Mehr Schein als Sein
Für einmal verlässt Tereza die Villa Wunderblau und fährt auf die Insel Ouessant, wo sie Kommissar Gabriel Mahon zu einer Hochzeit begleiten soll. Doch ziemlich alles geht schief: Gabriel ist nicht auf ...
Für einmal verlässt Tereza die Villa Wunderblau und fährt auf die Insel Ouessant, wo sie Kommissar Gabriel Mahon zu einer Hochzeit begleiten soll. Doch ziemlich alles geht schief: Gabriel ist nicht auf der Fähre, die Überfahrt ist nicht für jederfraus Magen ideal und endlich auf der Insel angekommen - gibts auch keine Ruhe. Schnell wird klar, dass die Bewohner in zwei Gruppen geteilt sind: Gegner und Befürworter des geplanten Windparkprojekt.
Tereza entdeckt alsbald einen toten Vogel, der mit einer Botschaft versehen ist, und wird wütend, denn Gabriel will nichts tun und der Polizeiposten auf der Insel ist erst am Montag wieder offen. Als noch mehr passiert, schreitet Gabriel aber endlich ein und die beiden nehmen sich der Sache an. Mehrheitlich Hand in Hand, doch meistens an verschiedenen Orten auf der Insel.
Daneben spielt eine Novelle über einen Schiffsuntergang von 1896, die Gabriel Tereza in die Hand drückt, sowie keltische Sagen, eine grosse Rolle. Die Geschichte über die gesunkene "Drummond Castle" fand ich sehr spannend - so sehr, dass ich die Kroketten im Ofen fast vergessen hätte. Man konnte sie knapp noch essen...
Apropos Essen fällt mir auf: Tereza kommt auf der Insel fast ohne Schoggi aus, so beschäftigt ist sie. Aber zum Glück bekommt sie ihren Kaffi mit enorm viel Milch hier ohne Probleme.
Der "Fall" selbst - tote Vögel und später ein verschwundener Bräutigam - ist mir etwas zu nervös geraten: es ist unheimlich viel los und man hat das Gefühl, Tereza schläft in diesen paar Tagen auf der Insel gar nie und steht ständig unter Strom (vielleicht hätte ein bisschen Schoggi zum zwischendurch Runterkommen doch gut getan), bis sie am Ende endlich des Rätsels Lösung findet.
Tereza sorgt mit ihrer Boule-rouge-Tasche, aus der sie ständig das in der jeweiligen Situation passende "Dings" heraus holt, für Schmunzeln. Die Boule-rouge kam mir vor wie der Schnabel von Pelikan Pelle aus Petzi.
Mir gefiel auch, dass dieser Fall mal nicht in Terezas üblichen Umfeld stattfand, sondern weitab auf der Insel. Die Bewohner derselben sind gut porträtiert, neben verschrobenen Eigenbrötler gibt es auch sympathische, fast schon normale Zeitgenossen kennen zu lernen. Einige sorgen für die eine oder andere Überraschung - ein eingeschworenes Inselvölkchen ist das auf Ouessant...
Fazit: Mehr Schein als Sein auf Ouessant - unterhaltend.
4 Punkte.