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Veröffentlicht am 01.06.2023

Ein neuer Fall für Brunetti

Wie die Saat, so die Ernte
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Die deutsche Übersetzung des ersten Krimis von Donna Leon um Commissario Brunetti erschien 1993 beim Diogenes Verlag in Zürich. Seitdem lasse ich mich regelmäßig nach Venedig entführen - wenn auch nur ...

Die deutsche Übersetzung des ersten Krimis von Donna Leon um Commissario Brunetti erschien 1993 beim Diogenes Verlag in Zürich. Seitdem lasse ich mich regelmäßig nach Venedig entführen - wenn auch nur literarisch. Und ich freue mich jedes Jahr über ein neues Buch der Autorin. Am 24. Mai ist der 32. Fall der Krimireihe erschienen.

„Wie die Saat, so die Ernte“

November in Venedig, die Tage sind grau und ungemütlich. Brunetti ist gerade dabei, seine Bücher durchzusehen und auszusortieren, als ihn ein Anruf von Vianello erreicht. Es ist Samstag, es ist kalt draußen, aber der Commissario muss an die Arbeit, denn eine Leiche wurde gefunden.
Brunetti kann den Toten identifizieren, da er ihn flüchtig kennt. Mehr weiß man allerdings nicht über ihn. Inesh, ein Sri Lanker, hat sich nämlich ohne Papiere in Italien aufgehalten.
In welche Richtung soll man da ermitteln?
Auffällig erscheinen Brunetti einige Bücher, die er in Ineshs Bücherregal gefunden hat, und er beginnt, in diese Richtung zu ermitteln. Dabei taucht er in seine eigene Vergangenheit ein. Es geht zurück in die Studentenzeit Brunettis.

Dieser neue Band liest sich wieder sehr angenehm. Ich mag den Schreibstil von Donna Leon sehr. So wie der Commissario mit zunehmendem Alter gefühlt weiser wird, so werden auch die Krimis zunehmend ruhiger und tiefgründiger, verlieren aber trotzdem nicht an Spannung.
Für mich war „Wie die Saat, so die Ernte“ wieder ein großes Lesevergnügen.
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Beeindruckendes Debüt

So weit der Fluss uns trägt
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1948 in Colorado:
Victoria Nash, genannt Torie, lebt auf einer Pfirsichfarm am Gunnison River. Ihre Mutter ist leider viel zu früh verstorben, daher muss sich das Mädchen um den Haushalt und ihren Vater ...

1948 in Colorado:
Victoria Nash, genannt Torie, lebt auf einer Pfirsichfarm am Gunnison River. Ihre Mutter ist leider viel zu früh verstorben, daher muss sich das Mädchen um den Haushalt und ihren Vater sowie ihre Brüder kümmern. Es ist ein harter Alltag dort in der Abgeschiedenheit. Die Männer machen es ihr nicht leicht, doch Torrie ist tapfer.
Mit 17 begegnet sie in der Stadt dem geheimnisvollen Fremden Wilson Moon. Beide verlieben sich sofort ineinander. Die Einwohner des kleinen Ortes jedoch verachten den jungen Mann aufgrund seiner indianischen Herkunft und jagen ihn davon. Allerdings bleibt die Liebe von Victoria und Wilson nicht ohne Folgen, sodass die junge Frau handeln muss.

„Soweit der Fluss uns trägt“ ist ein berührender Roman über eine starke Frau. Ganz ruhig und doch mitreißend erzählt - erschütternd und grausam, gleichzeitig bewegend und herzzerreißend, spannend und aufregend.
Von der ersten bis zur letzten Seite lässt einen die Erzählung nicht mehr los.
Shelley Read schafft es auf großartige Weise, die Natur zu schildern, dass man beim Lesen das Gefühl hat, mitten in der Wildnis dabei zu sein.
Die Lektüre wird gerne mit „Der Gesang der Flusskrebse“ verglichen. Und auch wenn es eine völlig andere Geschichte ist, so trifft es auf jeden Fall zu, was die Naturbeschreibungen anbelangt. Auch bei diesem Roman kann ich mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen.

„Go as a river“, wie das Buch im Original heißt, wurde erstklassig übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Wibke Kuhn.
Eine beeindruckende Lektüre, sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Tief berührend und erschütternd

Die spürst du nicht
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Zwei betuchte Familien aus Wien, eine Villa in der Toskana, alles sehr gehoben - es soll ein perfekter gemeinsamer Urlaub werden.

Das Winzerehepaar Melanie und Engelbert Binder mit ihrem 9-jährigen Sohn ...

Zwei betuchte Familien aus Wien, eine Villa in der Toskana, alles sehr gehoben - es soll ein perfekter gemeinsamer Urlaub werden.

Das Winzerehepaar Melanie und Engelbert Binder mit ihrem 9-jährigen Sohn Benjamin sowie Elisa Strobl-Marinek, Politikerin bei den Grünen mit Sitz im Nationalrat, und ihr Mann Oskar, Dozent an der Uni und süffisanter Besserwisser, mit ihren beiden Töchtern Lotte und Sophie Luise kennen einander seit Jahren und freuen sich auf die gemeinsamen Ferien. Und damit sich die 14-jährige Sophie Luise nicht langweilt, darf auch eine ihrer Schulfreundinnen mitkommen: Aayana, ein Flüchtlingskind aus Somalia.
Auf der Terrasse der Villa in Italien gibt’s für die Erwachsenen gleich mal Prosecco. Schließlich will man ja den Urlaub von Anfang an so richtig zelebrieren und genießen.
Doch schon nach kürzester Zeit kommt es zu einer Katastrophe.

Mit leichtem, flüssigen Schreibstil führt uns Daniel Glattauer durch seinen neuen Roman „Die spürst du nicht“.
Die verschiedenen Charaktere sind hervorragend getroffen. Themen wie Migration, Asyl, Doppelmoral stehen im Vordergrund sowie die große Frage „Was ist ein Menschenleben wert?“
Als besonderes Stilmittel baut Glattauer Presseartikel und Kommentare zu dem Vorfall in die Erzählung ein, wodurch man zusätzlich über den aktuellen Stand der Dinge informiert wird. Mir hat das sehr gut gefallen.
Insgesamt ist „Die spürst du nicht“ eine rundum gelungene Lektüre und daher sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Leise Töne

Das Café ohne Namen
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Wir befinden uns im Wien der 1960er Jahre.
Robert Simon ist Anfang 30 und Kriegswaise. Mit Hilfsarbeiten auf dem Karmelitermarkt hält er sich über Wasser. Eine heruntergekommene Wirtschaft in dem Arbeiterviertel ...

Wir befinden uns im Wien der 1960er Jahre.
Robert Simon ist Anfang 30 und Kriegswaise. Mit Hilfsarbeiten auf dem Karmelitermarkt hält er sich über Wasser. Eine heruntergekommene Wirtschaft in dem Arbeiterviertel erregt seine Aufmerksamkeit. Er pachtet diese und eröffnet dort ein kleines Café - das „Café ohne Namen“.
Seine Gäste sind einfache Leute, Menschen aus dem Arbeitermilieu.

Wir lauschen ihren Gesprächen, erfahren von ihren Sorgen und Nöten, aber auch von ihren Träumen.

„Man sollte sich immer ein bisschen mehr Hoffnung als Sorgen machen. Alles andere wäre doch blödsinnig, oder?“ S. 26

„Das Café ohne Namen“ ist ein Roman im Stil, wie wir ihn von Robert Seethaler kennen. Leise, gefühlvoll, aber trotzdem intensiv. Es ist ein ruhiges Buch, jedoch keineswegs langatmig oder langweilig.

Ich habe diese Lektüre sehr genossen und gerne gelesen und kann sie jedem ans Herz legen, der eintauchen möchte in das Wien der 60er und 70er Jahre.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Ein Jahr voller Sonne und Meer

Immer am Meer entlang
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„Wann hast du zuletzt das Salz des Meeres auf Deinen Lippen geschmeckt?“

Seit Josi neun ist, träumt sie davon, eine Reise immer am Meer entlang zu machen. Und dieser Traum hat bis ins Erwachsenenalter ...

„Wann hast du zuletzt das Salz des Meeres auf Deinen Lippen geschmeckt?“

Seit Josi neun ist, träumt sie davon, eine Reise immer am Meer entlang zu machen. Und dieser Traum hat bis ins Erwachsenenalter angehalten - ein Jahr mit dem Bulli in Europa unterwegs zu sein, ein Jahr lang Sonne und Meer zu genießen.
Paul hat nicht so lange geplant. Für ihn war es eher eine spontane Aktion.
Den Alltag hinter sich lassen, die Vergangenheit aufarbeiten, Grenzen durchbrechen, den Sinn des Lebens suchen - Josi und Paul haben ähnliche Beweggründe, was jeweils ihre Reise betrifft.
Unabhängig voneinander fahren beide los. Josi mit einem alten Bulli, Paul mit seinem Land Rover. Und schon in Frankreich treffen sie zum ersten Mal aufeinander.

Wir begleiten die zwei jeweils auf ihrer Tour. Entlang der Atlantikküste von Frankreich über Portugal nach Spanien ins Mittelmeer, weiter nach Italien und Griechenland. Wo wird die Reise enden?
Wir erfahren von ihren Erlebnissen unterwegs, von den Begegnungen mit den Menschen dort - abwechselnd wird in den einzelnen Kapiteln jeweils aus Sicht von Josi und von Paul erzählt. Und natürlich sind wir dabei, wenn beide immer mal wieder aufeinandertreffen, sei es zufällig oder inszeniert. Stationen wie Lissabon, die Alhambra in Granada, Pisa und Sardinien laden uns zum Verweilen ein.

Entstanden ist ein richtiges Wohlfühlbuch, in das man eintauchen und das man so richtig genießen kann. Es ist eine herzerwärmende Geschichte, wunderschön erzählt, aber keineswegs kitschig oder flach. Man spürt beim Lesen die Sonne des Südens auf der Haut, hört das Meer rauschen und die Rufe der Vögel, hat das Gefühl, in den einsamen Buchten am Meer dabei zu sein.

„Das hier, die Natur, ist die Realität, ist das echte Leben. Und die Welt da draußen hat den Bezug dazu verloren.“

Ich bin sehr, sehr gerne „Immer am Meer entlang“ mitgefahren und wäre auch gerne noch länger mit an „Bord“ geblieben.
Man merkt einfach, dass Franziska Jebens selbst mit einer großen Leidenschaft auf Reisen geht.
Eine wirklich tolle Lektüre, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.

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