„Willkommen Fremder. Die Pfade sind tückisch heute.“
Der betagte König Johan liegt im Sterben, und um die Thronfolge entbrennt ein hinterhältiger Kampf unter seinen Söhnen Elias und Josuah. Der Küchenjunge Simon,wegen seiner Zerstreutheit auch Mondkalb genannt, ...
Der betagte König Johan liegt im Sterben, und um die Thronfolge entbrennt ein hinterhältiger Kampf unter seinen Söhnen Elias und Josuah. Der Küchenjunge Simon,wegen seiner Zerstreutheit auch Mondkalb genannt, gerät mitten in die Auseinandersetzungen um die Herrschaft über Osten Ard. Welche Ziele verfolgen aber die geheimnisvollen Elbenvölker der Nornen und Sithi, denen einst das Land gehörte? (Klappentext)
Ich bin ja immer skeptisch, wenn irgendwelche Leute sagen, dass Buch sei wie „Der Herr der Ringe“. Nicht, weil „Der Herr der Ringe“ das Nonplusultra ist, sondern weil das Buch eben das Buch ist und ein anderes ist ein anderes Buch. Vergleiche machen Dinge meistens schlechter.
Lange Rede kurzer Sinn: In diesem Fall ist der Vergleich mit Tolkiens‘ Meisterwerk sogar angebracht. Die schiere Größe von Osten Ard und der handelnden Figuren, die Queste der Helden, das alles verschlingende Schicksal … Nur die Landschaftsbeschreibungen fallen glücklicherweise etwas weniger detailliert aus. Wer jetzt aber denkt, dass es sich bei diesem Buch nur um einen Abklatsch handelt, irrt sich.
Der Anfang, das gebe ich zu, zieht sich ein wenig. Aber bei so vielen Personen, Orten und Mythen muss das auch alles erst einmal eingeführt werden, damit der Leser nicht ins kalte Wasser geschmissen wird. Hat man diese Stellen überwunden, wird man mit einem atemberaubenden Epos belohnt, der mit seinen fast 1.000 Seiten viele Stunden unterhält.
Dabei sollte man aber ein gutes Namensgedächtnis besitzen für die vielen handelnden Personen, oder im Gegensatz zu mir schon viel früher den Anhang finden, in dem alles noch einmal erklärt wird. Ich liebe solche Register.
Bleiben wird bei den Personen. Es gibt bei keiner Hauptperson irgendetwas, dass mir negativ aufgefallen wäre. Sie sind alle sehr detailreich beschrieben und erwachen beim Lesen zum Leben. Sogar Nebencharaktere wirken nicht wie Mittel zum Zweck, sondern halten einer genaueren Betrachtung stand.
Insgesamt ist das Setting sehr düster. Der Gegner scheint momentan übermächtig zu sein und es kein Mittel gegen ihn zu geben. Gegen Ende war ich fast davon überzeugt, dass die Hauptcharaktere sterben werden, auch wenn das wohl erzähltechnische Schwierigkeiten nach sich gezogen hätte … Auch darin gleicht es Tolkiens‘ Werk.
Der erste Band von Williams‘ Osten-Ard-Reihe hat mich restlos begeistert. Er erfüllt alle Kriterien, die ein Fantasy-Herz höher schlagen lässt. Das ist die Art Schreibe, die ich von dem Autor gewohnt bin: stilsicher, anspruchsvoll und mitreißend!