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Veröffentlicht am 01.10.2017

Sieben

Die Gärten von Istanbul
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Ein Toter wird gefunden an einem historischen Denkmal in Istanbul. Aufgebahrt wie ein Opfer gibt er dem melancholischen Oberkommissar Nevzat und seinem Team, bestehend aus den Kommissaren Ali und Zeynep, ...

Ein Toter wird gefunden an einem historischen Denkmal in Istanbul. Aufgebahrt wie ein Opfer gibt er dem melancholischen Oberkommissar Nevzat und seinem Team, bestehend aus den Kommissaren Ali und Zeynep, Rätsel auf. Der Tote war ein anerkannter Historiker, und es bleibt nicht bei dem einen Toten. Sieben Morde geschehen, sieben Opfer, platziert an historischen Plätzen einer Stadt, die so reich an Geschichte ist. Doch nicht nur die Opfer, auch der Kommissar hat eine Vergangenheit, sind doch seine Frau und seine Tochter bei einem Verbrechen gestorben, das er nicht aufklären konnte.

Man sollte meinen, bei so einem exotischen Schauplatz wie Istanbul, das vor fast drei Jahrtausenden einmal Byzantion hieß, ginge es zur Sache. Und natürlich ist es auch nicht unspannend, wenn es um die geschichtlichen Hintergründe der Stadt und ihrer Bewohner geht - doch sollte es sich hier nicht eigentlich um einen Krimi handeln? Doch der Fall kommt genauso betulich in die Gänge wie der Kommissar, und so interessant wie ich die Exkurse in die Geschichte auch finden mag, so sehr nervt es mich, wenn man in einem Krimi damit Seiten um Seiten füllt, ohne dass es wirklich voran geht. Dazu kommt, dass mir zum Beispiel Ali ziemlich auf die Nerven ging; gut fand ich hingegen, dass mit Zeynep eine weibliche Ermittlerin eingeführt wurde. Wobei ich mich frage, ob das jetzt auch noch möglich wäre - das Buch wurde schließlich 2010 rausgebracht, als die Türkei noch offener und aufgeschlossener war als heute und der angebliche Putsch noch in weiter Ferne lag. So betulich wie Fall und Kommissar war meistens auch die Schreibweise, manchmal sogar irgendwie kindlich; es ist schwer, so etwas zu erklären, zumal man nicht weiß, wie gut deutsche Wörter und Übersetzungen etwas aus dem Türkischen rüberbringen. Als Fazit sage ich: Ja, war ganz nett, aber ich bräuchte keine Nachfolger dieses Buches.

Veröffentlicht am 21.08.2017

Am dünnsten ist die Luft ganz oben

Beautiful Liars, Band 1: Verbotene Gefühle
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100 Jahre in der Zukunft: Die Reichsten und Schönsten von Manhattan wohnen im höchsten Penthouse der Welt - 1000 Stockwerke über dem Boden. Als bei der überirdisch schönen Avery eine Party stattfindet, ...

100 Jahre in der Zukunft: Die Reichsten und Schönsten von Manhattan wohnen im höchsten Penthouse der Welt - 1000 Stockwerke über dem Boden. Als bei der überirdisch schönen Avery eine Party stattfindet, passiert ein Unglück: ein Mädchen stürzt vom Dach. Ein Unfall? Mord? Danach wird nichts mehr sein, wie es war - doch wie kam es überhaupt dazu? Alle haben ein Geheimnis, alle nehmen Drogen, alle versuchen, immer mehr und mehr zu erleben und kaum einer interessiert sich dafür, wie es den Leuten da unten, in den unteren Stockwerken geht und die sich durchschlagen.

An und für sich ist die Idee wirklich gut. Und eine Zeitlang ist es auch spannend, aus den immer wieder wechselnden Perspektiven die neuen Errungenschaften des nächsten Jahrhunderts zu erleben, aber dann ... nach einer recht kurzen Weile ... wird es doch langatmig. Man hat das Gefühl, einer Soap Opera beizuwohnen, bei der alle schön sind, selbst die Armen, alle cool sind, selbst die Reichen, und dazwischen gibt's eigentlich auch nichts. Sympathie konnte ich für überhaupt niemanden aufbringen - höchstens für die Schwester von Riley, und die spielte eigentlich gar keine Rolle. Das Buch hätte um hundert Seiten oder mehr gekürzt gehört, dann hätte man nicht das Gefühl der ewigen Wiederholungen gehabt und die Spannung hätte gehalten werden können. Es war nett, aber ob ich mir wirklich den zweiten Teil antun werde, weiß ich noch nicht. Jedenfalls kein Must-Have.

Veröffentlicht am 18.08.2017

QED

Mumien in Palermo
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Mark Benecke ist so ziemlich der bekannteste Kriminalbiologe der Welt und als solcher hat er eine ziemliche Fangemeinde. In diesem (Hör-)Buch, das zwar durchaus nicht uninteressant oder gar unspannend ...

Mark Benecke ist so ziemlich der bekannteste Kriminalbiologe der Welt und als solcher hat er eine ziemliche Fangemeinde. In diesem (Hör-)Buch, das zwar durchaus nicht uninteressant oder gar unspannend war, lässt er sich allerdings ganz schön selbst feiern, das ist mir bei anderen (Hör)Büchern von ihm nicht so aufgefallen. Vielleicht steigt's ihm langsam zu Kopf, aber wer kann's ihm verdenken? ^^

Das Buch heißt zwar Mumien in Palermo, aber diese Mumien sind nur ein Teil des Buches. Benecke befasst sich hier mit Alienuntersuchungen, Stigmatahysterien, Selbstenzündungen, heiligen Leichenöl, den erwähnten Mumien und einem absolut überflüssigen Kapitel, das sich mehr mit Reisetipps für Globetrotter beschäftigt als dem, was man von einem Mann wie Benecke erwarten kann. Wie erwähnt sind bis auf die Reisetipps die Kapitel nicht unspannend, aber trotzdem nicht immer das Wahre. Er fällt vom Hundertsten ins Tausendste, wiederholt viele Dinge doppelt, dreifach, sonstmal wie oft (ja, wir haben es irgendwann verstanden, dass es "nicht glauben oder vermuten, sondern messen" heißt!). Das wirkt ab und zu ernsthaft anstrengend, obwohl ich persönlich sogar gut mit der leicht hektischen Erzählweise von Benecke zurechtkomme (teilweise hatte ich Mitfahrer im Auto, die seine Sprechweise unerträglich fanden). Und so sehr ich Benecke dafür schätze, dass er sich anscheinend für die Gleichberechtigung aller einsetzt, so nervig wirkt es, wenn es jedes Mal heißt: Die Forscherinnen und Forscher, die Kriminalbeamtinnen und Kriminalbeamten, die Insektinnen und Insekten (Letzteres habe ich mir ausgedacht, ok, aber die Richtung ist klar).

Alles in allem ist es von meiner Seite aus eher nicht das Erwartete gewesen, obwohl ich auch hier wieder einiges lernen konnte. Vielleicht muss man sich immer von Beneckes doch irreführenden Titeln trennen, um unbelastet in seine (Hör)Bücher einsteigen zu können.

Veröffentlicht am 09.08.2017

Arachnophobie

Die Brut - Sie sind da
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Aus allen Teilen der Welt gibt es beunruhigende Nachrichten, aus Peru, China, Indien, selbst vom Ozean. Zuerst glauben alle, es handelt sich um Terroristen, zumal ein Flugzeug mit einem milliardenschweren ...

Aus allen Teilen der Welt gibt es beunruhigende Nachrichten, aus Peru, China, Indien, selbst vom Ozean. Zuerst glauben alle, es handelt sich um Terroristen, zumal ein Flugzeug mit einem milliardenschweren Fettsack abstürzt, doch dann stellt sich heraus, dass es sich um etwas Schlimmeres als Terroristen handelt: Spinnen. Wie eine Flut fallen sie über Dörfer und Städte her und fressen Menschen, wobei sie ekelhafte Kaugeräusche machen (als wäre es nicht genug, dass Spinnen, zumal in solchen Massen, ekelhaft sind). Eine Spinnenforscherin, ein FBI-Agent und die Präsidentin der Vereinigten Staaten tragen die Hauptlast der Entscheidungen ...

Ein Buch, das mit den schlimmsten Urängsten der Menschheit spielt. Die Angst und der Ekel vor Spinnen sitzt aus welchen Gründen auch immer sehr tief in Menschen, obwohl die wenigten der 35.000 bekannten Spinnenarten dem Menschen überhaupt Schaden zufügen könnten, wenn sie denn wollten (in der Regel wollen sie nicht, warum auch?). Und so gibt es hier auch entsprechende Szenen, die das bereits vorhandene Kopfkino ordentlich ankurbeln: intelligente Spinnen, die sich in Jagdgruppen vereinigen, Spinnen, die Leute oder Beute ablenken, um selbst etwas "Fieses" zu unternehmen, Spinnen, die sich unter die Haut bohren, um dort Eier oder gar ganze Kokons abzulegen ... Für Leser mit Arachnophobie ist es eher nicht zu empfehlen. Ich leide nicht darunter, eher darunter, wenn ein Buch in superkurze Kapitel aufgeteilt ist und immer wieder andere Baustellen eröffnet, die eigentlich nicht viel die Handlung vorantreiben, sondern rein dazu geschaffen werden, um Hektik zu verursachen. Die ganze Story hätte locker in die Hälfte des Buches gepasst, aber dann wäre vielleicht rausgekommen, auf welch tönernen Boden das Ganze steht.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Zodiac - Sex and Crime

Murder Park
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Paul ist vierundzwanzig, Polizeireporter und zu einer Presseveranstaltung eingeladen, bei welcher auf einer Insel der Murder Park eröffnet werden soll. Außerdem hat er eine Geschichte mit dieser Insel, ...

Paul ist vierundzwanzig, Polizeireporter und zu einer Presseveranstaltung eingeladen, bei welcher auf einer Insel der Murder Park eröffnet werden soll. Außerdem hat er eine Geschichte mit dieser Insel, denn ausgerechnet dort ist seine Mutter ermordet worden, von dem berühmten Serienkiller Jeff Bohner. Drei Frauen sind damals von Bohner getötet worden, und die ersten beiden Morde wurden vertuscht, um den Betrieb des damaligen Vergnügungsparks Zodiac aufrechtzuerhalten. Als Paul und die anderen elf auf der Insel ankommen, rühren sich daher nicht nur verschütt geglaubte Erinnerungen in ihm - jemand scheint Bohners Morde im Zeichen der Tierkreise vollenden zu wollen, und die Fähre mit Hilfe und aufs Festland zurück kommt erst in drei Tagen, während gleichzeitig aller Handyempfang ausgefallen ist.

Nichts Neues mit der abgeschiedenen Insel, dem umhergehenden Mörder und der Killerversion von zehn kleinen Negerlein. (Ob ich politisch korrekt lieber geschrieben hätte: zehn kleine, dunkelhäutige Leute?) Trotzdem eine spannende Voraussetzung für ein Buch, wenn es richtig angestellt wird, und auf gewisse Weise gelingt es Winner, zumindest manchmal. Dass mich das Ganze nicht immer fesseln konnte, liegt an seiner Wischi-Waschi-Beschreibung, wenn es wieder zu einem Mord kam. Zufälligerweise ist genau zu diesem Moment Paul scheinbar unfähig zu beschreiben, was er sieht, und mehr als einmal glaubt man, ein Junkie erzähle von seinem letzten Trip. Dazu die ewig nervenden Sexfantasien, die in genau diesem Junkiestil beschrieben werden, außerdem völlig unnötig waren und in keiner Sache weiterhalfen, schon gar nicht was Sympathien anging. Der Twist wiederum gegen Ende des Buches wusste zu gefallen, nur um durch den völlig unsinnigen Schluss (ich sag nur Riesenrad!) wieder zerstört zu werden. Ich konstatiere also mal, dass es zwar keine unspannende Lektüre war, jedoch auch nicht wirklich überzeugen konnte.