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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2023

Ein Blick hinter die Kulissen

Schreibwelten
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Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich ...

Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich einen Blick auf ihr Arbeitsumfeld und ihre Schreibrituale erhalte.

Das mintgrüne Cover mag ich fast ebenso sehr wie die Haptik des Buches. Es wirkt fast ein bisschen wie Leinen, was das Buch optisch aufwertet. Das Inhaltsverzeichnis verrät, bei welchen Schreibenden ich einen Blick auf ihr Arbeitsumfeld und ihre Schreibrituale erhalte.
Der Inhalt weiß mich ebenfalls zu überzeugen. Der Aufbau ist schön strukturiert und die AutorInnen werden mit ihrem Schreiballtag kurz porträtiert. Alex Johnson geht dabei nicht speziell in die Tiefe, was er aber meiner Meinung nach auch gar nicht muss. „Schreibwelten“ ist dadurch herrlich schön kurzweilig und mithilfe des lockerleichten Erzählstils kann ich dieses hübsche Buch genießen.
Von jedem Autor und jeder Autorin gibt es ein kleines Bild, ein personalisierter knackiger Titel und die Anmerkung, wo sich der Lieblingsschreibort genau befindet. Eine sehr schöne Idee und Umsetzung.

Den SchriftstellerInnen sind zwischen zwei und vier Seiten gewidmet, wobei sich darunter auch immer passende Illustrationen von James Oses befinden. Oftmals widmet er seinen Zeichnungen dem Schreibbereich der jeweiligen AutorInnen. Prinzipiell mag ich die farblichen Illustrationen, doch hier und da wäre ein echtes Foto weitaus interessanter gewesen. So würde ich liebend gern den Schreibtisch von Danielle Steel begutachten, der in Form ihrer drei Bestseller gestaltet ist. Das kommt auf der Zeichnung nicht so eindrucksvoll zur Geltung, wie ich mir das gedanklich vorstelle, was ich bedauere.
Dennoch möchte ich die Illustrationen hervorheben, denn James Oses hat sie viel Mühe gegeben, die Schreiborte möglichst detailgetreu abzubilden. Wer recherchiert, wird im Internet die Fotografien dazu finden und überrascht sein, wie gut der Zeichner dies umgesetzt hat.

Eine Besonderheit in „Schreibwelten“ ist, dass es zwischendrin kleine Themenboxen gibt, in denen Alex Johnson zum Beispiel davon berichtet, welche AutorInnen gerne im Liegen schreiben, wie sie mit Ablehnungsbescheiden umgehen oder welche tierischen Hausgenossen sie begleiten. Das lockert „Schreibwelten“ zusätzlich auf und so finden noch viel mehr SchriftstellerInnen Erwähnung als hier näher beleuchtet werden.
Leider kenne ich von den fünfzig Schreibenden nur die wenigsten durch ihre Werke. Oft kenne ich nur die Namen, manchmal kenne ich sie überhaupt nicht. Das stört mich jedoch keineswegs, denn es macht so viel Spaß davon zu lesen, wie sie es schaffen, dass ihre Kreativität fließt.

Richtig gut gefällt mir zudem, dass es zwischendurch passende Zitate aus der schreibenden Zunft gibt, was „Schreibwelten“ herrlich abrundet. Das Sahnehäubchen befindet sich am Ende von „Schreibwelten“. Dort hat sich Alex Johnson die Mühe gemacht und die Besucherinformationen zu den vorgestellten Schreiborten zusammengetragen. Leider sind nicht alle Orte öffentlich zugänglich, aber auch das wird vermerkt.

Fazit:
Eine herrliche Gelegenheit, in die Arbeitsroutine von 50 AutorInnen zu schnuppern. Kurzweilig, knackig und empathisch beschrieben ist „Schreibwelten“ ein gelungenes Sachbuch zum Staunen und Blättern.

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  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein großartiges Buch

Die Wissenschaft von Game of Thrones
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Das 254 Seiten starke Buch „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ ist nicht nur vom Informationsgehalt eine Wucht, sondern auch die Illustrationen von William Simpson. Er ist der Storyboarder der Game ...

Das 254 Seiten starke Buch „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ ist nicht nur vom Informationsgehalt eine Wucht, sondern auch die Illustrationen von William Simpson. Er ist der Storyboarder der Game of Thrones-Reihe. Kein Wunder also, dass seine Zeichnungen einen hohen Wiedererkennungswert haben mit der filmischen Umsetzung dieser gigantischen Saga. Auf dem Cover wird eindrucksvoll William Simpsons Arbeit in Szene gesetzt. Es ist nur ein minimalistischer Ausschnitt auf das, was mich erwarten wird. Diese Komposition übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Die goldene Titelschrift veredelt optisch das Cover und so schlage ich das Buch mit einer Mischung aus Spannung und Vorfreude auf.

Der Titel „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ ist absolut treffend. Eifrige Spezialisten von wissenschaftlicher Expertise haben sich an die Analyse der weltbekannten Fantasy-Saga gemacht und alles genaustens unter die Lupe genommen. Dabei zeigen sie auf, mit welcher genialen Komplexität und Bezügen zu wahren historischen Ereignissen es George R. R. Martin gelang, ein solch episches Meisterwerk zu erschaffen.
Dass die WissenschaftlerInnen wahre Experten sind, ist richtig spürbar. Sie sind detailversessen, erklären aber alles leicht verständlich und spannungsvoll. Wie es sich für ein gutes Sachbuch gehört, blicken die AutorInnen auch links und rechts des Weges. Immer wieder werden Parallelen und Bezüge zur Gegenwart und Vergangenheit, zu anderen Büchern sowie Filmen hergestellt. So ist der Inhalt wahnsinnig komplex, zeigt gleichzeitig aber auch auf, wie intensiv Game of Thrones durchleuchtet wurde. Ich mag das, auch wenn ich zum Lesen viel Zeit einplanen muss, damit ich diese Fülle an interessanten Fakten auch verarbeiten kann.

Das Inhaltsverzeichnis gibt einen guten Eindruck, was mich beim Lesen von „Die Wissenschaft von Game of Thrones“ erwarten wird. Ich erahne, mit welchen wissenschaftlichen Bereichen sich die einzelnen Kapitel beschäftigen werden und ich bin besonders gespannt auf „Eine fast natürliche Geschichte“ und „Ein Psychologe im Reich der sieben Königlande“.
Ich bin erstaunt, wie ausführlich sich die einzelnen Kapitel mit dem Kosmos von Game of Thrones beschäftigen. Das ist sehr nützlich, besonders wenn ihr euch, so wie ich, gar nicht weiter mit diesem Fantasyepos auskennt. Mir fehlt es hier an nichts, obwohl ich weder die Bücher noch die Serie kenne. Ich werde nicht nur in die tiefen Strukturen von Game of Thrones gesogen, sondern auch mitgenommen. Übrigens muss niemand Angst haben, gespoilert zu werden, denn es werden einzelne Komponenten beleuchtet und nicht der Plot der Story verraten.
Ich kann wärmstens das Kapitel „Lied von Eis und Feuer für Dummies“ empfehlen für alle, die sich mit der groben Story nicht auskennen.

„Die Wissenschaft von Game of Thrones“ beschäftigt sich mit den Sparten der Paläontologie, Archäologie, Klimatologie, Psychologie, Geomorphologie, der Sprache, dem Ingenieurwesen und es gibt Einblicke von einer Filmhistorikerin. Die Mischung der wissenschaftlichen Ansätze ist also bunt und genau richtig.
Ich liebe die Vielzahl an spannenden Fakten, vor allem wenn Besonderheiten vom Filmdreh und der Produktion erzählt werden. Spannend ist auch der regelmäßige Vergleich zu anderen Fantasy-Reihen, insbesondere zu „Herr der Ringe“ von Tolkien, der eine besonders große Inspirationsquelle für George R. R. Martin ist.
Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass die Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln immer am jeweiligen Ende aufgeführt werden. So ist der Bezug viel frischer, wenn sich jemand für die Quellenangaben interessiert und noch tiefer einsteigen möchte.

Es gibt so vieles an „Die Wissenschaft von Game of Thrones“, was mich fasziniert.
So finde ich es äußerst interessant, von Dan Lunts Arbeit mit mehreren Klimamodellen zu lesen, wo er nicht nur unser eigenes auf der Erde beleuchtet, sondern auch das Klimamodell der Welt von Game of Thrones nachstellt. Übrigens werden alle Kapitel richtig großartig mit zusätzlichem Material wie Karten, Diagramme, Schaubilder, Grafiken und passenden Illustrationen unterfüttert. So wird das Gelesene greifbarer und perfekt ergänzt.
Der historische Blick auf die Saga lässt mein Herz höherschlagen, während das Kapitel über „Die Sprache im Lied von Eis und Feuer“ mir Probleme macht. Es ist auf jeden Fall sehr interessant, aber ich benötige wahnsinnig viel Konzentration, um alle diese Informationen und Bezüge zu verstehen. Teilweise gibt es Sätze in Englisch und Französisch, die zwar übersetzt und erklärt werden, aber im Kontext für mich schwer zu verarbeiten sind.
Das letzte Kapitel ist von allen anderen Abschnitten jenes, mit dem ich gar nicht klar kam. Kunst ist einfach nicht mein Thema und das Abtauchen in die künstlerische Welt der Malerei will mir nicht recht gelingen. Aber es stört mich nicht, denn alle anderen Bereiche haben mich komplett abholen können.
Richtig begeistern kann mich das Kapitel, welches sich um die Psychologie dreht. Sehr aufschlussreich und besonders fasziniert hat mich, dass tatsächlich Sagas wie Star Wars im Bereich der Psychotherapie verwendet und genutzt werden, um mit dem Patienten besser interagieren zu können. Star Wars wird sogar dazu genutzt, um psychiatrische Konzepte zu lehren und damit zur Ausbildung von Fachkräften für psychische Gesundheit beizutragen.

„Die Wissenschaft von Game of Thrones“ habe ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal in die Hand genommen. Ich bin sehr beeindruckt von diesem gesammelten Wissen und der verschiedenen Art das komplexe Werk von George R. R. Martin zu beleuchten. Meine Lust, endlich die Bücher zu lesen, ist jetzt noch viel größer und ich freue mich darauf, die Welt von Westeros zu entdecken.

Fazit:
Ein großartiges Buch. Hochinteressant, spannend und anschaulich. Ein Sachbuch, dass mit seinen vielen Facetten und Fakten gut verständlich aufbereitet ist. Eine echte Empfehlung, nicht nur für Fans der Serie.

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  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.05.2023

Wissen in Unterhaltungsform

Der Horror der frühen Chirurgie
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„Der Horror der frühen Chirurgie“ ist optisch schon mal ein Knaller. Mir gefällt das Cover richtig gut, es fügt sich in seiner Schlichtheit zum Thema ein und nimmt nichts vorweg. Es passt auch gut zum ...

„Der Horror der frühen Chirurgie“ ist optisch schon mal ein Knaller. Mir gefällt das Cover richtig gut, es fügt sich in seiner Schlichtheit zum Thema ein und nimmt nichts vorweg. Es passt auch gut zum Vorgängerband „Der Horror der frühen Medizin“, was einem buchliebenden Menschen wie mir wichtig ist.

Lindsey Fitzharris gelingt es sofort, mich mit ihrem einzigartigen Schreibstil einzufangen. „Der Horror der frühen Chirurgie“ ist ein Sachbuch, liest sich aber nicht wie eins. Eher habe ich das Gefühl, einen Roman zu lesen, der mich mit in die Schrecken des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts nimmt und mir auf eine charmante Art den „Vater der plastischen Chirurgie“, Harold Gillies vorstellt.
Seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der Gesichtsrekonstruktionen für verletzte Soldaten während des Ersten Weltkriegs ist so anschaulich und einnehmend geschildert, dass ich das Gefühl habe, dem berühmten Arzt selbst über die Schulter schauen zu können.
Lindsey Fitzharris beleuchtet die Arbeit von Harold Gillies auf eine ganz besondere Art und Weise, bringt mich der Person Gillies näher, ohne viel in sein Privatleben einzudringen. Der Fokus liegt klar auf der Chirurgie und wird verständlich beschrieben. Dabei schildert Lindsey Fitzharris den Werdegang von Gillies sehr interessant und untermauert diesen mit vielen Beispielen.

Der Mix aus kurz angerissenen Einzelschicksalen ist packend dargestellt. Sie sind so in den historischen Kontext eingebettet, dass sie eine Brücke zwischen den Problemen und den medizinischen Herausforderungen der damaligen Zeit schlägt. Besonders gut gefällt mir, dass Lindsey Fitzharris kurz die Hintergründe des Ersten Weltkrieges beleuchtet, was der Auslöser war und welche furchtbaren Entwicklungen dies nach sich zog. Dabei geht die Autorin sachlich mit der Thematik um und verzichtet auf Schuldzuweisungen. Stattdessen schaut sie auch links und rechts von den meisterhaften Leistungen Harold Gillies und berichtet von anderen Zeitgenossen verschiedenster Herkünfte, die ebenso zur weiteren Entwicklung der Chirurgie beitrugen und versuchten das Leid ihrer Patienten zu lindern.

Die geschilderten Schrecken des Ersten Weltkrieges sind brutal. Das sinnlose Gemetzel und die Schrecken für die Soldaten lassen mich beim Lesen schwer schlucken. Es zeigt so eindrücklich, wie grausam ein Krieg ist. Gleichzeitig schärft es mein Bewusstsein dafür, wie wenig entwickelt die damalige Medizin tatsächlich gewesen ist. Es berührt mich unglaublich zu lesen, mit welchen extremen Problemen die Mediziner zu kämpfen hatten. Alles war im Grunde ein reines Experimentieren, Penicillin und Antibiotika noch ein Fremdwort.
Völlig fasziniert hat mich auch die Tatsache, dass eine plastische Korrektur sehr zeitaufwendig war und manche Methoden schon vor 2.000 Jahren angewendet wurden. Lindsey Fitzharris springt immer mal wieder während der Erzählungen noch weiter in die Vergangenheit zurück, bringt Beispiele und stellt weitere Menschen vor. Dabei gelingt es ihr, das alles so geschickt in den Rahmen um Harold Gillies einzubetten, dass ich nie aus dem Lesefluss gerissen werde.

„Der Horror der frühen Chirurgie“ berichtet von vielen Personen und Jahreszahlen, das Wissen ist extrem geballt. Für mich ist das keine Lektüre zum schnellen Weglesen, da die Thematik sehr sachlich und ernst, aber gleichzeitig unglaublich unterhaltsam ist. Lindsey Fitzharris hat definitiv ein Talent dafür, die passende Atmosphäre zu erzeugen, sodass ich durchaus mal etwas zum Schmunzeln oder gar Lachen finde.
Obwohl sich Lindsey Fitzharris viel Mühe gegeben hat, fachliche Arbeitsweisen so einfach wie möglich zu beschreiben, fällt es mir bei manchen detaillierten Veranschaulichungen von chirurgischen Eingriffen schwer, ihnen zu folgen. Dazu habe ich zu wenig medizinisches Fachverständnis. Das gilt ebenso für die vielen medizinischen Begriffe. So komme ich manchmal nicht darum herum, selbst noch ein bisschen zu recherchieren, was ich aber nicht schlimm oder nervig empfinde.

Kleiner Tipp: Es lohnt sich am Ende einen Blick in die Anmerkungen zu werfen. Dort werden die im Text mit einer hochgestellten Zahl markierten Wörter noch ausführlicher erläutert. Meist verbirgt sich dahinter noch mehr Informatives, was ich sehr interessant und aufschlussreich finde.

Fazit:
„Der Horror der frühen Chirurgie“ ist ein Sachbuch im Mäntelchen eines Unterhaltungsromans. Dadurch wird mir die Pionierarbeit von Harold Gillies mit all seinen Unwegsamkeiten und den historischen Hintergründen so lebendig erzählt, dass ich dieses sehr ausführlich recherchierte Sachbuch genossen und viel für mich mitgenommen habe.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Kluge und umsichtige Aufklärungsarbeit

Wölfe
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Ich mag das schlichte blau-schwarze Cover. Es passt zu diesem Buch, das sich mit der Wirkung des Wolfes auf den Menschen sowohl im Hinblick auf die naturgeschichtliche Beziehung als auch auf die kulturgeschichtliche ...

Ich mag das schlichte blau-schwarze Cover. Es passt zu diesem Buch, das sich mit der Wirkung des Wolfes auf den Menschen sowohl im Hinblick auf die naturgeschichtliche Beziehung als auch auf die kulturgeschichtliche Verarbeitung beschäftigt. Es ist ganz klar ein Sachbuch, dies merke ich schon auf den ersten Seiten.
So flechtet Petra Ahne gern Zitate aus früheren Jahrhunderten zur Untermauerung der Beleuchtung des Wolfes von allen Seiten mit ein, was manchmal meinen Lesefluss hemmt und ich noch konzentrierter als ohnehin schon lesen muss.

Petra Ahne räumt Schritt für Schritt mit dem Mythos Wolf auf und erklärt nachvollziehbar sowie eindrücklich, wie dieser überhaupt erst entstehen konnte. Weshalb der Hass und die Furcht vor dem Wolf so gnadenlos wurde, dass diese wunderschönen Tiere beinahe einer vollständigen Ausrottung gegenüberstanden.
Zu Beginn bedient sie sich dazu der historischen Quellen, die beleuchten, wie die Menschen damals den Wolf wahrgenommen haben. Wie er zu etwas Bösem hochstilisiert wurde und wie doch ganz langsam ein Umdenken stattfand. Dazu wirft Petra Ahne einen Blick auf die beginnende Wolfsforschung Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber auch die war tückisch für die Wölfe, denn so entstanden erneut falsche Vorstellungen.

Der Weg, den Wolf zu entmystifizieren, ist lang und steinig. Dies wird in diesem Sachbuch ganz deutlich und es wird auch klar, dass es abhängig von jenen Menschen ist, die diese intelligenten Tiere beobachten. Mit sachlicher Präzision und nachvollziehbar zeigt Petra Ahne auf, wie schwer es den Menschen in all dieser langen Zeit fällt, den Wolf frei von jeglicher eigenen Interpretation zu beobachten und zu erforschen. Dazu stellt sie mehrere Menschen vor, die sich jahrzehntelang mit diesen Tieren beschäftigten und zeigt gleichzeitig auf, wie unterschiedlich sie dabei agierten. Das ist hochinteressant.

Besonders spannend ist für mich die neutrale Betrachtung des Sozialgefüges der Wölfe im Unterschied von Gefangenschaft und Wildnis. So offenbaren sich schonungslos die Fehler der Wolfsforschung, zeigt aber auch positiv auf, wie diese aufgedeckt wurden.
Auch das Jagdverhalten der Wölfe wird beleuchtet, was mich ebenfalls fasziniert.
Einen Blick hinter die Kulissen der Domestikation und dessen Resultat der Hund wird ebenfalls gewährt. Interessant finde ich hier die Erwähnung der Forschung mit Hunden und Wölfen im direkten Vergleich.

Die letzten etwa zwanzig Prozent des Buches nutzt Petra Ahne dazu, elf unterschiedliche Wolfsarten zu porträtieren. Das gefällt mir richtig gut. Besonders die Zeichnungen verschaffen einen guten Überblick über die Unterschiede der Wölfe.
Generell wird das Sachbuch durch die zahlreichen Abbildungen und Illustrationen aufgelockert. Sehr aufschlussreich finde ich die Darstellung der unterschiedlichen Schwanz- und Körperhaltungen sowie die verschiedensten Gesichtsausdrücke der Wölfe. Selbst bei meinem Hund konnte ich das ein oder andere schon beobachten.

Fazit:
Ein informatives Buch, welches sich sachlich und vorurteilsfrei damit beschäftigt, wie aus einem spitzen Prädator ein Hasssymbol wurde, dessen Vernichtung im Vordergrund stand und wie beschwerlich es ist, kluge und umsichtige Aufklärungsarbeit zu leisten.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Mischung aus interaktiver Geschichte und Rätseln auf Englisch

Lost in London
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Die Idee, eine Sprache zu festigen, indem ein interaktiver Kimi mit kniffeligen Rätseln geschaffen wird, finde ich grandios. Der Aufbau des Buches nimmt mir direkt die Sorgen, am Ende doch nichts lösen ...

Die Idee, eine Sprache zu festigen, indem ein interaktiver Kimi mit kniffeligen Rätseln geschaffen wird, finde ich grandios. Der Aufbau des Buches nimmt mir direkt die Sorgen, am Ende doch nichts lösen zu können. Der Einstieg auf Deutsch, indem erklärt wird, wie „Lost in London“ funktioniert und anschließend die Charaktere vorgestellt werden, gefällt mir. Auch das nachdem Knobel-Lesevergnügen noch ein Bonusteil mit weiteren Minirätseln, informatives über London und die britische Geschichte zu finden ist, rundet das Buch gelungen ab. Es macht mir Lust auf das Abenteuer und im ersten Anlauf ist auch der Lesejunior mit dabei.
Der Lesejunior hat seit zwei Jahren Englisch im Gymnasium und demnach müssten wir gut mit der Geschichte zurechtkommen. Allerdings haben wir den Fehler gemacht und die Geschichte Satz für Satz ins Deutsche übersetzt. Dies ist zeitaufwendig und zerstört am Ende auch die Freude über die bevorstehenden Knobelaufgaben. Nach anderthalb Stunden mühseliger Übersetzung geben wir nach zwei gelösten Rätseln enttäuscht auf. Uns ist klar, dass wir das Ganze falsch angegangen sind und wir uns den Spaß am Krimiabenteuer selber kaputtgemacht haben. Das Interesse selbst bleibt ungebrochen, denn wir haben gerade einen spannenden Wendepunkt erreicht und wollen wissen, wie es weitergeht in der Geschichte. Wir beschließen eine Pause einzulegen.

„Lost in London“ bekommt eine zweite Chance, allerdings knobele ich mich diesmal alleine durch den interaktiven Kriminalfall. Es dauert ein bisschen, bis ich ein gutes Sprachgefühl für den Inhalt habe, aber die ausgefallenen Charaktere helfen dabei sehr. Der Fall an sich ist spannend konstruiert, obwohl Täter und die deduktiven Ermittler bekannt sind.

Die Rätsel sind passend zum Kontext der Geschichte konstruiert worden. Die Knobelaufgaben sind raffiniert und oft reicht es nicht, sie einfach nur zu lösen. Manchmal müssen die gefunden Buchstaben noch in die richtige Reihenfolge gebracht werden oder die Lösung gibt einen weiteren Hinweis, den ich mit deduktivem Spürsinn folgen muss, um zur nächsten richtigen Seite zu gelangen. Ich finde das witzig und abwechslungsreich.
Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel ist unterschiedlich, an manchen muss ich wirklich länger knobeln.
Die Schnitzeljagd durch „Lost in London“ macht mir Spaß und ich vergesse irgendwann, dass ich auf englischer Sprache lese. Die rotmarkierten schwierigen Wörter werden noch auf derselben Seite übersetzt, sodass ich auch nicht wüst bis ans Ende zum Glossar blättern muss.
Mein Lieblingsrätsel ist das in Rezeptform für Scones eingearbeitete Rätsel. Die Idee finde ich klasse, zumal es nach dem Lesen sogar noch die Möglichkeit gibt, das englische Gebäck nach zu backen.

Da ich ein Freund von Nachhaltigkeit bin, habe ich die Rätsel nicht direkt im Buch gelöst. Bei der ein oder anderen Aufgabe ist das nicht so komfortabel, da ich einiges auf meinen Zettel übertragen muss. Das ist es mir aber wert, da der Lesejunior auch noch einen eigenen Versuch starten möchte.
Meiner Meinung nach ist die Angabe des Sprachniveaus A1 durchaus gerechtfertigt, allerdings sollte das auch wirklich schon erworben sein. Der Kriminalfall selbst ist absolut kindgerecht ausgearbeitet und bietet sogar lustige Momente. Manches ist sicherlich ein bisschen überspitzt dargestellt, dies schmälert aber nicht den Lesespaß.
Die Illustrationen und Fotografien sind stimmig zur Geschichte. Besonders die Illustrationen gefallen mir, da sie den Text unterstützen und manchmal auch erweitern.
Die Infokästen zu Sprache und Land sind knackig formuliert und erweitern mein Wissen. Besonders bei den grammatikalischen Tipps habe ich so manchen Aha-Effekt.
Richtig genial und überraschend ist das Ende des Krimis. Das habe ich überhaupt nicht kommen sehen und ich gehe mit einem guten Gefühl aus „Lost in London“.

Wie gut Sechstklässler mit dem englischen Rätselkrimi zurechtkommen, testet und berichtet nun der Lesejunior:

Die Krimigeschichte finde ich sehr gut gelungen. Der Aufbau gefällt mir und ich mag es, dass ich mit dem Lösen der Rätsel das nächste Kapitel erst jetzt herausfinden kann. Die Rätsel sind manchmal ganz schön schwer, am liebsten hätte ich am Ende in die Lösungen gespickt. Zum Glück gibt es noch die Tipps zum Rätselknacken, das hat dann gut geholfen.
Meiner Meinung nach ist „Lost in London“ nur bedingt für Anfänger der englischen Sprache geeignet. Ich habe zwar den größten Teil verstanden, doch für Kinder, die gerade erst anfangen Englisch zu lernen, ist dies kein gutes Buch. Auch gibt es hier schwierige Wörter, die nicht erklärt werden und mir völlig unbekannt sind. Ich weiß aber auch nicht, ob ich als Sechstklässler schon das Sprachniveau A1 erreicht habe.
Für meinen Geschmack hätte „Lost in London“ noch ein bisschen mehr illustriert sein dürfen. Dafür finde ich die Fotos cool und auch, dass es nach dem Krimi noch einen Bonusteil mit weiteren kleinen Rätseln gibt.

Fazit:
„Lost in London“ ist eine schöne Möglichkeit, bereits erworbene Englischkenntnisse mit mindestens Sprachniveau A1 zu vertiefen und in einem leichten Krimi anzuwenden. Die Mischung aus interaktiver Geschichte und Rätseln ist gelungen und bereitet Freude.

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