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Veröffentlicht am 20.06.2023

Junge Frauen und der Mut zur Veränderung

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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1899: Nora von Jagow, 16 Jahre und sehr ungestüm, sie wächst auf einem Gut an der Ostsee sehr frei auf. Ihre Mutter ist gemütskrank, ihr Vater oft unterwegs, daher bleibt die Erziehung ihrem Bruder Henry ...

1899: Nora von Jagow, 16 Jahre und sehr ungestüm, sie wächst auf einem Gut an der Ostsee sehr frei auf. Ihre Mutter ist gemütskrank, ihr Vater oft unterwegs, daher bleibt die Erziehung ihrem Bruder Henry überlassen. Dieser beschließt seine Schwester in ein Pensionat in Lübeck zu geben, damit sie für die Aufnahme in die Gesellschaft den letzten Schliff erhält. Doch Nora ist damit nicht einverstanden, sie möchte nicht das Gut und besonders nicht ihren besten Freund Karl verlassen. Karl ist der Sohn der Köchin und Stallbursche auf dem Gestüt, nicht der passende Umgang für seine Schwester findet Henry. Auch Karl hat Pläne für sein weiteres Leben, er möchte nicht auf dem Gut bleiben und Werftarbeiter in Lübeck werden.
So nimmt das Schicksal seinen Lauf, Nora geht widerwillig in das Pensionat. Bei ihrer Ankunft in Lübeck lernen Henry und Nora die junge Lehrerin Gesche Petersen zufällig kennen. Diese erhält eine Anstellung als Lehrerin im Pensionat am Holstentor und ist der Meinung, dass Mädchen und Frauen nicht von der Bildung ausgeschlossen sein sollten. Sie muss vorsichtig agieren, denn mit ihren Ansichten eckt sie zu dieser Zeit meistens an.
Der Roman spiegelt eine Zeit der beginnenden Veränderung wider. Die Bediensteten auf den Höfen und Gütern wollen etwas anderes, mehr, z.B. Karl, er möchte nicht nur Stallmeister werden, er möchte selbst über sein Leben bestimmen. Nora hat den Traum, das Gut zusammen mit ihrem Bruder Henry zu führen, aber sie soll eine gute Partie machen und heiraten. Die Freundinnen im Pensionat schwören, dass sie einander beschützen werden und sich niemals im Stich lassen.
Die Autorin schildert uns die Ereignisse in einer sehr flüssigen, gut zu lesenden Sprache. Man fühlt mit den Protagonisten und ich bin gespannt wie sich alles im zweiten Band weiterentwickelt.

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Familiengeschichte und Urlaubsidyll

Das Erbe der Greiffenbergs - Gegen den Wind
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Es wird der runde Geburtstag von Elsa Greiffenberg in Prien am Chiemsee gefeiert. Die Familienidylle scheint perfekt zu sein, aber es scheint nur so. Jeder der Familienmitglieder trägt etwas mit sich herum, ...

Es wird der runde Geburtstag von Elsa Greiffenberg in Prien am Chiemsee gefeiert. Die Familienidylle scheint perfekt zu sein, aber es scheint nur so. Jeder der Familienmitglieder trägt etwas mit sich herum, dass er den anderen nicht erzählt. Und dann kehrt Ludwig, der Familienpatriarch, eines Abends von einem Segeltörn nicht zurück, alle sind davon überzeugt, dass er beim Sturm ertrunken ist. Pauline, seine älteste Tochter, übernimmt die Geschäfte des Feinkostunternehmens. Sie ahnt nicht, welch starker Wind ihr ins Gesicht bläst. Ihre Großmutter Elsa macht ihr immer wieder Mut und hilft ihr durchzuhalten. Und dann ist da noch der junge Ökobauer Leopold, den sie sehr sympathisch findet, obwohl er ein Widersacher vor Ort ist.
Isabell Schönhoff erzählt uns die Geschicke der Familie Greiffenberg in einem sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Die Protagonisten werden uns nähergebracht, aber nicht alle sind leicht zu durchschauen. Zwischendurch möchte man an den Chiemsee fahren, dort Urlaub machen, im Feinkostgeschäft Greiffenberg in Prien einkaufen und anschließend ein Picknick veranstalten. Das Lesen des ersten Bandes der Familiensaga hat mir Spaß gemacht und ich möchte werde wissen wie es weitergeht. Manchmal fragt man sich als Leser, ob es nur die Guten oder die Bösen gibt, aber das hat dem Lesespaß keinen Abbruch getan. Die letzten Sätze des Buches versprechen auf jeden Fall neue Spannung.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Die Semperoper und das Leben in Dresden

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Anne Stern entführt uns die Welt Dresdens als der erste Bau der Semperoper fertiggestellt war. Elise ist das älteste Kind von Georg und Amalie Spielmann, die Familie gehört zur besseren Gesellschaft der ...

Anne Stern entführt uns die Welt Dresdens als der erste Bau der Semperoper fertiggestellt war. Elise ist das älteste Kind von Georg und Amalie Spielmann, die Familie gehört zur besseren Gesellschaft der Stadt. Sie spielt mit Leidenschaft und sehr gut Violine, obwohl sie ein Mädchen ist träumt sie von einer Karriere als Musikerin. Hinter den Kulissen des königlichen Hoftheaters geht es manchmal genauso dramatisch wie auf der Bühne zu. Die Primaballerina ist schwanger und muss das Haus verlassen. Der Kulissenmaler und die Requisiteurin sind Geschwister und haben lange für ihren Platz am Theater gekämpft. Bei einem Theaterbesuch von Elise lernt sie Christian den Kulissenmaler kennen. Die beiden verlieben sich und eine zarte heimliche Bindung entsteht zwischen ihnen.

Die Autorin erzählt uns Geschichten von Menschen die die Semperoper lieben oder dort arbeiten. Es sind Personen sehr unterschiedlicher Herkunft und jeder ist irgendwie mit dem Hoftheater verbunden. Anne Stern gelingt es uns diese Menschen, das Theater und die Stadt Dresden vor unseren Augen entstehen zu lassen. Für persönliche Freiheit ist zu der Zeit wenig Raum, schnell kann man in den sozialen Abgrund geraten. Schmerzhaft erfährt das die Ballerina, der Vater ihres Kindes ist verheiratet und verbietet ihr, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Auch Elise muss sich entscheiden, für Christian oder für ihren Verlobten Adam Jacobi.

Anne Stern hat einen sehr flüssigen Schreibstil, der der Zeit, in der das Buch spielt, angepasst ist. Ich habe gerne die verschiedenen Lebenswege der Protagonisten verfolgt. Im vorderen des Buches findet der Leser eine Karte von Dresden, so kann man die beschriebenen Wege gut verfolgen, wenn man die Stadt nicht kennt.

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Veröffentlicht am 11.05.2023

Was steckt dahinter?

Mutterliebe
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Eine Mutter sitzt auf der Anklagebank, ihr wird vorgeworfen ihren Sohn getötet zu haben und wegen Mordversuchs an ihrer Tochter. Die Gerichtsreporterin Kiki Holland soll über die Gerichtsverhandlung berichten, ...

Eine Mutter sitzt auf der Anklagebank, ihr wird vorgeworfen ihren Sohn getötet zu haben und wegen Mordversuchs an ihrer Tochter. Die Gerichtsreporterin Kiki Holland soll über die Gerichtsverhandlung berichten, sie vertritt spontan eine Kollegin. Kiki ist eine versierte Reporterin, kennt den Ablauf eines Prozesses und beobachtet genau die Angeklagte. Schnell gewinnt sie den Eindruck, dass irgendetwas mit Sylvia Bentz nicht stimmt und beginnt mit einer intensiven Hintergrundrecherche.
Das Buch ist flüssig geschrieben und die Protagonisten werden anschaulich beschrieben. Der Leser erfährt auf verschiedenen Zeitebenen vom Leben der Familie Bentz und fragt sich, was da im Leben der Familie nicht in Ordnung ist. Sie führen ein Leben komplett abgeschottet hinter den Mauern der Stadtvilla. Ist Sylvia psychisch krank? Was sind das für Medikamente die ihr Mann ihr verabreicht? Nach und nach wird das Bild durch die Recherche von Kiki Holland für den Leser klarer.
Ich habe diesen Krimi mit Spannung und Interesse gelesen, er ist gut aufgebaut, fast alle Figuren entstehen vor den Augen der Leser, von einigen habe ich kein klares Bild. Ein guter Krimi, allerdings mit kleinen Abzügen.

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Veröffentlicht am 27.03.2023

Der Beginn des Tourismus an der Nordseeküste und der Beginn einer Liebe

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Sabine ist 17 Jahre, wohnt in Gelsenkirchen, hat gerade die Frauenfachschule abgeschlossen und träumt davon zwei Wochen am Gardasee zu verbringen. Ihre Tante Ebba ist Witwe und lebt an der Nordseeküste ...

Sabine ist 17 Jahre, wohnt in Gelsenkirchen, hat gerade die Frauenfachschule abgeschlossen und träumt davon zwei Wochen am Gardasee zu verbringen. Ihre Tante Ebba ist Witwe und lebt an der Nordseeküste in St. Peter-Ording. Sie vermietet Zimmer mit Frühstück an Touristen um sich etwas dazuzuverdienen. Die Arbeit wird ihr etwas zu viel daher bittet sie ihre Schwester in Gelsenkirchen um Hilfe. Familiäre Pflichten gehen vor und so muss Sabine nach Nordfriesland fahren statt zum Gardasee. Schnell lebt sie sich dort ein und geniest bald den Aufenthalt dort. Dazu trägt sicherlich auch der junge Tom bei, den sie kennenlernt.
Die Geschichte des Buches findet in den Jahren 1959 und 1960 statt. Tanja Janz beschreibt die Zeit sehr gut. Sabines Eltern würde es freuen, wenn sie z.B. den Postboten Berti heiraten würde, da wäre ihre Tochter gut versorgt. Diese möchte aber lieber erst mal nach ihrer Ausbildung arbeiten und nicht sofort heiraten. Daher ist Sabine auch sehr gerne bei ihrer Tante, da sie hier wesentlich mehr Freiheiten hat. Die Geschichte wird von der Autorin sehr flüssig erzählt, man spürt den Zeitkolorit: die Jugendlichen wollen mehr Freiheiten haben und die Zukunft nach ihren eigenen Wünschen gestalten. Das birgt natürlich Konfliktpotenzial. Zwischen Nordfriesland und Gelsenkirchen spielt diese Geschichte, beide Regionen entstehen vor dem inneren Auge des Lesers. Das Ruhrgebiet mit den Zechensiedlungen und Städten und die Nordseeküste mit ihren Stränden und dem beginnenden Tourismus. Ich habe das Buch gerne gelesen, es hat mich gut unterhalten.

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