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Veröffentlicht am 13.07.2023

Toller Einstieg in die Welt von ADHSler

Kirmes im Kopf
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Eigentlich steht meine Rezension schon lange aus, doch ich wollte warten, bis jemand aus meinem nahen Umfeld das Buch auch gelesen hat. Diese Person ist aber erst jetzt fertig geworden, denn da gab es ...

Eigentlich steht meine Rezension schon lange aus, doch ich wollte warten, bis jemand aus meinem nahen Umfeld das Buch auch gelesen hat. Diese Person ist aber erst jetzt fertig geworden, denn da gab es noch viele andere interessante Bücher zu lesen zwischendurch... Ja, nun ratet: die Person ist vom Thema selbst betroffen - und ich als Angehörige natürlich mit.

An dieser Stelle auch gleich ein kleiner Kritikpunkt: obwohl ich weiss, dass die Autorin in "Kirmes im Kopf" nur ihre eigene Geschichte erzählt, hätt ich mir gewünscht, dass vielleicht auch ihr Umfeld oder ihre Angehörigen zitiert worden wären. Wie gehen sie damit um? Vielleicht wär das ein Thema für ein allfälliges zweites Buch. (Dann aber auch gerne ohne die zu vielen Instagram-Accounts-Erwähnungen.)

Angelina Boerger erklärt in vielen Beispielen, wie ein ADHS-Gehirn funktioniert. Sie liefert erst die wissenschaftlichen Erklärungen und zeigt dann anhand eines praktischen Beispiels, wie das im Leben einer Person mit ADHS aussehen/sich abspielen könnte - oder in umgekehrter Reihenfolge. Mir gefielen die vielen Beispiele der Autorin, etwa das Thema "Bus verpassen", "nicht Autofahren" etc.

Das ganze Buch dient zum besseren Verständnis, wenn man mit dem Thema ADHS konfrontiert ist oder man einfach mal ein bisschen mehr darüber wissen möchte, da ist die Sicht von einer "Betroffenen" erfrischend. Es zeigt auch, dass teilweise Situationen mit ADHS verbunden sind, die man gar nicht auf dem Schirm hatte.

Somit ist "Kirmes im Kopf" als Einstieg in die Materie für alle Interessierten dienlich, unkompliziert hilft es mit zur Aufklärung und Annäherung an das neurodivergente Spektrum.

Wie anfänglich aber schon erwähnt, ist das Buch nur mit eigenen Beispielen der Autorin versehen und deshalb nimmt es nicht das ganze Spektrum auf. Und bleibt somit, trotz aller Annäherung, doch ein bisschen oberflächlich. Nicht jeder Erwachsene, nicht jedes Kind in diesem Spektrum hat es so "leicht" wie die Autorin.

Fazit: Ein toller Einstieg in die Welt von ADHSler, aber eben nur ein Einstieg - zum besseren Verständnis der Personen und nicht tiefergehend oder Beispiele anderer Betroffenen zeigend.
4 Punkte.

PS: Ja, ich weiss, dass die Autorin das Wort "Betroffene" aufgrund negativer Konnotationen unpassend findet - ich verwende es neutral, da ich kein passendes anderes Wort finde.

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Was für Weinliebhaber

Bretonischer Ruhm
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Dieser zwölfte Band ist voll mit Schilderungen zu den Weingütern, den Problemen der Weinbauern und - natürlich mit gutem Essen und sehr viel Kaffee! Der Kaffee ist ja obligatorisch bei Kommissar Dupin, ...

Dieser zwölfte Band ist voll mit Schilderungen zu den Weingütern, den Problemen der Weinbauern und - natürlich mit gutem Essen und sehr viel Kaffee! Der Kaffee ist ja obligatorisch bei Kommissar Dupin, alles andere aber bezieht sich auf die Reise, die Georges Dupin und Claire gerade unternehmen.

Die beiden haben endlich geheiratet und befinden sich auf ihren Flitterwochen. An der Loire reisen sie zu mehreren Weingütern, zuerst machen sie Halt bei Claires Freundin Cécile Cast. Doch mit der Ruhe ist es aus, als deren Ex-Mann ermordet wird. Dupin wie auch Cécile empfinden, dass die Polizei vor Ort nicht in alle Richtungen ermitteln, weil man nur von einem Jagdunfall ausgeht.

Cécile und Claire wollen unbedingt, dass Georges mit ihnen gemeinsam inkognito ermittelt. Detektiv spielen in den Flitterwochen - mal was anderes und Claire allen voran - zumindest zuerst. Denn natürlich bleiben ihre Vorstösse und Fragen nicht unbemerkt und bald werden sie von Dupins Team in Concarneau aus unterstützt.

Während die drei also ermitteln, beziehungsweise es tun und es so scheinen lassen, als tun sie es nicht, bekommen sie immer wieder Nachrichten von daheim, dass ein Specht ihr Hausdach zerstört. Diese Episoden fand ich völlig überflüssig. Ein paar Sätze dazu und eine schnell Lösung hätte, wenn das schon vorkommen muss, absolut genügt.

Dafür überzeugt "Bretonischer Ruhm" mit einem spannenden Fall. Jean-Luc Bannalec führt Dupin und seine Leserschaft auf verschlungene Wege und bringt so manches Motiv aufs Tapet, bis sie endlich einen Durchbruch schaffen. Bis dahin wird man gut unterhalten. Am Ende werden vielleicht auch einige von der Täterschaft überrascht. Ich wars nicht, aber der Weg zum Finale ist trotzdem auf jeden Fall interessant geschrieben und nicht langweilig.

Fazit: Ein sommerlicher Krimi für Weinliebhaber.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Eine Postkarte weist den Weg

PS. Über Apulien leuchtet die Liebe
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Lene Damonte legt hier einen schönen Sommerroman vor, der nicht nur sympathische und gut dargestellte Charaktere enthält, sondern auch die apulische Atmosphäre einfängt.

Eine Postkarte ist schuld, dass ...

Lene Damonte legt hier einen schönen Sommerroman vor, der nicht nur sympathische und gut dargestellte Charaktere enthält, sondern auch die apulische Atmosphäre einfängt.

Eine Postkarte ist schuld, dass Rosa sich endlich aufrafft und sich eine Auszeit gönnt - Tapetenwechsel. Ein Jahr nach dem Tod ihres Partners. Als Rosa als erstes genau an der Küste aussteigt, dessen Foto die alte Postkarte ziert, fühlt sie sich zum ersten Mal seit langem wieder gut, und Hoffnung in sich aufsteigen. Dass sie bald drauf einen jungen Mann kennenlernt, und einige Szenen mit ihm erlebt, mag sie nicht an so viele Zufälle denken.

Auch auf mich wirkten diese Szenen gar nicht so kitschig, wie man denken könnte. Die Autorin hat es geschafft, alle Begegnungen natürlich erscheinen zu lassen und so wirkt der ganze Roman sehr stimmig und ich nehme ihr alles ab.

Ihr Schreibstill gefällt und man ist super schnell in der Geschichte angekommen. Von mir aus hätte Rosa noch schneller ins Auto Richtung Italien steigen können, aber ich fand es auch schön, Petti mit ihrem Postkartenladen kennen zu lernen. Ebenso interessant fand ich die italienischen Charaktere, Mattia, aber vor allem auch Rosas Vermieterin Francesca. Sie hätte man noch ein wenig mehr einbinden können, aber so wie es war, ist es auch okay.

Die Ausfahrten in die Region, die Rosa unternimmt, machen Lust, sich selbst mal nach Apulien zu begeben und alles mit eigenen Augen zu sehen.

Fazit: Schöner sommerliches Liebesroman!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Nichts Gutes im Sinn?

Die Bahnhofsmission
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Zu diesem Buch griff ich nur aus einem Grund: weil ich Veronika Ruschs Bücher meistens sehr gerne mag. Das Cover und der Titel haben mich hier aber gar nicht gereizt. Das Lesen des Romans hab ich deswegen ...

Zu diesem Buch griff ich nur aus einem Grund: weil ich Veronika Ruschs Bücher meistens sehr gerne mag. Das Cover und der Titel haben mich hier aber gar nicht gereizt. Das Lesen des Romans hab ich deswegen auch immer hinaus geschoben. Das hätte ich mir aber sparen können - ich sollte es besser wissen - denn es ist kein gewöhnlicher historischer Roman, sondern fast eher ein Krimi. Der stark an die Hafenärztin-Reihe von Henrike Engel erinnert, die ja in etwa derselben Zeit spielt. Wer diese Reihe gerne gelesen hat, sollte auch zur "Bahnhofsmission" greifen - die wird euch auch gefallen!

Natalie Castellana arbeitet in der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin. Mit vielen Freiwilligen kümmert sie sich um junge Frauen, die von überall her nach Berlin kommen um hier zu arbeiten - aber allzu schnell in falsche Hände geraten.

Die junge Alice möchte Ärztin werden, doch ihr Vater, ein bekannter Berliner Arzt, lässt das nicht zu, auch nicht, dass sie Krankenschwester wird. Sie sucht noch immer nach einem Weg ihren Traum zu erfüllen, als sie bei der Rückkehr aus Küstrin ein Mädchen im Zug kennenlernt und bei der Ankunft eine Mitarbeiterin der Bahnhofsmission sieht und auf eben diese aufmerksam wird.

Während der gleichen Bahnfahrt lernt Alice einen feschen Offizier kennen. Und plötzlich kann sie sich das Heiraten doch vorstellen - mit einem Mann, der offen gegenüber einer arbeitenden Ehefrau erscheint. Alice Schwester Constanze ist bereits verheiratet, mit einem Arzt. Constanze hat ein Flair für Mode und Stoffe, und weiss immer etwas zu erzählen, doch die gemeinsamen schönen Kindertage sind für beide vorbei.

Die Geschichte entwickelt sich sehr schnell. Nach den ersten Seiten dachte ich, es würde brutal und dunkel, doch dem war nicht so, einige düstere Dinge passieren zwar, aber es wird auf eine angenehme Art und Weise das Düstere leichter gemacht und schneller erzählt.

Da Nathalie einen Mann beobachtet, den sie am Bahnhof noch nie gesehen hat und der sicherlich nichts Gutes im Sinn hat, dies auch noch von der Obdachlosen Baba bestätigt wird, wird Nathalie aktiv und reaktiviert ihre alten Kontakte. Mit der Suche nach diesem Mann geht die Story in einen Spannungsroman über.

Das mochte ich sehr, grosse Spannung und schnelles Tempo. Daneben bekommt man auch einiges über die Gründung und Arbeit der "Bahnhofsmission" mit, was ich interessant fand. Gut dargestellt empfand ich auch die Charaktere, die aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen und sich alle mit anderen Lebensthemen arrangieren müssen. Die einen sind zufrieden, so wie es ist, andere wollen Veränderung, andere tun auch etwas für die Veränderung. Insbesondere viele Frauen, die sich für Menschen- und Frauenrechte einsetzen.

Ich weiss gar nicht, wen ich lieber mochte: Nathalie oder Alice. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Und beide handeln schnell, manchmal vorschnell, ohne die Folgen ihrer Alleingänge zu bedenken. Baba ist eine interessante Figur, die sich entwickelt und ihre Kraft wieder findet. Und um nicht nur Frauen zu nennen: auch Kriminalkommissar Hirschfeld und, ja, sogar Maxim fand ich toll.

Ein bisschen zu zügig vonstatten ging mir die "Lovestory" zwischen Alice und Heinrich. Auch bei einigen anderen Dingen nimmt es mich Wunder, wie es weitergeht - kennt ihr das, wenn ihr ein Buch zu Ende gelesen habt und eigentlich ist alles gesagt und geschrieben, aber ihr wollt doch wissen, wie es nach dem Roman weiterging? So geht es mir hier in "Aller Tage Hoffnung".

Zum Glück ist "Die Bahnhofsmission" als Zweiteiler geplant. Der zweite Band "Eines Menschen Leben" erscheint Ende Februar 2024. Der wird garantiert nicht so lange auf meinem SuB liegen bleiben wie der vorliegende Band und hoffentlich meine Neugier über die verbliebenen Figuren stillen.

Fazit: Temporeicher historischer Spannungsroman mit interessanten Themen. Ich freu mich auf die Fortsetzung!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Eine geheimnisvolle Postkarte

Siena Carciofine und die Leiche im Hotel Paradiso
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Ja, Siena nervt mich mit ihrer Schusseligkeit bzw. ihrem Chaos überall: dass sie vieles wieder vergisst, liegen lässt, umstösst, etc.
Ja, mich nervt, dass vieles durch einfaches Kommunizieren statt Ausreden ...

Ja, Siena nervt mich mit ihrer Schusseligkeit bzw. ihrem Chaos überall: dass sie vieles wieder vergisst, liegen lässt, umstösst, etc.
Ja, mich nervt, dass vieles durch einfaches Kommunizieren statt Ausreden suchen ganz schnell hätte geklärt werden können, egal ob Siena, Luca, Fabrizio, Gianni oder die Nonna.
Ja, mich nervt auch, dass sich Siena erhobenen Hauptes immer wieder in brenzlige Situationen begibt, selbstverschuldet wohlgemerkt, und dann von einem ihre Prinzen gerettet werden muss.

Aber: erstens vergisst Siena ihre Brille kaum noch im Vergleich mit dem ersten Band und zweitens verfolgte ich trotz allem mit Spannung alles was geschah und war interessiert, was hinter all den Geschehnissen - der Tod des Pförtners, das Verschwinden Matteos und anderes - steckt.

Denn schnell liegt das Augenmerk auf dem Plot: als Siena in der Redaktion von einem Mord an einem Hotelportier hört, stutzt sie. Der Name des Hotels hat sie erst kürzlich gehört - ihre beste Freundin Sara verdächtigt ihren Mann Matteo eine Affäre in eben jenem Hotel zu haben. Da will Siena natürlich selbst vor Ort nachschauen. Ihr kommt das Ganze sehr komisch vor und will, erst recht als Matteo sich nicht mehr meldet, umso mehr heraus finden was dahintersteckt.

Privat muss Siena sich eingestehen, dass ihr Kommissar Fabrizio Straghetti nicht mehr aus dem Kopf geht. Dumm nur, dass ihr Flirt aus Band 1, Polizist Luca, sich immer im blödesten Moment bei ihr meldet - oder Straghetti genau dann endlich mal auftaucht. Wenigstens in diesem Bereich hätte ich mir gewünscht, dass Siena mit Luca oder beiden spricht.

Ja, ich habe mich oft genervt in diesem zweiten Band, aber ich wurde eben auch gut unterhalten. Zeitweise überschlugen sich die Ereignisse und es wurde richtig spannend, so dass ich diesen Cosy Krimi nicht weglegen wollte.

Fazit: Unterhaltend und humorvoll - trotz oder gerade wegen der lieben Nervensäge Siena, die man halt doch schnell ins Herz schliesst.
4 Punkte.

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