Würdiges Finale
Willkommen zurück auf der wundervollen Golden Hill Ranch! Basierend auf meinen bisherigen Leseerfahrungen mit Werken dieser talentierten Autorin (- der Reihenauftakt hatte mich verzaubert und Band 2 hatte ...
Willkommen zurück auf der wundervollen Golden Hill Ranch! Basierend auf meinen bisherigen Leseerfahrungen mit Werken dieser talentierten Autorin (- der Reihenauftakt hatte mich verzaubert und Band 2 hatte mich vor Begeisterung sogar dermaßen ausflippen lassen, dass ich ernsthaft Google befragt habe, ob und wo es im U.S. Bundesstaat Montana eine Kleinstadt wie Boulder Creek gibt -) war ich mir zu 99,99% sicher, dass mir auch der Abschluss dieser traumhaft schönen Trilogie gefallen würde, zumal ich die weibliche Hauptfigur bereits im Vorgängerwerk total ins Herz geschlossen hatte und mega gespannt auf ihre Geschichte war. Guess what: Ich habe jede einzelne Seite dieser angenehm ruhigen, tiefgründigen Story genossen.
Sadie ist so ein lebenslustiger, warmherziger, beeindruckend optimistischer Mensch - stets fröhlich, hilfsbereit … ein wahrer Sonnenschein. Sie erlaubt sich heimliche Momente der Schwäche, verliert sich allerdings nie in Selbstmitleid. Wer sie erlebt und nichts von ihrer Vergangenheit weiß, würde nie auf den Gedanken kommen, dass sie mit einem schlimmen Trauma und lebensverändernden gesundheitlichen Folgen zu kämpfen hat. Dass sie sich "defekt" fühlt, "kaputt", und ihr sogar manchmal das furchtbare Wort "Krüppel" in den Sinn kommt, wenn sie bei alltäglichen kleinen Bewegungen (wie dem Aufstehen aus einer sitzenden Position) stechende Schmerzen verspürt oder den Anblick ihrer wulstigen Narben, die sie selbst vor ihrer Familie verbirgt, ertragen muss. Dass sie sensibel ist und ihr die Vorurteile, die ihr seitens ihrer Kunden entgegenschlagen, enorm zusetzen. Erst auf den zweiten Blick würde man ihr leichtes Hinken erkennen, ihre Bemühungen, ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Körperliche Nähe hat sie nach ihrem schweren Unfall ein einziges Mal erlebt - und es war ein Desaster. Nie wieder will sie sich solch einer demütigenden, desillusionierenden Situation aussetzen, deshalb lebt sie ihre Bedürfnisse lediglich in Fantasien aus - Träume sind sicher und verletzen sie nicht.
"Diese Träumereien halfen mir an vielen Tagen durch die Schwere und gaben mir Kraft. […] Sie taten mir nicht weh. Etwas, das ich von der Realität leider nicht immer behaupten konnte. Ich liebte mein Leben zwar, aber ich liebte nicht, dass ich es in diesem Körper führen musste."
Wie gerne würde sie dem attraktiven, mysteriösen Cowboy Jake nahekommen, der eine magische Anziehungskraft auf sie ausübt - wäre ihr Leben nur unfallfrei verlaufen.
Beim Lesen des Buches musste ich an eine Passage aus Alessia Caras Song "Scars to your Beautiful" denken:
"But there's a hope that's waiting for you in the dark
You should know you're beautiful just the way you are
And you don't have to change a thing
The world could change its heart"
Am liebsten hätte ich Sadie in den Arm genommen, ihr irgendwie geholfen. Jake, der seit Kurzem auf der Golden Hill Ranch arbeitet, ergeht es ähnlich. Er mag sich wortkarg und distanziert geben, aber in Wahrheit ist er fasziniert von Sadie, fühlt sich zu ihr hingezogen, bewundert ihre Stärke. Allerdings er hat einige gute, durchaus berechtigte Gründe, keine Nähe zwischen ihnen beiden zuzulassen:
- Sadie ist seine Vorgesetzte, ein Verhältnis wäre unprofessionell.
- Er ist rastlos, immer auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung - und Sadie verdient etwas Besseres. "»Ich bin kein Mann für … mehr, und du bist keine Frau für weniger.«" (- Just wow. Einer der stärksten Sätze, die ich je gelesen habe.)
- Er schätzt sie und ihre Familie zu sehr, als dass er sie in Gefahr bringen möchte, denn ihm ist bewusst, dass seine längere Anwesenheit an einem Ort - wenn auch unverschuldet - meist Ärger nach sich zieht.
Sadie hat sich damit abgefunden, dass es für sie im Hinblick auf körperliche Nähe oder eine romantische Beziehung immer nur bei Träumen bleiben wird; Jake hingegen sehnt sich nach ihr, hat jedoch das Gefühl, ihr nichts bieten zu können. Im Grunde verkörpern also beide den Gedanken 'ich bin nicht gut genug für ihn/für sie'.
Das Element der Pferdetherapie, von der Sadie einst selbst profitiert hat und die sie nun auf ihrer Ranch anbietet, um anderen Menschen damit zu helfen, sei es bei der Bewältigung von Traumata oder der Stärkung ihres Selbstbewusstseins, ist sehr interessant in die Handlung eingebunden worden. Ein weiterer Themenschwerpunkt befasst sich mit der Überwindung von Selbstzweifeln sowie Body Positivity bzw. Self Love.
Dank des unheimlich gefühlvollen, bildreichen, fesselnden Schreibstils voller realistischer Dialoge und nachvollziehbarer Gedankengänge, welche wir jeweils in der Ich-Perspektive von Sadie und Jake erleben, wurde ich wie von einem Sog erfasst und in die Storywelt hineinkatapultiert. Allein das Setting … ich könnte stundenlang davon schwärmen! Gekonnt schlägt die Autorin den Bogen zu den Vorgängerbänden; über die Entwicklung von Parkers und Clays Beziehung habe ich mich besonders gefreut.
Jakes Geheimnis wird endlich gelüftet und auch hier punktet das Buch mit einer kreativen Idee, die nicht 08/15 ist. War Jakes Part ab der Enthüllung leicht vorhersehbar? Ja, aber ganz ehrlich: So what, es las sich deswegen nicht weniger schön, und viel zu schnell war die letzte Seite erreicht.
Einziger Wermutstropfen: Ich hätte gerne noch 1, 2 mehr Granny-Szenen gehabt, da ich die goldige Omi einfach zum Knuddeln gern hab!
Schnüff, und nun? War’s das jetzt? Muss ich wirklich Abschied nehmen von dem hinreißendsten Setting, das ich je erlebt habe? Von der urgemütlichen, einladenden Ranch, ihren niedlichen Tieren und liebenswerten Bewohnern? Der idyllischen Kleinstadt Boulder Creek, wo jeder jeden kennt? Prompt muss ich wieder an ein Lied denken, dieses Mal von Nelly Furtado, in welchem es heißt "Why do all good things come to an end?" - und diese Frage würde ich gerne mit einem unschuldigen Lächeln an die Autorin weiterreichen. … Muss das Golden-Hill-Abenteuer denn tatsächlich s c h o n enden? Wer weiß, vielleicht überrascht sie uns womöglich eines Tages mit einer Spin-off-Trilogie zu den Charakteren Ryan, Patrick und Kit - wäre das nicht der absolute Hammer?!
𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 4 ½ ✰ ✰ ✰ ✰
Ein wunderschöner Reihenabschluss! Für Golden-Hill-Kenner:innen und Fans der Autorin ein Must-Read, aber auch für alle Neulinge spreche ich eine klare Leseempfehlung aus. Mein Favorit bleibt Band 2; Band 3 ist allerdings nah dran. Hoffentlich lässt uns die Autorin uns nicht zu lange zappeln, ehe wir eine neue Reihe von ihr lesen dürfen, ich freue mich schon jetzt riesig auf alle ihre zukünftigen Buchprojekte!