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Veröffentlicht am 22.06.2018

Charakterstudie einer Großfamilie

Die Jahre der Leichtigkeit
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Die in den 1990er Jahren erstveröffentlichte Familiensaga der englischen Autorin Elizabeth Jane Howard erscheint jetzt in neuer Übersetzung auf Deutsch. Insgesamt umfasst die Reihe fünf Bände, "Die Jahre ...

Die in den 1990er Jahren erstveröffentlichte Familiensaga der englischen Autorin Elizabeth Jane Howard erscheint jetzt in neuer Übersetzung auf Deutsch. Insgesamt umfasst die Reihe fünf Bände, "Die Jahre der Leichtigkeit" ist der erste, den man aber auch als eigenständiges Werk lesen kann.
Beschrieben wird die Geschichte der Unternehmerfamilie Cazalet, die privilegiert im England der späten 1930er Jahre lebt. Beschrieben wird vor allem das vordergründig entspannte Leben auf dem ländlichen Sommersitz, das dann aber durch die Sorge vor einem neuen Krieg getrübt wird. Ansonsten werden neben dem alltäglichen Leben die großen und kleinen Sorgen der Familienmitglieder beschrieben.

Es ist eine ruhige Geschichte, die sich Zeit nimmt, das umfangreiche Personal ausführlich vorzustellen. Diese Charakterisierung ist gut mit der überschaubaren Handlung verknüpft, sodass es mir trotz einiger Längen nie wirklich langweilig wurde - man sollte diese Art der Erzählung aber mögen: wer spannende, schnelle Handlungen mag, wird mit diesem Buch wohl nicht glücklich.

Anfangs kommt auch die Dienerschaft oft zu Wort und man erfährt von ihrem Leben und ihrer Sicht der Dinge. Leider gibt es dann lange Passsagen im Buch, in denen man von den Angestellten der Familie garnicht mehr hört. Das finde ich schade, denn die Kombination der Sichtweisen der verschiedenen Klassen macht auch bei Downton Abbey für mich den Reiz der Saga aus.

Sprachlich wirkt das manchmal etwas unausgereift - manches liest sich nicht ganz rund. Ob dies schon im original der Fall ist oder an der Übersetzung liegt, kann ich nicht beurteilen.

Obwohl mich dieses Buch nicht restlos überzeugt hat, fand ich es doch interessant und unterhaltsam und ich freue mich auf die Folgebände.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Mir fehlte irgendwas

Bauchlandung
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Alle Geschichten werden von Ich-Erzählerinnen erzählt. Hierbei hat jede ihre eigene Sprache, was ich interessant fand. Die Protagonistinnen, das Setting und die Handlung unterscheiden sich stark. Es gibt ...

Alle Geschichten werden von Ich-Erzählerinnen erzählt. Hierbei hat jede ihre eigene Sprache, was ich interessant fand. Die Protagonistinnen, das Setting und die Handlung unterscheiden sich stark. Es gibt absurde Momente, etwas Erotik, Zwiespalte und einiges mehr. Viele Geschichten handeln von einem (potentiellen) Wendepunkt im Leben der Ich-Erzählerinnen, lassen hierbei am Ende aber meist viel offen.

Ich habe die Geschichten interessiert gelesen, aber hundertprozentig haben sie mich nicht überzeugt - ich hätte mir mehr Ergebnisse und/oder Überraschungsmomente gewünscht.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Düster und manchmal verwirrend

Rekorder
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Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil ...

Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
Angesetzt ist der Hauptteil der Handlung in den 1990'er Jahren, als VHS-Videos noch allgegenwärtig waren und das thematisierte Hineinschneiden von Szenen in andere Videos wohl am ehesten möglich war. Davon ausgehend, dass der Klappentext bekannt ist, möchte ich eigentlich nicht viel mehr über die Handlung verraten, da alles weitere als Spoiler angesehen könnte.

Das Buch ist nicht ganz so gruselig, wie man vielleicht erwartet, wenn man an Filme wie "Ring" denkt. Eine düstere Stimmung zieht sich aber durch das Buch. Die Spannung, die aufgebaut wird, ist eher subtil.

Streckenweise war das Buch für mich verwirrend. Lange Zeit bleibt unklar, was es mit dem ungewöhnlichen Ich-Erzähler auf sich hat. Der Wechsel der Zeitebene und des Fokus auf andere Personen sind zunächst verwirrend. Erst spät setzt sich das alles zu einem Gesamtbild zusammen. Eine komplette Auflösung der Geschichte bleibt der Autor uns aber leider schuldig.

Veröffentlicht am 04.10.2017

Ein eher schwaches Buch des von mir geschätzten Heinz Strunk

Jürgen
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Ohne das so geplant zu haben, habe ich zuerst den Film "Jürgen" gesehen, bevor ich kurz darauf endlich auch das Buch gelesen habe. Konzentriert sich der Film auf die Reise nach Polen mit Eurolove, umfasst ...

Ohne das so geplant zu haben, habe ich zuerst den Film "Jürgen" gesehen, bevor ich kurz darauf endlich auch das Buch gelesen habe. Konzentriert sich der Film auf die Reise nach Polen mit Eurolove, umfasst das Buch einen längeren Zeitraum und mehr Aspekte und Episoden aus dem Leben des Ich-Erzählers Jürgen Dose, wobei die Polen-Reise auch hier der Höhepunkt ist, auf den die bisherige Geschichte hinaus läuft.

Heinz Strunks neuestes Buch "Jürgen" sollte man keinesfalls mit dem Vorgänger "Der goldene Handschuh" vergleichen. Eher schließt es an das frühere schriftstellerische Werk Strunks an: ein tragikomischer Held mit Komplexen gegenüber Frauen. Bei Jürgen stehen diese Probleme mit Frauen mehr im Vordergrund als z.B. in "Fleisch ist mein Gemüse". Trotzdem ich - meiner Meinung nach - nicht mit übertriebenen Erwartungen an die Lektüre herangegangen bin, hat mich "Jürgen" leider nicht wirklich überzeugt - ich halte es tatsächlich auch für eins von Heinz Strunks schwächeren Büchern. Dabei ist es aber immer noch unterhaltsam, manchmal auch witzig. Das Buch ist teilweise eine Sammlung von Sprüchen, 'Tipps' aus Single-Ratgebern und dazu einige bereits bekannte Heinz Strunk-Motive (kranke Mutter, Essen beim Griechen ...). Das hat leider seine Längen.
Ich würde das Buch wirklich nur Strunk-Fans empfehlen - Strunk-Neulingen, denen "Der goldene Handschuh" vielleicht zu heftig ist, lege ich "Fleisch ist mein Gemüse" oder "Junge rettet Freund aus Teich" ans Herz.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Anders als erwartet

Sieben Nächte
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Ein Buch, für das man sich trotz seiner Kürze (138 Seiten) Zeit nehmen sollte. Andererseits ideal, wenn man abends nur ein paar Seiten lesen will - durch die Einteilung in 7 (bzw 9) Teile lässt es sich ...

Ein Buch, für das man sich trotz seiner Kürze (138 Seiten) Zeit nehmen sollte. Andererseits ideal, wenn man abends nur ein paar Seiten lesen will - durch die Einteilung in 7 (bzw 9) Teile lässt es sich perfekt unterbrechen und häppchenweise lesen. Leichte Literatur ist "Sieben Nächte" nicht, dafür aber eine zum Nachdenken anregende.

Durch die vollmundige Ankündigung des Buches hatte ich allerdings (zu) hohe Erwartungen, die leider nicht gänzlich erfüllt wurden. Für mich ist "Sieben Nächte" kein Meilenstein der Literatur.

Sprachlich hat das Buch von Simon Strauß mir sehr gut gefallen. Die Sprache ist besonders - melodisch und dynamisch. Die Sprache ist für mich das Highlight dieses Buches, hinter der die Story leider ein Stück zurück steht.

Inhaltlich hatte ich eine intensivere Beschäftigung mit den sieben Todsünden erwartet, die der Autor eher streift bzw als Aufhänger benutzt, um sich dann mit vielen anderen Themen zu beschäftigen.
Es ist ein Porträt der Generation der End-20-Jährigen. Natürlich lässt sich keine Generation komplett verallgemeinern, aber viele werden sich doch im einen oder anderen Punkt wieder erkennen - Akademiker allerdings eher als Arbeiter. Auf die Weltlage wird dabei überhaupt nicht eingegangen. Ob das Buch (dadurch) auch noch in 20 Jahren eine Generation charakterisiert? Oder ist es gerade ein Kennzeichen dieser Generation, um sich selbst zu kreisen und das große Weltgeschehen wenig zu beachten?
Simon Strauss wirft interessante Fragen auf - ob das jetzt innovativ und neu ist, stelle ich mal in Frage. Antworten findet er auch keine bis wenige - was aber auch nicht seine Aufgabe ist.
Als Gesamtwerk hat mich dieses Buch etwas enttäuscht, aber im Detail dann doch angesprochen. Es finden sich hier kluge Sätze, Wortspielereien, zum Nachdenken Anregendes.

Ein Buch zum Nachdenken - interessant vor allem für junge Akademiker.