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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein Neuanfang in Afrika

Die Löwin vom Tafelberg. Catharina Ustings' kühner Weg in die Freiheit
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Die Geschichte beruht auf einem historisch belegten Hintergrund. Die ersten Siedlungsjahre von Kapstadt waren nicht einfach, sehr entbehrungsreich und oft sogar gefährlich. Das Gebiet war ursprünglich ...

Die Geschichte beruht auf einem historisch belegten Hintergrund. Die ersten Siedlungsjahre von Kapstadt waren nicht einfach, sehr entbehrungsreich und oft sogar gefährlich. Das Gebiet war ursprünglich von den Khoikhoi besiedelt, die vertrieben und ihres Landes beraubt wurden. Da auch eine Ureinwohnerin eine kleinere Rolle spielt, bekommt man hier einen sehr guten Einblick was die Kolonialisierung für sie bedeutete und welche Grausamkeiten sie erdulden mussten.

Gefehlt haben mir allerdings Nachwort und Personenregister. So weiß ich nun gar nicht, welche Ereignisse und Personen historisch belegt sind und wo die Geschichte um fiktive Handlungen ergänzt wurde. Bei einem historischen Roman ist das für mich ein Muss. Auch der Hinweis, dass es noch Folgebände geben wird wäre toll gewesen, das eher offene Ende hat mich zuerst sehr überrascht, macht aber Sinn, wenn man weiß, dass es in den nächsten Büchern weitergeht.

Von diesen Kritikpunkten abgesehen, hat mir das Buch gut gefallen. Schon nach wenigen Seiten ist man in der Geschichte angekommen, die einige Überraschungen und Wendungen bereithält, so dass keine Langweile aufkommt. Das Leben der Menschen und die damaligen Herausforderungen sind sehr gut beschrieben. Auch die Charaktere konnten mich überzeugen, gut wie böse sind sie sehr lebendig beschrieben.

Fazit
Der Roman hat mir gut gefallen, er gibt einen sehr bildhaften Einblick in das Leben der Siedler. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Catharina und all den anderen weitergeht – hoffentlich dauert es nicht zu lange bis zur Fortsetzung.⠀

Veröffentlicht am 31.05.2023

Die Geschichte eines Sommers

Gidget. Mein Sommer in Malibu
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Das Buch ist eine Neuauflage aus dem Jahr 1957 und die Geschichte der Tochter des Autors, die zu einer Ikone der Surfkultur wurde. Im Sommer 1956 schließt sich die 15-jährige Franzie, alias Gidget, am ...

Das Buch ist eine Neuauflage aus dem Jahr 1957 und die Geschichte der Tochter des Autors, die zu einer Ikone der Surfkultur wurde. Im Sommer 1956 schließt sich die 15-jährige Franzie, alias Gidget, am Malibu Pier einer Gruppe erfahrener Surfer an. Zuerst wird sie nicht ernst genommen, doch Franzie hat sich in den Kopf gesetzt entgegen aller Widerstände und als einzige Frau am Strand Surfen zu lernen.

Die 176 Seiten sind sehr schnell gelesen, die Geschichte hat zwar keine sonderlich tiefgreifende Handlung, transportiert aber eine wunderbare Sommerstimmung. Auch das Lebensgefühl der Surfer-Kultur und die damalige Zeit kommen sehr gut rüber.

Da Gidget zu einer Ikone der Surfkultur wurde, hatte ich allerdings erwartet, dass sie sich einen Namen macht, vielleicht auch bei Wettbewerben mitmacht und man auf sie aufmerksam wird. Erzählt wird aber nur der eine Sommer in dem sie surfen lernt, das fand ich etwas schade.

Sprachlich ist es sehr flapsig geschrieben, immer wieder mit Ausdrücken aus der Jugendsprache. Da sich die Geschichte aber sehr flüssig liest, ich habe mich aber recht schnell daran gewöhnt.

Fazit
Die Geschichte eines Sommers, leicht und schnell zu lesen, das perfekte Buch für einen Nachmittag am Strand.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Viel Nebensächliches und ein Ende wo es erst spannend wird

Susanna
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Das Buch ist komplett anders als erwartet.

Es wird viel über Susannas Kindheit in Basel berichtet, über die Kriegserlebnisse des Vaters und natürlich über die Trennung der Eltern. Das liest sich gut ...

Das Buch ist komplett anders als erwartet.

Es wird viel über Susannas Kindheit in Basel berichtet, über die Kriegserlebnisse des Vaters und natürlich über die Trennung der Eltern. Das liest sich gut und flüssig, ist aber nur bedingt spannend, denn eigentlich hatte ich das Buch gekauft um über Susannas Reise zu den Lakota zu lesen. Mit der Ankunft in Amerika und den Fortschritten durch die Industrialisierung folgt ein zumindest inhaltlich spannenderer Abschnitt, doch auch hier verliert sich Capus schnell wieder in Nebensächlichkeiten, die verbliebenen Seiten werden immer weniger und das Zusammentreffen mit Sitting Bull ist noch immer nicht in Sicht. Am Ende nimmt diese Begegnung dann gerade mal fünf Seiten ein.

Alex Capus ist unbestritten ein großartiger Geschichtenerzähler. Er schafft es, Menschen und vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen und ergänzt das mit einem feinen, hintergründigen Humor. Seine Bücher üben ab der ersten Seite einen großen Sog aus. Doch ich kann nicht verstehen, warum er sich in seinem Buch fast nur auf Nebensächlichkeiten fokussiert. Susannas Motive bleiben für mich komplett unklar, ihre Rollen als Bürgerrechtlerin und als Aktivistin für die indigenen Völker bekommen gar keinen Platz im Buch. Auch dass sie eine Vertraute und Privatsekretärin von Sitting Bull wurde habe ich nur durch ihren Wikipedia-Artikel erfahren. Es wäre alles vorhanden gewesen, um aus dem Buch einen spannenden biografischen Roman über eine beeindruckende Frau zu machen, doch so bleibt am Ende einfach nicht viel von Susanna Faesch bei mir zurück.

Fazit
Die nicht mal 300 Seiten lange Geschichte ist zwar sehr atmosphärisch geschrieben, fühlte sich aber nur wie die Einleitung an. Kaum wird es spannend ist das Buch zu Ende, dabei hätte Capus auch die dreifache Anzahl an Seiten problemlos füllen können. Letztendlich ist das Buch eine kurze biographische Erzählung, die meiner Meinung nach den Fokus nicht auf die interessanten Aspekte in Susannas Leben gelegt hat und damit die Chance verpasst nicht nur kurz zu unterhalten sondern nachhaltig zu beeindrucken.

Veröffentlicht am 08.01.2023

Eine Bewegende Geschichte mit mangelhaftem Lektorat

Im fahlen Licht des Mondes
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Das Buch besteht an sich aus zwei Teilen: zunächst wird von der Flucht der Cheyenne vor den Soldaten, ihrer Zeit im Reservat und weiteren Fluchten berichtet. Im zweiten Abschnitt ist Protagonistin Moekaé ...

Das Buch besteht an sich aus zwei Teilen: zunächst wird von der Flucht der Cheyenne vor den Soldaten, ihrer Zeit im Reservat und weiteren Fluchten berichtet. Im zweiten Abschnitt ist Protagonistin Moekaé auf sich gestellt und findet bei einer amerikanischen Siedlerfamilie auf einer abgelegenen Farm Unterschlupf.

Der bildhafte Schreibstil der Autorin hat mir dabei sehr gut gefallen. Man taucht tief in das Leben der Cheyenne ein und lernt ihre Lebensart im Einklang mit der Natur und viele Rituale kennen. Da das Buch auf historischen Fakten beruht, steht aber viel Gewalt und Leid im Vordergrund. Kerstin Groeper beschreibt, wie die erlittenen Grausamkeiten vor allem die jungen Männer der Cheyenne verändern, sie passen sich den amerikanischen Soldaten an und bekämpfen die amerikanischen Siedler brutal, selbst Frauen und Kinder werden nicht verschont. Jeder Überfall wird mit Gräueltaten gegenüber ihrem Volk beantwortet, so dass sich die Spirale aus Gewalt unablässig weiterdreht.

Wenn mit Moekaé und der Farmerfamilie dann zwei grundsätzliche Lebensweisen aufeinander stoßen, ist im Buch auch Platz für etwas Humor. Es ist es spannend, aber auch unterhaltsam, das Leben der Weißen aus Moekaés Sicht zu sehen. Zurecht wundert sie sich z.B. darüber, warum die Farmer die perfekt ans Klima angepassten Büffel töten und stattdessen versuchen Rinder züchten, die im Winter sehr oft erfrieren und verhungern.

Obwohl mir das Buch insgesamt gut gefallen hat, gibt es doch einige Kritikpunkte. Da sich in beiden Abschnitten die Handlung immer wieder wiederholt ist es stellenweise zäh zu lesen. Zusätzlich tat ich mich schwer ein Gefühl zu bekommen, von welchem Ort die Cheyenne eigentlich gerade wohin fliehen. Eine Karte wäre dringend nötig gewesen, auch damit man die zurückgelegten Entfernungen einschätzen kann. Und eine zeitliche Einordnung der Kapitel hätte geholfen die zwischen den Ereignissen vergangene Zeit zu beurteilen. Auch das mangelhafte Lektorat muss ich ansprechen. Neben einigen sehr seltsam formulierten Sätzen stören auch regelmäßige Wortdopplungen. Wenn sich in einem kurzen Satz ein Wort dreimal wiederholt, dann liest sich das sehr ungelenk. Da das Buch zum Großteil gut geschrieben ist, fallen diese Ausrutscher enorm auf.

Fazit
Kerstin Groeper schreibt spannend und sehr bewegend über die gnadenlose und brutale Verfolgung der Cheyenne. Es ist ein guter historischer Roman mit einigen Kritikpunkten. Ich würde mir sehr wünschen, dass das inhaltlich so gute Buch nochmal eine Überarbeitung im Lektorat erhält.

Veröffentlicht am 11.11.2022

Spannend und atmosphärisch mit kleineren Logiklücken

The Dark
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Der Schauplatz einer Antarktisstation im Winter ist toll gewählt und auch die atmosphärische Beschreibung gibt Pluspunkte. Es ist eine sehr schöne und faszinierende Umgebung, zugleich aber absolut unbarmherzig ...

Der Schauplatz einer Antarktisstation im Winter ist toll gewählt und auch die atmosphärische Beschreibung gibt Pluspunkte. Es ist eine sehr schöne und faszinierende Umgebung, zugleich aber absolut unbarmherzig und tödlich. Die Auswirkungen der Kälte auf Menschen und Gegenstände fand ich sehr spannend. Dazu kommt die Enge in der Forschungsstation, die absolute Dunkelheit und das Wissen von der Welt abgeschnitten zu sein. Und dann taucht plötzlich die Vermutung auf, einen Mörder unter sich zu haben und nicht mehr zu wissen wem man trauen kann.

Zu Beginn lernt man das Umfeld, die Forschungsarbeiten und die Crew kennen, das fand ich einen sehr spannenden Einstieg. Im Mittelteil gibt es dann einen kurzen Durchhänger, wo weniger passiert, das Ende bringt dann wieder mehr Tempo. Bis zum Schluss wusste ich nicht wem ich trauen kann, selbst bei Kate kommen wegen ihrer Medikamentensucht immer wieder Zweifel, ob man ihrer Wahrnehmung trauen kann.

Die Geschichte ist aus Kates Sicht erzählt und an manchen Stellen war sie sehr nah an der Grenze nervig zu werden. Sie will herausfinden, was ihrem Vorgänger zugestoßen ist, hat aber kein wirklich gutes Händchen, wenn es darum geht ihre Kollegen auszuhorchen und auch kein Gespür dafür welche Fragen sie wann stellen kann. Wenn sie dann mal wieder mit einer unbedachten Frage ein Gespräch in die falsche Richtung gelenkt oder ihr Gegenüber verärgert hat, hätte ich mir die Haare raufen können. Insgesamt fand ich sie mit ihren Macken und Schwächen aber authentisch. Das trifft auch auf die übrigen Charaktere zu, wobei mir da auch manches, z.B. der kiffende Holländer, etwas zu klischeehaft war.

Die Story ist an sich solide, auch wenn ich einzelne Szenen etwas seltsam fand. Ein, zwei medizinische Zwischenfälle waren mit nur wenigen Handgriffen zu schnell gelöst, das kam mir nicht sonderlich realistisch vor. Auch, dass Kates Probleme bei den medizinischen und psychologischen Voruntersuchungen nicht entdeckt wurden kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe es für mich selbst so begründet, dass man sich unter Zeitdruck und mangels Alternativen für sie entschieden hat, hätte allerdings in der Story eine kleine Erklärung gut gefunden. Auch ein wenig mehr Hintergründe zur finalen Aufklärung der Vorgänge wären schön gewesen.

Fazit
Ein kurzweiliger Thriller mit einem großartigen Setting, das mich letztendlich über die Kritikpunkte hinwegsehen ließ.