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Veröffentlicht am 29.06.2023

Erschreckend

Going Zero
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Cy Baxter aus dem Silicon-Valley, also ein Mann, der zu unermesslichem Reichtum durch Informationstechnik und Computersoftware gekommen ist. Dieser Cy Baxter hat zusammen mit der CIA ein Projekt zunächst ...

Cy Baxter aus dem Silicon-Valley, also ein Mann, der zu unermesslichem Reichtum durch Informationstechnik und Computersoftware gekommen ist. Dieser Cy Baxter hat zusammen mit der CIA ein Projekt zunächst mal in der Beta-Version gestartet, das zu einer umfassenden Überwachung der Menschen führt. Es dient angeblich zu deren Sicherheit.

Der Beta-Test besteht darin, dass 10 Personen versuchen müssen 30 Tage lang unentdeckt zu bleiben. Baxters Leute versuchen unterdessen, die Spuren, die diese 10 Personen hinterlassen, zu analysieren und die Testpersonen aufzuspüren. Wer nach dreißig Tagen nicht aufgespürt wurde, erhält 3 Millionen Preisgeld.

Kaitlyn Day, eine unauffällige Bibliothekarin ist die Gegenspielerin, die es immer wieder schafft, den Leuten von Baxter zu entkommen. Wie sie das macht und ob sie das Preisgeld erhält, ist äußerst spannend erzählt, soll aber hier natürlich nicht verraten werden.

Was mich an diesem Roman regelrecht erschreckt hat, ist die Erkenntnis, welche Macht eine Institution besitzt, die über die Möglichkeiten der Überwachung verfügt, und die die Informationen, die wir oft so unbedenklich dem Internet anvertrauen, besitzt und auswerten kann. Wenn diese Institution dann noch mit entsprechenden staatlichen Stellen zusammenarbeitet, ist der totale Überwachungsstaat geboren.

Das hört sich an, wie eine Science Fiktion Story. Manches mag Zukunftsmusik sein, Aber vieles kommt einem beim Lesen doch sehr bekannt vor. Erschreckend bekannt.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Männliche Arroganz

Die einzige Frau im Raum
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Unbekannte Seiten der bekannten Schauspielerin Hedy Lamarr zeigt uns Marie Benedict in diesem Roman. Hedy Lamar wurde als Hedwig Kiesler in Wien geboren und war dort in den dreißiger Jahren eine erfolgreiche ...

Unbekannte Seiten der bekannten Schauspielerin Hedy Lamarr zeigt uns Marie Benedict in diesem Roman. Hedy Lamar wurde als Hedwig Kiesler in Wien geboren und war dort in den dreißiger Jahren eine erfolgreiche Schauspielerin auf der Bühne. Sie heiratete den Waffenfabrikanten Fritz Mandl, der sich nach der Hochzeit als männlicher Despot und Kontrollfreak entpuppt. Hedwig kann fliehen und gelangt nach Hollywood, wo sie als Filmschauspielerin Hedy Lamarr weltbekannt wird.

Hedy Lamar hat aber noch eine unbekannte Seite. Sie hat an der Seite ihres Mannes einiges über Hitlers Pläne und die damalige Waffentechnik erfahren. Sie entwickelt zusammen mit George Antheil ein neues System zur Steuerung von Torpedos, da sie erfahren hat, dass die aktuelle Steuerung dazu führt, dass viele Torpedoschüsse erfolglos sind.

Ihr Torpedosystem wird von der Navy nicht anerkannt, weil es von einer Frau entwickelt wurde.

Benedict schreibt sehr eindringlich in der Ich-Form. Dadurch wird die Person Hedy Lamarr in ihrer Vielschichtigkeit erfahrbar. Ich habe das Buch gern gelesen und kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Realistische Katastrophen

Blue Skies
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Eine Katastrophe nach der anderen. Das ist das Fazit, das ich schon nach einigen Seiten des Romans ziehen konnte. Es handelt sich um Klimakatastrophen, wie sie schon jetzt aktuell sind und für die baldige ...

Eine Katastrophe nach der anderen. Das ist das Fazit, das ich schon nach einigen Seiten des Romans ziehen konnte. Es handelt sich um Klimakatastrophen, wie sie schon jetzt aktuell sind und für die baldige Zukunft erwartet werden können. Und es handelt sich um große und kleine Katastrophen, die eine amerikanische Familie in Florida und in Kalifornien betreffen. Ottilie und ihr Mann leben in Kalifornien. Dort wird es unerträglich heiß und trocken. Temperaturen um 40 Grad sind die Regel. Florida dagegen, wo die Tochter der beiden lebt, wird von dauernden Unwettern heimgesucht.

Und wie reagieren die Personen? Ottilie, zum Beispiel, will den Fleischkonsum reduzieren und züchtet Insekten zum Verzehr. Aber dass ihr Swimmingpool vielleicht auch nicht ganz unschuldig an der Umweltkatastrophe ist, kommt ihr nicht in den Sinn.

T. C. Boyle beschreibt die Vorgänge in einem sarkastischen Realismus in der Sicht eines unbeteiligten Zuschauers von außen. Da passieren auch amüsante Dinge. Aber das Lachen darüber bleibt einem oft in der Kehle stecken.

Ich habe das Buch gern gelesen und kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Mittendrin

Das Licht im Rücken
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Das Licht im Rücken sollte man haben, wenn man ein Foto macht. Um Fotografieren dreht sich alles im Roman von Sandra Lüpkes. Genauer, um die Leica. Oskar Barnak hat Anfang des 20. Jahrhunderts bei den ...

Das Licht im Rücken sollte man haben, wenn man ein Foto macht. Um Fotografieren dreht sich alles im Roman von Sandra Lüpkes. Genauer, um die Leica. Oskar Barnak hat Anfang des 20. Jahrhunderts bei den Leitz Werken in Wetzlar, die vorher vor allem durch Mikroskope bekannt waren, die erste Leica konstruiert. Diese Leica und die Mitglieder und Freunde der Familie Leitz spielen die Hauptrollen in diesem Roman nach historischen Tatsachen.

"Mittendrin" habe ich diese Rezension überschrieben. Und dieses eine Wort kennzeichnet die Schreibweise Sandra Lüpkes. Sie selbst beschreibt im Nachwort, dass sie nach dem Fund eines Albums mit ersten Aufnahmen der neuen Leica mittendrin im damaligen Geschehen war. Es kennzeichnet ihr schriftstellerischen Talent, dass sie es spielerisch schafft, uns mitzunehmen mitten ins Geschehen. Man ist bei den einzelnen Personen und muss einfach mitfühlen. Auch als die NSDAP immer mehr das tägliche Leben bestimmt, sind wir mit dabei. Wir erleben mit, wie Vertrauen zerstört wird und manch unbedachte Äußerung verraten wird. Doch wir lesen auch viel über selbstlose Unterstützung von jüdischen Mitbürgern durch Mitglieder der Familie Leitz.

Ein Roman, den ich gern gelesen habe und uneingeschränkt empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Geruhsam

Das Café ohne Namen
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Robert Simon steht im Mittelpunkt dieses Romans, der in den 60er Jahren in Wien spielt. Er verdient als Gelegenheitsarbeiter gerade genug zum Leben. Sein Traum ist es, ein eigenes Café zu eröffnen. Er ...

Robert Simon steht im Mittelpunkt dieses Romans, der in den 60er Jahren in Wien spielt. Er verdient als Gelegenheitsarbeiter gerade genug zum Leben. Sein Traum ist es, ein eigenes Café zu eröffnen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und bietet ein überschaubares Sortiment an Getränken an. Es gibt auch etwas zu essen, vor allem Schmalzstullen und Salzgurken. Die Bewohner des Viertels in Wien nehmen das Angebot an. Aber Sorgen bleiben.

Robert Seethaler schreibt auf eine sehr geruhsame und bedächtige Art wie ein neutraler Berichterstatter. Die Schilderungen sind sehr plastisch. Er schafft es, durchgehend interessant zu schreiben, auch an Stellen, wo nicht viel passiert.

Ich habe es normalerweise nicht gern, wenn am Ende etwas offen bleibt, ein Cliffhänger. Seethaler lässt am Ende etwas offen. Aber ich muss sagen, dieses offene Ende passt hier.

Unbedingt empfehlenswert.

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