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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2023

Gemischte Gefühle zum Buch

Die Butterbrotbriefe
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Nach dem Tod ihrer Mutter scheint Kati Waldstein in ihrem bisherigen Leben aufräumen zu wollen. Sie ist mittlerweile 39 Jahre alt, bereits geschieden, arbeitet bei der Stadtverwaltung.
Kati hat dafür ...

Nach dem Tod ihrer Mutter scheint Kati Waldstein in ihrem bisherigen Leben aufräumen zu wollen. Sie ist mittlerweile 39 Jahre alt, bereits geschieden, arbeitet bei der Stadtverwaltung.
Kati hat dafür 37 Briefe handgeschrieben oder mit der Maschine auf dem von ihrem Vater sorgsam gesammelten Butterbrotpapier abgetippt. Jeder von ihnen muss der Person, für den er bestimmt ist, laut vorgelesen werden. Und so beginnt auch die Geschichte bei Brief Nr. 31, gerichtet an ihre ehemalige Grundschullehrerin, von der sie schwer enttäuscht wurde.
Und bereits an dieser Stelle zeichnet sich eine ungeahnte Wendung in ihrem Leben ab.
Die Butterbrotbriefe sind natürlich der Hauptakteur in der Geschichte und für mich das klare Highlight an diesem Buch. Hochemotional geschrieben, sehr ergreifend sowohl für Kati selbst, die sie verfasst hat, als auch für ihr Gegenüber, dem sie ihre Worte stets persönlich vorliest.
Leider wird die besondere Wirkung der Briefe durch die weniger gelungenen Nebenhandlungen überlagert. Dazu gehören die skurrilen und überspitzt gezeichneten Episoden mit Elch Harald und Rentierdame Bettina, die im Arktismuseum ihres Onkels Martin leben.
Und dann lernt Kati bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Obdachlosen-Friseurin auf dem Wochenenmarkt, den adrett gekleideten, wenn auch streng riechenden, ehemaligen Klavierstimmer Severin kennen.
Er wird von seinem schlechten Gewissen ob eines unverzeihlichen Fehlers verfolgt, der ihm vor Jahren unterlaufen ist.
Severin scheint sich jedoch sicher, just in dem Moment, der Liebe seines Lebens begegnet zu sein. Ich finde seinen Charakter jedoch von Beginn an unangenehm. Er kommuniziert mit ihr über Botschaften und Anmerkungen in Büchern und verfolgt ihre Spuren und verhält sich dadurch wie ein krankhafter Stalker. Da er Kati ständig nachstellt, kann ich der dich anbahnenden Romanze zwischen den beiden nichts abgewinnen.
Aber auch mit ihr selbst werde ich leider kaum warm. Ihr soziales Engagement und das Schicksal ihrer Familie ändern daran bedauerlicherweise nichts. Trotzdem berührt mich der Moment, in dem Kati die Briefe ihrer Mutter entdeckt und begreifen muss, auf welch perfide Weise ihre Schicksale bisher miteinander verknüpft waren.
Spätestens ab diesem Moment hätte ich mir eine entscheidende charakterliche Weiterentwicklung gewünscht und eine Kati, die sich auf ihre wahren Wünsche und Träume zurückbesinnt und sich neue Ziele für ihr Leben steckt.

So bleibe ich am Ende ein wenig enttäuscht zurück, mit einer Geschichte, die stark angefangen und ihre Kraft unterwegs verloren hat.

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Ganz okay

A Place to Shine
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Es handelt sich hier um den vierten Teil der “Cherry-Hill”- Reihe die sich um die McCarthy-Schwestern dreht. Hier ist nun Poppy die Hauptprotagonistin, die ein unerwartetes Wiedersehen mit Country-Star ...

Es handelt sich hier um den vierten Teil der “Cherry-Hill”- Reihe die sich um die McCarthy-Schwestern dreht. Hier ist nun Poppy die Hauptprotagonistin, die ein unerwartetes Wiedersehen mit Country-Star Trace Bradley hat. Sie ist eigentlich alles andere als gut auf in zu sprechen, da er seine erfolgreiche Karriere ausgerechnet dem Nr-1-Hit verdankt, den er über ihre schicksalhafte Begegnung geschrieben hat. Ein Autounfall und ein paar unbedachte Aussagen sorgen nun allerdings für eine gewaltige Aufruhr in der medialen Welt, sodass es zu einen unangenehmen Presseansturm auf Cherry Hill kommt und die Reporter nicht einmal davor zurückschrecken, in ihr Haus einzubrechen. Die einzige Möglichkeit für die beiden ist daher nun, vorübergehend eine Schein-Beziehung einzugehen, um einen Image-Schaden zu verhindern.

Die richtige Atmosphäre schafft die Autorin mit einer passenden Countrymusik-Playlist gleich zu Beginn, die ich mir auch direkt heruntergeladen und beim Lesen abgespielt habe. Der Einstieg ist zweifellos gelungen, denn obwohl ich erst mit Band 4 gestartet bin und damit keinen der Protagonisten aus den vorherigen Bänden kenne, die immer wieder in der Story auftauchen, komme ich gut in die Geschichte.
Während ich Trace von Beginn an sympathisch finde, habe ich jedoch mit Poppy meine Probleme, da sie aus jeder Mücke einen Elefanten macht und verhaltenstechnisch immer wieder zur zickigen Drama-Queen neigt. Während sich jede andere Frau vermutlich geschmeichelt fühlen würde, wenn ein Mann seine Liebe zu ihr in einem Song in die Welt hinaus singt, ist es in Poppy’s Augen eine unverzeihliche Todsünde.
Ein weiterer Punkt, der mir (wie bei fast allen New Adult -Romanen) aufstößt, sind irritierende Textstellen, die mich in meinem Lesefluss stören: „(…) als er begann, an meiner Unterlippe zu knabbern.” und gleich ganze drei Mal im gesamten Text kommt “Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab.” vor. Die Story ist ja wunderbar bildhaft geschrieben, also muss ich mir das zwangsläufig auch so vorstellen und genau da ist der Haken! Als Krankenschwester denke ich direkt, der arme Kerl leidet wohl an einer Schluckstörung und muss mich zudem fragen: Wer knabbert bitte schön an der Unterlippe seines Partners und was soll daran toll sein?!
Ich gehe jedoch davon aus, New Adult - Fans werden damit sicher weniger Probleme haben und können sich daher auf eine schöne Lovestory freuen. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und lässt sich ganz toll lesen. Mir haben hier übrigens vor allem die Nebencharaktere gefallen, insbesondere Trace’ Eltern, die ich selber gern als Schwiegermutter und -Vater adoptiert hätte!
Am Ende bin ich, abgesehen von meinen Kritikpunkten, ganz okay mit dem Buch und möchte eine Leseempfehlung für New-Adult-Fans geben.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Düster und beklemmend

Kremulator
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Im zweiten Weltkrieg befindet sich neben dem Dritten Reich, auch die Sowjetunion fest in diktatorischer Hand. Unter Stalin sterben die Menschen nicht nur an der Kriegsfront, es finden zudem immer wieder ...

Im zweiten Weltkrieg befindet sich neben dem Dritten Reich, auch die Sowjetunion fest in diktatorischer Hand. Unter Stalin sterben die Menschen nicht nur an der Kriegsfront, es finden zudem immer wieder brutale Säuberungsktionen statt, die das Land von Revolutionären, Spionen und sonstigen potentiellen Feinden des Regimes befreien sollen. Lieber einen Unschuldigen zu viel, als einen Schuldigen zu wenig, scheint das Motto dabei zu sein. Die Leichen der Hingerichteten muss der Direktor des Moskauer Krematoriums nachts in den Brennofen beseitigen. Eines Tages wird auch der Direktor selbst verhaftet und findet sich im Verhörgefängnis wieder, wo ihm Spionage vorgeworfen wird.
Sein bewegtes Leben in zahlreichen Ländern und die spätere Rückkehr in seine russische Heimat werden ihm dabei zum Verhängnis.
Anfangs scheint er noch davon überzeugt zu sein, glimpflich aus dieser Situation herauszukommen, bis er erkennt, dass sein Urteil schon längst feststeht.

Sasha Filipenko bedient sich mit Pjotr Nesterenko einem eher ungewöhnlichen Protagonisten, der tatsächlich real existiert hat. Dabei stützt er seinen Roman vor allem auf die aufgezeichneten Verhörprotokolle aus der Zeit seiner Gefangenschaft, die dabei bedrückende Einblicke in die brutale Willkürherrschaft des damaligen Staatsapparats geben. Das allein erzeugt eine bedrückende, düstere Atmosphäre, die mich trotz der erschütternden Thematik emotional auf Distanz hält und damit auch die Abgeklärtheit Nesterenkos’ und seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod widerspiegelt. In den sechs Verhören antwortet er auf die Fragen des Verhöroffiziers oftmals mit blankem Zynismus, was überraschenderweise selten Konsequenzen hat. Bis zum Ende bleibt mir sein Charakter undurchsichtig und suspekt. Der deutliche Hakenschlag, die Verbindung zu den heutigen Machtverhältnissen in Russland, die sich bis heute nicht von der Vergangenheit abgekoppelt haben, fehlt mir allerdings etwas, obwohl immer wieder Parallelen erkennbar sind.
Da ich vorab nur den Klappentext gelesen habe, hatte ich eine etwas andere Erwartung an die Geschichte, weshalb ich nur dazu raten kann, vorab die Leseprobe zu lesen.
Es ist ein lesenswertes Buch, aber eben nicht für jedermann.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Werbung für japanische Küche

Das Restaurant der verlorenen Rezepte (Die Food Detectives von Kyoto 1)
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Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi betreiben in Kyoto ein geradezu verstecktes, nach außen unscheinbares Restaurant, das Kamogawa Shokudō. Nur eine Anzeige im “Gourmet Insider” weist den Weg dorthin. ...

Nagare Kamogawa und seine Tochter Koishi betreiben in Kyoto ein geradezu verstecktes, nach außen unscheinbares Restaurant, das Kamogawa Shokudō. Nur eine Anzeige im “Gourmet Insider” weist den Weg dorthin. Hier versuchen Vater und Tochter gemeinsam in detektiver Feinarbeit, verlorengegangene Rezepte von Gerichten für ihre Kunden wieder aufzuspüren und nachzukochen.

Jedes der im Buch enthaltenen sechs Kapitel, ist dabei einem Klienten und deren Erinnerung an eine bestimmte Speise gewidmet, die Nagare für ihn kochen soll. Der Ablauf innerhalb der Kapitel ist immer ähnlich, daher auch recht eindimensional.
Interessant sind jedoch die zahlreichen Komponenten, Zubereitungsarten und Zutaten in der japanischen Küche, die hier zuhauf erwähnt werden. Ein Effekt davon ist, ich habe beim Lesen durchweg Appetit auf Sushi und Co. Andererseits beschränkt sich die Handlung leider fast ausschließlich auf das Essen, was schnell langweilt und den Lesefluss zäh macht. Tatsächlich habe ich mir von der Geschichte insgesamt viel mehr Tiefgang erhofft. Der philosophische Charakter auf den ich hierbei gewartet habe, wollte sich aber lange nicht zu erkennen geben. Lediglich im letzten Drittel des Buches bewegen sich die Geschichten dann doch mehr auf der zwischenmenschlichen Ebene und nähert sich damit meiner ursprünglichen Erwartungen an die Story an.Auch wenn das über die lahme erste Buchhälfte ein wenig hinwegtröstet, bleibt es insgesamt bei einem durchwachsenen und nicht ganz zufriedenstellenden Leseerlebnis. Schade, wo die Grundidee doch einiges Potential hat.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Falsche Zielgruppe

3000 Yen fürs Glück
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Miho steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und möchte sich einen Hund und ein eigenes Haus leisten. Ihre Schwester Maho ist mit einem Feuerwehrmann verheiratet und hat ein Kind. Das Geld ist knapp. ...

Miho steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und möchte sich einen Hund und ein eigenes Haus leisten. Ihre Schwester Maho ist mit einem Feuerwehrmann verheiratet und hat ein Kind. Das Geld ist knapp. Und auch ihre Mama, sowie die Großmutter Kotoko machen sich zunehmend Gedanken um ihre finanzielle Zukunft, so dass sich letztere mit ihren 70 Jahren eine Arbeit suchen möchte.

Die vier Frauen, die drei verschiedene Generationen abbilden, unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Umgang mit Geld, sondern auch mit dem Ein-j und Ansparen finanzieller Mittel. Die Abschnitte, in denen sich dann explizit mit dem Spar-Aspekt beschäftigt wird, sind für mein Empfinden jedoch teilweise viel zu langatmig und ausschweifend geraten und haben von der eigentlichen Handlung sehr abgelenkt. Zudem stolpert man beim Lesen immer wieder über zahlreiche, ausschließlich in Yen angegebenen Geldbeträge, mit denen ich als deutsche Leserin nicht wirklich etwas anfangen kann. Ein Sparfuchs lernt hier jedenfalls eher nichts Neues. Methoden wie das Führen eines Haushaltsbuches sind schließlich hinreichend bekannt und alles andere im Buch zu umständlich erklärt. Man sollte keinesfalls DIE „ultimativen“ Ratschläge zum Sparen erwarten.
Betrachtet man das Buch mit dem kulturellen Hintergrund der Autorin, ist es jedoch kein Wunder, dass dieser Roman in Japan ein Bestseller geworden ist.
Es wirkt wie ein unaufdringlicher Ratgeber, der sich in erster Linie an (zukünftige) Hausfrauen und Witwen in der konservativen, patriarchalischen japanischen Gesellschaft richtet. Durch die Lebenssituationen, in denen sich die Protagonistinnen in der Geschichte jeweils befinden, werden nämlich gerade die Schwachstellen der traditionelle Lebensweise, die das Eingehen einer Ehe als erstrebenswert und gleichbedeutend für eine finanzielle Absicherung sieht, unmissverständlich thematisiert. In diesem Fall lohnen sich dann auch die aufgezeigten Möglichkeiten, mit denen sich die Frau zumindest in monetärer Hinsicht, eine gewisse Unabhängigkeit sichern kann.

Insgesamt hat mir der zwischenmenschliche Aspekt in dem Roman ganz gut gefallen, wurde jedoch an einigen Stellen zu sehr von dem Spar-Thema überlagert und konnte mich daher am Ende nicht vollends überzeugen.

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