band 2 nimmt. Heißt: Cliffhangeralarm!

Ach so, da war ja noch was neben den Reimen :D. Ich liebe Romantasy, und nehme in Kauf, dass bei einigen Geschichten eben mehr und bei manchen weniger geschwärmt wird (wobei wir alle wissen, dass es meistens etwas mehr ist). Aber hier ist es schön, dass Elspeth keine der Frauen ist, die sofort in die Knie gezwungen wird vor lauter Coolness und gutem Aussehen, sondern eigentlich ihr Wesen und auch ihre Stärke behält. Und Ravyn besticht auch damit, dass nicht in jedem Satz geschrieben wird WIE toll er aussieht. Es ist Fühlen und Gefühl der Attraktivität, die auch daher rückt, dass nicht in jedem Satz erwähnt wird, dass die Mädchen auf den Festen ihm hinterher sehen, und er DER Mann schlechthin ist, den alle begehren, und an ihrer Seite haben wollen. Hinzukommt seine Zurückhaltung und Schüchternheit, die ich sehr schätze.

Auf alle Fälle hat mich der Schreibstil schon mal gefangen gehalten, weil es sich einfach anfühlt wie ein Märchen, und zwar eines der düsteren Sorte. Man konnte schwer aufhören, und will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Auch mag ich das Symbolische der Pflanzen der Wälder, und dass jede Familie einer anderen Pflanze entspricht. Das unterstreicht die Anbetung der Natur. Das Ganze Buch spielt mit der Thematik von Schwarz und Weiß, was Gut und was Böse ist. Der Nachtmahr ist natürlich ein Ungeheuer, aber wir wissen ja, dass man nie vom Aussehen auf etwas schließen soll, was im Inneren steckt. Heißt: Der Nachtmahr hat sich einen Lieblingsplatz in meinem Herz gesichert. Sein Humor, so lustig wie düster. Was ich liebe ist fast jede Szene, wenn der Nachtmahr im Kopf sich zu Wort meldet. Die Reime sind einfach nur Kunst.

Und ich beim Lesen: „Notier deine Theorien, vielleicht stimmen ja einige“. Das endete oftmals in einer Gedankenachterbahn. Da sind so viele Einzelszenen, die ich total wichtig fand, die sehr intensiv in ihrem ganzen Sein waren. Aber es ist eben eine vollkommen intensive Geschichte. Es ist, als ob jeder beim Lesen seine eigenen Theorien aufstellt, und an jeder haftet ein Stückchen Wahrheit, so als ob alles wahr, doch nicht vollständig, aber in die richtige Richtung zielt. Und DAS ist ja quasi genau die Gestalt aus der alte Mythen gemacht werden, wenn eine Geschichte 500 Jahre alt ist, und sie von Mensch zu Mensch immer weitergetragen wird, und bei jedem nur ein kleines Stück Veränderung vorhanden ist. Ich finde das unglaublich spannend am Buch und der Geschichte. Das Buch bringt uns bei, hinter die Dinge zu schauen. Der Nachtmahr ist offensichtlich ein "Monster", aber nein, für mich ist er der interessanteste Charakter überhaupt, bei dem man wissen will, was passiert ist. Ich finde im ganzen Buch sind es nicht die Tatsachen, dass jemand so ist wie er ist, sondern eher die, die einem zu dem gemacht haben, was man nun der Welt von sich zeigt und darstellt. Es zieht sich durchs ganze Buch, dieses „WAS hat mich zu diesem und jenem werden lassen“, und nicht dieses „Ich war schon immer so“. Ich glaube da ist eine tolle Metapher im Buch für die Unzufriedenheit von vielen Menschen. Man will oftmals eben das sein, was man nicht ist, und was andere haben. Wer hat nicht schon mal im Leben sowas gesagt wie: "Ach, ich wäre lieber wie diese oder jene, weil ich so und so bin, und das an mir nicht mag". Ein zweischneidiges Schwert, bei dem wir im Grau wandeln, weil es kein Schwarz und kein reines Weiß gibt. Das ist fast so, als ob das Buch die Vorsehungskarte ist, und wir der Nachtmahr, der von der Geschichte eingesaugt wird, zumindest ein kleiner Teil unserer Seele :). Das Buch ist magisch, verzaubert einen, nimmt einen in seinen Bann und bietet ein Gefangensein in der Geschichte, das man gerne hinnimmt. Ein absolutes Highlight voller Düsternis, Schicksal, Prophezeiung, Magie, Reimen und einem Knistern, das magisch ist, sich aber nicht auf die Magie bezieht, sondern gewisse Charaktere. Während man die Geschichte liest, entfaltet sie ihre Sogwirkung. Man wird mitgerissen, hineingezogen, fast als ob man selbst dabei ist, fernab der Realität, mitten im Königreich Blunder zwischen dem Nebel und der Düsternis der Wälder gefangen. Da kommen dunkelneblig düstere Märchenvibes an. Aschenputtel? Die Schöne und das Biest? Rapunzel? Nein, was ganz Eigenes! Man verliert sich in der Geschichte, seiner Vergangenheit, dem Schreibstil und den Reimen. Fast als ob die Geschichte des Buches sich auf uns überträgt, uns gefangen nimmt. Und ganz im Sinne der Buchwidmung am Anfang fühlt man sich als stilles Mädchen mit eigenen Geschichten im Kopf auf einmal besonders, weil es eben im Buch so wichtig ist, was man im Kopf hat, welche eigenen Gedanken man fühlt, und wie einzigartig das bei jedem ist. Das Buch dringt in euren Kopf ein, lässt euch reimen, und nachdenken. In diesem Sinne: Hab acht vor dem Buche, vor dem Buche hab acht. Lies wohl mit Bedacht, wenn der Nachtmahr erwacht. Er wird dich mit seinen Worten fangen, dein Herz wird brechen, so ist es jedem ergangen. Drum lies und versteh, die Worte so weise, wenn Bäume im Nebel wispern ganz leise, und erzählen Geschichten der Vergangenheit, der Zukunft, Gegenwart und einer holden Maid. Hab acht vor dem Buche, vor dem Buche hab acht.

Dies ist eines der Bücher wo man eines Tages zurückblicken wird, und sich erinnert. Ein Highlight im Kopf hängenbleibt. Das bleibt, und nicht mehr geht. Magisch, märchenhaft, poetisch, mit zauberhaftem Märchenschreibstil. Die Geschichte hat sich mit ihren Krallen und gleichzeitig sanften Worten nicht nur in meinen Gehirnwindungen festgehakt, sondern auch in meinem Herzen. Dort ist sie nun, wirkt nach, lässt mich in meinen Gedanken reimen, ist fast wie ein Freund, mit dem man Konversation betreibt, wenn die Welt um einen dich vergisst. Wenn ich könnte, würde ich der Geschichte 10 von 5 Sternen geben, weil sie sich so mit meinem Kopf verwoben hat. Weil sie hängenbleibt. Weil sie so besonders ist. Weil sie nachdenklich und gleichzeitig melancholisch, traurig und glücklich macht. Und weil ich nur noch reimen kann, gibt es diesmal kein Rezensionslied, sondern noch ein Gedicht, das sich in meinem Kopf gebildet hat, und aufgeschrieben werden wollte:

„There once was a girl, Claudia her name, who through early years a reader became. She fell in love with a book, so fine. She lost her heart all through reading time. It is what it is, and so it began. The girl, the book, and the love that was then. So through then and now and eternity, the book will last, so the heart isn’t free. Cause there once was a girl, Claudia her name. One Dark Window the book, which in love she became. So listen to it, listen to me, the book tells the word for nothing is free.“

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Ein Funke der Liebe im Zeitgeschehen kann zu allen Zeiten entfacht werden.

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
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A Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic von Kira Licht

Hallo liebe Buchmenschen. Es gibt Dinge, die ich einfach liebe, oder für die ich mich unheimlich interessiere. Schöne Dinge, schreckliche Dinge. ...

A Spark of Time – Rendezvous auf der Titanic von Kira Licht

Hallo liebe Buchmenschen. Es gibt Dinge, die ich einfach liebe, oder für die ich mich unheimlich interessiere. Schöne Dinge, schreckliche Dinge. Zum einen ist da meine Affinität zu Zeitreisegeschichten. Ja, im Laufe meiner Buchlesekarriere, also fast mein ganzes Leben lang, habe ich schon immer Geschichten geliebt, in denen man durch die Zeiten reisen kann. Etwas, das uns Menschen eigentlich verwehrt geblieben ist. Bis jetzt. Doch dank Büchern, und ihren Geschichten, kommt es uns in der Lektüre manchmal genau so vor, als ob wir uns in der jeweiligen Zeit befinden, in der die Geschichte spielt. Zum anderen, und das könnt ihr nicht wissen, gibt es in just dieser Geschichte unserer Menschheit immer wieder Tragödien, die so schrecklich sind, dass sie uns auch nach Jahrhunderten nicht loslassen, und uns schlichtweg den Atem rauben. Auf die emotionale schreckliche Weise, die uns beim näheren Nachdenken immer wieder in unsere eigene Gedankenwelt bringt, und uns Fragen stellen lässt, wie wir damals reagiert hätten, was wir getan hätten …. Hätten wir genau zu diesen Zeiten gelebt. Eines dieser Ereignisse, uns das fand ich schon immer (auch vor dem Film), ist der Untergang der Titanic. Wie fühlen sich Menschen die erfrieren, die untergehen und ertrinken, die von Teilen des Schiffs erschlagen werden, oder schlimmeres im Augenblick ihres Todes erleben? Gewahr in ihren Köpfen, dass sie nun sterben werden, und dass es für die nun keine Rettung mehr geben wird, so dass der Ozean ihr Grab wird? Zu wissen, dass man zwar gerettet ist, aber auch mit dem Wissen, dass Teile der eigenen Familie vor den Augen ertrinken? Der eigene Mann, der eigene Sohn? Oder, dass ganze Familien gerade ausgelöscht werden? Ich will euch mit diesen Worten gar keine Angst machen. Aber wer den Titel des Buches liest, der sollte sich gewiss sein, dass die Titanic eine Rolle im Buch spielt. Doch nun komme ich erstmal dazu, worum es im Buch und seiner Geschichte geht.

Welche Geschichte das Buch uns erzählt:

Lilly deGray lebt mit ihrem Vater und einer Menge Geldsorgen alleine, und die beiden haben ein Antiquariat. Was die Welt nicht weiß ist, dass beide aus einer Familie von Zeitreisenden stammen, und somit die Exponate direkt aus den Zeitepochen besorgen. Das klappt immer, doch eines Tages wachsen dem Vater die Schulden über den Kopf, und da kommt der Auftrag eines Ehepaares gerade recht, die Kette einer Vorfahrin zu finden. Diese ist auf der Titanic mitgefahren. Lilly muss also nun in die Vergangenheit und ins Jahr 1912 reisen, und gibt sich als Dienstmädchen aus, tritt in die Dienste einer reichen Gräfin, und versucht an die Kette zu kommen. Doch die Zeit, die ihr sonst hilft und sie in andere Epochen bringt, ist hier gegen sie. Denn der Eisberg rückt immer näher. Und dann ist da noch ein Passagier der 1. Klasse, nämlich Ray, in den Lilly sich nach und nach verliebt. Die Frage ist, ob Lilly den Zeitreisekodex der Familie einhält, und alles so lässt, wie es ist, oder Ray retten wird. DAS … erfahrt ihr im Buch. Und bedenkt dabei immer: Zeit – Raum – Kontinuum und so ;)

Cover und Titel:

Das Cover, seufz. Ich mag die Farbgebung, weil sie so Vieles in sich vereint. Zum einen, dass es eine fantastische Geschichte der Zeitreise ist, zum anderen die im Titel genannten "Sparks", die das Meer preisgibt, weil alles eben funkelt, und damit der Funke bei mir übergesprungen ist. Und dann ist da natürlich die Farbgebung des Meeres an sich, auch wenn man es gar nicht direkt sieht. Aber wer Fantasie im Kopf hat, findet leicht eine Verbindung zum Meer und einer Sternennacht, in der eine Katastrophe passiert ist. Tatsächlich sieht das Cover fast so aus, als ob der Titel sich unter Wasser befindet, und hinab auf den Grund des Meeres sinken würde. Deswegen ist das Cover zum einen wirklich ein sehr schönes, aber auch eines, das melancholisch macht. Zumindest mich.

Fazit und Gedankenallerlei:

Es scheint so, als ob die Geschichte parallel zur Jungfernfahrt der Titanic verläuft. Erst ruhig und still, wie die See in der Nacht der Kollision. Zu still, so dass ein Eisberg nicht ersichtlich war, weil sich kein Wasser daran gebrochen hat. Später ist die Geschichte dann voller Panik, Chaos und Aufregung. So wie eine Masse von Menschen in absoluter Todesangst. Im Angesicht des Todes zeigt sich auch im Buch, wer sich selbst am nächsten ist. Die Geschichte birgt mehr in sich als man anfänglich sieht. Am Anfang scheint es fast so, als ob wir nur die Spitze des Eisbergs sehen würden. Doch mit der Zeit geht sie in die Tiefe, und wir erfahren, was sich unter der Oberfläche befindet. So wie der Eisberg unter der Wasseroberfläche. Alles nimmt gemächlich Fahrt auf. Und ab und an könnte man meinen, dass die Geschichte verknüpft ist mit ihrer Fortsetzung, dem 2. Band, der auch noch dieses Jahr er scheinen wird. Alles wirkt ein wenig wie die Vorbereitung auf etwas, das da kommt, etwas, das wir jetzt noch nicht sehen können. Und das finde ich ungemein spannend, auch wenn dadurch nicht ganz so viel Action im vorderen Teil des Buches vorkommt. Muss es auch gar nicht. Der letzte Teil entschädigt. Alles ist wie ein langsamer Aufbau der Geschichte. Wir bekommen übrigens gleichzeitig Slow-Burn, weil die Liebesgeschichte so zart und zurückhaltend beginnt, was eher der Zeit geschuldet ist. Überhaupt: Die Langsamkeit und Ruhe ist etwas, das erst im 2. Teil und zur Hälfte hin aufgewirbelt wird. Doch die Beschreibungen der Zeit sind sehr detailliert. Und was soll ich sagen? 1912 war nun einmal ein Jahr einer Zeitepoche, die für unsere heutige Schnelllebigkeit etwas langsam erscheint. Die Liebesgeschichte an sich nimmt nämlich gar nicht so schnell an Fahrt auf, andere Zeiten eben, und andere Geschwindigkeit. Was man verwechseln könnte ist dann aber, dass sie trotz der Zeit schnell an Intensität gewinnt. Etwas, das man versteht, wenn man die Charaktere beachtet und weiß, was ihnen im Leben fehlt. Denn die Räume zwischen Menschen und Gesellschaften, alles was zwischen uns steht, sei es auch die Zeit an sich, spielt natürlich eine ganz große Rolle im Buch. Sei es bei den Klassen der Gesellschaft auf dem Schiff, oder im Übrigen Umgang der Menschen im Miteinander.

Achtung: Hassmenschenalarm voraus! Euch werden einige hassenswerte Personen begegnen, und meine Vermutung ist, dass einer davon wahrscheinlich auch in Band 2 auftaucht. Ihr stoßt im Buch auf Intoleranz, Überlegenheitsdenken, Tyrannei, eine richtig mies ausgeprägte Zweiklassengesellschaft und viele Menschen, die sich für die Krone der Schöpfung halten, und die unter ihnen Stehenden genau das auch immer wieder spüren lassen. Leute mit der "Ich bin adelig und ein besserer Mensch als alle Angestellten"-Karte, die sie gerne ausspielen. Grausame Zeit im Hinblick darauf, wie Standesunterschiede waren (wobei ich ja finde, dass es in jeder Zeit Menschen gibt, die sich aufspielen, und sich für etwas Besseres halten, und die ärmeren Leute müssen dafür büßen). So, genug über die Zeiten gemeckert. Dass es Ungerechtigkeiten in unserer Welt gibt, brauche ich ja nicht zu erwähnen. Ich habe hier übrigens etwas, das ich nicht so häufig in Rezensionen habe. Nämlich, dass ich sehr wenig die Namen der Protagonistinnen und Protagonisten erwähne. Das ….. hat seinen Sinn. Glaubt mir. Aber das ist einer der Clous der Geschichte, und das sollte jeder selbst beim Lesen herausfinden. Nur so viel sei gesagt: Ihr bekommt 2 Erzählperspektiven. Lilly mag ich ungemein als Protagonistin. Sie ist nicht überheblich, aber auch nicht ganz zurückhaltend, und kann sich im Notfall wehren. Somit ist sie als Charakter sehr angenehm. Sie tut, was sie eben tun muss, und das imponiert. Auch dass sie oft den „Harten Weg“ nimmt, statt es sich leicht zu machen. Die eingeschworene Gemeinschaft zwischen Vater und Tochter finde ich sehr schön, weil sie ein Gefühl von Geborgenheit hinterlässt, und das trotz, dass Lillys Mutter vor nicht allzu langer Zeit gestorben ist.

Der Rahmen ist die Zeitreisegeschichte der Gegenwart, aber was uns immer wieder anzieht ist das Schicksal der Menschen auf der Titanic, und damit die Reise selbst in die Vergangenheit, und auf dem Schiff selbst. Wäre es eine reine Zeitreisegeschichte, würde es nicht so emotional mitnehmen. Der Rahmen ist gegeben, und er wurde gefüllt mit Drama und einer zarten Liebesgeschichte, die sich übrigens selbst auch noch beweisen muss :). Und auch, wenn das Ganze natürlich kein „Titanicbuch“ ist, sondern seine ganz eigene Geschichte erzählt, so nimmt das Unglück in seiner alles übersteigenden Dimension und Tragödie natürlich so viel Platz ein, dass man es fast doch als Buch über die Titanic durchgehen lassen könnte. Denn Kira Licht hat eines getan: Wirklich gut recherchiert. Und das, so scheint es, nicht nur aus dem Grund ein Buch über ein vergangenes Ereignis zu schreiben. Man spürt das Interesse und die Emotionalität, die der Untergang der Titanic noch heute in uns Menschen hervorruft. Denn da ist noch die Intensität des Untergangs an sich. Die Abschiede, die gemacht werden. Und an einer Stelle kamen dann wohl auch mir die Tränen, parallel zum Wasserstand der das Schiff immer mehr geflutet hat, weil es wirklich sehr emotional wurde. Weil gerade diese Thematik es ist, die uns immer wieder daran erinnert, wie schnell es vorbei sein kann, gerade auch WEIL es nur einen Moment (und einen Eisberg, der zu spät gesehen wurde) in der Zeit benötigt, der uns alles nehmen kann. Und Zeit ist etwas, das in dieser Zeitreise wirklich essenziell ist. Kann man sie ändern? Sollte man sie ändern? Will man sie ändern? Oder muss man am Ende alles so lassen, wie es passiert ist, um das Raum-Zeit-Kontinuum nicht zusammenbrechen zu lassen? Die alten Fragen der Zeitreisen eben. Zum Glück gibt es im Buch einen Kodex dafür. Die große Frage ist nur, ob dieser gebrochen wird, oder nicht. Und das muss jeder Lesende für sich selbst herausfinden.

Letztendlich, und das finde ich das Spannende am Buch, ist mal selbst froh am Leben zu sein. Wie ich das meine? Man war natürlich in keiner Gefahr beim Lesen, aber das Intensive der Geschichte und des Untergangs macht einem erst mal begreiflich, wie froh man in seinem eigenen Leben sein kann, niemals so ins Angesicht des Todes blicken zu müssen. Oder mit denen mitzufühlen, die es eben schon getan haben, gerade tun, und überlebt haben. Das ist eine schöne Lehre, und ändert so manche Sicht auf das Leben. Und dann ist da ja noch der lockere Schreibstil, der es schafft, die bedrückende Situation, von der wir alle wissen wie sie endet, etwas aufzulockern. Denn ab und an fühlt es sich ein wenig klaustrophobisch an, hat fast etwas von einem Sarg, in dem man eingeschlossen ist. Und sein wir ehrlich ----> Die Titanic und alles dort unten ist ein großes Grab. Und ich finde es gut, dass die Auflockerung des Schreibstils das nie heruntergespielt hat.

Die Idee der Zeitreise ist super umgesetzt. Natürlich findet man immer Ähnlichkeiten. Aber das macht mir persönlich gar nichts aus, weil die Geschichte ja trotzdem ihre eigene erzählt, und das Zeitreisesystem glaubhaft rüberkommen muss. Was es tut. Was ich mag ist, dass die Charaktere alle ihre Fehler haben, und dadurch realistischer rüberkommen. Dass das Geschäft von Lilly und ihrem Vater in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Dass er sich mit Kriminellen einlässt, weil er keinen Ausweg mehr findet. Dass Leute, die Geld haben immer auch versuchen noch mehr Macht und Geld zu bekommen, und dies durchsetzen, indem sie ihr Geld spielen lassen, und ausnutzen, dass andere Geld brauchen, und auch in Kauf nehmen andere finanziell zu ruinieren, und damit deren Leben. Aber ich schweife ab. Und man schweift in Gedanken ab, zumindest ich. Manche Namen zu lesen, von denen man genau weiß, dass sie in den Fluten des Ozeans beim Untergang gestorben sind, macht das Herz schwer. Dass man sie im Buch kennenlernt, und seien ihre letzten Tage auch nur erfunden, macht es persönlich. Was es noch so realistisch macht ist, dass man jede Beschreibung der Titanic im Kopf hat, wenn man sich mal Bilder angeschaut hat, in Ausstellungen war, oder eben einen bestimmten Film gesehen hat. Das macht das Kopfkino sehr realistisch. Gerade auch bei dem Cafe Parisienne, beim Rundgang im Gymnastikraum, den Kabinen und Räumen oder der großen Freitreppe.

Das Ende? Ein fantastischer Cliffhanger. Ich bin gespannt, wie es alle in die Regency Ära führen wird, und wie alles dort endet, weil…….. Band 2 ist ja Rendezvous mit Mr. Darcy und……äh…….. ich als Pemberley bin da natürlich ganz besonders hellhörig geworden! :). Natürlich wird es in Band 2 dann noch einige Schwierigkeiten geben! Oder? Hallo Kira Licht?! Naja, immerhin habe ich Mr. Dracy, yay! :). Der letzte Teil macht am meisten neugierig auf Band 2. Der 1. Teil war etwas langsamer, es ist wenig passiert, aber vielleicht ist das auch ein Merkmal der Zeit. Dass einfach nicht so viel passiert ist im Sinne davon, dass es für die Reichen eine endlose Aneinanderreihung von Essen und Bällen und Essen und Sich anziehen und hübsch machen und gesellschaftlichem Ansehen war. Und für die Bediensteten eben…..eine Zeit der dauerhaften Arbeit ohne Freizeit.

Und nochmal: Der Untergang der Titanic. Es gab ein paar bekannte Elemente, ABER…… ich finde es trotzdem gut, dass hier im wahren Rahmen geblieben wurde, also alles ungefähr so, wie es sich wirklich zugetragen haben muss, und keine wirklich großen Hinzudichtungen. Man hat auch nochmal gemerkt, wie emotional schwierig das Thema ist, allein von der Masse der Opfer. Der Ungerechtigkeiten, der Rettungen, wenn man weiß, wer überlebt hat, und wer nicht. Und einfach all das, was um die Katastrophe kreist. Ich gebe zu, bis heute, Titanic als Film nicht schauen zu können, ohne zu weinen. Jedes Mal. Obwohl ich weiß, was kommt. Es nimmt einen mit, und ich finde die Angst ist gut rübergekommen. Diese Beklemmung. Das Gefangensein in diesem, ich sag‘s nochmal, Sarg, der durch einen Eisberg dazu wurde, aus etwas, das vorher wunderschön und voller Leben war. Und dessen Faszination die Zeiten bis heute überdauert hat.

Heutiges Rezensionslied? Die Zeichen der Zeit haben es mir zugeflüstert, weil ich fand, dass der Text passt, und es nicht das ist, was wahrscheinlich viele beim Titanic-Thema erwartet haben: „Just stop your crying, it's a sign of the times. We gotta get away from here. We gotta get away from here. Just stop your crying, it'll be alright. They told me that the end is near. We gotta get away from here.“

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  • Erzählstil
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  • Gefühl
Veröffentlicht am 16.02.2024

Schaut hinter die hellsten Farben, auch da herrscht Dunkelheit.

The Brightest Colours
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The Brightest Colours von Kara Atkin

Hallo liebe Lesende. Und natürlich Liners ;). Lasst uns heute mal darüber sprechen, wie schön es in unserem Leben ist, wenn da Jemand ist, auf den wir uns komplett ...

The Brightest Colours von Kara Atkin

Hallo liebe Lesende. Und natürlich Liners ;). Lasst uns heute mal darüber sprechen, wie schön es in unserem Leben ist, wenn da Jemand ist, auf den wir uns komplett verlassen können. Und ich meine nicht diesen losen Verlass mit Versprechen, die vielleicht manchmal wanken und ins Wackeln geraten. Ich meine den kompletten und richtigen Verlass auf einen Menschen, der uns in – und auswendig kennt. Sollte man in Familien finden. Tut man nicht immer. Ich weiß. Manche Freundschaften sind ganz okay und kommen dem sehr nahe. Manche Freundschaften taugen gar nichts. Und manche, ja die sind so eng, dass es einem körperlich und seelisch fast wehtut, wenn diese Person nicht in der Nähe ist. Und manchmal, ja manchmal, da gehen die Gefühle weit darüber hinaus, und die Freundschaft vermischt sich mit der Liebe. Ich erzähle euch das Ganze, weil „The Brightest Colours“ natürlich davon handelt. Wer Band 1 der „Perfect Fit Reihe“ (The PerfectFit) gelesen hat, wird die Vibes zwischen Mia und Roan schon ertastet haben. Ein ganz langsames Herantasten. Und doch war es dort schon fühlbar. In Band 2 der Buchreihe haben die beiden nun ihre eigene Geschichte bekommen. Eine Geschichte von Menschen die einfach TUN ohne vorher zu fragen ob man helfen kann, die einfach wissen, was gut für einen ist. Und die geht so.

Die Geschichte von Mia und Roan, die das Buch uns erzählt:

Mia und Roan kennen sich seit Kindheitstagen. Er ist der Sänger der weltberühmten 2-Mann-Band „Parallel“, und Mia seine Make-Up Artist. Mia hat damals alles aufgegeben, um mit Roan, und irgendwie auch Damian im Gepäck, zusammen nach London zu gehen, wo die beiden dann mit ihrer Musik berühmt wurden. Mia ist immer an Roans Seite in den Schatten, und nie im Rampenlicht. Wie es sich für jemanden im Hintergrund gehört. Doch Roans Gefühle, die eigentlich schon immer für Mia da waren, wollen aus den Schatten heraustreten. Und so handelt die Geschichte davon, ob auch Mia es wagt, sich ihre Gefühle für Roan endlich einzugestehen, und darum, ob es alles zwischen den Beiden ändern würde. Denn Roan braucht Mia, und Mia Roan. Die Frage ist nur, wie die Welt im hellen Licht außerhalb der Schatten darauf reagiert. Denn ganz ohne Schwierigkeiten läuft es nie, wenn man ins Licht tritt. Vor allem, wenn es Menschen gibt, die einen wieder in die Dunkelheit ziehen wollen, weil sie einem das Licht missgönnen.

Titel und Cover:

Ich mag den Titel ungemein, weil er so für die Geschichte spricht. Denn er zeigt uns, dass es dort wo helle Farben sind, auch Dunkelheit geben kann. Dazu sei gesagt, dass Roan den Sternenhimmel liebt, und diese hellen Farben sind etwas, das immer in Geschichten mit Gefühlen passt. Ihr seht: Unter dem Titel, von dem man glauben könnte, dass es um Farben und Make-Up geht, verbirgt sich viel mehr. So wie es sich hinter Make-Up eben auch manchmal tut. Das Cover? Hach ja. Schon wie in Band 1 mag ich einfach, dass genau das Paar abgebildet ist, um das es im Buch geht.

Fazit und Gedankenkarussell:

Mit Band 2 erneut ins „Parallel“Universum einzutauchen war wie Nachhause kommen, wenn man Band 1 ebenfalls gelesen hat. Natürlich ist die Geschichte auch eigenständig zu lesen, aber garantiert mehr Spaß hat man, wenn man sich auf die Protagonisten so einlässt, dass man sie alle als Gesamtheit kennenlernt. Als einfach sympathischen Haufen aus super verschiedenen Charakteren, die trotzdem einfach zusammengehören. Die Fans der Band „Parallel“ werden Liners genannt. Und prompt wird man in die Geschichte hineingezogen, und kommt als einer von ihnen heraus. Somit sei gesagt …… auch wenn die Brotkrumen schon in Band 1 ausgelegt wurden, bin ich ihnen wohl gefolgt und just in dieser Geschichte so richtig ein Liner geworden. Willkommen im Fanclub sage ich da nur.

Die Geschichte hat genau die richtige Geschwindigkeit. Wie genau ich das meine? Nun ja. Sie ist nicht zu langsam, sie zieht sich nicht hin, aber wir werden auch mit keiner Liebesgeschichte einfach überrumpelt. Keiner stürzt sich ins Ungewisse ohne vorher darüber nachzudenken. Es ist eben alles genau richtig. Mia und Roan haben ja quasi ihr ganzes Leben Zeit gehabt, sich kennenzulernen, und waren so gesehen auch nie getrennt voneinander. So hat man das Gefühl der Beiden gemeinsam gegen die Welt, was gerade bei der Liebesgeschichte eine so schöne Wirkung auf den Leser entfaltet, dass man sich in der Geschichte ungemein geborgen fühlt. Fast so, als ob man beim Lesen selbst zu Freunden zurückkehrt. Es sind die Kleinigkeiten, die die Beziehung im Buch zu so etwas Besonderem machen. Berührungen und Blicke. Selbstverständlichkeiten, die aber nicht für jeden selbstverständlich sind, außer für diejenigen, die sich schon seit gefühlt immer kennen.

Das Buch ist gefüllt mit Gefühl und Gefühlen, die es an uns beim Lesen weitergibt. Und das ist mein Ernst. Ich konnte komplett alles nachempfinden, konnte mitfühlen, mitleiden, aber auch die Titel gebenden hellen Farben in der Geschichte erkennen und miterleben. Poetischer Schreibstil plus Sprache ist also wieder anwesend, genau wie in Band 1, und durchwandert das Buch. Vielleicht sogar noch einen Tick mehr. Und das hat mich ungemein berührt. Die Geschichte ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Denn es passiert actionhaltig natürlich nicht so viel. Darauf ist die Geschichte aber auch nicht aufgebaut. Und trotzdem gibt es die Stellen, in denen Dinge passieren, die einen selbst aufwühlen.

Die Geschichte lebt und atmet das Thema des Tropes „Friends to Lovers“. Man kennt ihn aus anderen Geschichten, mal besser und mal weniger gut umgesetzt. Aber was hier von Kara Atkin geschaffen wurde ist wirklich Friends to Lovers par excellence. Mia und Roan als Freunde sind einfach nur wahnsinnig schön zu erleben, aber als Paar, oder besser gesagt den Weg dorthin, wird das Ganze nochmal übertroffen. Und das obwohl man gar nicht so riesige Unterschiede findet in einem „Davor“ und „Danach“. Denn wenn man es genau nimmt, hat man die Anziehung, die Sehnsucht und das gegenseitige Vertrauen ganzzeitig gefühlt.

Mir gefällt es richtig, dass wir auch mehr über die Vergangenheit und die Geschichte aller erfahren, zumindest in ganz kleinen Stücken. Nicht etwa nur die Vergangenheit der Hauptcharaktere Mia und Roan, sondern in Nebensätzen und Rückblicken auch immer einen kleinen Blick erhaschen auf alle Charaktere, weil sie eine Einheit sind, wie eine Familie. Band 1 + 2 wirkt wie eine zusammenhängende Geschichte, in der sich kurz der Fokus ändert, aber alle zusammen als Gemeinschaft wichtig bleiben. Weiterführend und ganz selbstverständlich wird hier auch Ellies und Calebs Geschichte ein klein wenig weitererzählt, wenn natürlich auch nicht hauptsächlich. Es ist schwierig Mias und Roans Geschichte zu beschreiben, denn ihre Geschichte ist auch immer die von Ellie und Caleb aus Band 1, und Damian, Roans besten Freund und 2. Mitglied der Band. Die Figuren sind so in die Geschichte eingebaut, dass man nicht trennt, dass jeder in die Geschichte eingewebt wurde. Und trotzdem hat jeder sein Band der Buch-Reihe. Wie eine große Buchcharakter-Familie, die in diesem Band Mia und Roan nun etwas mehr in den Vordergrund rücken lässt, ohne die anderen zu überdecken. Und das ist auch schön. Denn der Spirit von Zusammenhalt, Familie und Vertrauen liegt in allem, in jedem geschriebenen Wort im Buch. Was mir ebenfalls gefällt ist, dass Roan, Caleb und Damian als einzelne Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem eine Gemeinschaft bilden die so zusammenhält, dass sie nichts auseinanderbringen kann. Freunde die zu Familie mutieren, die immer zusammenhalten, und in allen Lebenssituationen füreinander da sind. Dass, wie bei Band 1, auf die anderen Protagonistinnen und Protagonisten eingegangen wird, lässt auch hier in Band 2 hoffen denn…… hach….Band 3 ! Jaaa, auf Damian’s Geschichte freue ich mich tatsächlich. Was das hier in einer Rezension für Band 2 zu suchen hat? Alles. Denn natürlich ist auch Damian Part in der Geschichte als Gesamtheit. Genau das, was ich an ihr so sehr mag. So war es, um noch einmal auf Band 1 zurückkommen, etwas das mich als Leserin ungemein neugierig auf die Geschichte um Roan und Mia gemacht hat. Diese Neugier, das Innenleben, und die Emotionalität und Gefühle, die haben wir als Leser in Band 1 schon erspürt. Und nun eben richtig kennengelernt. Gerade diese Sachen die wir dort erfahren, dass Roan als großer Weltstar eigentlich schon seit Teenagerzeiten in seine Nachbarin aus Kindertagen, eben Mia, verliebt ist, macht diese beiden Hauptcharaktere als Menschen nochmal greifbarer und nahbar. Der Friends to Lovers Trope ist hier wirklich die beste Beschreibung. Und doch: Band 1: Fake Love, Band 2: Friends to Lovers. Jaaaa, wie oben erwähnt, ich bin gespannt, lieber Damian, was da in Band 3 auf uns zukommt ;). Der Freundeskreis wird ja immer mit einbezogen :)

Ich könnte euch nun noch und nöcher von der Geschichte vorschwärmen und wie wohl ich mich in ihr gefühlt habe. Wie geborgen und wie zugehörig zu den Charakteren. Doch erstens kommt es dem natürlich nicht ganz so nahe. Und zweitens will ich damit einfach nur sagen: Die Geschichte hat mir wirklich gutgetan, und ich fand sie richtig toll, gerade im Umgang der Menschen miteinander. Auch gefallen hat mir, dass das Buch sich kontinuierlich steigert. Ich habe es tatsächlich in 3 Abschnitten gelesen, und mit jedem Abschnitt gemerkt, wie viel schöner und spannender er nochmal zum vorherigen wurde. Was natürlich nicht gegen die vorherigen spricht, sondern einfach dafür, dass es zum Ende hin nochmal besonders gefühlvoll wurde. Man fühlt eben wirklich mit, ist mittendrin, auch in den Emotionen. Für mich ist das Buch während des Lesens wie zu einem Freund geworden, einem guten der zu mir hält. Ganz im Sinne der Geschichte. Einem Freund, der mittendrin auch mal meine emotionale Schmerzgrenze getestet hat, mir aber trotzdem beigestanden hat.

Doch wo Licht ist, da sind auch Schattenseiten. Oder mit den Worten des Titels: Wo die brightesten, Colours, also die hellsten Farben sind, entdeckt man auch Dunkelheit. Die gibt es in diesem Band auch. Die Schattenseiten, Kehrseiten dessen, was man Erfolg nennt. Die öffentliche Meinung, was man der Welt von sich zeigt, das Private was einem genommen wird, und…… die vielen vielen Lügen, die einfach nur verbreitet werden in der Welt, um Gerüchte zu schüren, die nicht stimmen, um letztendlich dann damit Geld zu machen. Auf Kosten der Stars. Und in diesem Fall auch Mia, die sich in ihrer neuen Rolle als „mehr als nur die Make-Up Artist“ erst zurechtkommen muss. Und wie immer, wenn wir in eine Situation erstmal hereinwachsen müssen, ist dies mit Schwierigkeiten verbunden. Da kommen schon mal wirklich üble Beleidigungen seitens der Klatschpresse vor, Bodyshaming, üble Nachrede. Oder ganz einfach Lügen, die in die Welt gesetzt werden von Menschen, die mal Teil des Lebens von Mia waren, die aber der krasse Gegensatz zum Zusammenhalt und Vertrauen sind, die in dieser Geschichte doch eigentlich vorherrschen. Uns begegnet Mut aber auch Sehnsucht. Schwächen, die man und weismachen und unterschieben will, die aber gar keine sind. Und Stärken, die man aus Gegenseitigkeit und Vertrauen zieht. Presseberichte die einem beim Lesen wirklich in der Seele wehtun. Aber auch ehrliche Gespräche und Wahrheiten, die viel mehr wert sind. Biestigkeiten und Worte die Menschen anderen vor die Füße schmeißen, an denen ich zum Beispiel zerbrechen würde. Aber auch eine Mia, die es nicht tut :). Und um dieses Thema nochmal zu vertiefen: Ich liebe einfach, wie Roan mit Mia umgeht. Dieses Gefühl, wenn Menschen einfach TUN, ohne vorher zu fragen, was sie tun können, weil sie dich in-und auswendig kennen. Oder auch, wenn deine Freunde dich einfach aus der Schusslinie holen, ohne dass du darum gebeten hast, weil sie dir nur gut wollen. Diese Hilfe, die einfach da ist. Das mag ich. Und ich schätze, sowas gibt es auch nicht ganz so häufig, und muss erst gefunden werden. Viele bekannte Menschen würde ich zum Beispiel nicht in diese Rolle stecken können, weil es da heißt, wenn man um Hilfe bittet: „Sorry, hab keine Zeit“ „Sorry, aber so gut kennen wir uns ja auch nicht“ „Sorry, aber meine Familie ist mir wichtiger als du, und deswegen kann ich dir nicht helfen“ „Sorry, da will ich nicht mit reingezogen werden.“ Man spürt die Vertrautheit zwischen Mia und Roan, und man spürt die Vertrautheit als Leserin zum Buch und seinen drin vorkommenden Personen.

„The Brightest Colours“ hat mir richtig gut gefallen. Richtig gut ist sogar nicht mal annähernd daran, wie toll ich es fand. Die Friends-to-Lovers Story als Trope wurde total gut umgesetzt, und hat es mich beim Lesen richtig fühlen lassen. Das tut man beim Trope ja nicht immer, wenn die Umsetzung dabei hakt. Aber hier war es wirklich mega. Es zeigt einem auf, dass man im Leben keine Tausenden von Freunde braucht, wenn mal einen kleinen Freundeskreis hat in dem sich die richtigen Freunde befinden. Mit denen man sich wohlfühlt, die einen akzeptieren wie man ist, die zu einem stehen, und einen auch lieben. In welcher Form auch immer. Außerdem geht das Ganze in die Richtung zu wissen, wer man wirklich ist, und sich selbst nicht zu verlieren um Jemand zu sein, den man der Welt nur vorspielt. Da sind Dinge, die schon immer in sich getragen wurden, aber auch verborgen geblieben sind, und plötzlich an die Oberfläche schwappen. Und Leute, was habe ich einfach nur diesen ersten Kuss genossen, obwohl ich ihn ja nicht mal bekommen habe. Das ist nicht mal ein Spoiler. Küsse kommen in Romance-Storys eben vor. Nun hatten wir also schon Caleb den Kontrollierten und nun Roan den Sanften. Trotz allem bin ich nun natürlich gespannt wie in Band 3 Damian, der Rebellische …….. die Liebe finden wird <3. Ihr merkt: Ich wäre definitiv Liners Fan, auch wenn ich noch kein Lied der Beiden real gehört habe. Aber allein wie die beiden über Musik reden, was auch in meinem Leben einen großen Teil markiert, lässt mein Herz ein wenig schmelzen, und schon haben Roan und Damian als Parallel einen Fan mehr. Mich. Wobei ich wetten könnte, nach der Lektüre schließen sich mir einige an. Also, wer will? :D

Das heutige Rezensionslied zeigt uns dann, dass wir alles überstehen können, wenn wir zusammenstehen:

„When the night has come, and the land is dark, and the moon is the only light we'll see.
No, I won't be afraid. Oh, I won't be afraid.Just as long as you stand….Stand by me“

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Wann ist ein Wort ein Wort, und wann ist es eine Waffe?

Babel
2

Babel von Rebecca F. Kuang

Die Macht der Sprache, der Worte, des geschriebenen und gesprochenen Wortes, deren Bedeutung, und dass ein Wort, wenn jemand es nicht versteht, eine ganz andere Bedeutung haben ...

Babel von Rebecca F. Kuang

Die Macht der Sprache, der Worte, des geschriebenen und gesprochenen Wortes, deren Bedeutung, und dass ein Wort, wenn jemand es nicht versteht, eine ganz andere Bedeutung haben kann, dass jemand mit Worten leicht täuschen kann, meist am längeren Hebel sitzt gegenüber denen, die Worte und Sprache nicht verstehen. Dass jemand einem ALLES erzählen kann, Worte vortäuscht oder weglässt und wir glauben müssen, was in fremden Sprachen dort steht, wenn wir sie selber nicht gelernt haben, das ist der Lauf unserer Welt. Deswegen gibt es Übersetzungen. Was übersetzt wird, müssen wir glauben, dem Übersetzer vertrauen. Denn nur so, können wir uns verständigen. Und manchmal ist die richtige Kommunikation untereinander das Wichtigste im Leben. Sich nicht nur mit dem Wort zu verstehen, sondern uns selbst auch als Menschen in unserem Tun nachvollziehen zu können. Zu verstehen, wer wir sind, und warum wir Dinge tun, wo wir hingehören. Vorliegendes Buch spricht diese Thematiken wunderbar an.

Welche Geschichte die Worte im Buch erzählen:

Das Jahr 1828: Robin Swift überlebt in seiner Heimat Kanton als Kind den Ausbruch der Cholera. Als Waise zurückgelassen kommt Rettung in Form des mysteriösen Professor Lovells. Der ist nicht nur für Robins Heilung verantwortlich, sondern nimmt ihn mit nach London. Robin, schon immer Büchern und Worten zugewandt, lernt dort Latein, Griechisch und Chinesisch, in Vorbereitung dazu, dass er eines Tages die Möglichkeit bekommt im Königlichen Institut für Übersetzung in Oxford, Babel genannt, zu studieren. Dort angekommen merkt man, dass nicht alles Gold (hier im Buch Silber) ist, was glänzt, und Robin merkt es langsam. Denn ein chinesischer Junge im 19. Jahrhundert, an einer Universität wie Oxford, der mehrere Sprachen spricht als einige Menschen des Empires selbst, kann sowohl Fluch als Segen sein. Verloren gegangene Worte und verlorene Übersetzungen, eingraviert in Silberbarren ….. das ist die Form der Magie der Geschichte. Denn das britische Empire nutzt dieses Silber, um andere Länder zu kolonisieren, und größere Macht über alle zu bekommen. Robin selbst bekommt es mit einer Geheimorganisation zu tun, die das verhindern wollen. Und als es um mehr geht, nämlich einen drohenden Krieg wegen Opium, muss Robin sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. Das Land in dem er geboren wurde, oder das Land in dem er aufgewachsen ist und ausgebildet wurde? Was ist hier richtig und was falsch? Und kann man mit Worten einen Krieg gegen das gesamte Empire führen? Das gilt es herauszufinden. Zusammen mit der Frage der Freundschaft. Robin, Ramy, Victoire und Letty bilden zusammen die Freundesgruppe, die gegenseitigen Halt gibt. Und auch hier ist die Frage, ob alles im Lauf der Geschichte so bleibt, oder ob es Worte und Verstehen untereinander gibt oder nicht gibt, so dass sich er Lauf der Geschichte ändert.

Cover und Titel:

Das Cover ist wohl das erste, was einem beim Buch auffällt. Ich mochte anfangs die Atmosphäre, diese Dunkelheit und Stille, die der Turm von Babel ausstrahlt, obwohl Worte doch so laut, und gar nicht still sind, und so viel bewirken können. Und ja …… wohl ein jeder denkt beim Anblick des Turms nicht nur an eine Universität, sondern unweigerlich auch an die Bibel, und ihre Geschichte vom Turmbau zu Babel, die damit endet, dass alle Sprachen in der Welt zerstreut wurden, und man sich untereinander nicht mehr verständigen konnte. Der Turm ist Sinnbild für Zusammenbruch und Einsturz von allem. Und irgendwie erkennt man unterschwellig metaphorisch eine Warnung, eine Mahnung sich nicht von einer Sache abhängig zu machen, denn diese könnte den Zusammenbruch bedeuten, wenn sie nicht mehr da ist. Symbolisch finde ich den Namen des Buches mit seiner Bedeutung deswegen gerade zu genial. Als Kapitelüberschriften gibt es immer ein Zitat aus einem Buchklassiker, Buch, einem Text oder Brief, passend zum Thema Worte, und den Worten des Kapitels.

Fazit und Gedanken zu den Worten, die zur Geschichte von Babel werden:

Zu Anfang des Fazits gleich ein Tipp von mir: Wer das Zitat auf dem Buch liest, das hier vom neuen Harry Potter spricht, der wird aus einerlei Grund vom Buch enttäuscht sein. Sorry Herr Scheck. Ich verstehe ansatzweise den Vergleich, weil das Buch eben wirklich etwas komplett Neues im Genre ist, so wie damals Harry Potter. Aber bitte vergleicht keine Geschichten, besonders nicht die Beiden, denn das ist hier nicht möglich. Der Vergleich ist, dass beides etwas völlig Neues IST. Ganz in der Tradition von Wortbedeutungen, können diese bei jedem Menschen anders sein und ankommen. Ein Wort für den einen bedeutet nicht dasselbe für den anderen und nächsten. Betonungen müssen stimmen, Bedeutungen, Zusammenhänge. Und schon sind wir bei der Thematik des Buches.

Müsste ich Babel mit einem Wort beschreiben, so würden mir die Worte fehlen. Denn das richtige beschreibende Wort ist noch nicht gefunden, nicht in meiner Sprache, nicht in meinem Kopf. Und so wird das Buch tatsächlich am besten beschrieben: Ohne Worte, immer auf der Suche nach den richtigen Worten. Wer es liest, wird verstehen was damit gemeint ist.

Die Welt die R.F. Kuang beschreibt, ist nicht friedlich und märchenhaft. Sie ist erfunden, und der Realität doch so nah. Wir erleben durch geschriebenes Wort Sklaverei, Kolonialismus, Rassismus, Sexismus und Klassizismus. Wir sehen alle schlechten Formen von schlechten Dingen und Worten, die verletzen, unterdrücken, schmeicheln, lügen, verdrehen und am Ende ihre Wirkung zeigen. Die Sprache wird nicht verschluckt, sie wird in die Welt hinaus geschrieben, nicht geschrien, wird eingraviert, und wirkt. Vor allem ist das Buch eine Frage an sich selbst, was richtig und falsch für jeden einzelnen von uns ist. Weil Verständnis und Verstehen für jeden Menschen etwas Anderes bedeutet, in Worten und im Agieren. Immer und immer wieder erkennt man unter den Worten der Geschichte den Lauf der Welt: Reichtum gegen Armut, Reiche werden reicher, Arme ärmer, Länder werden unterdrückt und versklavt, Geld schafft macht über andere, das Wort und Silber noch mehr, Menschen die aus anderen Ländern kommen werden diskriminiert, und Frauen haben kaum Rechte. Hier spürt man die Gewalt von Worten. Auch als Leserin oder Leser.

Trotz über 700 Seiten gibt es Szenen, die brennen sich ins Gehirn hinein. Vielleicht auch wegen der Wortwahl und weil kein Blatt vor den Mund genommen wird. Ja, ich gebe zu, dass man beim Lesen leicht in einen Rausch der Worte verfällt, selbst wenn diese unangenehm zu lesen sind. Es gibt diese Thematiken in Babel, die einen sehr aufwühlen. Vielleicht war es auch gut, das Buch nicht in einem Rutsch, sondern über einen längeren Zeitraum zu lesen. Denn es wirkt nach – Durch Worte und Denken im eigenen Kopf und. Denn das Offensichtliche ist nicht immer die Wahrheit, was man sieht kann viele Hintergründe und Bedeutungen haben, eben genau wie bei einigen Worten. Und in diesem Buch ganz besonders. Die Leichtigkeit kommt erst nach einiger Zeit hinein. Oder anders gesagt nie so ganz durch. Das Buch kann in mehrere Teile eingeteilt werden, die alle einen bestimmten Lebensabschnitt Robins zeigen mit einer ihm ganz eigenen Atmosphäre, die diesen Lebensteil verkörpert, und ein wenig das ausstrahlt, was im Inneren der Protagonisten vorgeht. Man könnte meinen, dass jeder Abschnitt eine andere Grundatmosphäre ausstrahlt.

Es ist ein bisschen so, als ob man beim Lesen die Geschichte mitfühlt und nachempfindet, die Worte fühlt. Wenn Robin und Co. zweifeln, tut man das irgendwie mit ihnen, wenn er sich müde vom Studieren fühlt, nimmt er uns mit in diese Müdigkeit und Länge der zermürbenden Übersetzungsarbeit. Dort kann man als Leser dann tatsächlich mal einen Durchhänger haben. Ich hatte das große Glück das Buch in einer Leserunde zu lesen, die sich über Wochen gezogen hat. So hatte man die Möglichkeit nicht die gesamte Wucht des Buches auf einmal zu spüren, hatte die Chance nachzudenken und über die Worte zu reflektieren und mit anderen zu diskutieren. Vielleicht würde ich das auch den Lesenden raten. Nehmt euch Zeit für dieses Buch, verschlingt die Worte nicht zu schnell, denn sie haben einen Nachgeschmack, den man auch schmecken sollte, bevor man ihn ausspuckt und vorverurteilt.

Babel ist nur am Rande Fantasy. Es spielt mit der Wirklichkeit, ist viel mehr Gesellschaftskritik, und zeigt auf, wo es in der Welt brennt, obwohl die Welt erdacht ist, allerdings gespickt mit realen Orten. Im Jahre 1833 und irgendwie durch die Zeiten hindurch fühlt man sich in einigen Erwähnungen auch an 2023 erinnert. Der Vorhang des Fantasyelementes Silber ist leicht angehoben, und darunter verbirgt sich eine grausame Welt, in der man einiges aus der Realität erkennt. Leider manchmal zu viel, so dass man sich fragt, wie einige Dinge immer noch so sein können im Heute. Trotz Schwierigkeiten hat die Lektüre und die Atmosphäre im Buch mich in ihren Bann gezogen. Denn Dark Academia? Ja. Dunkel waren die Zeiten wohl wirklich. Babel ist ein Spiegel der Gesellschaft, der uns allen vorgehalten wird und damit so viel mehr als „nur eine Fantasygeschichte“ oder „ein Roman mit minimalen fantastischen Elementen“. Die Geschichte birgt so viel Wahrheit in sich, wenn man erstmal durch die Worte und Bedeutungen hindurch taucht, und ………. Das geschriebene Wort richtig versteht.

Babel ist kein Buch voll leichter Spritzigkeit, welches man weglesen kann. Es entführt uns in keine Fantasywelt. Nur in die Welt der fantastischen Sprache und Worte. Über 700 Seiten Sprachliebe. Beißt euch durch, bleibt dran. Anfänglich erscheint es etwas schwierig und langatmig. Viele Namen erscheinen, viele Worte. Doch nach und nach findet man immer mehr Gefallen daran, wie alles zusammenhängt. In den Worten und in unserer Welt. Man muss sich schon etwas konzentrieren, um wirklich alles im Buch zu erfassen. Quasi als ob wir als Leserinnen und Leser ebenfalls am Studium in Babel teilnehmen würden.

Eine Frage der Identität zieht sich durch das ganze über 700 seitige Buch. Eine Sprache zu sprechen, oder sie wirklich zu leben, und seine eigene Identität haben bzw. wem man gegenüber Loyalität zeigt. Ein wenig Liebe und Hass gleichzeitig gegenüber Geburtsort, und dem wo man aufgewachsen ist. Loyalität vs. Eigene Interessen. Was einen prägt. Es ist ein „Hier und Dort“ sein, und doch nirgends, niemandem richtig zugehörig, zwischen den Stühlen und Welten wankend, überall hinpassend, wenn man nicht genau hinschaut, aber nirgends zugehörig. Zumindest für Robin. Und es geht um Abhängigkeit von jemandem, der einen ausnutzt für die eigenen Zwecke. Um Menschensammler. Den Menschen als Ware.

Babel ist kein Buch zum Wohlfühlen, keines zum Entspannen. Babel ist ein Buch der Worte, der Wichtigkeit der Sprache, des Miteinander und des Einander Verstehens in jeder nur erdenklichen Form. Die Sprache, die uns voneinander entfernt, ja gar entfremdet ganz im biblisch babylonischen Sinne, wo Sprache uns doch eher zusammenführen sollte. Und genau so muss es gelesen werden. Man muss die Wichtigkeit und das Gewicht der Worte im Buch erkennen. Das ist nicht immer einfach, erst recht nicht bei über 700 Seiten Sprach – und Wortbedeutung. Aber es lohnt sich durchzuhalten bis zum Ende. Es lohnt sich, die Entfremdung der Menschen zu sehen, und den Umgang der Menschen mit Menschen, die anders sind, um zu wissen und zu lernen, wie es NICHT sein sollte. Der Fantasyaspekt ist klein gehalten, gar minimal. Doch das macht rein gar nichts. Denn so entsteht im Buch etwas völlig Neues, das vorher noch nicht da gewesen war. Hier wird nicht mit Magie gezaubert, sondern mit Worten.

Man taucht bei Babel nicht nur regelrecht in die Geschichte ein, sondern in Geschichte. In die Worte, die dazu führen, dass diese Geschichte erzählt wird, und mit ihr die Historie, die die Geschehnisse umgibt. Damit leider auch die negativen Seiten der Gesellschaft, aber das alles ist so wahrhaftig geschrieben, dass es wohl damals ähnlich lief, und man heute nicht viel daran ändern kann, dass es in der Vergangenheit so zuging. Manchmal blutet einem direkt das Herz, wenn man die Worte liest. Man fiebert mit und man fühlt mit, man leidet. Aber auch das ist etwas Gutes. Denn so wird einem ein Spiegel vorgesetzt, der einem zeigt, dass es Orte in der Gegenwart gibt, wo Menschen immer noch dieses schlimme Gedankengut in sich haben.

Es geht um die Wurzeln der Sprache, der Muttersprache, der Worte, und die Bedeutung der Wurzeln des eigenen Selbst. Was man ist. Wer man ist. Wie man sich definiert. Wo die eigenen Wurzeln liegen und, ob eine andere Sprache einen automatisch zu jemand andrem macht. Ob unsere Sprache uns definiert, uns sagt wer wir sind, und anderen just dies zeigt. Es geht um den eigenen Identitätsverlust, was Identität eigentlich bedeutet, ob man uns immer mit dem Geburtsort identifiziert. Das Ganze ist philosophisch, regt zum Nachdenken an. Es geht größtenteils um Wortstämme. Man lernt viel über Worte, ihre Stämme, Sprache und Wortzusammensetzungen, und wo sie herkommen. Die Geschichte ist Fiktion an einem real existierenden Ort, der von der Autorin fiktionalisiert wurde. Wer Babel lesen möchte, muss wissen, dass er 736 Seiten vor sich hat. Allein diese Anzahl schafft es, dass man dranbleiben muss …. und sollte. Ich wollte es als Info nur gesagt haben. Gefällt die Geschichte? Nun, das ist nicht so einfach zu beantworten. Die Geschichte des Buches gefällt, die Geschichte unserer Welt in Form von Historie ist schwierig. Tatsächlich tut es das trotzdem, also gefallen, auf seine eigene Art und spannende Weise, anders als man es erst glauben mag, und es offenbart sich genauso. Anders ..... artig aber gut.

An manchen Stellen muss man gar schmunzeln ob der Wortspielereien und Erklärungen. Sie sind rar gesät, aber diese Szenerien sind vorhanden. Am Ende mancher Seite stehen Fußnoten, die alles erklären, und sich in die Geschichte hineinschmiegen, sie weitererzählen, ausdehnen und zum Teil von ihr werden. Sie sind nicht erklärend im Wortsinne, sondern viel mehr in den Hintergründen. Wir lesen über den Wandel der Worte und Sprache und damit das Abbild der Zeit und des Lebens der Menschen in der zugehörigen Zeitepoche der Geschichte. Ein Sammelsurium des Lernens, auch für Leserin und Leser selbst, was besonders Spaß gemacht hat, besonders, wenn man Worte und Sprache liebt, und erkennt, welche Macht diese auf uns Menschen haben. Der Übersetzer hat die Macht anders zu interpretieren, zu übersetzen, Dinge wegzulassen, oder dazu zu dichten, so dass Worte anders wahrgenommen werden und eventuell Geschehnisse in Gang setzen, die andernfalls nicht passiert wären. So geht das Spiel mit den Feinheiten einer Sprache im Spiel der Worte und Sprachen. Und man geht mit Robin und den anderen auf eine Reise der heutigen Klassiker seiner Zeit, da er durchaus im 19. Jahrhundert das war, was man einen Bücherwurm nennen kann. Gefangen in einer Blase aus Worten und ihrer Zusammensetzung, so wie auch manche in unserem Heute es vorziehen, sich mit geschriebenen Worten in Büchern vor den Ungerechtigkeiten der Welt zu verstecken. Die Geschichte ist für mich wie ein Schlagabtausch zwischen Wissen und Lyrik. Quasi Kopf und Emotion. Denn zwischen den Worterklärungen kommen immer wieder kleine poetische Passagen zu Tage, die von der Liebe zum gesprochenen und geschriebenem Wort künden. Und für Buch/Wort/Sprache/Geschichten/Historie-Liebhaber ist somit im gesamten gesorgt. Was man jemandem sagt, nicht sagt und verschweigt kann ganze Szenerien zusammenbrechen lassen wie ein Kartenhaus voller Lücken und ohne festen Stand, ohne festes Fundament oder Gerüst. Oder eben einen Turm. Das Fundament der Sprache und Kommunikation wankt und wackelt wie ein Turm, der zu hoch gebaut wurde. Und genau an diesem Fundament erkennt man die große Wortliebe, und dass Worte Waffen sind.

Babel ist ein Buch über Außenseiter unter Außenseitern, Nichtzugehörigkeit, die Verdrängung, das nicht sehen wollen, das Vergessen. Ein Buch über den Weg zu Radikalisierungen und zwischen Zwiespälten hindurch. Wenn man in einer Blase lebt. Wenn man Dinge nur für den eigenen Vorteil will. Und umgekehrt. Babel ist unangenehm … Aber nicht unangenehm zu lesen. Es drückt auf Wunden der Geschichte unserer Welt. Die Wunde des Rassismus, Sexismus, Klassizismus und Kolonialismus und so vielen mehr. Das Buch lässt einen nicht mit Glücksgefühlen zurück, aber definitiv mit seinen eigenen Kopfgedanken. Es wirkt nach. Ganz ohne Magie. Dafür mit seinen Worten, die wohl auch ein wenig versuchen uns Menschen aufzurütteln. Das kommt lehrerhaft rüber, aber Aufrütteln der Menschheit kann nie stark genug beschrieben sein. Der Aufbau der Geschichte ist vergleichbar mit einem Turmbau zu Babel, der hoch gebaut wird, die Szenerien bauen aufeinander auf, immer höher. Doch jeder weiß, dass, je höher man etwas baut, desto tiefer kann es einstürzen. Breakfast Club meets Hogwarts in 1830? Jein. Es ist alles viel dunkler. Und das mit Hogwarts wollten wir doch eh nicht mehr erwähnen ;). Weil es ein Wort ist ……. Das hier nicht ganz, und doch ein wenig reinpasst. Je nachdem, wie es vom jeweiligen Gegenüber verstanden wird.

Heutiges Rezensionslied? Ich fand einen anderen Text heute passender. Denn auch die Bibel wurde übersetzt, und wir müssen heute auf die Übersetzer von damals vertrauen:

„Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der Herr von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der Herr daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde. „

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Gegensätze ziehen sich an….. sollte man meinen. Und manchmal fliehen sie sogar zusammen.

Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge
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Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge von Tricia Levenseller

Heute gibt es mal eine Einleitung, die man so gar nicht im Fantasygenre erwarten würde. Angststörungen. Man fand sie früher ...

Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge von Tricia Levenseller

Heute gibt es mal eine Einleitung, die man so gar nicht im Fantasygenre erwarten würde. Angststörungen. Man fand sie früher gar nicht häufig in Büchern, und seit Neustem wenn überhaupt, dann eher im Romance – Genre. Natürlich können diese jeden Menschen treffen, auch denjenigen, der in einer fantastisch magischen Welt lebt. Sie sorgen dafür, dass man zum Sonderling gemacht wird, zu „Demjenigen, der merkwürdig ist, weil er kaum mit einem spricht, sich Nichts traut, nicht für sich sprechen kann ….. und überhaupt eingebildet sein muss, weil ……. Gäbe es sonst einen Grund, warum er so menschenscheu ist, wenn nicht der, dass er glaubt etwas Besseres zu sein?“. Doch hinter allen Fassaden stecken Geschichten, die wir nicht kennen, und die Menschen vor uns verbergen. Was es mit der vorliegenden Geschichte auf sich hat, und welche Geschichte sich in der Geschichte verbirgt? Das gilt es herauszufinden.

Was die Geschichte uns erzählt:

Ziva ist 18, und lebt zusammen mit ihrer 16jährigen Schwester alleine als Waise. Ziva ist Schmiedin, und bestreitet so den Lebensunterhalt für Beide. Doch ihre Schmiedekunst geht weiter, denn sie schmiedet Waffen, die magisch sind, und deren Kraft und Magie sich erst offenbart. Das macht Ziva nicht nur in dieser Hinsicht einzigartig, denn zusätzlich leidet sie unter Angststörungen, einer ausgeprägten sozialen Phobie, die oft mit Panikattacken einhergeht. Also übernimmt ihre Schwester, die draufgängerische Temra, den Verkauf der Waffen. Eines Tages soll Ziva für eine Kriegsherrin eine magische Waffe schmieden, mit der sie sich selbst übertreffen soll. Ziva schafft es das Schwert zu schmieden. Doch das Schwert birgt, im wahrsten Sinne des Wortes, Geheimnisse. Und so erkennt Ziva, dass das Schwert niemals der Kriegsherrin ausgehändigt werden darf, noch Jemandem, der damit Schlechtes im Sinn hat, weil er die wahre verborgene Magie kennt. Und so müssen Ziva und ihre Schwester vor der Kriegsherrin flüchten. Die Gruppe um die beiden vergrößert sich dann noch auf den Söldner Kellyn und den Gelehrten Petrik. Welche Richtung das Ganze dann nimmt, gilt es selbst herauszufinden. Denn eins ist gewiss: Die Gruppe der 4 könnte unterschiedlicher nicht sein. Und trotzdem schweißt so eine gemeinsame Flucht zusammen.

Cover:

Das Cover ist in Bezug auf die Geschichte wirklich wunderschön herausgearbeitet. Ich mag leuchtende Farben, Helles, die Sonne und das Licht. Und gerade auf diesem Cover symbolisiert alles genau das. Trotzdem ist es nicht zu überladen und zeigt symbolisch alles von dem die Geschichte lebt. Zwei Schwestern, beide auf ihre Art verschieden, das Schwert, die Glut. Hier macht auch der Untertitel einen Sinn. Denn Ziva und Temra gehören zusammen, eben wie zwei Schneiden ein- und derselben Klinge, die doch verschieden sein kann, und trotzdem zusammengehört. Diese Zusammengehörigkeit spürt man dann auch die ganze Geschichte über.

Fazit und Gedankenallerlei (das mal wieder etwas länger ist):

Die Geschichte kommt langsam daher in all ihren Einzelheiten, aber genau das macht ihren Reiz aus. Diese Atmosphäre hat mir unheimlich gut gefallen, weil nichts überstürzt wurde. Keine überstürzte Magie, keine überstürzte Liebe. Das strahlt eine gewisse Ruhe aus, und das mag schon was heißen, befinden sich die Protagonisten doch immerhin auf einer Flucht, die überstürzt stattfinden muss. Die Liebesgeschichte ist nicht das übermäßige im Roman, sie nimmt die Geschichte nicht ein, kriecht langsam vorwärts, so wie die 4 langsam auf ihrer eigenen Flucht und Reise zu sich selbst sind (jaaa, irgendwie beides in einem, denn manchmal kann die Flucht von einer Sache auch er Anfang und Sprung in einen anderen Abschnitt im Leben bedeuten). Ich LIEBE es geradezu, dass die Liebesgeschichte zwischen beiden Paaren langsam vorangeht. Denn genau gesagt kann man nicht mal von Paaren sprechen, sondern nur davon, dass sich langsam etwas entwickelt, das man durch die Seiten spürt. Etwas, das kribbelt und mit ganz vielen Gefühlen gespickt ist. Und genau diese Langsamkeit sollten Gefühle ja auch in der Wirklichkeit haben. Dieses Überstürzte ist nicht immer meins, in Büchern gar auch nur, wenn es wirklich gut beschrieben wird. Hier ist es ein Herantasten aneinander. Und obwohl alle 4 Protagonisten verschieden sind, jedes Aneinandertasten anders funktioniert, ist es trotzdem schön anzusehen, dass alles gleichsam langsam und behutsam vorsichtig von statten geht. Denn sich kopfüber ins Liebesabenteuer zu stürzen würde einfach nicht zur Geschichte und Thematik passen. Und so kommt es, dass wir das Buch lesen, und man nicht sagen kann, dass die Geschichte nur aus diesem und jenem besteht, denn es ist eine Verkettung von allem. Flucht. Gefühle. Zu sich selbst finden. Vertrauen aufbauen. Eine Welt, die unserer ähnelt. Gaaaaaaanz viel Situationskomik und Kabbelei. Und ein Hauch Magie, der den Waffen, die geschmiedet werden, anhaftet, und die von Ziva ausgeht.

Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier schreibe, dass es eine Sache gibt, die mich so beeindruckt hat, dass ich sie nicht unerwähnt lassen kann. Als Kussszenenliebhaberin sind manche von ihnen gut, manche weniger, und manche werden ganz stiefmütterlich behandelt. Aber es steht schon im Buch geschrieben, also spoiler ich nicht einmal. Es GIBT eine Kussszene. Und die ist wirklich ganz besonders, und hat es in sich. Nicht nur, weil sie einfach bezaubernd ist, sondern weil sie auch genau in die Geschichte und zu den Menschen passt, die diese Szene erleben dürfen, und somit den Geist und alles im Buch wiederspiegelt, was Worte nicht sagen können. Für Jemanden wie Ziva, die oftmals stumm vor Angst ist, und nichts sagen KANN, wegen genau dieser Angst, finde ich die Bedeutung des Kusses dann nochmal umso schöner, weil er so viel mehr als Worte sagt.

Die Geschichte ist eben ein Potpourri aus verschiedenen Dingen. Daraus, wie wir uns der Welt zeigen. Zeigen wollen. Zeigen können. Es ist eine Geschichte darüber, was wir tun, oder tun müssen, um uns zu schützen, unser eigenes Selbst, oder auch andere, die uns lieb und teuer sind. Und es ist ein hinter die Fassade schauen, und seine Maske des Schutzes fallen lassen, und dabei seine eigene Sicherheit zu riskieren. Und damit auch eine stumme Bitte, hinter die Fassaden der Menschen zu schauen, um unsere ersten Eindrücke zu widerrufen, um zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind, um zu verstehen, warum sie Dinge tun, die sie tun. Und nicht gleich vorzuverurteilen, und in Schubladen zu stecken, wenn die Wahrheit dahinter viel komplexer, und nicht immer so einfach ist. Und tjaaa. Ich weiß, Menschen hören solche Dinge nicht gerne, aber ich muss es trotzdem erwähnen, schon allein, weil es der Grund war, er mich so neugierig auf das Buch gemacht hat. Die Angststörungen von Ziva sind wunderbar beschrieben. Jedes Zittern, jedes Rotwerden, jedes Zögern, jedes Zurückziehen wollen und jeder Zweifel sind an der richtigen Stelle untergebracht. DAS macht das Ganze sehr realistisch. Zumindest aus meiner Sicht. Woher ich das weiß? So in etwa erahne ich es, durch meine eigenen Angststörungen. Was für den einen Sicherheit ist, bedeutet für den anderen Enge und eingesperrt sein. Und so hat jeder seine Angst vor IRGENDWAS. Die Sicherheit des einen, immer an einem Ort zu verweilen ist die Enge des anderen. Die Sicherheit der Freiheit und Weite der Welt für andere beängstigend. Es gibt nicht „diesen einen Weg“, der für alle richtig ist, weil für jeden etwas Anderes richtig ist. Weil Richtigkeit für jeden etwas Anderes bedeutet.

Die Konstellation der Protagonisten in ihrer Unterschiedlichkeit ist nicht nur wunderbar herausgearbeitet, sondern verspricht auch ein sprühendes Feuerwerk der Gegensätze, das nicht in Wortgefechten sondern regelrechten Wortfechtereien endet, die der Magie des Schwertes in nichts nachstehen. Denn die wahre Waffe des Buches sind seine Worte und Dialoge. Eine Waffe, die mitten ins Herz, aber auch die Lachmuskeln trifft. Und selbst in den Sticheleien merkt man, dass die 4 durch ihre Erlebnisse irgendetwas werden, das man fast schon Freunde, oder mehr, nennen kann, da Vertrauen wächst. Das Vertrauen als Hauptthema ist dann auch allgegenwärtig. Ständig wird es gebrochen, wieder neu geschmiedet, verletzt, neu aufgebaut, und auf die Probe gestellt. Auch Vertrauensbeziehungen allgemein. Zwischen Verwandten, Schwestern, einem selbst und Fremden, mit der Frage, wem man am Ende sein Vertrauen entgegenbringt.

Wir kommen im Buch ganz schön herum. Bereisen die Welt, in der das Buch spielt, mit mehreren Orten, und das Ganze in knapp über 400 Seiten. Trotzdem schafft die Autorin es irgendwie, dass es nicht gehetzt wirkt, jeder Ort seine Zeit bekommt, und die Flucht trotzdem nicht hastig von statten geht. So genau kann ich nicht mal erklären wie sie das hinbekommt. Vielleicht Autorenmagie? :D. Wo man in anderen Büchern bei der Seitenanzahl nur einen Ort bereist, so sind es hier mehrere. Die Flucht an sich ist das Herzstück der Geschichte. Die Odyssee, in der Ziva lernt, Dinge erkennt, und dazulernt. Und die anderen irgendwie auch. Ziva MUSS sich verlassen, muss loslassen, muss andere Leute zulassen. Zusätzlich merkt man, dass das Ganze eine Flucht ist. Von Flucht zu Flucht, Ort zu Ort, immer den suchend, der einem Sicherheit geben soll, sie aber nicht bieten kann, weil die Welt voller Gefahren ist, und der sichere Ort manchmal aus Menschen besteht, die bei einem sind.

Und was ich mag ist, dass das Buch die Besonderheit in jedem Menschen hervorhebt. Nicht nur in denen, die augenscheinlich besonders erscheinen, weil sie einer besonderen Tätigkeit nachgehen, oder eine magische Kraft besitzen. Es zeigt uns, dass in uns allen Besonderes steckt, in jedem ein Kämpfer, selbst, wenn wir gar keiner sind. Dass alle Unsicherheiten an den Tag legen und Angst haben in der eigenen Art und Weise. Dass die Starken auch mal Schwäche zeigen, und die, die man für schwach halten mag aufgrund ihres Makels, zu den Starken der Geschichte werden. Genau diese Facetten, die Seiten einer Medaille, die gleich ist, sich aber auf den ersten Blick unterscheidet, mag ich sehr. Und diese Wandlungen in den Charakteren zu sehen ist wahnsinnig unterhaltend, aber auch schön und eingängig herzerfrischend.

Was sich unter den Angststörungen und Panikattacken eines Menschen verbirgt muss sich erst zeigen. Man muss etwas tiefer graben, um zu verstehen. So ist es auch mit dem Buch. Anfangs erscheint einem die Geschichte anders, als auf dem Weg zum Ende, wo sie sich entfaltet, und immer mehr von ihrer Tiefe und ihren Geheimnissen preisgibt. Im Buch ist es ein Schwert, das die Last der Geheimnisse trägt. Die Lehre, dass es schön ist zu wissen, dass wenn man Geheimnisse teilt, alles leichter wird, und nicht mehr so viel Gewicht auf den eigenen Schultern lastet, finde ich metaphorisch ebenfalls sehr schön als Hintergrund. Das Spielen mit der Symbolik der Geheimnisse ist gut eingeflochten in die Story. Jemand mit Angststörungen hat Angst sich zu offenbaren, Dinge von sich preiszugeben, sich zu öffnen. Und wenn, dann passiert das nur bei Menschen, denen er felsenfest vertraut. Dass Ziva ihre Geheimnisse preisgibt, weil das Schwert aller Schwerter, die Waffe im Buch derer wegen sie flüchten müssen, nun eine ist, die Geheimnisse aufnimmt, auch Zivas, und somit das offenbart, was sie nicht auszusprechen wagt, gefällt mir einfach.

Nur eine einzelne kleine Schwäche im Weltenbau gibt es. Gerade die herausgearbeitete Welt hätte man etwas weitläufiger gestalten und beschreiben können? Es hätte eine Karte zur Welt geben können, damit man eine bessere Übersicht hat? Ja! Doch können einzelne wundervolle Szenen, genauso wie die humorvollen Dialoge dieses kleine Defizit ausgleichen, das uns nicht so viel über die Welt an sich bekannt ist? Meiner Meinung nach schon. Hier ran werden sich vielleicht die Geister, oder besser gesagt die Leser, scheiden. Da es hier um meine Meinung geht: Für mich hat es definitiv ausgereicht, und einiges ausgeglichen, weil die Freude über die Wortgefechte und ruhige Vorgehensweise der Langsamkeit einer sich aufbauenden Geschichte überwogen hat. Keine Konstante im Erzählstrang? Etwas chaotisch? Aber nein. Die Geschichte entwickelt eine gewisse Eigendynamik. Bis dahin braucht es. Doch dann ist es einer Sogwirkung gleich, und wir landen mittendrin.

Was ich ebenfalls toll finde ist, dass die Geschichte aufzeigt, dass wir Sicherheit und Vertrauen, und damit die Besiegung unserer Ängste, nicht immer in Familienmitgliedern finden, als vielmehr bei den Menschen, die uns beistehen, und uns so nehmen, wie wir sind. Und genauso harmonieren die Protagonisten dann auch miteinander. Wortgefechte, Kabbelei, liebenswürdige Sticheleien und sprudelnde Dialoge, die eine Lebendigkeit haben, die die Melancholie der Angststörungen ein wenig überstrahlen. Auch hier hat die Medaille, oder auch die Klinge, zwei Seiten oder Schneiden. Witzigkeit wird von Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit abgelöst und wieder andersrum. Wie eine immerwährende Welle, wie ein Auf und Ab, zieht sich das Ganze durch Band 1 der Geschichte. Und am Ende ist man tatsächlich gespannt darauf, was in Band 2 passieren wird. Der Wortwitz kommt manchmal so unvorbereitet und spröde gesagt um die Ecke daher, dass man plötzliche Lacher kaum vermeiden kann. Auch wird es mit Leichtigkeit geschafft zu switchen zwischen den komischen Situationen, zwischen dem Humor, und ernsten Untertöten und Situationen, ohne dass die Szene einen dann runterzieht. Auch hier wie zwei Schneiden einer Klinge gehören die Lustigkeit der Situationen und die Ernsthaftigkeit der Thematik um Ziva mit all ihren Problematiken zusammen. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wenn die 4 Gefährten auf Wanderschaft gehen, pardon…. Auf der Flucht sind …… und man den humorigen Schlagabtausch genießen kann, hat die Geschichte einen. Es dauert eine Weile, aber man wird belohnt. Gerade dieses frotzeln miteinander ist es, von was die Geschichte lebt. 4 Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und trotzdem eine Einheit sind, zusammengehören, obwohl sie eigentlich nicht so viel verbindet. Zumindest auf den ersten Blick. Doch besagte Tiefe der Geschichte kommt dann noch. Auch mag ich wie herausgearbeitet wurde, dass es Menschen gibt, die ihre ganz eigene Art von Magie umwebt, obwohl sie keine Magie wirken. Ziva, die mit ihren Angststörungen echte Magie wirkt, die aber durch ihre Angststörungen nicht perfekt erscheint, bzw. mit einem Makel. Aber auch Temra als Schwester, die zwar keine Magie wirken kann, aber ihren eigenen Zauber hat auf Menschen zu wirken. Oder auch Kellyn, der gerade Ziva mächtig zu beeindrucken scheint. Und doch sind alle auf ihre eigene Art einzigartig. Die Geschichte ist schlüssig, und alle scheinen mit ihrer Art, mit ihren Makeln, oder auch ihrer Perfektion zumindest perfekt in den Fluss der Geschichte zu passen, so als ob sich alles schlüssig fügt. Für mich hat es das definitiv getan, so dass ich die Geschichte rundum genießen konnte.

Heutiges Rezensionslied? Da gibt es einige, die von der Angst der Menschen sprechen, sich der Welt zu zeigen in all ihrem Sein. Deswegen wird es das, was mir als erstes in den Kopf kam:

„I′ve always been the kind of girl………that hid my face.
So afraid to tell the world…..what I've got to say.“

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