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Veröffentlicht am 07.08.2023

Lebensechte Geschichte über Trauerbewältigung, zweite Chancen und den Mut für einen Neuanfang, aber sehr schwermütig und keine leichte, optimistische Liebesgeschichte

Wunder brauchen etwas länger
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In ihrer Mittagspause muss sich Nell in ihrem Stammcafé notgedrungen an einen Gemeinschaftstisch setzen und lernt dabei den zurückhaltenden Iren Charlie kennen. Die beiden kommen ins Gespräch und am Ende ...

In ihrer Mittagspause muss sich Nell in ihrem Stammcafé notgedrungen an einen Gemeinschaftstisch setzen und lernt dabei den zurückhaltenden Iren Charlie kennen. Die beiden kommen ins Gespräch und am Ende bereut es Nell, ihn nicht nach seiner Telefonnummer gefragt zu haben. Wie es das Schicksal jedoch so will, ruft Charlie einen Tag später bei der Telefonseelsorge an, weil er sich Sorgen um seinen Onkel macht und landet bei Nell in der Leitung, die dort arbeitet. Über alle Vorschriften hinweg, ergreift Nell die Initiative und bittet Charlie um ein persönliches Treffen. Dabei kommen sich die beiden näher, doch beim Abschiedskuss zieht sich Charlie fluchtartig zurück und Nell versteht die Welt nicht mehr. Auch ein weiteres Treffen ist nicht von Erfolg gekrönt und erst als Nell Charlie zufällig wieder begegnet und all ihren Frust ablädt, beginnt Charlie sich allmählich zu öffnen und offenbart Nell, warum er wirklich bei der Telefonseelsorge angerufen hat.

Der Roman ist aus der Sicht von Nell geschrieben, so dass nicht von vornherein klar ist, was hinter Charlies Verhalten, das einem Ghosting gleichkommt, stecken mag. Selbst als die Verhältnisse zwischen beiden geklärt sind und Charlie Nell von seiner Vergangenheit erzählt hat und was ihn bis in die Gegenwart belastet, haben die beiden noch einen weiten Weg vor sich. Sowohl Nell, die die Fronten zu ihrem Exfreund noch nicht geklärt hat als auch Charlie, eine Frau nicht loslassen kann, müssen heilen und brauchen Zeit, um bereit für eine neue Liebe zu sein.

Die sehr zaghafte Entwicklung der Liebesgeschichte ist wie die charakterliche Entwicklung der Hauptfiguren authentisch geschildert. Ihre Gefühle und Handlungen sind glaubhaft und nachvollziehbar. Ihre Unsicherheiten, Gefühle von Schuld, Trauer und eigenen Unzulänglichkeiten sind durch Nells inneren Monolog und ihren Blick auf Charlie anschaulich geschildert.
Die Geschichte ist durch die Themen, auf die mit einer Triggerwarnung hingewiesen wird, melancholisch und schwermütig. Einen Lichtblick bilden die Nebencharaktere wie Nells Kollege und Mitbewohner Ned sowie Charlies Onkel Carrick, die nicht nur immer für ihre jüngeren Schützlinge da sind, sondern auch die Stimmung mit ihrer ungezwungen Art auflockern.

Die Autorin nähert sich behutsam an die Themen Tod, Trauer, Suizidgedanken und psychische Erkrankungen an. Trotz der ein oder anderen dramatischen Szene ist die Geschichte eher ruhig erzählt und kann nicht durchgängig fesseln. Nach einem anfänglichen hin und her zwischen den Hauptfiguren tritt sie ein wenig auf der Stelle. Überraschende Wendungen bleiben aus und von Romantik und fröhlicher Unbeschwertheit, die eine junge Liebe ausmacht, ist wenig zu spüren. Der Roman handelt zwar von Liebe, aber vielmehr ist Freundschaft, Solidarität und Hilfsbereitschaft zu spüren und keine Funken, die überspringen.

"Wunder brauchen etwas länger" ist eine lebensechte Geschichte über Trauerbewältigung, zweite Chancen und den Mut für einen Neuanfang, aber für meinen Geschmack bis auf das gefällige Ende und das ein oder andere "Wunder" (bzw. konstruierte, aber charmante Zufälle) zu lange deprimierend und schwermütig, um den Roman als wie angekündigt "leicht, humorvoll und optimistisch" zu bezeichnen.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 27.07.2023

Porträt einer westdeutschen Akademikerfamilie mit facettenreichen Charakteren und vielfältigen unterdrückten Konflikten

Schönwald
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Familie Schönwald - die Eltern Hans-Harald und Ruth sowie die drei erwachsenen Kinder Chris, Karolin und Benni - kommen zur Eröffnung von Karolins queeren Buchladen in Berlin zusammen. Der älteste Chris ...

Familie Schönwald - die Eltern Hans-Harald und Ruth sowie die drei erwachsenen Kinder Chris, Karolin und Benni - kommen zur Eröffnung von Karolins queeren Buchladen in Berlin zusammen. Der älteste Chris ist dafür sogar aus New York angereist. Die Eröffnung verläuft anders als geplant, als der Buchladen von Internetbloggern mit Farbbeuteln angegriffen wird, die behaupten, dass das Geschäft durch "Nazigeld" finanziert ist. Karolin hatte das Erbe ihres Großvaters herangezogen und das auch unbedarft öffentlich gemacht. Die Schuldzuweisungen überrumpeln sie und ihre Mutter streitet direkt ab, dass ihr Vater auf der Seite der Nationalsozialisten gestanden habe. Chris, der von sich selbst ablenken und verhindern möchte, dass seine Familie erfährt, dass er seine Anstellung als Professor verloren hat, stellt sich der öffentlichen Diskussion der Vorwürfe, um die Kritiker mundtot zu machen.
Einmal in der Welt, muss sich die Familie dennoch mit den Fragen zu ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, wobei Karolin bei ihrer Suche etwas ganz anderes herausfindet. Diese Erkenntnis birgt ungeahntes Konfliktpotential, zumal nicht nur Chris, sondern alle Schönwald-Kinder Probleme haben, von denen der Rest der Familie nichts ahnt.

Bevor überhaupt nur versucht wird, die Vergangenheit der Familie Schönwald aufzuklären, eine Kriegsschuld aufzudecken oder als falsche Anschuldigungen zu verwerfen, wird kapitelweise ein Charakter in den Fokus gerückt, so dass ein Blick hinter die Fassade der augenscheinlich glücklichen, gut situierten Familie geworfen werden kann. Jede der Figuren birgt Probleme, die sie mit sich selbst ausmacht und die sie aus Angst vor Enttäuschung oder Verlust des Respekts nicht preisgeben möchte. Diese Konfliktscheue, Sprachlosigkeit und wacklige Lügengebilde führen zu quälenden Geheimnissen und belasten die Beziehungen untereinander.
Jeder Charakter wird dabei sehr individuell gezeichnet und die Dynamik innerhalb der Familie nachvollziehbar. Die Erzählweise erfolgt dabei nicht chronologisch, so dass etwaige Erkenntnislücken aus verschiedenen Perspektiven nach und nach geschlossen werden.

Die Richtung, in die sich die Geschichte entwickeln wird, ist nicht vorhersehbar. Je tiefer man in die Biografien jedes einzelnen eintaucht, desto mehr Verschwiegenes wird offenbar. Während eine mögliche "Nazi-Vergangenheit" immer weiter in den Hintergrund rückt, ist weitaus spannender zu erfahren, welche offenen Konflikte innerhalb der Familie zutage treten werden, welche Reaktionen es geben wird und ob die Familie an ihren Geheimnissen zerbrechen wird.

Die Familie gerät durch ein unvorhersehbares Ereignis in eine Situation, in der sie sich ihrer eigenen Wahrheiten stellen muss. Bisher konnte jeder einzelne den schönen Schein wahren und ein erfolgreiches und moralisch integres Bild von sich präsentieren. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass die Fassade brüchig ist und jeder Zeit in sich zusammenstürzen kann.

"Schönwald" ist ein interessantes Porträt einer westdeutschen Akademikerfamilie, in der jeder vor dem Konflikt steht, sich selbst zu verwirklichen und dabei niemanden zu enttäuschen. Der Roman handelt von vielfältigen Themen wie Missbrauch und Betrug, sexueller Orientierung, Metoo, Misogynie, Moral, Rollenbildern und Versagensängsten, die alle geschickt mit einander verwoben werden und ihren nötigen Stellenwert erhalten, um nicht zu oberflächlich zu bleiben.
Mit einer präzisen Beobachtungsgabe und einem feinen Sinn für Humor kann die Geschichte unterhalten und einen Spannungsbogen aufbauen, ob die Familie letztlich implodiert oder an ihren unterdrückten Gefühlen, Vertuschungen und Halbwahrheiten erstickt. Der Roman weist allerdings Längen auf, wenn sich die Charaktere in ihren Gedanken zu verlieren drohen und zögern zu handeln. Auch von dem Showdown am Ende hatte ich mir ein wenig mehr versprochen.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Drei Kurzgeschichten über Schwestern, die die Vergangenheit bewältigen, um bereit für die Zukunft zu sein - zwei davon gut, eine enttäuschend belanglos.

Seeglasschwestern
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Das Buch enthält drei Kurzgeschichten mit einer Länge zwischen 70 und 100 Seiten. Alle drei handeln von Geschwisterbeziehungen und ereignen sich zumindest am Rande in den Outer Banks vor North Carolina ...

Das Buch enthält drei Kurzgeschichten mit einer Länge zwischen 70 und 100 Seiten. Alle drei handeln von Geschwisterbeziehungen und ereignen sich zumindest am Rande in den Outer Banks vor North Carolina auf Hatteras Island und sind damit inhaltlich und atmosphärisch durch einen roten Faden miteinander verbunden.

Die erste, titelgebende Geschichte "Die Seeglassschwestern" handelt von Schwestern, die sich während eines Hurrikans nach einem Streit wieder einander nähern. Im Fokus ist jedoch mehr die Tochter einer der Schwestern, die nach einem traumatischen Ereignis Zuversicht findet und bereit für einen Neuanfang ist.

"Die Gezeitenschwestern" handelt von zwei entzweiten Schwestern und einem Geheimnis, das die Beziehung der beiden weiter belastet. Die jüngere Schwester findet nach einer Aussprache zu neuem Selbstbewusstsein und ist sodann bereit für den nächsten Schritt mit ihrem Verlobten.

Die dritte Geschichte ist am kürzesten und handelt von zwei Schwestern, die herausfinden, dass sie eine ältere Halbschwestern haben. Kurzentschlossen besuchen sie diese auf Hatteras Island, wo dem Glück einer der beiden Schwestern auf die Sprünge geholfen wird.

Die ersten beiden Geschichten haben mir ganz gut gefallen, auch wenn "Die Seeglasschwestern" mit zu vielen Dramen überfrachtet war, die sich letztlich alle gut und versöhnlich auflösen. Beide Geschichten hatten ihre spannenden Momente und reichlich Emotionen. Trotz der Kürze der Handlungen war ausreichend Tiefgang und Einfühlungsvermögen für die Charaktere vorhanden.
"Die Sandburgschwester" ist die schwächste der drei Geschichten. Der Plot hatte zwar Potenzial, entwickelte sich aber ohne Hoch- und Tiefpunkte völlig belanglos und endete reichlich kitschig.

Gemeinsam ist allen drei "Schwester"-Geschichten, dass diese sich mit ihrer Vergangenheit versöhnen und bereit für die Zukunft sind. Alle Geschichten sind hoffnungsvoll und machen Mut, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen, an sich zu glauben und die Liebe zuzulassen.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

Turbulenter Roadtrip - witzig und wortgewandt, aber zur Unterhaltung etwas konstruiert und zunehmend zäh. Die Schlussfolgerungen, die Charaktere ziehen, erscheinen am Ende überstürzt und zu gewollt.

Morgen mach ich bessere Fehler
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Elli ist 27 Jahre alt, alleinerziehende Mutter einer sechsjährigen Tochter und lebt und arbeitet in Plön in Schleswig-Holstein. Als sie zu einer Familienfeier im Allgäu eingeladen ist, wird sie dazu gedrängt, ...

Elli ist 27 Jahre alt, alleinerziehende Mutter einer sechsjährigen Tochter und lebt und arbeitet in Plön in Schleswig-Holstein. Als sie zu einer Familienfeier im Allgäu eingeladen ist, wird sie dazu gedrängt, Großonkel Heinz mitzunehmen, der in einem Altenheim in Hamburg wohnt. Diesem kann man scheinbar nichts recht machen, zudem hat er Vorbehalte ob Ellis unehelicher Tochter und ihrem Lotterleben. An einer Tankstelle trifft Elli einen Rechtsanwalt wieder, den sie von einer missglückten Guerilla-Gardening-Aktion kennt. Cano muss dringend zu einem Termin nach München und braucht eine Mitfahrgelegenheit. Aufgrund ihrer finanziell misslichen Lage geht Elli einen Deal mit Cano ein. Während Töchterchen Paula schnell für den attraktiven Anwalt schwärmt, fühlt auch Elli bald ihr Herz höher schlagen, obwohl der Schnöselanwalt doch so ganz anders ist, als die Chaos-Queen.

"Morgen mach ich bessere Fehler" ist eine turbulente romantische Komödie, die einen abenteuerlichen Roadtrip vom hohen Norden Deutschlands bis ins tiefste Bayern beschreibt. Statt der geplanten Tagestour dehnt sich die einfache Fahrt aufgrund widriger Umstände und ungeplanter Pausen auf mehrere Tage aus. Elli, die sich immer stärker zu ihrem Mitfahrer Cano hingezogen fühlt, hat bald nichts mehr dagegen, dass sich die Fahrt ins Unendliche zu ziehen scheint und auch Töchterchen Paula hat auf der Fahrt mit den ungleichen Erwachsenen und den interessanten Eindrücken ihren Spaß.

Die Geschichte ist humorvoll geschildert, schlägt jedoch mit den Themen Rassismus, Umwelt- und Tierschutz, Einsamkeit im Alter, Armut und den alltäglichen Sorgen einer alleinerziehenden Mutter auch ernste Töne an.
Hinsichtlich der Liebesgeschichte fehlte mir ein Knistern zwischen den Protagonisten, ihre Anziehung für einander entwickelte sich nach anfänglicher Abneigung sehr schnell.
So manche Station auf dem Weg nach Bayern empfand ich etwas albern und übertrieben dargestellt.

Die Geschichte ist - positiv ausgedrückt - ideenreich und unterhält auf leichte Art und Weise. Kritischer betrachtet, ist sie zu konstruiert und mit Absurditäten überfrachtet: der Besuch einer Kaninchenschau und eines Schützenfests, wenn man doch eigentlich ein ganz anderes Ziel vor Augen hat? Eine Schießerei mit einem Feuerzeug und eine Übernachtung im Speiseraum eines Gasthofs? Diesbezüglich driftete mir die Geschichte zu sehr ins Alberne ab.
Während der Beginn des Buches mit Eindrücken vom Hof, auf dem Elli lebt und ihrer Tätigkeit als Umweltaktivistin gut gefallen hat, hatte der Roadtrip mit seinen zahlreichen Stopps seine Längen. Nach der großen Fahrt war die Luft etwas heraus, im Allgäu ereignete sich wenig und so wartete man einfach nur noch auf das Happy End.

Die Schlussfolgerungen, die die Charaktere aus ihrem Roadtrip ziehen, um ihr Leben umzukrempeln, erscheinen überstürzt und für die Botschaft des Romans zu gewollt.
"Morgen mach ich bessere Fehler" ist ein Roman über Zusammenhalt und Toleranz, der sich erwartungsgemäß entwickelt, witzig und wortgewandt ist, aber gänzlich ohne Spannungsmomente auskommt.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Trotz des traurigen Anlasses ein unterhaltsamer Roadtrip über das Abschiednehmen und die Entwicklung einer Freundschaft zweier ungleicher Figuren

Marianengraben
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Paulas Bruder Tim ist gestorben und auch zwei Jahre nach seinem Tod weiß sie nicht, wie sie ohne ihn weiterleben soll. Aufgrund ihrer Depression macht sie eine Therapie, kann sich aber nicht wirklich öffnen. ...

Paulas Bruder Tim ist gestorben und auch zwei Jahre nach seinem Tod weiß sie nicht, wie sie ohne ihn weiterleben soll. Aufgrund ihrer Depression macht sie eine Therapie, kann sich aber nicht wirklich öffnen. Als sie sich eines nachts aufraffen kann, um Tims Grab ohne störendes Publikum zu besuchen, trifft sie auf dem Friedhof auf den 83-jährigen Helmut, der dabei ist, die Urne seiner Freundin auszugraben. Er möchte ein Versprechen einlösen und plant eine Reise in ihre alte Heimat. Paula, die nicht weiß, wohin mit sich selbst, begibt sich zusammen mit dem Misanthrop auf einen Roadtrip, der ihr dabei hilft, die Trauer zu verarbeiten und die nagenden Schuldgefühle loszulassen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der trauernden Paula erzählt, deren Leben still zu stehen scheint. Sie hat sich in ihre Trauer zurückgezogen und sieht keinen Grund mehr selbst weiterleben zu wollen. Sie gibt sich zudem die Schuld am Tod ihres Bruders, obwohl oder gerade weil sie nicht da war, als er ertrank.
Helmut, der bereits Verluste erlitten und nur noch einen Hund an seiner Seite hat, ist der erste Mensch, der sie zu verstehen scheint und dem sie ihre Gefühle offenbaren kann. Auf dem ungewöhnlichen Roadtrip sind sie sich gegenseitig mental oder körperlich eine Hilfe.

Der Roman handelt von Trauer, vom Sterben, vom Abschiednehmen, aber auch von neuen Perspektiven und vom Mut trotz Schmerz weiterleben zu wollen. Trotz der traurigen Thematik ist das Buch nicht melancholisch oder deprimierend. Die außergewöhnliche Reise ist bewusst unterhaltsam angelegt und führt zu manch absurd-witziger Situation. Das wirkt vielleicht etwas zu gewollt komisch und gekünstelt, driftet jedoch nicht ins Alberne ab.
Durch die vielen einfühlsam geschilderten Erinnerungen wird deutlich, wie nahe Pauls und Tim sich trotz des großen Altersunterschieds standen. Sie hatten so eine innige Beziehung, dass nachvollziehbar ist, wie schwer Paula vom Verlust gezeichnet ist. Auf dem Roadtrip findet sie wieder zu sich selbst und zur Besinnung, dass sie auch für Tim weiterleben muss, der viel zu früh gestorben ist und noch so viel in seinem Leben hätte erreichen und bewirken können.

Auch wenn die Geschichte um einen generationenübergreifenden Roadtrip, einem skurrilen Ascheverstreuen und der Entwicklung einer Freundschaft mit einem mürrischen Charakter sicher nicht neu oder sonderlich kreativ ist, ist die Reise unterhaltsam und die aufgesuchten Orte leicht vorstellbar. Berührend sind Paulas Erinnerungen und die Gespräche mit Helmut über das Sterben und auch die Symbolik um das Wasser und den Marianengraben, in den sich Paula so lange hinunter gezogen fühlt, gibt der Geschichte einen roten Faden und macht sie am Ende rund.

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