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Veröffentlicht am 15.07.2023

Ricci und Mats, ein ungleiches Paar

Luftmaschentage
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Ein Mädchen, das extrovertiert ist, und das andere, was introvertiert ist... Gegensätze ziehen sich doch an, oder?

Dieses Jugendbuch, als eine authentische Geschichte im Klappentext beschrieben, ist wirklich ...

Ein Mädchen, das extrovertiert ist, und das andere, was introvertiert ist... Gegensätze ziehen sich doch an, oder?

Dieses Jugendbuch, als eine authentische Geschichte im Klappentext beschrieben, ist wirklich sehr authentisch, sensibel und herzergreifend geschrieben. Der Stil ist hervorragend. Aus der Perspektive von Matea (Mats) erzählt, unterlegt mit Textnachrichten (SMS) an Riccarda (Ricci):
Eine völlig schüchterne Mats bringt in der Öffentlichkeit kaum ein Wort über die Lippen. In der Schule akzeptieren die Lehrkräfte diese stumme Mats, denn sie ist eine 1a Schülerin. Die Höchstnoten erhält sie jedoch nie, weil sie eben nicht redet. Zu Hause in der Familie spricht sie schon, aber nicht viel, sie will ihre Ruhe haben und in ihrer Welt leben. Mit manchen Freundinnen, z.B. der alten Loose, tut sie aber schon reden, denn die verstehen sie. Und die alte Loose bringt ihr auch das Stricken und Häkeln bei.
Kommen wir also zum Titel, der einfach genial ist - ‚Luftmaschentage‘… diese Mats hat sich zu einer Guerillastrickerin entwickelt, die mit Wolle der Loose, an sie vererbt, alles bestrickt und behäkelt, ein Baum, Gartenzaun und dann diese Jungenskulptur.
Die anderen in der Schule halten Mats für bekloppt und eine moppt sie massiv. Mats will nur eine Freundin, eine beste Freundin. Die findet sie schließlich in Ricci. Ricci ist das totale Gegenteil von Mats, sie redet viel und aggressiv, geht andere auch körperlich an, vor allem, wenn es um ihre Freundin Mats geht.
Die Mädchen sind talentiert (Mats, die gute Schülerin, die Strickerin mit tollen Ideen zur Verschönerung ihrer Umgebung; Ricci, die großartige Zeichnerin und treue Freundin, die sich auch belehren lässt, trotz ihres misslichen Umfeldes).

Was immer passiert ist, dass Mats nicht redet, wird nicht näher beschrieben, aber wie sie sich fühlt. Riccarda, die Neue in der Klasse ist das genaue Gegenteil von Mats, die Schüchterne (Madame Schüchtern im Bauch, diese breite Tante Krake, die sich sofort meldet, wenn irgendetwas passiert, was Mats nicht verarbeiten kann). Ricci, die Aggro. Ricci ist die Einzige, die von der Krake erfährt und sie sogar zeichnet. Doch auch Ricci hat ihre Geheimnisse, die sie nicht äußert. Und Mats will ihnen auf die Spur kommen, weil sie eben die beste Freundin von Ricci sein will.

Es ist eine unglaublich tolle Geschichte, wie diese Entwicklung zwischen den beiden Mädchen beschrieben wird, dazu kommen noch Yasser und Leon...
Das Titelbild dazu ist einfach super, ein Guerillastrickbaum, sehr bunt, ein bestrickter Baum, auf dem die beiden Mädchen sitzen und mit Wollfäden hantieren. Auffallend und passend zur Geschichte.

Der Beltz - Verlag, bekannt für ausgezeichnete Jugendbücher, hat mit Anne Beckers Roman wieder ein preiswürdiges Buch auf den Markt gebracht. Die Autorin selbst, eine studierte Sonderpädagogin, arbeitet als Förderschullehrin und weiß wovon sie schreibt. Das Buch, was mich total faszinierte und auch für Ältere, jenseits der Pupertät, interessant ist, verdient ein breites Publikum.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Der Wald, der Mensch, Bedeutung & Nutzung

Die Sache mit dem Wald
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Prof. Dr. Dr. Sven Herzog, Autor des Sachbuchs "Die Sache mit dem Wald", leistet mit seinem Buch einen wichtigen und bereichernden Beitrag zur Diskussion ‚Wald‘.

Unterschiedliche Nutzungsgruppen haben ...

Prof. Dr. Dr. Sven Herzog, Autor des Sachbuchs "Die Sache mit dem Wald", leistet mit seinem Buch einen wichtigen und bereichernden Beitrag zur Diskussion ‚Wald‘.

Unterschiedliche Nutzungsgruppen haben unterschiedliche Einstellungen zum Wald:
Da sind zum einen die Waldbewirtschafterinnen (viele Waldstücke sind im Privatbesitz, was die durchschnittliche Waldbenutzerin nicht weiß), da sind staatliche und städtische Försterinnen, da sind Jagdgesellschaften, da sind einfache Waldlustwandlerinnen, die lediglich Waldbaden machen wollen, die Bergwandern wollen und sich an der Natur erfreuen…
Diese unterschiedlichen Interessen gilt es unter einen Hut zu bekommen.
Und vor allem - Waldstücke sind bei uns frei begehbar und besuchbar. Das ist weltweit nicht die Regel... Lediglich jagen und fischen ist nicht erlaubt, nur mit Ausweis. Alles hat historische Wurzeln...

Herzog betrachtet den Wald nun aus diesen diversen Ecken: Denn der Klimawandel schädigt den Wald (Fichten, Erlen etc. leiden bereits beachtlich)
Was ist dabei die Funktion und die Rolle der Forstwirtschaft? Und was tun die Waldtiere (Wildbestand, auch Neuzuwachs wie Wölfe, Elche, eventuell Bären, Luchs, Wildkatze etc.) dazu? Denn Biodiversität, Klimaschutz und Erholung schließen sich nicht aus im Biotop Wald.

Wissenschaftlich fundiert, doch auch für Laien verständlich beschrieben; mit sehenswerten und interessanten Fotos lockert der Autor den Text auf.
Die Themen sind reichhaltig. Informativ fand ich vor allem die historische Entwicklung von Waldnutzung und den menschlichen Eingriff (Störung, Zerstörung, Wiederaufbau).
Bekannt ist aus vielen Regionen, nicht nur Deutschland, dass 'der Mensch' Waldflächen massiv störte und zerstörte - die Sahara war mal grün... Von diesem Buch kann man lernen, was 'der Mensch' bereits getan hat und was er verursacht, wenn nicht kluge Menschen lenken...

Für mich definitiv ein gutes Buch!

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Kingsbridge, 12. Jahrhundert

Die Säulen der Erde
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Ken Follett, der unglaublich großartige Romancier, der historische Romane schreibt, die süchtig machen:

Die Säulen der Erde, ein fast 1300 Seiten umfassendes Epos und Vorgängerbuch zu dem berühmten Roman ...

Ken Follett, der unglaublich großartige Romancier, der historische Romane schreibt, die süchtig machen:

Die Säulen der Erde, ein fast 1300 Seiten umfassendes Epos und Vorgängerbuch zu dem berühmten Roman 'Die Tore der Welt'. Der Roman spielt in Kingsbridge und wiederum mit den gleichen Propagandisten wie im Folgeband. Philip, der junge Prior von Kingsbridge, ehrgeizig, gottesfürchtig und hingebungsvoll bezüglicher seiner Kirche, unnachgiebig gegenüber jenen, die seinen (ehrbaren) Zielen gegenüber treten. Sein Baumeister (für die wunderbare Kathedrale von der Philip träumt) Tom Builder, sein Sohn Jack (das angebliche Findelkind), die Grafentochter Aliena, mit der übel mitgespielt wird, und natürlich die schrecklichen Widersacher adliger und auch kirchlicher Natur.
Aus diesen Helden, Heldinnen und Gegenspieler hat Follett wieder einen wunderbaren Roman gezaubert, der einem mitnimmt in die Jahre 1123 bis 1173 und der die unnachgiebige Zeit des 12. Jahrhunderts erklärt, wo oft noch das Recht des Stärkeren gilt.
Auf den rund 1300 Seiten entwickelt sich eine pralle Lebensgeschichte um die Gemeinde Kingsbridge nach historischem Vorbild mit Erfolgserlebnissen, mit Niederlagen, mit Zerstörungen und mit raffinierten Plänen, um sich den Widersachern zu erwehren...

Wer Mittelalterliches liebt, wer gerne gut recherchierte Historienromane mit nicht einfachen Liebesgeschichten liebt kommt bei diesem Roman - mit einiger Geduld - auf seine Kosten. Es ist ein Buch, was einen sofort in den Sog der Geschichte hineinzieht...man leidet und liebt mit den Hauptgestalten mit...

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Die Suche des Schriftstellers

Martin Eden
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Ein junger Mann will unbedingt Schriftsteller werden. Doch er entstammt nicht der Klasse, die dafür prädestiniert wäre. Er ist zuerst einmal ungebildet, liest wie besessen und bildet sich als Autokrat ...

Ein junger Mann will unbedingt Schriftsteller werden. Doch er entstammt nicht der Klasse, die dafür prädestiniert wäre. Er ist zuerst einmal ungebildet, liest wie besessen und bildet sich als Autokrat weiter. Es geht um die Liebe zu einer jungen Frau, die einer vermögenden Familie entstammt, der gebildeten Oberschicht. Und er? Er ist ein Nichts, ein einfacher Mensch, ein Arbeiter. Was weiß er denn schon vom Leben.
Doch Martin lernt eifrig und fängt an zu schreiben. Immer wieder kommen seine Manuskripte zurück zu ihm. Er hat kaum Geld und in der gesellschaftlichen Schicht seiner Geliebten wird er nicht akzeptiert. Er ist und bleibt ein Nichts. Doch dann nehmen Verlage plötzlich seine Manuskripte. Er schafft es! Doch er merkt, dass seine Geliebte nicht ihn liebt, sondern nur die Aura unterhalb ihrer Klasse sich verliebt zu haben...

Es ist eine sehr ernste Angelegenheit. Wer schafft den sozialen Aufstieg zu welchen Kosten? Und wer ist wichtiger, die Arbeitenden, die Reichen, das Individuum oder die Gemeinschaft?

Begleiten wir Martin Eden auf seinem schwierigen Weg. Gewinnt er? Scheitert er?
Dieser Roman, so sagt man, ist das Buch in dem am Meisten von Jack Londons eigener Biografie verarbeitet wurde. Ist Martin Eden Jack London, ist Jack London Martin Eden?

Auf jeden Fall empfehlenswert, für diejenigen, die Fan von Jack London sind. Doch auch für diejenigen, die sich mit der Schriftstellerei auseinandersetzen, mit den Klassengrenzen (die heute eigentlich nicht mehr existieren sollen. Und natürlich sind sie nach wie vor vorhanden...)
Stil - der eigene Jack London Stil!

Der Roman wurde bereits mehrfach verfilmt.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Ouroboros

Der mexikanische Fluch
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Das Buch heißt 'Der Mexikanische Fluch', das Original auf Englisch 'Mexican Gothic':

In den Bergen, weit außerhalb von Mexico City (allein schon die Erklärung zu 'el de Efe' führt zu Verwunderungen)... ...

Das Buch heißt 'Der Mexikanische Fluch', das Original auf Englisch 'Mexican Gothic':

In den Bergen, weit außerhalb von Mexico City (allein schon die Erklärung zu 'el de Efe' führt zu Verwunderungen)... da liegt ein Herrenhaus. Die Bewohner sind englisch und haben sich trotz langer Aufenthaltsdauer im Land englisch gehalten. Faseln von Vererbungslehren und Vermischungen...zumindest der alte Howard, der Patriarch.
Noemi soll zu ihrer Cousine Catalina fahren, so der Vater, denn die Cousine hat einen verstörenden Brief geschrieben. In der Tat, nachdem Noemi die Fahrt antritt, in den Bergen ankommt und ins Haus geleitet wird, kommen ihr Bewohner und das Haus selbst seltsam vor.

Das Buch nimmt einem nach wenigen Seiten gefangen (so wie das Haus!). Die Sogwirkung des Buches verhindert ein Weglegen und schon steckt man tief drin in dieser Geschichte. So vieles passiert, so Unglaubliches. Schwere Alpträume...
Die Autorin Silvia Moreno - Garcia (mit, man mag es kaum glauben, mexikanischen Wurzeln) schrieb ein düsteres Buch und doch steckt, auch wenn nicht vordergründig, viel Mexikanisches in dem Buch...

Manche sagen, es erinnere an 'Crimson Peak' (was ich zuerst einmal nachschlagen musste), und über Crimson Peak sagen andere, dass es an 'Untergang des Hauses Usher' von Edgar Allan Poe erinnert... Es scheint, dass viele Gedanken bereits gedacht wurden: Doch schön, wenn neue Formen daraus entstehen...Insofern habe ich nichts gegen historische Vorlagen und Ideengeber.

Auf dem Buchumschlag steht 'internationaler bestseller' und 'hochgradig intelligent und abgründig (The New York Times). Abgründig auf jeden Fall und in diese Abgründe, mit viel Familienhistorie, fällt der lesende Mensch ohne Vorwarnung. Noemi, die herausfindet, was auf dem alten Herrensitz 'High Place' passiert - gerät in das Netz von Gewalt und Wahninn (wieder ein Zitat vom Klappentext). Auf dem Titelbild eine junge Frau, schön, in einem eleganten Kleid, mit einheimischen Kräutern in der Hand. Doch wichtig ist diese grünliche Tapete, ein ziseliertes altes Muster... Das Haus und seine Rolle...

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