Ein toller Einblick, in das gesellschaftliche Leben um 1910 in Chicago; Liebe, Freundschaft und die verschieden Wünsche von 4 jungen Frauen
Die Davenports – Liebe und andere VorfälleOberflächlich betrachtet würde ich Die Davenports von Krystal Marquis als New Adult Romance beschreiben, die im Jahr 1910 in Chicago spielt. Aber sobald man in die Geschichte eintaucht und sich darauf ...
Oberflächlich betrachtet würde ich Die Davenports von Krystal Marquis als New Adult Romance beschreiben, die im Jahr 1910 in Chicago spielt. Aber sobald man in die Geschichte eintaucht und sich darauf einlässt, ist sie soviel mehr! Aus vier verschiedenen Perspektiven erleben wir die Geschichte von Olivia, Helen, Amy-Rose und Ruby. Jede dieser vier jungen Frauen ist voller Hoffnung und voller Zukunftspläne... die nicht immer mit den Vorstellungen der Eltern übereinstimmen. Da alle vier jungen Damen PoC sind, kommen zu den alltäglichen Problemen auch noch Rassismus und unterdrückende Gesetze hinzu. Im Nachwort geht die Autorin auch nochmal auf die geschichtliche Entwicklung ein, was mir sehr gut gefallen hat. Durch dieses "Hintergrundwissen" versteht man manche Zusammenhänge im Nachhinein nochmal besser.
Die Familien der Protagonistinnen und die Verbindungen dieser untereinander werden sehr gut erklärt und Kapitel für Kapitel taucht man tiefer in deren Geschichte ein.
Olivia soll als ältere Tochter der Davenports gut verheiratet werden. Das ist für sie auch erstmal kein Problem, ein passender Kandidat ist schnell gefunden. Doch dann entdeckt sie ihren Kampfgeist und schließt sich einer Gruppe an, die für die Rechte von Frauen und PoC kämpfen. Dabei verliert sie auch ihr Herz, als sie sich nach und nach eingesteht, dass sie mehr als nur eine Vernunftehe vom Leben erwartet.
Ihre jüngere Schwester Helen hat mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Diese macht sich so gar nichts aus Bällen, schicken Kleidern und sinnlosen Unterhaltungen. Sie möchte lieber vollständig in den Familienbetrieb einsteigen und ganz undamenhaft an den Motoren der neuesten Automobile herumschrauben. Auf die Unterstützung ihres großen Bruders kann sie sich da in jeder Hinsicht verlassen und schmiedet mit ihm fleißig Pläne für die Zukunft. Aber was sind das für Gefühle, die wie Schmetterlinge in ihrem Bauch herumflattern, wenn sie einem bestimmten jungen Mann begegnet, der aber für eine andere gedacht ist.
Auch Olivias beste Freundin Ruby wird durch ihre Eltern gedrängt, die angestrebte Verlobung mit John, dem ältesten Sohn der Davenports zu forcieren. Die beiden sind seit Kindheit an befreundet und leider nicht in Liebe verbunden. Ruby verliert ihr Herz überraschenderweise an einen anderen jungen Gentleman. Das hatte sie eigentlich anders geplant.
Zu guter letzt begleiten wir auch Amy-Rose und dieser Teil war eigentlich meine Lieblingsstory. Amy-Rose kam schon in jungen Jahren zu den Davenports. Nach dem Tod ihrer Mutter verblieb sie dort im Haus und kümmert sich seither um die Pflege und die Haare der Davenportschwestern. Eine tiefe Freundschaft, unabhängig ihres gesellschaftlichen Standes, verbindet diese 4 jungen Damen.
Amy-Rose geht zielstrebig die Erfüllung ihrer Träume an. Sie möchte selbstständig sein und einen eigenen Friseur- & Schönheitssalon eröffnen. Allerdings werden ihre Pläne durchkreuzt... von einem Konkurrenten, einem Gefühlsdilemma und auch gesellschaftlichen Hürden. Amy-Rose hat mit ihrem weißen Vater und ihrer farbigen Mutter in der damaligen Zeit einen noch schweren Stand als die anderen.
Jede Protagonistin findet mehr oder weniger für sich einen Weg in die Zukunft. Und das Ende lässt Spekulationen zu, dass es auf jeden Fall mit der Familie Davenport weitergeht. Ich wünsche mir sehr, dass jede und jeder die Liebe und einen Platz im Leben findet!
Der Ausflug ins Chicago des Jahres 1910 hat unglaublich Spaß gemacht und ich freue mich auf eine Rückkehr nach Freemont und bin auf die weiteren Entwicklungen der Geschichte gespannt. Die Story hat mich absolut begeistert und überzeugt, daß flüssige Lesen wurde durch die ständigen Wechsel der Hauptprotagonisten in den einzelnen Kapiteln allerdings erschwert. Von daher vergebe ich (leider) nur 4 Sterne.