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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2023

Sprachlich und inhaltlich schöne Geschichte

Paradise Garden
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Billie ist 14 Jahre alt, als ihre Mutter Marika stirbt und ihre ungarische Oma in ihr Leben tritt. Bis dahin waren Marika und Billie eine Einheit und haben das Beste aus ihren bescheidenen Lebensverhältnissen ...

Billie ist 14 Jahre alt, als ihre Mutter Marika stirbt und ihre ungarische Oma in ihr Leben tritt. Bis dahin waren Marika und Billie eine Einheit und haben das Beste aus ihren bescheidenen Lebensverhältnissen gemacht. Mit ihrer Oma nach Ungarn, will sie nicht und insofern macht Billie sich auf den Weg herausfinden, wer ihr Vater ist.
 
Es ist eine schöne Geschichte, emotional, berührend und wirklich gutgeschrieben. Der Sprachstil passt für mich sehr gut zu einer 14jährigen, aus deren Sicht, der Roman auch erzählt wird. Die bildhaften Vergleiche sind oft so kindgerecht formuliert, dass es sehr stimmig klingt. Es gibt immer wieder kleine Satzperlen, die poetisch sind, nachdenklich machen.
Es ist eine Geschichte über Familie, Abschied, Mutter-Tochter-Beziehung, Herkunft und vielem mehr. Sie lässt einen mit einem wohlig warmen Gefühl zurück.
 
Aber… das letzte Drittel konnte mich dann leider nicht überzeugen. Zu viel läuft zu glatt, zu einfach, um noch glaubwürdig zu sein. Es klingt eher schon fast märchenhaft und das war für mich einfach nicht passend.
Ich hatte mehr erwartet, mehr Realität und Echtheit in der Handlung. Vielleicht auch, weil es auf der longlist dieses Jahr stand und ich da anderes mit verbinde.
 
Wen so etwas nicht stört,
wer auf der Suche nach einer wirklich anrührenden Geschichte ist,
wer gerade Literatur fürs Herz sucht,
der wird hier fündig.
 
Insofern spreche ich eine Leseempfehlung für ein schönes Debüt aus.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Zwei Frauen kämpfen gegen ihr Trauma

Die Kriegerin
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Es geht um Lisbeth und ihre Freundin „die Kriegerin“. Sie kennen sich seit dem Grundwehrdienst, verlieren sich dann aus den Augen und lassen zu Romanbeginn ihre Freundschaft wiederaufleben.

In dieser ...

Es geht um Lisbeth und ihre Freundin „die Kriegerin“. Sie kennen sich seit dem Grundwehrdienst, verlieren sich dann aus den Augen und lassen zu Romanbeginn ihre Freundschaft wiederaufleben.

In dieser Geschichte geht es um schwerverdauliche Themen, wie sexualisierte Gewalt und posttraumatische Belastungsstörungen und die jeweilig daraus resultierenden Folgen. Somit keine Wohlfühllektüre, aber wichtig, dass darübergeschrieben wird.

Der Schreibstil der Autorin ist nüchtern, ohne Schnörkel und klar, was für mich erst einmal zum Inhalt passt. Allerdings sind auch beide Frauenfiguren für mich sehr distanziert und ich bekam keinen rechten Zugang zu ihnen. Dadurch blieben viele Handlungen für mich schwer nachvollziehbar und ich konnte keine wirkliche Verbindung aufbauen. Am meisten Tiefe bekam der Inhalt für mich durch die Briefe der Kriegerin an Lisbeth, in denen zumindest diese ihre Verletzlichkeit und Emotionen zeigt.

Möglicherweise ist es aber auch genau so von Helene Bukowski beabsichtigt?! Diese Distanz und Isolation der beiden Frauen zum Rest der Gesellschaft für uns Lesende spürbar zu machen. Weil es für die beiden Frauen, nach den traumatischen Erlebnissen, eben nicht (mehr) möglich ist Nähe zuzulassen. Auch wenn sie innerlich von ihren Gefühlen überrollt werden.

Es ist eine intensive Geschichte, die mich allerdings nicht völlig überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Kultureller Spagat einer 18-jährigen

Ellbogen
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Hazal, fast 18 Jahre alt, türkischstämmig und in Berlin geboren, versucht ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Dabei kämpft sie mit den typischen Problemen und Herausforderungen einer jungen ...

Hazal, fast 18 Jahre alt, türkischstämmig und in Berlin geboren, versucht ihren Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Dabei kämpft sie mit den typischen Problemen und Herausforderungen einer jungen Frau mit internationaler Herkunft. Fatma Aydemir verdeutlicht treffsicher die typischen Klischees, mit denen Hazal in Deutschland konfrontiert wird und die ihr ihr Leben schwer machen. Gleichzeitig gelingt es der Autorin auch den Spagat spürbar zu veranschaulichen, was es heißt in zwei Kulturen gleichzeitig leben zu können/ zu müssen.
Als die Party zu Hazals 18. Geburtstag nicht läuft, wie geplant, eskaliert die Situation und daraufhin flieht sie nach Istanbul. Dort sucht sie Unterschlupf bei ihrem Freund, den sie bis dato nur aus dem Internet kannte.
Sprachlich ist es ein schneller Roman, der auf mich eingeprasselt ist. Oft in der Jugendsprache geschrieben und vor allem absolut roh und unverstellt in seiner Ausdrucksweise. Er lässt sich leicht und schnell lesen und nahm mich mit in Hazals Welt.
Allerdings war die Protagonistin für mich keine durchweg sympathische Person. In einigen Momenten hat es mich betroffen gemacht, ihr exemplarisches Schicksal zu lesen. Aber es gab auch mehrere Situationen, wo mich Hazals Naivität geärgert hat.
 
Es ist Fatma Aydemirs Debüt gewesen und durchaus lesenswert. Allerdings gibt es für mich eine deutlich spürbare Weiterentwicklung der Autorin bei Dschinns. Womit ich bei beiden Büchern hadere, ist der Schluss, aber das ist Geschmackssache und absolut subjektiv.

Insofern gebt dem ersten Roman von ihr eine Chance und bildet Euch selbst eine Meinung.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Märchenhafte Geschichte über zwei Frauen

Fischers Frau
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🐠 Leseeindruck:
Das Cover hat mich gleich angesprochen und wie es vermuten lässt, verwebt Karin Kalisa hier die Geschichten von zwei Frauen miteinander. Zum einen gibt es Mia Sund, die Faserarcheologin, ...

🐠 Leseeindruck:
Das Cover hat mich gleich angesprochen und wie es vermuten lässt, verwebt Karin Kalisa hier die Geschichten von zwei Frauen miteinander. Zum einen gibt es Mia Sund, die Faserarcheologin, die sich mit den alten Fischerteppichen der Ostsee befasst. Zum anderen gibt es Nina, die vor fast 100 Jahren ein besonders Exemplar davon gewebt hat. Eines Tages landet dieser Fischerteppich bei Mia und sie erliegt seinem Zauber. Um herauszufinden, ob er echt ist oder eine Fälschung begibt sie sich unter anderem nach Zagreb und „durchsucht“ die Vergangenheit.
Die Geschichte hinter diesen Fischerteppichen beziehungsweise auch die Fischerteppiche selbst, war mir bis zu diesem Roman völlig unbekannt. Insofern habe ich viel gelernt und diesen Teil der Geschichte interessiert gelesen.
An sich liest sich das Buch auch wirklich flüssig. Die Autorin zieht die Lesenden gekonnt in den Bann dieser Geschichte. Die verschiedenen Erzählstränge und Zeitebenen stellen dabei keine Herausforderung dar und bringen zusätzlich Spannung rein.
Allerdings hat es mich nicht völlig abholen können. Die persönliche Entwicklung von Mia im Verlauf der Geschichte war mir zu gewollt und auch Ninas Teil ist mir zu viel Märchen und zu wenig realistisch. Vielleicht lag es an meinen Erwartungen, die ich hatte. Ich war nicht auf eine „märchenhafte“ Handlung eingestellt und hatte mehr Historisches/Echtes erwartet.
Der Kniff, wie Karin Kalisa Ninas Leben in den Roman einflicht, fand ich dagegen sehr gelungen und passend innerhalb dieses Romans. Auch, wenn ich im ersten Moment nochmal nachlesen musste, ob ich es richtig verstanden hatte.
 
🐠 Falls Ihr also Lust auf eine Geschichte mit wahrem Hintergrund aber mehr Fiktion habt, dann wäre das womöglich etwas für Euch.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Berührende Familiengeschichte

Die Reisenden der Nacht
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Der Roman umspannt eine Zeit von rund 80 Jahren und begleitet dabei vier Generationen einer Familie, allesamt Frauen.
Zu Beginn bin ich sofort in das Setting der 1930iger Jahren eingetaucht und habe Allys ...

Der Roman umspannt eine Zeit von rund 80 Jahren und begleitet dabei vier Generationen einer Familie, allesamt Frauen.
Zu Beginn bin ich sofort in das Setting der 1930iger Jahren eingetaucht und habe Allys Lebensweg und Schicksalsschläge berührt verfolgt. Sie wird ungeplant von ihrem schwarzen Freund Marcus schwanger und muss ab der Geburt ihrer Tochter Lilith mit Anfeindungen, Diskriminierung, bis hin zu tätlichen Übergriffen durch „wahre“ Deutsche leben. Besonders Lilith schwebt relativ bald in Lebensgefahr, bedingt durch Hitlers Rassenideologie. Deshalb entschließt sich Ally zu dem schweren Schritt und schickt sie mit einem jüdischen Ehepaar nach Kuba.
Doch auch dort ist Lilith auf Dauer nicht sicher, denn ihr späterer Ehemann wird von Fidel Castros Männer gefangen genommen. Somit ist auch ihr Leben und das der gemeinsamen Tochter Nadine in Gefahr. Und Nadine teilt das Schicksal ihrer Mutter, als sie in die USA ausgeflogen wird und dort von einer Familie adoptiert wird.
Erst Jahrzehnte später, zurück in Deutschland und durch ihre Tochter Luna, wird die Familiengeschichte aufgearbeitet und in Gänze erzählt.
Der Plot an sich hat sehr viel Potential und tatsächlich hätte jedes der vier Schicksale genügend Stoff für einen eigenen Roman geliefert.
Leider hat der Autor diese Chance, in meinen Augen, nicht genutzt. Stattdessen sind für mich die Geschehnisse häufig zu sehr aneinander gereiht ohne ihnen den nötigen Raum zu geben. Denn wenn der Autor ins Erzählen kommt, sind es wirklich gelungene Bilder, die er entstehen lässt. Dann habe ich mit gefiebert und gelitten mit den Frauen. Bin abgetaucht im dunklen Deutschland kurz vor dem 2. Weltkrieg oder dem warmen Kuba der 1940er und 1950er. Aber dazwischen liest es sich, wie zu kurze Momentaufnahmen.
Das Ende hat mich dann wiederum sehr berührt. Es war stimmig und gelungen für diese fiktive Familiengeschichte.

In Summe habe ich das Buch gerne gelesen, der Schreibstil ist flüssig und es ist historisch gut recherchiert. Gerade der andere Einblick in unsere deutsche Geschichte beziehungsweise die Auswirkungen in diese Richtung, hatte ich bis dato so noch nicht gelesen.
Wer also gerne historische Roman liest, die nicht zu tief in die Einzelschicksale eintauchen, wird hier gut unterhalten.

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