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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2023

K(l)eine Probleme

Kleine Probleme
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Der 49-jährige Lars steht vor einer schier unmöglichen Aufgabe, innerhalb eines Tages möchte er sein ganzes Jahr umkrempeln und seine To-Do-Liste abhaken. Doch ist das überhaupt möglich?

Kleine Probleme ...

Der 49-jährige Lars steht vor einer schier unmöglichen Aufgabe, innerhalb eines Tages möchte er sein ganzes Jahr umkrempeln und seine To-Do-Liste abhaken. Doch ist das überhaupt möglich?

Kleine Probleme ist eine Art innerer Monolog aus Sicht des 49-jährigen Lars. Ein innerer Monolog, der zu Beginn noch witzige Züge hatte, aber mit jeder Seite mehr immer anstrengender und nerviger wurde. Nele Pollatscheks Schreibstil gefiel mir dabei noch ausgesprochen gut, doch inhaltlich wurde das Buch nicht meins.

Die Ansätze gefallen mir auch hier sehr gut, die Darstellung, dass kleine Aufgaben im Haushalt an manchen Tagen kräftezerrender sind als an anderen, kennt mit Sicherheit jeder. Ebenso Wochen, die nicht ganz so einfach wegzustecken sind, aber für Lars sind das keine Momentaufnahmen, sondern sein Leben; seine Grundeinstellung, die nicht durch eine Krankheit geprägt wurde. Ein Leben in dem das Bett aufbauen zu einem solchen Akt wird, dass man meint, Lars würde den Mount Everest besteigen. Chapeau an Johanna, die dies schon einige Jahre aushält, ich könnte und wollte das nicht.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

Falsche Versprechungen

Hänschen klein
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Sebastian Schneider ist ganz am Anfang seiner Anwaltskarriere, der erste Fall wird ihm zugewiesen und gleichzeitig findet er privat die Liebe seines Lebens. Doch dann bringt ein Brief seine heile Welt ...

Sebastian Schneider ist ganz am Anfang seiner Anwaltskarriere, der erste Fall wird ihm zugewiesen und gleichzeitig findet er privat die Liebe seines Lebens. Doch dann bringt ein Brief seine heile Welt ins Wanken und sein persönlicher Horror beginnt mit einem Brief und den Zeilen von „Hänschen klein“.

Hänschen klein ist leider von der ersten bis zur letzten Seite vorhersehbar und dementsprechend wenig spannend dargestellt. Phasenweise habe ich mich sogar gefragt, ob ich mich im Genre geirrt habe und im Romance Bereich gelandet bin. Sebastians Annäherung zu Saskia wären dem Genre auf jeden Fall gerecht geworden, war ihre Begegnung doch sehr zufällig und stellte die Liebe auf den ersten Blick. Hier hat man wohl noch eine Protagonistin für Dramaturgie gebraucht, die für mich (in dieser Aufmachung) jedoch nicht reingepasst hat.

Der Aspekt der wahnsinnigen Mutter, Ellie Brock, konnte mich da schon mehr überzeugen. Ihren Wahn hätte ich gerne detaillierter erlebt, mehr aus ihrer Sicht und tiefgründiger. An dieser Stelle bleiben sogar am Ende Fragen offen, die für meinen Geschmack nicht offengelassen werden sollten. So wirkten die gelesen Seiten unrund, gar hinfällig.

„Ein abgründiger Thriller voller überraschender Wendungen“ – Das überraschendste an diesem Buch war, dass ich vergebens auf die angekündigten Wendungen gewartet habe. Schade, den mit falschgeschürten Erwartungen, kann das Buch natürlich auch weniger überzeugen. Doch lag es nicht nur an den fehlenden Wendungen, sondern auch an zu wenig Thrill. Und irgendwie hätte ich mir auch gewünscht, dass Sebastians Fall mehr Bedeutung gehabt hätte, wenn er denn schon eine solchen Platz im Buch einnimmt.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Erfreuliche Gefühle weckt nur das Cover

Die unglaubliche Grace Adams
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Wir erleben den Roman aus der Sicht von Grace Adams und ihrem Ex-Mann Ben. Die Geschichte findet innerhalb drei verschiedenen Zeitebenen statt. Auf den beiden Vergangenheitsebenen erleben wir einerseits ...

Wir erleben den Roman aus der Sicht von Grace Adams und ihrem Ex-Mann Ben. Die Geschichte findet innerhalb drei verschiedenen Zeitebenen statt. Auf den beiden Vergangenheitsebenen erleben wir einerseits die Anfänge der Beziehung von Grace und Ben und andererseits das Zerwürfnis der Mutter-Tochter-Beziehung. In der Gegenwart versucht Grace Adams ihr Verhältnis zu ihrer Tochter Lotte wieder auf den richtigen Weg zu bringen und möchte unbedingt rechtzeitig zu ihrem 16. Geburtstag da sein.

Das Cover und auch der Klappentext hatten mich auf einen Roman eingestimmt, der sommerliche Gefühle erweckt während ich die warmherzige Grace Adams begleiten darf. Bekommen habe ich allerdings ein Buch, das vor allem die toxische Mutter-Tochter-Beziehung darstellt und die Wut von Grace Adams zum Vorschein bringt.

Diese unerwartete Geschichte hat es mir schwer gemacht, das Buch zu mögen. Ich mochte den Aufbau, dass wir in der Gegenwart nur einen Tag erleben, während die Vergangenheit deutlich mehr über die Charaktere preisgibt. Dieses Stilmittel hat mir sehr gut gefallen. So konnten sich die Charaktere im Schneeballsystem entwickeln und gewannen an Tiefe. Das führt auch dazu, dass wir viele Gedanken/Graces Handeln, erst im Nachgang verstehen bzw. nachvollziehen können.

Doch das war für mich schon das Beste an der Geschichte, ansonsten war leider alles anders als gedacht. Ich hätte nicht zu dem Buch gegriffen, wenn mir bewusst gewesen wäre, dass hier eher negative Gefühle aufgerüttelt werden und Themen wie Tod, Verlust und Missbrauch überwiegen.

Wer auf der Suche nach einem leichten Sommerroman ist, der sollte nicht zu Die unglaubliche Grace Adams greifen. Wer jedoch Interesse am wahren Leben hat, das durch Höhen und Tiefen, durch gute/s und schlechte/s Gedanken, Emotionen und Handeln geprägt ist, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Gefühlskaltes Sprachwunder

Babel
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Babel ist wohl das Buch, dass in diesem Jahr bisher die größten Vorschusslorbeeren genießen konnte. Manche sprechen gar vom „neuen Harry Potter“ und um einiges vorweg zu nehmen: die Erwartungen können ...

Babel ist wohl das Buch, dass in diesem Jahr bisher die größten Vorschusslorbeeren genießen konnte. Manche sprechen gar vom „neuen Harry Potter“ und um einiges vorweg zu nehmen: die Erwartungen können nicht erfüllt werden.

Generell mache ich mir wenig aus Marketing, dennoch bin ich der Meinung, dass man dem Buch mit solchen Vergleichen keinen Gefallen macht. Ich hatte deswegen zwar keine erhöhten Erwartungen, diese waren jedoch aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe vorhanden.

Wir lernen auf den ersten Seiten (Leseprobe) den jungen Robin Swift kennen, der in Kanton (China) geboren wurde und von Professor Lovell eine Zukunft in England geboten bekommt. In diesem Abschnitt konnte ich mich Robin so stark mitfühlen, wie auf den folgenden 700 Seiten nicht mehr.

Wir erleben die komplette Geschichte aus Robins Sicht, doch anstatt seine Gefühlswelt glaubhaft darzustellen und mich als Leserin zu packen, wirkt Robin marionettenhaft und grau. Seine Entscheidungen sind für mich bereits zu Beginn nicht erklärbar, Gefühle können nicht transportiert werden und so erlebte ich die Geschichte nicht mit Emotionen, sondern war gelangweilt von Robins Erlebnissen.

Neben Robin sind auch Ramy, Victoire und Letty sehr präsent und vor allem Ramy empfand ich einen interessanteren Charakter als Robin ihn darstellte. Im Gegensatz zu Robin hatte Ramy klare Meinungen, seine Aktionen wirkten nicht aus dem nichts kommend und konnten nachvollzogen werden (wenn auch nicht immer verstanden). Dennoch wirkten alle vier Charaktere nicht authentisch für die damalige Zeit, im Verbund mit den gesellschafkritischen Aspekten muss man sich einfach bewusstwerden, dass dieses Buch knapp 200 Jahre zurückliegt und dafür waren sie mir zu modern gestaltet oder anders gesagt: ich hatte nicht das Gefühl, dass ich im Jahre ~1830 bin.

Die Zeit war für mich auch ein weiteres Problem. Wir lernen Robin als kleines Kind kennen, irgendwann fängt er an zu studieren und die Jahre vergehen. Doch wie viele? Ich konnte mir zu keiner Zeit ein Bild darüber machen, wie alt die vier Freunde sind oder wie viele Tage/Wochen/Monate zwischen Absätzen vergangen sein mögen. Darin habe ich mich teilweise verloren gefühlt. Denn auch dieser Aspekt ist für mich wichtig, um mit den Charakteren mitfühlen zu können und sie authentisch zu finden, da man ihre Aktionen natürlich immer in Beziehung zu ihrem Alter setzt.

Diese fehlende Tiefe auf einigen Ebenen sorgt dafür, dass ich den Roman als oberflächlich empfand. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier eine gefühlslose Zusammenfassung einer Trilogie lese. Die Grundidee des Buches hätte durchaus eine Reihe an Büchern verdient gehabt, um den Charakteren leben zu erwecken und die Leser:innen mit ins Abenteuer zu nehmen, anstatt nur von diesen zu berichten.

Spannung konnte sich auch nie aufbauen, stattdessen plätschert die Geschichte inhaltlich nur so dahin, um dann aus dem Nichts tragische Szenen darzustellen, die nicht ins Szenario passen.

Die Thematik der Silberbarren, der Sprache und der Verbund mit Geschichte war durchaus interessant und sowohl sprachlich als auch historisch hat die Autorin einiges zu bieten, was sie auch gerne durch ellenlange Fußnoten zeigt, doch an Gefühl und Authentizität fehlte es dafür an einigen Ecken.

Für mich war Babel daher leider eine Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Emotionslos

Am Ende sterben wir sowieso (Todesboten #2)
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Am Ende sterben wir sowieso heißt es für Mateo und Rufus, die sich am 04. September noch nicht kennen und doch teilen sie einen Tag später das gleiche Schicksal. Die Todesboten haben ihnen mitgeteilt, ...

Am Ende sterben wir sowieso heißt es für Mateo und Rufus, die sich am 04. September noch nicht kennen und doch teilen sie einen Tag später das gleiche Schicksal. Die Todesboten haben ihnen mitgeteilt, dass ihr letzter Tag anbricht. Die beiden Todgeweihten lernen sich kennen und erleben einen gemeinsamen Tag.

Der Klappentext und die Grundidee des Buches empfand ich als sehr spannend, weswegen das Buch den Weg in den Einkaufswagen gefunden hat. Leider konnte mich der Inhalt nicht überzeugen. Bei zwei todgeweihten Jugendlichen ging ich von einem hochemotionalen Buch aus, mich konnte es jedoch emotional nicht packen. Den Protagonisten fehlte es an Tiefe, die Dialoge waren mir zu oberflächlich und das Grundgerüst war zu stark konstruiert. Auch die Idee der „Todesboten“ konnte sein großes Potenzial nicht ausschöpfen. Zudem war mir einer der beiden Jungs nicht sinnhaft gezeichnet, seine Verhaltensweise passt nicht in die Welt, in der er lebt.

Das Ende war vorhersehbar und genau da hätte ich mir nochmal einen ganz bestimmten Plottwist gewünscht, der das Konzept des „Todesboten“ hinterfragt und einem zum nachdenken anregen könnte. Der blieb leider aus und so konnte Am Ende sterben wir sowieso meine Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Aspekte zum Nachdenken wurden mir zu oft eingeworfen, ohne dem ganzen einen Tiefgang zu verleihen und den Themen ihren (berechtigten) Platz zu geben. So wirkte es, als würde man lediglich so viele Dinge wie möglich ansprechen wollen. An dieser Stelle ist weniger manchmal mehr. So plätscherte das Buch nur vor sich hin und konnte keinerlei Spannung oder Emotionen aufbauen, am interessantesten waren dabei die Kapitel der Nebencharaktere.

Inhaltlich und sprachlich war mir das Buch zu flach gehalten, weswegen ich nicht mehr als 2* vergeben kann. Schade, denn die Grundidee finde ich weiterhin super, jedoch haperte es an der Umsetzung.

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