Aufwühlend, stimmt nachdenklich
Alle Farben grauWenn ein geliebter Mensch sein Leben lässt, egal wie, dann ist das immer unfassbar traurig. Wenn aber ein Jugendlicher entscheidet, dass dieses Leben ihm nichts mehr zu geben hat und es für ihn das Beste ...
Wenn ein geliebter Mensch sein Leben lässt, egal wie, dann ist das immer unfassbar traurig. Wenn aber ein Jugendlicher entscheidet, dass dieses Leben ihm nichts mehr zu geben hat und es für ihn das Beste ist, ebenjenes freiwillig zu beenden, dann ist das besonders tragisch. Genau davon erzählt Martin Schäuble in seinem Roman „Alle Farben Grau“.
Pauls Welt hat sämtlichen Glanz und jegliche Farbe verloren. Häuser, Wände, Bäume, Straßen, sogar Menschen, alles um ihn herum ist grau. Und dazu lässt ihn seine innere Stimme immer wieder wissen, dass er nichts wert ist und niemandem etwas bedeutet. Immer wieder, damit Paul es keinesfalls vergisst.
Einfühlsam und bewegend erzählt der Autor die Geschichte des 16-jährigen Paul, der keinen anderen Ausweg aus seinen Problemen sieht, als sich selbst das Leben zu nehmen. Dabei sind die ständigen Perspektivwechsel, die Schäuble verwendet, wohl überlegt gewählt. Sowohl Paul als auch Freunde, Mitschüler und seine Familie erzählen in der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen und Erinnerungen. So fügen sich nach und nach sämtliche Teilchen zu einem traurigen, aber brillant erzählten Gesamtbild zusammen.
Einmal begonnen, konnte ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen. Pauls Story hat mich bewegt und gleichzeitig entsteht beim Lesen ein tiefes Verständnis dafür, dass man, so offensichtlich die Dinge auch zu sein scheinen und so gut man jemanden zu kennen glaubt, eben doch nicht in das Innerste eines Menschen blicken kann und wir nur das sehen, was wir sehen wollen oder eben auch sollen.
Schäubles Roman ist ein Weckruf, Depressionen und Suizidgedanken nicht zu tabuisieren. Das Leben kommt mitunter knallhart daher, aber es ist in den strahlendsten Farben bunt und es lohnt sich dafür zu kämpfen.
Fazit: Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so sehr berührt wie „Alle Farben Grau“. Pauls Geschichte wird mich noch eine ganze Weile begleiten. Definitiv keine leichte Kost, dennoch absolut empfehlenswert!