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Veröffentlicht am 26.04.2024

Wenn der Gamemaster mal Pause macht

Bücher und Barbaren
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Was passiert eigentlich wenn die Held:innen der D&D-Kampagne so verletzt sind, dass sie mal eine längere Pause als nur eine "lange Rast" machen müssen? Klar, sie werden von ihrer Gruppe in einer Kleinstadt ...

Was passiert eigentlich wenn die Held:innen der D&D-Kampagne so verletzt sind, dass sie mal eine längere Pause als nur eine "lange Rast" machen müssen? Klar, sie werden von ihrer Gruppe in einer Kleinstadt alleine zurückgelassen, bis das Bein wieder gut ist. Der Orkin Viv gefällt das gar nicht, aber sie hat eben keine andere Möglichkeit. So streift sie durch Murk und stolpert eines Tages in das nicht gerade erfolgreiche Buchgeschäft von Fern. Doch es bleibt nicht so ruhig, wie Viv es erwartet hatte.
Travis Baldree präsentiert mit "Bücher und Barbaren" die Vorgeschichte zu seinem sehr erfolgreichen Vorgänger "Magie und Milchschaum" - und auch, wenn es eigentlich davor erschienen ist, muss man es nicht kennen, um "Bücher und Barbaren" zu genießen. Genießen ist hier das richtige Wort. Baldree meint selbst, er wollte ein Cozy Crime schreiben und das hat er geschafft.
Der Roman wirkt als wäre man in eine D&D-Kampagne gestolpert, bei der die/der Gamemaster:in mal eben kurz die Spieler:innen allein gelassen hat, um zu tun, was sie wollen - außer einen Kampf zu beginnen! Trotzdem wird es nicht langweilig. Viv versucht Fern zu helfen, ihr Buchgeschäft in die Gänge zu bringen und Fern versucht, aus Viv eine Leserin zu machen - was wollen bücherliebende Pen&Paper-Nerds mehr? Genau, nichts!
Bei mir folgt auf jeden Fall Band 2 und ich habe nichts gegen Band 3, 4 und 5.

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Eindrucksvoll ruhig

Leuchtfeuer
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Dani Shapiro berichtet in ihrem Roman "Leuchtfeuer" aus den Leben mehrerer Menschen, die in der gleichen Straße in einer ruhigen Vorstadt leben. Die Leser:innen lernen Familie Wilf kennen. Benjamin, der ...

Dani Shapiro berichtet in ihrem Roman "Leuchtfeuer" aus den Leben mehrerer Menschen, die in der gleichen Straße in einer ruhigen Vorstadt leben. Die Leser:innen lernen Familie Wilf kennen. Benjamin, der Vater, Arzt und seine Frau Mimi, deren Kinder Theo und Sarah, die in ihrer Jugend für einen Autounfall verantwortlich sind, bei dem eine Mitschülerin Theos stirbt. Gegenüber der Wilfs wohnen die Shenkmans, deren Sohn Waldo "etwas eigenartig ist", wie sein Vater sagen würde. Die Lebensgeschichten und Schicksale dieser beiden Familien werden durch die Zeit und die Kapitel miteinander verwoben.
Shapiro schafft es, eindrucksvoll von lebensverändernden Momenten zu schreiben, ohne dabei reißerisch werden zu müssen. Sprachlich strahlt der Roman eine wohlige Wärme und angenehme Ruhe aus, die man in kaum einem anderen Buch findet und das obwohl aus den Leben der Protagonist:innen genau die Augenblicke herausgenommen werden, die für sie einschneidend sind, die sie prägen und seelisch belasten. Obwohl wir Leser:innen nur ganz wenige Augenblicke mit Ben, Theo, Sarah, Waldo und den anderen verbringen dürfen, kommt man ihnen ganz nah und baut schnell eine Verbindung auf. Man schließt sie ins Herz und schnell wird einem klar, dass man sie bei so wenigen Seiten viel zu früh wieder verlassen muss.
Leuchtfeuer ist vielleicht nicht das Gute-Laune-Buch, das man in den Sommerurlaub mitnimmt, es bedrückt einen und macht einen nachdenklich, über das Leben, das Schicksal und wie groß kleine Augenblicke sein können. Trotz des einfachen und angenehmen Schreibstils verfehlt es nicht seine Wirkung. Ein vergleichbarer Roman muss erst geschrieben werden!

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Wertvolle Botschaft

Der Wortschatz
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In "Der Wortschatz" von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger findet Oscar eines Tages beim Lochbuddeln eine große Truhe, doch vom Inhalt ist er anfangs enttäuscht, denn in ihr befinden sich nur Wörter. ...

In "Der Wortschatz" von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger findet Oscar eines Tages beim Lochbuddeln eine große Truhe, doch vom Inhalt ist er anfangs enttäuscht, denn in ihr befinden sich nur Wörter. Doch schnell bemerkt er, was er mit diesen Wörtern bewirken kann, denn als er mit dem Wort "quietschgelb" einen Igel trifft, hat dieser plötzlich genau diese Farbe.
"Der Wortschatz" erzählt nicht nur eine nette Geschichte von einem Jungen und einem ungewöhnlichen Fund, sondern zeigt auch, welche Macht Wörter haben können. Das Buch erklärt in kleiner Form, wie Sprache Realität erschafft. Das schon im Kindesalter beizubringen, kann ganz wichtig sein, denn später ist dieses Konzept nur schwierig greifbar und doch ist es so wichtig! Das Buch kann einem nicht nur aufzeigen, dass man vorsichtig sein sollte wie man mit anderen Menschen spricht, sondern auch später helfen, dass man die Wichtigkeit des Genderns versteht!
Optisch ist das Buch auch gut aufgemacht. Wir sehen die Wörter, mit den Oscar "experimentiert, die dadurch hervorgehoben sind, dass sie aus dem Text herausgenommen sind und Teil der Bilder sind. Ein Bilderbuch, wie es sein sollte, bei dem Bild und Text in Verbindung stehen und das eine ohne das andere nicht funktioniert. Es gibt viel zu entdecken für Kinder. Wenn Oscar auf der einen Doppelseite die Wörter über die Schulter wirft und wir auf der nächsten Doppelseite die Auswirkungen sehen, ohne dass der Text uns alles erklärt, schärft das nicht nur das genaue Beobachten, sondern die Kinder arbeiten aktiv an ihrem Wortschatz und das mit netten und teils lustigen Illustrationen.
Ein Punkt, der mich etwas stört, ist, dass Oscar später im Buch dazu motiviert wird, sich selbst Wörter auszudenken, wenn im die vorgegebenen Wörter ausgehen. Einerseits schult es zwar die Kreativität und in der deutschen Sprache ist viel möglich, aber im späteren Schulalltag sollten sie vielleicht nicht allzu viele Wörter erfinden, wenn sie nicht weiterwissen.
Trotz des kleinen Mankos ein sehr gelungenes Buch, das meinen (noch imaginären) Kindern bestimmt vorgelesen wird! Derzeit musste der Hund herhalten.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Powerfrauen auf Side Quests

Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis
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Mit "Die Prinessinnen" liefert Christian Endres ein neues Fantasy-Werk, bei dem nicht nur eine starke Frau vorhanden ist, nein, es stehen gleich fünf von ihnen im Mittelpunkt. Und da sind wir auch schon ...

Mit "Die Prinessinnen" liefert Christian Endres ein neues Fantasy-Werk, bei dem nicht nur eine starke Frau vorhanden ist, nein, es stehen gleich fünf von ihnen im Mittelpunkt. Und da sind wir auch schon bei dem Punkt, der mich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Der Titel und das Cover lassen die Leser:innen genau solche Figuren erwarten und sie werden keineswegs enttäuscht. Die Prinzessinnen in diesem Roman können kämpfen, besser als so ziemlich jeder Mann und alle anderen Wesen, nehmen kein Blatt vor den Mund und leben ihre Sexualität so aus, wie sie es möchten. Sie sind also in keiner Hinsicht die typische Frau aus einem Fantasyroman und das ist gut so!
Bestimmt ist der Roman kein poetisches Meisterwerk, das die Leser:innen mit Tiefgang und großen Gedanken in eine tiefe Nachdenklichkeit versetzt, dafür nimmt er sie mit auf ein Abenteuer voller Gefahren und großer Emotionen. Manchmal scheint es zwar so, als ob die Prinzessinnen auf einer großen, unbekannten Quest ständig von Nebenquests abgelenkt werden, aber am Ende fügt sich alles zusammen. Dadurch ist es am Anfang schwierig in den Roman hineinzufinden, aber bald wachsen einem die Prinzessinnen ans Herz und die Handlung nimmt auch schnell Fahrt (oder Ritt?) an.
Ein weiteres Manko für mich, und das ist Meckern auf sehr hohem Niveau: Der Roman wurde von einem Mann geschrieben.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Eine ganz besondere Frau

Die einzige Frau im Raum
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Seit ich durch mein Diplomprojekt über in Vergessenheit geratene Österreicher:innen auf Hedy Lamarr gestoßen bin, bin ich von dieser Frau begeistert (weshalb ich sie auch in meinen Geschichtsunterricht ...

Seit ich durch mein Diplomprojekt über in Vergessenheit geratene Österreicher:innen auf Hedy Lamarr gestoßen bin, bin ich von dieser Frau begeistert (weshalb ich sie auch in meinen Geschichtsunterricht eingebunden habe). Marie Benedict widmet dieser Frau nun einen ganzen Roman und berichtet über alle Facetten ihres Lebens.
Hey Lamarr, eigentlich Hedwig Kiesler, hat als Schauspielerin in Wien begonnen, bis der herrische Waffenfabrikant Friedriech Mandl sie heiraten wollte. Aus Schutz gegen den immer stärker werdenden Antisemitismus in Europa ging sie die Ehe ein, doch als die Umstände immer schlimmer werden flieht sie nach Amerika und beginnt in Hollywood ein neues Leben als Filmstar. Soweit die Geschichte, die den meisten über Lamarr bekannt ist, Benedict beleuchtet jedoch auch die unbekannteren, jedoch viel wichtigeren Aspekte ihres Lebens. Die Aspekte weshalb Hedy Lamarr eine Ikone der Frauengeschichte ist!
Der Roman ist sprach gut aufgebaut, passt in die Zeit, in der er spielt und berührt und schockiert die Leser:innen. Manche Erklärungen zu historischen Umständen wirkten jedoch unpassend und aufgezwungen.

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