Kluge und umsichtige Aufklärungsarbeit
Ich mag das schlichte blau-schwarze Cover. Es passt zu diesem Buch, das sich mit der Wirkung des Wolfes auf den Menschen sowohl im Hinblick auf die naturgeschichtliche Beziehung als auch auf die kulturgeschichtliche ...
Ich mag das schlichte blau-schwarze Cover. Es passt zu diesem Buch, das sich mit der Wirkung des Wolfes auf den Menschen sowohl im Hinblick auf die naturgeschichtliche Beziehung als auch auf die kulturgeschichtliche Verarbeitung beschäftigt. Es ist ganz klar ein Sachbuch, dies merke ich schon auf den ersten Seiten.
So flechtet Petra Ahne gern Zitate aus früheren Jahrhunderten zur Untermauerung der Beleuchtung des Wolfes von allen Seiten mit ein, was manchmal meinen Lesefluss hemmt und ich noch konzentrierter als ohnehin schon lesen muss.
Petra Ahne räumt Schritt für Schritt mit dem Mythos Wolf auf und erklärt nachvollziehbar sowie eindrücklich, wie dieser überhaupt erst entstehen konnte. Weshalb der Hass und die Furcht vor dem Wolf so gnadenlos wurde, dass diese wunderschönen Tiere beinahe einer vollständigen Ausrottung gegenüberstanden.
Zu Beginn bedient sie sich dazu der historischen Quellen, die beleuchten, wie die Menschen damals den Wolf wahrgenommen haben. Wie er zu etwas Bösem hochstilisiert wurde und wie doch ganz langsam ein Umdenken stattfand. Dazu wirft Petra Ahne einen Blick auf die beginnende Wolfsforschung Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber auch die war tückisch für die Wölfe, denn so entstanden erneut falsche Vorstellungen.
Der Weg, den Wolf zu entmystifizieren, ist lang und steinig. Dies wird in diesem Sachbuch ganz deutlich und es wird auch klar, dass es abhängig von jenen Menschen ist, die diese intelligenten Tiere beobachten. Mit sachlicher Präzision und nachvollziehbar zeigt Petra Ahne auf, wie schwer es den Menschen in all dieser langen Zeit fällt, den Wolf frei von jeglicher eigenen Interpretation zu beobachten und zu erforschen. Dazu stellt sie mehrere Menschen vor, die sich jahrzehntelang mit diesen Tieren beschäftigten und zeigt gleichzeitig auf, wie unterschiedlich sie dabei agierten. Das ist hochinteressant.
Besonders spannend ist für mich die neutrale Betrachtung des Sozialgefüges der Wölfe im Unterschied von Gefangenschaft und Wildnis. So offenbaren sich schonungslos die Fehler der Wolfsforschung, zeigt aber auch positiv auf, wie diese aufgedeckt wurden.
Auch das Jagdverhalten der Wölfe wird beleuchtet, was mich ebenfalls fasziniert.
Einen Blick hinter die Kulissen der Domestikation und dessen Resultat der Hund wird ebenfalls gewährt. Interessant finde ich hier die Erwähnung der Forschung mit Hunden und Wölfen im direkten Vergleich.
Die letzten etwa zwanzig Prozent des Buches nutzt Petra Ahne dazu, elf unterschiedliche Wolfsarten zu porträtieren. Das gefällt mir richtig gut. Besonders die Zeichnungen verschaffen einen guten Überblick über die Unterschiede der Wölfe.
Generell wird das Sachbuch durch die zahlreichen Abbildungen und Illustrationen aufgelockert. Sehr aufschlussreich finde ich die Darstellung der unterschiedlichen Schwanz- und Körperhaltungen sowie die verschiedensten Gesichtsausdrücke der Wölfe. Selbst bei meinem Hund konnte ich das ein oder andere schon beobachten.
Fazit:
Ein informatives Buch, welches sich sachlich und vorurteilsfrei damit beschäftigt, wie aus einem spitzen Prädator ein Hasssymbol wurde, dessen Vernichtung im Vordergrund stand und wie beschwerlich es ist, kluge und umsichtige Aufklärungsarbeit zu leisten.