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Silkem

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Veröffentlicht am 02.08.2023

Wunderbare Urlaubslektüre

Wattenmeergrab
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"Wattenmeergrab" ist der dritte Krimi von Katja Lund und Markus Stephan mit dem Inselpolizisten Jan Benden und seinem Polizeiassistenten Tamme Hansen.
Klappentext:
Pellworm, Nordsee. Im Watt vor der Insel ...

"Wattenmeergrab" ist der dritte Krimi von Katja Lund und Markus Stephan mit dem Inselpolizisten Jan Benden und seinem Polizeiassistenten Tamme Hansen.
Klappentext:
Pellworm, Nordsee. Im Watt vor der Insel stößt Tamme Hansen, der selbsternannte Assistent des Inselpolizisten Jan Benden, auf ein altes Bronzeschwert. Er ist sicher: Es muss ein sagenhaftes, antikes Artefakt sein! Einige Wochen später wird auch Jan ins Watt gerufen, da eine weibliche Leiche gefunden wurde. In ihrer Hosentasche entdeckt er ein durchweichtes Foto – und das zeigt ausgerechnet das von Tamme gefundene Schwert! Die Ermittlungen erweisen sich als besonders harte Nuss, doch gemeinsam mit seinem skurrilen Team wird der findige Jan diese wohl knacken – oder?
Lund und Stephan schreiben wunderbare, leicht schrullige Cosy-Krimis für alle Freunde von Pellworm und Nordsee. Die Beschreibungen der Landschaft und der Menschen zeigen die Liebe der beiden für die Küste und ihre Bewohner.
Dabei geht es in der Regel recht unblutig zu. Im Vordergrund stehen die Menschen und ihre Beziehungen. Trotzdem sind die Krimis immer spannend und ich habe bis zum Schluss gerätselt, wer den nun Merle umgebracht hat. Die Lösung war ein wenig konstruiert, doch mit ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätte ich den Hinweis genau wie Laura finden können.
Da buch ist flüssig geschrieben und lebt von seinen mal nordfriesisch kargen, mal rheinisch humorvollen Dialogen.
Fazit: Eine gelungene Krimi-Reihe für alle Menschen, die die Küste lieben und die es gerne etwas geruhsamer mögen. Eine wunderbare Urlaubslektüre und trotzdem spannend bis (fast) zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Überzeugend

Weidekrieg
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Ich lese ja gerne mal etwas außerhalb meiner Lese-Wohlfühlzone und so habe ich jetzt mal einen Western gelesen, eigentlich so gar nicht mein Genre. "Weidekrieg" von Mario Gonsierowski konnte mich jedoch ...

Ich lese ja gerne mal etwas außerhalb meiner Lese-Wohlfühlzone und so habe ich jetzt mal einen Western gelesen, eigentlich so gar nicht mein Genre. "Weidekrieg" von Mario Gonsierowski konnte mich jedoch total überzeugen.
Klappentext:
Dread Moore hat sich als Sklave auf einer Baumwollplantage geplagt, später als Soldat gegen die Südstaaten und danach gegen die Indianer gekämpft. Schließlich findet er in Kansas auf der Running M Ranch einen Job als Cowboy. Dort hofft er, endlich seinen Frieden zu finden. Denn diesen sensiblen, verschlossenen Mann quälen grausame Erinnerungen. Traumatische Erlebnisse lähmen ihn. Er leidet unter Selbstmitleid und Gewissensbissen. Aber auch als Cowboy lässt das Schicksal Dread Moore keine Ruhe. Er gerät in einen Weidekrieg und wird zudem auf der Ranch von einem brutalen Rassisten tyrannisiert. Doch Dread findet zu sich selbst und beginnt zu kämpfen. Großartige Menschen wie der Vormann der Ranch motivieren ihn. Und ein geheimnisvoller, Angst einflößender Mann stärkt sein Selbstvertrauen. Durch ihn lernt er sogar die Liebe seines Lebens kennen und das an einem Ort, wo er es nie erwartet hätte. In einer fesselnden, aktionsreichen Handlung werden auch die dunkelsten Kapitel der amerikanischen Geschichte des 19. Jahrhunderts behandelt und darüber hinaus ehrlich und schonungslos die Schattenseiten des menschlichen Wesens bloßgestellt.
Mario Gonsierowski versucht ein realistisches Bild des "Wilden Westen" zu entwerfen und hat dazu viel recherchiert. Trotzdem sah ich in einigen Szenen John Wayne in einem klassischen Western vor mir. Das fand ich jedoch positiv, denn es zeigt, wie anschaulich er die Szenen schildert. Und es macht das Buch auch für Fans des klassischen Western lesenswert.
Doch das Buch ist sehr viel mehr. Mario Gonsierowski greift viele historische Themen auf: den amerikanischen Bürgerkrieg, die Sklaverei, den Kampf gegen die indigenen Völker. Außerdem ist das Buch in Teilen philosophisch: Was ist Schuld? Was bedeutet Macht? Ist der Mensch eigentlich gut oder überwiegt das Schlechte?
Dazu kommt eine dichte Handlung. Der Spannungsbogen bleibt das ganze Buch über erhalten. Die Geschichte von Dread Moore hat mich gefesselt. Seine Entwicklung im Laufe der Geschichte ist nachvollziehbar. Auch die anderen Personen sind lebensnah geschildert.
Einige Stellen des Buches waren wirklich nur schwer zu ertragen, doch in einer grausamen Welt muss auch ein Buch grausame Szenen schildern. Im Gegensatz zu manchen Thrillern ging die Grausamkeit aber oft unter die Haut, denn so, genau so, könnte es sich zugetragen haben.
Es ist aber ein Buch gegen Gewalt, aus meiner Sicht ein aktuelles Antikriegsbuch, das viele Leserinnen und Leser verdient.
Der Stil des Autors ist flüssig und einige wenige Längen haben daher nicht gestört.
Fazit: Ein Western abseits der Klischees. Ein Anti-Kriegsbuch, ein Buch gegen Gewalt und Machtmissbrauch. Ein historischer Roman, der mich überzeugt hat.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein wütendes Buch

Yallah Deutschland, wir müssen reden!
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Anfang des Jahres habe ich eine Lesung von Souad Lamroubal besucht und war sehr fasziniert. Natürlich habe ich mir ihr Buch "Yallah Deutschland. Wir müssen reden" gekauft. Dann verschwand es in meinem ...

Anfang des Jahres habe ich eine Lesung von Souad Lamroubal besucht und war sehr fasziniert. Natürlich habe ich mir ihr Buch "Yallah Deutschland. Wir müssen reden" gekauft. Dann verschwand es in meinem SUB und ich bin erst jetzt dazu gekommen, es zu lesen.
Klappentext:
"Ich verrate Dir, wo ich herkomme, und vor allem, wo ich hinwill!" So beginnt ein packendes, tiefgründiges, witzig-ernstes Zwiegespräch mit "ihrem" Deutschland, das Souad Lamroubal als "problematisches" Gastarbeiterkind kennengelernt hat und dem sie heute als Integrationsbeamtin dient. Ein unwiderstehlicher Dialog über Freiheit und Herkunft, Verbotenes und Erlaubtes, über Heimat, Zukunft und die Frage, wer wir Deutschen sind und wann wir Deutsche sind. Lamroubal deckt ungeklärte Widersprüche bei ihren deutschen Landsleuten auf, beim Umgang mit Migrantinnen und dem Umgang der Migrantinnen mit Deutschland. Dabei erzählt sie mal mit beinhartem, mal mit zärtlichem Humor ihre marokkanische Familiengeschichte und die ihrer früh verstorbenen Mutter, die zwar nicht lesen und schreiben konnte, aber dennoch ein großes Vorbild für sie war. Wann ist Integration gelungen? Das kann Lamroubal besser beantworten als die meisten. Sie kennt beide Seiten: die Erwartungen der Ankommenden und die Ansprüche deutscher Behörden, Überforderung und Menschlichkeit, Freude und Bürokratenfrust. Sie erzählt die alte Geschichte über "die" und "wir" - "wir" und "die" so neu, dass wir sie endlich verstehen.
Das Buch ist eine Anklage, die besonders eindringlich wird, weil ich mich mit dem "Du" des Textes stets angesprochen fühlte, auch wenn sich die Autorin an Deutschland wendet.
War die Lesung teilweise noch humorvoll, so ist das Buch wütend, teilweise böse und ich habe mich - das gebe ich zu - angegriffen gefühlt. Ich, wir, Deutschland - wir meinen es doch nur gut. Muss "man" uns denn nicht wenigstens ein wenig dankbar sein?
Nein, muss "man" nicht. Spätestens wenn Souad Lamroubal von Alltagsrassismus erzählt, dann werde auch ich als "Nicht-Betroffene" wütend. Die Kinder der "Gastarbeiter-Generation", deren Kinder, sind Deutsche. Sie sind hier aufgewachsen, sozialisiert, sind für mich ein ganz normaler Teil Deutschlands. Genau wie alle Menschen, die später kamen. Warum unterscheiden wir noch immer nach Hautfarbe und Religion, wer dazugehören darf und wer nicht?
Alle Menschen sind unterschiedlich. Es gibt gute und schlechte. Liebenswerte und Egozentriker. Das hat nicht mit der Hautfarbe zu tun und auch nichts mit dem Herkunftsland von Eltern oder Großeltern. Integration ist ein Prozess, an dem sich alle beteiligen müssen. Integration bedeutet nicht Assimilation. Vielleicht sollten wir auch im Zusammenhang mit Menschen, deren Wurzeln (oder die ihrer Eltern, Großeltern oder noch weiter zurück liegender Vorfahren) lieber von Inclusion sprechen.
Ach ja. Einer meiner Urgroßeltern war Däne. Habe ich jetzt auch einen Migrationshintergrund. Oder doch nicht? Weil ich ja blond (jetzt grau) bin und in meinem Personalausweis als Religionszugehörigkeit eine christliche Religion steht?
Ab wann ist ein Mensch "Deutscher"? Nach diesem Buch weiß ich es noch weniger als vorher.
Fazit:
Ein wütendes Buch, ein wütend machendes Buch. Eine Anklage. Und trotzdem, oder gerade deshalb, sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Krimi mit Tiefgang

Rot. Blut. Tot.
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Nach "Eis.Kalt.Tot" habe ich jetzt auch "Rot.Blut.Tot" von Anne Nørdby gelesen und es hat mir wunderbar gefallen.
Klappentext:
»Da war der Wolf. Er kam jede Nacht. Nebelgrau, mit gelben Augen und mächtigen ...

Nach "Eis.Kalt.Tot" habe ich jetzt auch "Rot.Blut.Tot" von Anne Nørdby gelesen und es hat mir wunderbar gefallen.
Klappentext:
»Da war der Wolf. Er kam jede Nacht. Nebelgrau, mit gelben Augen und mächtigen Pfoten. Er konnte seine Krallen durch den Stoff seines Hemdes spüren. Sie drangen in ihn ein. Der ganze Wolf drang in ihn ein …« Nach 30 Jahren Haft kehrt ein entlassener Mörder in seine alte Heimat auf die Insel Møn zurück. Alle wissen, was der „Wolf von Møn“ damals getan hat. Als Leichen mit brutal auseinandergerissenen Kiefern auftauchen, beginnt für die Super-Recognizerin Marit Rauch Iversen und ihre Kollegen von der Kopenhagener Mordkommission eine Menschenjagd.
Ich mag Anne Nørdbys (Anette Strohmeyer) Stil, diesen wunderbar zarten Hauch von Magie, der sich nie in den Vordergrund drängt und doch immer mitschwingt.
Die Geschichte ist dicht. Es gibt verschiedene Handlungsstränge und Motive, die ineinander verwoben sind. Trotzdem bleibt ein roter Faden immer erkennbar.
Die Figuren haben sich weiterentwickelt, besonders Jesper. Bei Marit würde ich mir noch etwas mehr Tiefe wünschen.
Besonders gut gefallen hat mir wie Anne Nørdby die Figur des Wolfes von Møn angelegt hat. Er ist glaubwürdig, menschlich und ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Mehr kann ich hier nicht schreiben, ohne zu spoilern.
Ich mag Geschichten mit einem historischen Hintergrund, Geschichten, in denen deutlich wird, wie lange bestimmte Ereignisse noch in den Menschen nachwirken.
Ich war erst einmal auf Møn, konnte mir aber die Landschaft aufgrund der Beschreibungen sehr gut vorstellen.
Ein Thriller war das Buch für mich allerdings nicht, trotz der blutigen Taten, die für mich aber nicht im Vordergrund standen, und der Gedanken des Wolfes von Møn. Für mich war es eher ein wirklich gut gemachter Krimi.
Fazit:
Anne Nørdby ist eine Garantin für spannende Unterhaltung, für beeindruckende Landschaftsbeschreibungen und für Krimis mit Tiefgang.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Krumme ermittelt auf Sylt

Dünenrache
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"Dünenrache" ist bereits der neunte Band der Reihe um Kommissar Krumme von Hendrik Berg. Bisher hat mich noch keiner der Bände enttäuscht.
Klappentext:
In Husum genießt Kommissar Theo Krumme gerade die ...

"Dünenrache" ist bereits der neunte Band der Reihe um Kommissar Krumme von Hendrik Berg. Bisher hat mich noch keiner der Bände enttäuscht.
Klappentext:
In Husum genießt Kommissar Theo Krumme gerade die winterliche Ruhe an der Nordsee, als er in einem merkwürdigen Mordfall auf der Insel Sylt hinzugezogen wird. Der Maler Adrian Maurer steht unter Verdacht, seine Ehefrau umgebracht zu haben – doch von ihrer Leiche fehlt jede Spur, und der Künstler beteuert Krumme gegenüber vehement seine Unschuld. Sagt der Mann wirklich die Wahrheit? Oder ist er ein eiskalter Mörder? In den Sylter Dünen stößt Krumme bald auf düstere Geheimnisse, die auch mit seiner eigenen Vergangenheit verbunden sind …
In dieser Reihe entwickeln sich die Figuren ständig weiter. Nicht nur Krumme, der in Marianne eine neue Liebe gefunden hat, wird spürbar eifer und älter. Auch Pat entwickelt sich,
Dieses Mal führen die Ermittlungen Krumme nach Sylt. Er muss sich nicht nur mit seiner Vergangenheit sondern auch mit einem neuen Team auseinandersetzen.
Doch auch Pat und Harke spielen bei den Sylter Ermittlungen zum Glück noch eine wichtige Rolle.
Berg schreibt flüssig und lebensnah. Sein Dialog zwichen Harke und Pats Freund ist typisch norddeutsch und zeigt eindrucksvoll seine Verbundenheit zu den Menschen in Nordfriesland.
Es gibt sehr viele Nebenhandlungen. Trotzdem gelingt es Berg durch zahlreiche Cliffhanger die Spannung zu halten.
Und der Schluss?! Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht, doch ganz ohne tote geht es wohl auch im beschaulichen Nordfriesland nicht.
Fazit: Eine lebendige, gut lesbare Reihe, die ich gerne weiterempfehle. Ich hoffe auf mehr von Krumme, Pat, Harke & Co.

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