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Christina19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2023

Eine Reise in die Stadt der Liebe

Sommertage im Quartier Latin
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Der Roman verführt den Leser nach Paris, wo Lola ihre vermisste Großmutter sucht. In der Stadt der Liebe trifft sie Fabien, einen alten Schulfreund, wieder. Ganz zart bahnt sich zwischen den beiden eine ...

Der Roman verführt den Leser nach Paris, wo Lola ihre vermisste Großmutter sucht. In der Stadt der Liebe trifft sie Fabien, einen alten Schulfreund, wieder. Ganz zart bahnt sich zwischen den beiden eine Liebesbeziehung an, während Lola auf der Suche nach ihrer Großmutter gleichzeitig ein Familiengeheimnis aufdeckt.

Das Buch hat mich wirklich berührt und mich für einige Stunden nach Paris entführt. Lily Martin beschreibt die Handlung in einer solchen Art, dass man ihr gut folgen und sich das Quartier Latin mit seinen Bewohnern problemlos vor seinem inneren Auge vorstellen kann. Immer wieder lässt die Autorin dazu Straßennamen einfließen und nutzt französische Wörter in der direkten Rede. In ihre Geschichte bringt Lily Martin viele Figuren ein, von denen jede einen ganz eigenen Charakter hat und die alle sehr charmant sind.
Das Cover mochte ich zuerst weniger, da es doch etwas klischeehaft und kitschig ist. Als das Buch bei mir eingetroffen ist, habe ich aber gesehen, dass der Einband vorne und hinten aufklappbar ist. Im vorderen Teil ist eine grobe Karte von Paris abgebildet, die wahnsinnig schön illustriert ist. Diese Idee gefällt mir wirklich gut!
Alles in allem kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der eine toll erzählte, romantische Geschichte zum Träumen sucht.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Eine berührende Geschichte aus Japan über das Abschiednehmen

Die Glückslieferanten
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Nanahoshi arbeitet als Lieferantin bei den Himmelsboten. Ihre Auftraggeber sind Menschen, die angesichts ihres nahenden Todes Angehörigen, Freunden oder Bekannten noch eine letzte Botschaft hinterlassen ...

Nanahoshi arbeitet als Lieferantin bei den Himmelsboten. Ihre Auftraggeber sind Menschen, die angesichts ihres nahenden Todes Angehörigen, Freunden oder Bekannten noch eine letzte Botschaft hinterlassen möchten. Nach dem Ableben ihrer Kunden sucht Nanahoshi nacheinander die Empfänger dieser besonderen Lieferungen auf und überbringt ihnen Nachrichten, die deren Leben verändern werden.

Nach „Die Erinnerungsfotografen“ ist „Die Glückslieferanten“ nun das zweite Buch von Sanaka Hiiragi, das ich gelesen habe. Abermals befasst sie sich darin mit dem Sterben, Tod und Abschiednehmen. Diese ernsten wie auch traurigen Themen arbeitet die Autorin auf berührende Art auf: Mit Nanahoshi gibt sie Verstorbenen die Möglichkeit, ein letztes Mal Kontakt zu Menschen aufzunehmen, die ihnen besonders am Herzen liegen und die sie zu ihrem Bedauern teils vor Langem aus den Augen verloren haben.
Das Buch ist in vier Kapitel plus Epilog eingeteilt. Man liest somit fünf kurze Geschichten. Verbindendes Element in diesen ist jeweils Nanahoshi, die Himmelsbotin. Zwischen den einzelnen Erzählabschnitten gibt es ansonsten keine weiteren Zusammenhänge. Sanaka Hiiragi hat es an dieser Stelle meiner Auffassung nach verpasst, ihrer Geschichte dadurch den letzten Schliff zu geben. In „Die Erinnerungsfotografen“ nämlich waren gerade die zarten Berührungspunkte zwischen den Figuren und Kapiteln besonders gelungen, was mir gut gefallen hatte.
Sprachlich dagegen konnte mich die Autorin auch in diesem Roman wieder abholen. Mit ihrer sanften Erzählweise schafft Sanaka Hiiragi eine ruhige Stimmung, die gut zum Inhalt passt.
Trotz kleiner Schwächen habe ich „Die Glückslieferanten“ sehr gerne gelesen!

Veröffentlicht am 06.06.2023

Ein Liebesroman voller Leidenschaft

True North - Wo auch immer du bist
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„True North – Wo auch immer du bist“ hat mich sehr überrascht. Der Roman erzählt von Audrey, die sich, nachdem ihr die Unterstützung ihrer machthungrigen Mutter gestrichen wurde, als Praktikantin eines ...

„True North – Wo auch immer du bist“ hat mich sehr überrascht. Der Roman erzählt von Audrey, die sich, nachdem ihr die Unterstützung ihrer machthungrigen Mutter gestrichen wurde, als Praktikantin eines großen Gastronomieunternehmens in Boston durchschlägt. Sie ist gelernte Köchin, darf zu ihrer eigenen Unzufriedenheit jedoch nur Hilfstätigkeiten ausüben. Als sie als Einkäuferin nach Vermont geschickt wird, trifft sie Griff. Sie hatte ihn bereits auf dem College kennengelernt und entdeckt nun ihre Gefühle für ihn wieder.
Während ich bei der Geschichte einen seichten Liebesroman erwartet hatte, ging es an vielen Stellen im Buch deutlich heißer her. Die Leidenschaft, die die beiden Protagonisten füreinander empfinden, endet regelmäßig in Sexszenen, die von der Autorin bildhaft beschrieben werden. Dennoch kommt die Handlung nicht zu kurz: Eindrücklich beschreibt Sarina Bowen das Leben von Griff und seiner Familie auf dem Hof, auf dem Bioäpfel angebaut und Cider hergestellt werden. Im Gegensatz dazu steht Audreys Leben, die für einen ausbeutenden Konzern arbeitet und nicht besonders glücklich ist. Die Autorin schafft es durch ihren Erzählstil, jeder Figur ihren ganz eigenen Charakter zuzuschreiben, sodass man sich diese beim Lesen gut vorstellen kann. Besonders gefallen hat mir, dass der Roman aus zwei Blickwinkeln geschrieben ist: In jedem Kapitel wechselnd wird die Handlung einmal aus Sicht von Audrey und einmal aus Sicht von Griff geschildert. Dadurch kann man tief in die Gedanken und die Gefühlswelt der beiden eintauchen.
Wenn ich eine Kleinigkeit bemängeln müsste, wäre es das Ende: Dieses kam für meinen Geschmack dann doch recht schnell und hätte gerne noch etwas ausführlicher beschrieben werden können.

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Veröffentlicht am 02.10.2024

Bedrohte Tierarten müssen geschützt werden!

Mukiza
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Mukiza, das kleine Berggorillababy, erblickt eines Nachts im Bwindi Nationalpark in Uganda das Licht der Welt. Es ist Teil einer größeren Gruppe Berggorillas, zu denen auch seine Mutter Mugwere und sein ...

Mukiza, das kleine Berggorillababy, erblickt eines Nachts im Bwindi Nationalpark in Uganda das Licht der Welt. Es ist Teil einer größeren Gruppe Berggorillas, zu denen auch seine Mutter Mugwere und sein Vater Zeus zählen. Mukiza wächst zunächst ganz unbekümmert auf. Er spielt mit seinen Gefährten, wird immer mutiger und lernt schnell. Als er eines Tages auf Menschen trifft, bleibt die Begegnung nicht ohne Folgen. Auch in seiner Gruppe gibt es bald Tumulte, sodass Mukiza, mittlerweile ein ausgewachsener Silberrücken, sich behaupten muss.

Hannes Jaenicke schreibt in „Mukiza“ über das Leben eines Berggorillas. Das Tier gibt es tatsächlich und Teile der Geschichte sind ebenso passiert. Umso beeindruckender – an manchen Stellen aber auch umso trauriger – ist das, was der Schauspieler, Umweltschützer und Autor hier schildert:
Wir lernen das Leben dieser besonderen Tiere kennen und erfahren, wie sie in Gruppen zusammenleben, voneinander lernen und sich als Anführer durchsetzen. Gleichzeitig sehen wir aber auch, welchen Gefahren diese sowieso schon bedrohte Tierart ausgesetzt ist. Der Mensch zerstört nicht nur den Lebensraum der Berggorillas, sondern sorgt mit Fallen immer wieder auch dafür, dass sich Tiere verletzen und schlimmstenfalls verenden.
Die Geschichte wird unterstrichen von Illustrationen, die durchweg großformatig gestaltet sind. Diese stellen den Regenwald atmosphärisch dar und zeigen gekonnt die Gemeinschaft der Berggorillas auf. Besonders die Lichteffekte stechen ins Auge, sei es die Stimmung bei Sonnenuntergang oder die eines Gewitters bei Nacht.
Gut gefällt mit, dass sich der CalmeMara Verlag verpflichtet hat, 1 € pro Buch an die Berggorilla & Regenwald Direkthilfe e. V. zu spenden. Damit leistet man mit jedem Kauf automatisch einen Beitrag zum Schutz dieser besonderen Tiere. Ein schönes Buch, um schon Kinder für den Umwelt- und Tierschutz zu sensibilisieren!

Veröffentlicht am 17.09.2024

Die Geschichte einer iranischen Familie in Deutschland - literarisch dicht und in poetischer Sprache

Als wir Schwäne waren
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Reza ist noch ein Kind, als seine Eltern mit ihm vom Iran nach Deutschland ziehen. Hier leben sie in einem Viertel in Bochum, in dem Menschen der unteren Unterschicht bis zur mittleren Mittelschicht zu ...

Reza ist noch ein Kind, als seine Eltern mit ihm vom Iran nach Deutschland ziehen. Hier leben sie in einem Viertel in Bochum, in dem Menschen der unteren Unterschicht bis zur mittleren Mittelschicht zu Hause sind. Der Familie fällt es nicht leicht, Anschluss zu finden. Sprache und Kultur sind ihnen fremd, ihre Nachbarn beäugen sie misstrauisch, ihre Abschlüsse werden nicht anerkannt. Auch nach Jahren in der neuen Heimat fühlt sich die Familie nicht zugehörig. Behzad Karim Khani erzählt davon, was es heißt, in einem Land anzukommen, ohne wirklich dort anzukommen.

Mit „Als wir Schwäne waren“ hat Behzad Karim Khani einen Roman verfasst, der deutliche autobiografische Züge aufweist. Er verleiht darin Reza seine Stimme. Reza ist der Sohn iranischer Einwanderer, der rückblickend seine und die Geschichte seiner Familie erzählt. Die Geschehnisse schildert er episodenhaft, sodass sich der Roman aus vielen Fragmenten in chronologischer Reihenfolge zusammensetzt. Der Autor bedient sich beim Schreiben einer höchst poetischen Sprache. Seiner Hauptfigur gibt er eine gewisse Distanz zu den Ereignissen, sodass Reza diese – obwohl er selbst Teil des Ganzen war – wie ein außenstehender, objektiver Beobachter recht emotionslos wiedergibt.
Khani schreibt über all die Probleme, die Menschen in Deutschland erwarten. Er weist auf kulturelle Unterschiede hin, erzählt von Sprachproblemen, der fehlenden Anerkennung von Abschlüssen und der Chancenlosigkeit. Er berichtet von Armut und Nachbarn, die deshalb ins kriminelle Milieu abstürzen. Er zeigt die Gewalt und Drogendelikte auf, die in Rezas Viertel vorherrschen. Und er erzählt, wie auch Reza selbst sich nicht gegen den Absturz schützen kann.
„Als wir Schwäne waren“ ist aber nicht nur eine Geschichte über die Perspektivlosigkeit einer emigrierten Familie, sondern es ist auch eine Geschichte von Vater und Sohn, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auf der einen Seite der Vater, der in Deutschland nie Fuß fassen konnte, immer stiller wurde und vor allem über seine Gedanken und Gefühle nicht sprach. Über einen Vater, der Stolz und Würde besaß. Auf der anderen Seite der Sohn, der immer tiefer in die Kriminalität abrutschte und seinen Stolz noch heute sucht. Es ist die Geschichte zweier, die sich womöglich auch durch die Auswanderung voneinander entfernt und nie wieder so ganz zusammengefunden haben.
So viel uns der Autor über die Herausforderungen der Familie in Deutschland wissen lässt, so wenig gibt er an anderer Stelle preis. Das sorgt dafür, dass die Geschichte einerseits literarisch dicht erzählt ist, die Leerstellen andererseits aber einige Fragen aufwerfen: Wieso hatte die Familie den Iran überhaupt verlassen? Warum haben sie an ihrer Situation im Bochumer Viertel nicht früher etwas geändert, wenn sie nicht glücklich waren?
Obwohl „Als wir Schwäne waren“ in den 1980er und 1990er Jahren spielt, ist der Roman noch immer höchst aktuell und auf jeden Fall lesenswert.