Manchmal liegt die Schuld dort, wo man sie am wenigsten vermutet
Als in einem kleinen Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhafen die Freundinnen Sophie und Michelle verschwinden, ist das ganze Dorf in Aufruhr. Gefunden werden sie bei Holger Waldmann, einem Reichsbürger, Waffennarr ...
Als in einem kleinen Dorf am Ahlenmoor bei Cuxhafen die Freundinnen Sophie und Michelle verschwinden, ist das ganze Dorf in Aufruhr. Gefunden werden sie bei Holger Waldmann, einem Reichsbürger, Waffennarr und Hundefreund, der zurückgezogen mit seinen Hunden lebt. Die Mädchen schwören auf seine Unschuld und beteuern, daß sie freiwillig dort waren. Doch die Dorfbewohner schließen sich zusammen, demonstrieren vor seinem Haus mit Haßparolen. Plötzlich gibt es nachts eine gewaltige Explosion, das Haus von Waldmann liegt in Trümmern, Waldmann selbst ist ums Leben gekommen. Hat hier ein Dorfbewohner Selbjustiz verübt? Friederike von Menkendorf ermittelt und bringt Dorfgeheimnisse ans Licht, die alles in ein ganz anderes Licht rücken.
"Küstendorf" ist der vierte Fall für Friederike von Menkendorf. Diesmal nimmt sich Susanne Ziegert eines heißen Themas an. Denn Holger Waldmann ist Reichsbürger. Und trotzdem ist es ihr gelungen, ihn auf seine Weise sympathisch darzustellen. Er tut niemandem etwas, will lediglich seine Ruhe haben, was daraus resultiert, daß er von Kindheit an nur gemobbt und enttäuscht wurde. Sein Herz gehört Hunden und Kindern, die ihn noch nie enttäuscht haben und die er beschützt. Hier kommt man wirklich ins Grübeln, ob tatsächlich alles nur schwarz oder weiß ist. Es gibt auch Mittelwege. Erschreckend, aber leider auch realistisch, ist es, wie schnell jemand verurteilt wird. Hier ziehe ich den Hut davor, daß Susanne Ziegert den Mut hat, diesen Charakter nicht als Monster darzustellen. Dagegen setzt sie die Dorfgemeinschaft, bei der mehr Schein als Sein herrscht. Eigentlich zerstritten, raufen sie sich gegen Waldmann zusammen und versuchen ihre eigenen Geheimnisse zu vertuschen und dafür andere zu manipulieren. Es ist schlimm mitzuerleben, wie Augusta ihrer eigenen Tochter Sophie nicht glaubt und mit dem Dorfmob gegen Waldmann zieht. Susanne Ziegert schreibt dies alles sehr einprägsam und man kann manchmal nicht anders, als mit dem Kopf zu schütteln. Hier liest man wirklich streckenweise mit Erstaunen und wenn ich schreibe, daß die Lösung des Falles sprachlos macht, verrate ich wohl nicht zu viel. Aber genau so ist es. Ich konnte es fast nicht fassen. Die Autorin beschreibt aber auch die Moorlandschaft sehr gut. Diese Gegend paßt einfach hervorragend zur Handlung. Dazu gibt es Moorleichen, über die man einige Dinge erfährt, was sehr interessant ist. Auch wenn dies der dritte Fall für die sympathische Ermittlerin Friederike von Menkendorf ist, kann man diesen Krimi auch sehr gut einzeln lesen. Die Fälle sind allesamt in sich abgeschlossen und die Autorin erwähnt alles Wissenswerte knapp, aber ausreichend, damit man auch als Neueinsteiger in diesem Buch gut zurecht kommt.
Mir hat dieses Buch sehr imponiert und ich freue mich schon auf weitere Fälle für Friederike!