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Veröffentlicht am 19.06.2023

Alma, Oswald und auch Zina

Alma und Zina
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Gestaltung:
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Das Titelbild ist wunderbar historisch gestaltet, der obere Teil zeigt die Landschaft um Herisau, der untere einen Markttag in dieser Stadt. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig ...

Gestaltung:
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Das Titelbild ist wunderbar historisch gestaltet, der obere Teil zeigt die Landschaft um Herisau, der untere einen Markttag in dieser Stadt. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig verarbeitet.

Inhalt:
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Die Geschichte beginnt 1965 mit einem Besuch der namenlosen Ich-Erzählerin bei Zina, Oswalds zweiter Frau, als diese um die 60 Jahre alt ist. Das ca. 14-jährige Mädchen fühlt sich dort wohl. Sie entdeckt alte Fotografien und nachdem sie Zinas Stiefsohn und dessen Sohn kennengelernt hat, möchte sie von Zina die ganze Geschichte hören. Am letzten Abend bei Zina erzählt ihr diese alles über Oswalds erste Frau Alma und den Verlauf ihrer Ehe.

Mein Eindruck:
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Vom Klappentext her erwartete ich eine Geschichte, in der es vorwiegend um die beiden Frauen Alma und Zina und deren toxischer Beziehung zu dem narzisstisch veranlagten Oswald geht.
Daher gestaltete sich der Einstieg für mich etwas schwierig, denn etwa im ersten Drittel des Buches wird sehr viel auf die Umgebung von Zina und das Aufwachsen von Alma eingegangen. Das ist historisch betrachtet interessant. Man erfährt viel vom Leben in der Schweiz, vor allem im Glarnerland Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Kapitel sind stets mit einem passenden Titel und dem Jahr versehen, sodass man sich gut zurechtfindet. Die Abschnitte sind kurz und unterhaltsam geschrieben. So fliegt man durch das Buch und fiebert mit Spannung auf die erste Begegnung mit Oswald hin. Als Alma dann Oswald kennenlernt, zeigt er erst nach der Hochzeit sein wahres Gesicht. Ab da hatte mich das Buch endgültig gefesselt und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.
Die toxische Beziehung mit einem Narzissten kommt hier sehr deutlich heraus. Alma hat im Prinzip noch Glück und ist ein starker Charakter, der viel Unterstützung durch Familie und Freunde bekommt. Dennoch schafft es Oswald, ihr Glück zu zerstören.
Ich habe leider eine ausführlichere Behandlung der Beziehung zwischen Zina und Oswald vermisst. Dies wird nur am Rande behandelt, der Schwerpunkt liegt eher auf Alma. Das ist nicht tragisch, aber Titel und Beschreibung sind hier m. E. etwas irreführend.
Dennoch kann ich das Buch sehr empfehlen für alle, die sich für das Alltagsleben in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessieren und insbesondere, wie damals schon Frauen unter narzisstischen Männern gelitten haben, aber auch ihre Mittel hatten, sich dagegen zu wehren.
Die Autorin schafft es, ein realistisches Bild zu vermitteln, den Leser zu fesseln und gleichzeitig durch Einbinden lokal wichtiger Personen die Erzählung authentisch wirken zu lassen.
Am Ende des Buches sind die wichtigsten schweizerischen Begriffe im Glossar erläutert und die Quellen der Autorin für weitere Recherche gelistet. Wünschenswert wäre noch ein Stammbaum gewesen, um durch die umfassenden Familienverflechtungen besser durchzublicken.

Fazit:
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Ein fesselnder historischer Roman über Narzissmus in der Ehe, starke Frauen und ein Leben in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Mörderische Drohnenspiele

Das Spiel - Desert Rogue
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Cover:
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Das Cover mit dem Game-Controller in blutroten Umrissen auf schwarzen Hintergrund trifft gut die Handlung: Ein Spiel, das nüchtern vor dem Monitor gespielt wird, doch in Wahrheit Leben ...

Cover:
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Das Cover mit dem Game-Controller in blutroten Umrissen auf schwarzen Hintergrund trifft gut die Handlung: Ein Spiel, das nüchtern vor dem Monitor gespielt wird, doch in Wahrheit Leben auslöscht und im wahrsten Sinne mörderisch ist.

Inhalt:
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Tim Richter ist ein erfolgreicher Spieleprogrammierer des Spiels "Desert Rogue", in dem man Drohnen steuert und den Auftrag bekommt, diese auf bestimmte Ziele zu lenken, um sie zu zerstören. Eines Morgens erfährt er, dass sein bester Freund und Mitbewohner Navid Nazari tot ist. Angeblich war er ein Terrorist, der sich selbst in die Luft gesprengt hat.
Tim kann dies nicht glauben und durch eine Mail, die Navid ihm kurz vor seinem Tod geschickt hat, bekommt er eine Ahnung, dass dieser militärischen Geheimnissen auf der Spur war und offenbar "Desert Rogue" eine zentrale Rolle dabei spielt. Doch wie dies alles zusammenhängt und wem er vertrauen kann, das ist die große Frage. Schon bald ist er auf der Flucht vor allem und jedem. An seiner Seite eine ehemalige Geheimagentin, der Navid zuvor ebenfalls Informationen gesendet hat. Werden sie das Geheimnis lüften oder wird man sie auch eliminieren?

Mein Eindruck:
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Mir gefiel besonders der Anfang. Die Autorin schafft es, die Atmosphäre der Berliner Großstadt sehr gut einzufangen. Auch die Arbeitsumfelder von Tim und Navid werden sehr authentisch beschrieben. Man erfährt beim Lesen auch sehr viele Hintergründe aus der Informatik, z. B. wie man Informationen in Bild-Dateien versteckt und Hintergründe über diverse Nachverfolgungs- und Verschlüsselungsmechanismen.
Anfangs ist es nicht so eindeutig, wer welche Rolle innehat. Dass das Spiel dazu dient, reale Personen umzubringen, ohne dass die Spieler davon eine Kenntnis erlangen, die Ahnung hatte ich relativ schnell. Mich wunderte es, mit welcher Naivität Tim an das alles rangeht und mich nervte anfangs, dass er ein paar Anläufe und wiederholte Erklärungen benötigte, bis er den Ernst der Lage erkannt hat.
Das Szenario ist erschreckend realitätsnah, da ich beruflich aus dem IT-Sicherheitsumfeld komme, kann ich sagen, dass die Erklärungen zu den IT-Themen authentisch sind und gut erklärt werden für Laien.
Der Spannungsbogen wurde jedoch des Öfteren für mich unterbrochen, die wiederholten Erklärungen und manche Begriffstutzigkeit von Tim hätte man sich sparen und die Handlung an einigen Stellen etwas mehr straffen können. Die Protagonisten blieben für mich eher oberflächlich, da konnte ich nicht wirklich mitfiebern. Ich fand vor allem das IT-Thema spannend.
Ich wurde gut unterhalten und das Thema Drohnenangriffe verpackt in ein Spiel wurde authentisch umgesetzt. Eine Fortsetzung werde ich wegen des Cliffhangers am Ende lesen.

Fazit:
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Ein aufschlussreicher Krimi mit einem aktuellen Thema aus der Militär- und IT-Spielewelt. Spannung und Charaktere: noch Luft nach oben!

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Eine neue Form von Märchen

Märchenland für alle
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Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild ist passend für Märchen und die Illustrationen finde ich wunderschön. Die CD ist nicht in einer Kunststoffhülle, sondern aus Karton. Das ...

Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild ist passend für Märchen und die Illustrationen finde ich wunderschön. Die CD ist nicht in einer Kunststoffhülle, sondern aus Karton. Das gefällt mir, da es viel weniger Platz im Regal einnimmt und nachhaltiger ist. Leider wurde an einer Tracklist und einem Booklet gespart. So weiß man nicht, welche Märchen zu hören sind, wie lange diese Märchen gehen und wer sie spricht.
Im Innenteil habe ich zufällig einen Link gefunden, durch den man auf ein PDF mit diesen Informationen stößt und die man dann selber ausdrucken kann. Leider ist diese Info schwer zu finden, das auszudruckende Format nicht in Bookletform, sondern DIN A-Format und somit nicht kompatibel zur CD-Hülle. Das hätte man besser machen können.

Inhalt:
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Auf dieser CD befinden sich insgesamt 17 Märchen, die teilweise neu sind, teilweise alte Märchen in anderem Gewand darstellen. Ziel war es, die alten Märchenklischees auf den Kopf zu stellen und die Märchenwelt dadurch zu modernisieren und mit anderen Geschlechterrollen zu versehen.

Mein Eindruck:
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Ich mag Märchen sehr gerne. Sie verbinden Rollenverständnisse, Erziehungsmethoden und Wertevermittlung mit Fantasie und Unterhaltung und sind stets ein Spiegel der Zeit, in der sie entstanden sind. Viele Märchen vertreten entsprechend ein veraltetes Rollenverständnis. Es sind stets Prinz und Prinzessin, die sich ineinander verlieben und dann natürlich auch heiraten und am besten am Ende noch Kinder bekommen. Und die Bösen erkennt man daran, dass sie entsprechend hässlich aussehen. Soweit so klar.
Aber was wäre, wenn es nicht Aschenputtel, sondern der Waise Batbajan wäre, der mithilfe eines männlichen Urahns auf den Ball des Prinzen ginge? Oder wenn die Lebkuchenhexe eigentlich nur die verirrten und von deren Eltern im Stich gelassenen Kinder verwöhnen will, weil die Hexe einsam ist und die Kinder ihr leidtun? Oder was wäre, wenn Prinz und Prinzessin einfach nur so als Freunde zusammensein wollen, ohne Heirat?
Dies und vieles mehr erfährt man in dieser besonderen Märchensammlung. Der Großteil dieser Märchen gefiel mir sehr gut, er bringt frischen Wind in alte Märchen, hat mich zum Nachdenken gebracht und gut unterhalten. Ein paar wenige Märchen waren nicht ganz mein Fall. Ich habe offen gesagt ihren Sinn nicht ganz verstanden, weil sie mir zu abstrakt waren. Aber das betraf nur die Minderheit dieser Sammlung.
Die Sprecher machen fast alle (bis auf einen) einen sehr guten Job und lassen die Geschichten durch ihre Art des Vortrags lebendig werden. Meine Highlights sind dabei Christoph Maria Herbst und Annette Frier, weil ich einfach Fan von ihnen bin.

Fazit:
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Märchen in modernem Gewand, die alte Klischees aufbrechen und zum nachdenken anregen. Tolle Sprecher! CD-Ausstattung könnte besser sein.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Siggi auf Jagd

Richter jagen besser
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Cover:
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Das Titelbild fügt sich gut in die Reihe ein. Diesmal ist der Hammer mit einer Gewehrkugel als Beilage versehen und Teile der Schrift passend zum Jagdthema in Grün. Gefällt mir gut!

Inhalt: ...

Cover:
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Das Titelbild fügt sich gut in die Reihe ein. Diesmal ist der Hammer mit einer Gewehrkugel als Beilage versehen und Teile der Schrift passend zum Jagdthema in Grün. Gefällt mir gut!

Inhalt:
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Nachdem der Richter Siggi Buckmann im ersten Band auf seine eigene Weise für Gerechtigkeit gesorgt hat, erreicht ihn die Nachricht, dass sein langjähriger Freund und Mentor Jochen sich auf einem Hochsitz erschossen hat. Doch war es wirklich Selbstmord und wenn ja, wer oder was hat ihn dazu getrieben? Siggi beginnt zu ermitteln. Dabei hilft ihm seine neue Praktikantin Robin Bukowsky und sie kommen dabei dubiosen Immobiliengeschäften auf die Spur. Doch nicht nur das: Siggi kommt der Journalistin näher, als ihm lieb ist und dabei verfolgt diese noch eine ganz andere Spur und könnte Siggi gefährlich werden...

Mein Eindruck:
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Nachdem ich den ersten Band genossen und verschlungen hatte, war ich sehr gespannt, wie es mit Siggi weitergeht. Ich bin auch diesmal gut in die Geschichte eingestiegen. Es gibt einige Andeutungen auf den ersten Teil, aber es wird nicht alles erklärt, sodass es m. E. Sinn macht, auf jeden Fall den Vorgängerband zu kennen.
Die Geschichte ist sehr spannend und mit vielen actionreichen Szenen versehen. Die Annäherungen zwischen Robin und Siggi waren sehr amüsant, vor allem wenn man den Altersunterschied bedenkt und an Siggis Gedanken teilhaben darf.
Auch diesen Band konnte ich nicht aus der Hand legen, denn die Kürze der Kapitel und häufigen Perspektivenwechsel laden zum stetigen Weiterlesen ein. Insgesamt fand ich die Fortsetzung jedoch nicht ganz so gut wie den Vorgänger. Die Raffinesse und Ironie sowie die Justizkritik kamen mir zugunsten von Action und dem Flirten zwischen Siggi und Robin einen Ticken zu kurz.
Dennoch hab ich das Buch sehr genossen und freue mich auf den geplanten dritten Teil, auf den der Cliffhanger am Ende hindeutet.

Fazit:
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Rasante Fortsetzung mit schwarzem Humor und einem sympathischen Richter als Ermittler

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Diesmal zwei gesonderte Fälle

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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Cover:
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Dieses Titelbild passt mit dem markanten Strich in der Mitte gut zur Reihe. Und wenn man etwas tiefer in die Geschichte eingetaucht ist, passen auch die Symbole auf beiden Seiten gut. ...

Cover:
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Dieses Titelbild passt mit dem markanten Strich in der Mitte gut zur Reihe. Und wenn man etwas tiefer in die Geschichte eingetaucht ist, passen auch die Symbole auf beiden Seiten gut. Wieder mal sehr gelungen.

Inhalt:
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Chefinspektor Bernhard Krammer wird von einem Kollegen um Hilfe gebeten. Es wurde auf einer Tiroler Baustelle ein Sack gefunden, dessen Inhalt Rätsel aufgibt: 2 präparierte tote Dachse, in deren Innerem sich ein rosa Strampelanzug befand. Schnell führt dieser Fund zu einem älteren, unaufgeklärten Vermisstenfall. Es werden immer mehr Puzzlestücke gefunden, die jedoch nicht zueinanderpassen, bis zum Schluss ...
Währenddessen soll sich Krammers Tochter Alexa Jahn von ihren Schussverletzungen des vorigen Falles erholen. Doch sie bekommt Besuch von ihrem alten Kollegen und heimlichen Schwarm Jan Krassner, der sie wegen neuer Spuren zu ihrem letzten gemeinsamen Falles aufsucht. Trotz ihrer Krankschreibung begibt sie sich mit ihm gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Verdächtigen und sie geraten dabei in tödliche Gefahr.

Mein Eindruck:
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Ich kenne und liebe die beiden vorigen Bände. Die Fälle sind stets spannend und schlüssig aufgelöst und mich hat die Entwicklung der Vater-Tochter-Beziehung sowie generell die Weiterentwicklung der Charaktere sehr interessiert. Im Bezug auf den Kriminalfall kann man dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen, bezüglich der Beziehungen der Ermittler und ihrer Vorgeschichte würde ich die beiden anderen Bände unbedingt empfehlen.
Im Unterschied zu den vorigen Fällen gibt es diesmal 2 voneinander getrennte Fälle auf den beiden Grenzseiten. Erst im Showdown treffen die Ermittler aufeinander, allerdings beruht dies eher auf ihren privaten Gefühlen. Die Fälle werden abwechselnd auf deutscher und österreichischer Seite erzählt und zusätzlich sorgen Rückblenden aus Opfersicht in Krammers Fall für stetigen Spannungsaufbau.
Was mich in diesem Band jedoch etwas genervt hat, waren die Verhalten der Ermittler. Obwohl Krammer und Alexa schon seit Ende Band 1 von ihrer Vater-Tochter-Beziehung wissen, gehen sie sich trotz guter Vorsätze auf beiden Seiten immer wieder aus dem Weg. Beide sind Alleingänger, öffnen sich schwer einem anderen und begeben damit sich selbst, aber auch ihre direkten Kollegen unnötig in Gefahr. Obwohl dies in gewisser Weise schon fast Stilmittel in Krimis ist (Tatort-Folgen nicht ausgeschlossen), empfand ich es hier als arg konstruiert, genauer gesagt übertrieben. So langsam hätte ich mir hier eine Fortentwicklung und mehr Einsicht gewünscht. Teilweise hätte ich die beiden einfach nur schütteln mögen.
Dennoch: Es bleibt eine spannende Reihe. Das Ende ist ein Cliffhanger und lässt hoffen, dass die Ermittler im vierten Band vielleicht wieder mehr gemeinsam ermitteln und sich charakterlich weiterentwickeln.

Fazit:
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Zwei spannende Fälle auf österreichisch-deutschem Grenzgebiet. Die Entwickler könnten sich charakterlich mehr weiterentwickeln.

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