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Veröffentlicht am 16.06.2023

Der perfekte erste Kuss

Das Beste kommt zum Kuss
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„Im Grunde ist es also ein Riesen–Spoiler–Alarm für die Beziehung. Und ich soll dann auf Basis diesen kurzen Blicks auf das Ende entscheiden, ob ich den ganzen Film sehen will?“ (S. 23) Seit Amy 14 ist, ...

„Im Grunde ist es also ein Riesen–Spoiler–Alarm für die Beziehung. Und ich soll dann auf Basis diesen kurzen Blicks auf das Ende entscheiden, ob ich den ganzen Film sehen will?“ (S. 23) Seit Amy 14 ist, weiß sie von ihrem Familienerbe: Wenn sie einen Mann zum ersten Mal küsst, sieht sie das Ende der Beziehung. Bisher hat ihr jeder erste Kuss schlechte Visionen beschert, also hat sie die Suche irgendwann aufgegeben. Doch inzwischen sind ihre FreundInnen fast alle in festen Händen oder glückliche Singles mit Affären, und Amy sehnt sich nach einem Partner, zu dem sie nach Hause kommen und mit dem sie ihr Leben teilen kann. Also lässt sie sich auf der Hochzeit ihrer besten Freundin auf einen Deal ein. Sie wird alle Männer küssen, die ihr gefallen, vielleicht ist Mr. Right ja dabei. Am nächsten Tag hat sie einen üblen Filmriss und die undeutliche Erinnerung an drei Küsse, einen davon mit dem Mann ihres Lebens. Sie weiß nur leider nicht mehr, wen sie geküsst hat. Also muss sie mithilfe ihrer Freunde die drei möglichen Kandidaten ermitteln und sich mit ihnen treffen.

„Das Beste kommt zum Kuss“ ist eine herrlich schräge, zuckersüße RomCom, die ich kaum aus der Hand legen konnte und mir sehr gut als Film vorstellen kann.
Amys Freunde sind ein kleines bisschen crazy und unterstützen sie bei ihrer Suche und den Dates mit den verrücktesten Ideen – und Kostümen. Dabei kommt es zu einigen amüsanten Missverständnissen und sehr unterhaltsame Situationen („Ich bin auch nur ein Mädchen, das auf einem Bett liegt und einen Jungen fragt, ob er ihm einen Matratze verkaufen will.“ (S. 8)).
Doch die Geschichte hat auch ernste Seiten. Da ist zum einen Amys Sehnsucht nach einer eigenen Familie. Ihre Mutter hat sich damals auf ihren Mann eingelassen, obwohl sie von vornherein wusste, dass die Beziehung nicht halten würde. Diesen Kompromiss möchte Amy nicht eingehen. Außerdem ist ihre Mutter dement und lebt im Pflegeheim. Die Tage, an denen sie ihre Tochter erkennt, werden weniger und Amys Sorgen größer. Diese Schwierigkeiten erzählt Molly James aber mit genau der richtigen Portion Gefühl und Leichtigkeit und ohne falschen Pathos.

„Du suchst in diesen Männern die Antwort auf alles, aber eigentlich musst du dich nur selber prüfen. Wenn du mit ihnen zusammen bist, dann frage dich: Wie fühle ich mich mit diesem Menschen?“ (S. 234) Am Ende hört Amy auf das, was ihre Freunde raten. Aber ob sie ihren Traummann damit wirklich findet, verrate ich natürlich nicht. Viel Spaß beim Selberlesen!

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Oma Hanni haut ab

Hörst du das Meer rauschen
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Ausgerechnet am 4. Jahrestag findet Fee heraus, dass ihr Freund sie betrügt, dabei reden sie schon länger über eine Hochzeit und Kinder. Während sie die Trennung plant, verschwindet ihre Oma Hanni. Sie ...

Ausgerechnet am 4. Jahrestag findet Fee heraus, dass ihr Freund sie betrügt, dabei reden sie schon länger über eine Hochzeit und Kinder. Während sie die Trennung plant, verschwindet ihre Oma Hanni. Sie hat nach fast 50 Jahren endlich ihren Mann verlassen. In Hannis Sachen entdeckt Fee eine Telefonnummer von Juist, und obwohl ihr Opa der festen Überzeugung ist, dass seine Frau ganz schnell von allein zurückkommt, fährt Hanni auf gut Glück auf die Insel. Dort findet sie nicht nur Hanni, sondern auch ein altes Geheimnis und vielleicht sogar eine neue Liebe …

Fee ist enttäuscht, als sie den Betrug ihres Freundes entdeckt, hat aber zum Glück eine Familie und eine beste Freundin, die sie auffangen, und mit der Suche nach Hanni auch eine Aufgabe, die sie von ihrem Kummer ablenkt. Und Töwerland, Zauberland, macht seinem Namen alle Ehre. Sie ist sofort von der Insel und seinen Bewohnern fasziniert.
Fee und ihre Eltern hatten schon viel früher damit gerechnet, dass sich Hanni von Opa Siggi trennt, der in den letzten Jahren immer mürrischer und herrischer geworden ist. Er ist ein Mann alter Schule und der Überzeugung, dass seine Frau ohne ihn nicht lebensfähig ist. Doch Hanni beweist allen das Gegenteil und es hat auch einen Grund, dass sie ausgerechnet nach Juist abgehauen ist.

„Hörst Du das Meer rauschen“ ist ein wunderbar stimmungsvoller, romantischer Sommerroman mit einer klitzekleinen Prise Magie, der Lust auf Juist und Urlaub an der Nordsee macht. Ich habe mich sofort in der Geschichte wohlgefühlt und bin mit Hanni und Fee auf Juist angekommen, hatte Appetit auf dicken, ofenwarmen Rosinenstuten und frisch gebackene Madeleines.

Ich mochte Fee und ihre Familie sehr, aber Hanni hat mich nachhaltig beeindruckt. Mit über 70 gesteht sie sich ein, dass ihre Ehe gescheitert ist, gibt ihr eingefahrenes Leben auf und wagt einen Neuanfang. Endlich soll es mal nur um sie und ihre Bedürfnisse gehen. Auch das über alte Liebesbriefe integrierte Geheimnis hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ein Buch, dass Hoffnung und Mut für Neuanfänge macht und zeigt, dass es nie zu spät und man nie zu alt ist, um nach der wahren Liebe zu suchen.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Chloes Geheimnis

Vier Schafe und ein Todesfall
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„Wenn ihr wüsstet, wie nah ich euch die ganze Zeit war.“ (S. 69)
Kate feiert gerade mit der ganzen Familie Doyle Grandma Emilys 85. Geburtstag, als ein Anruf kommt. Vier Schafe aus der Herde von Kates ...

„Wenn ihr wüsstet, wie nah ich euch die ganze Zeit war.“ (S. 69)
Kate feiert gerade mit der ganzen Familie Doyle Grandma Emilys 85. Geburtstag, als ein Anruf kommt. Vier Schafe aus der Herde von Kates Partner David fehlen, dafür ist überall Blut. Die Spuren führen zur Strandvilla eines ehemaligen Verlegers und seiner Leiche – und zu Kates Tante Chloe, die vor 30 Jahren nach London verschwunden ist und den Kontakt zur Familie abgebrochen hatte. Und obwohl die Doyles seitdem nie wieder von ihr gehört haben, traut ihr niemand einen Mord zu.

„Vier Schafe und ein Todesfall“ ist der Auftakt der neuen Cornwall-Krimi-Reihe von Thomas Chatwin und lebt vor allem von den eigenwilligen Familienmitgliedern der Doyles. Die sind nämlich nur auf den ersten Blick normal, auf den zweiten hat jeder von ihnen eine besondere Vergangenheit, einen außergewöhnlichen Beruf oder ein nicht alltägliches Hobby.
Emily führt ein strenges Matriarchat und hat die Familie fest im Griff. Ihr verstorbener Mann war Richter, von ihm hat sie die Leidenschaft für Kriminalfälle geerbt und die eine oder andere alte Akte, die sie heimlich immer wieder liest. Sie traut der ermittelnden Beamtin nicht viel zu und verlässt sich lieber auf ihre eigenen Nachforschungen, für die sie sämtliche Beziehungen spielen lässt, diverse Gefallen einfordert und alle Verwandten und Bekannten einspannt.
Kate ist Journalistin und hat nebenbei einen True-Crime-Podcast, David war vor seinem Leben als Schaffarmer Forensiker und ihr Vater ist Kunsthistoriker, hat nach seinem Studium aber 4 Jahre für dem MI5 gearbeitet. Damit sind sie doch geradezu prädestiniert, den wirklichen Mörder zu finden!

Der Fall ist sehr spannend und voller überraschender Wendungen. Die Doyles müssen ihre Erkenntnisse und Ansichten über Chloe mehrfach revidieren, denn nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Ich mag den Humor mit dem Thomas Chatwin seine Figuren ausgestattet hat, die kleinen Seitenhiebe und Sticheleien, mit denen sie sich necken. Sie sind eine tolle Familie, um deren Zusammenhalt ich sie ein bisschen beneidet habe.

Die kornische Küste und die Schaffarm als Schauplatz haben mir gut gefallen. Besonders die Schafe habe ich mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Eigenarten ins Herz geschlossen. Ich mochte, wie sie immer wieder Ruhe in Kates plötzlich so aufregendes Leben gebracht haben und hoffe, dass sie auch in den nächsten Bänden der Reihe wieder auftauchen.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Der Mann ihrer Träume

Wo du mich findest
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„Meine Welt stand Kopf, mein Rhythmus wurde ein anderer. Ich ging früh schlafen, träumte von dir, stand auf, um das Erlebte festzuhalten. Nacht für Nacht. Tag für Tag.“ (S. 27) Im Urlaub auf Rügen stolpert ...

„Meine Welt stand Kopf, mein Rhythmus wurde ein anderer. Ich ging früh schlafen, träumte von dir, stand auf, um das Erlebte festzuhalten. Nacht für Nacht. Tag für Tag.“ (S. 27) Im Urlaub auf Rügen stolpert ein Mann über Sophies Hundeleine und sie verschüttet ihren Kaffee auf seinem Hemd. Sie wechseln ein paar freundliche Worte und gehen auseinander. Wochen später beginnt sie von dem Fremden zu träumen, von ihrem Leben mit IHM. Doch sie ist verheiratet. Sie flüchtet immer öfter immer früher aus dem Schlafzimmer, um diesen Träume nachzuspüren und sie aufzuschreiben. Bald muss sie sich der Frage stellen, ob ihre Ehe gescheitert ist und macht sich dafür auf die Suche nach dem Mann aus ihren Träumen.

Anne Barns neues Buch „Wo Du mich findest“ ist anders als ihre bisherigen „Frauenromane“, obwohl auch er an der Ostsee spielt, es um Verluste und Neuanfänge, Freundschaft und Familie und die Suche nach der wahren Liebe geht. Sie schreibt sehr poetisch und ruhig, lässt ihren Figuren viel mehr Raum, um sich zu entfalten, geht noch tiefer in deren Gedanken und Gefühle.

Sophies hat erst vor kurzem ihren Vater und ihre beste Freundin verloren und kann den Verlust nicht verarbeiten, ihr Ehe scheint daran gescheitert zu sein. Einzig ihre Träume von IHM geben ihrem Leben noch einen Sinn. „Zu wissen, dass du in meinen Träumen wartetest, gab mir Halt. Nur noch schlafen, einfach nie wieder aufwachen.“ (S. 44)

Anne Barns hat einen ungewöhnlichen Erzählstil gewählt und lässt Sophie in der Rückschau erzählen. Es ist eine wahnsinnige tolle, extrem berührende Geschichte, die man, obwohl sie relativ kurz ist, nicht mal so nebenher lesen kann, dazu geht einem Sophies Traurigkeit zu nah. Diese Schwermut begleitet sie auch auf Rügen noch eine gewisse Zeit, wird zum Glück aber immer seltener, weil die Suche nach ihrem „Traummann“ Ablenkung bietet und sie dabei neue Freunde findet, zur Ruhe kommt und zu sich selber findet.

Und ohne zu viel verraten zu wollen, ich liebe das Ende, das so voller Hoffnung und Zuversicht ist, ohne kitschig zu sein.

herzensbuch

lieblingsbuch

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Irrt sich der Mann, der nichts vergessen kann?

Der Fall San Marino
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Endlich ist die Pandemie vorbei und das Hotel, das Paolo Ritter von seinem Bruder Felix geerbt hat und zusammen mit seiner Partnerin und Köchin Lucia führt, ist ausgebucht. Sein Leben als LKA-Ermittler ...

Endlich ist die Pandemie vorbei und das Hotel, das Paolo Ritter von seinem Bruder Felix geerbt hat und zusammen mit seiner Partnerin und Köchin Lucia führt, ist ausgebucht. Sein Leben als LKA-Ermittler scheint endgültig vorbei. Da taucht ein Gast auf und will eine Schneekugel zurückkaufen, die er Felix vor über 10 Jahren geschenkt hat. Paolo lehnt ab, er hängt an den Erinnerungsstücken, die ihm von seinem Bruder geblieben sind. Doch dann wird bei ihm eingebrochen und kurz darauf stürzt der neugierige Gast in San Marino vom berühmten Felsen Monte Titano – und plötzlich interessiert sich Interpol für das Hotel und Felix‘ Vergangenheit.

„Der Fall San Marino“ ist bereits der dritte Band mit dem „deutschen Monk“ mit dem episodischen Gedächtnis. Paolo hat sein altes Leben hinter sich gelassen und in Italien neue Freunde gefunden, die sich nicht an seinen Ticks stören. Er führt das Leben, um das er sein Bruder immer beneidet hat. Doch der Tote und der Agent von Interpol geben ihm zu denken. Was weiß er wirklich von Felix?

Paolo ist und bleibt ein Eigenbrötler. Weil er dem Mann von Interpol aus einem unbestimmten Gefühl heraus nicht traut, hält er Informationen zurück und stellt eigene Nachforschungen an. Als er dabei Felix‘ bestgehütete Geheimnisse entdeckt, muss der Mann, der nichts vergessen kann, seine Erinnerungen geraderücken.
Auch in seinem Privatleben bahnt sich eine Veränderung an. Seine Freunde sind der Meinung, dass er seine Beziehung zu Lucia endlich auf die nächste Stufe heben sollte, aber er hat Angst, sie mit seinen Schrullen auf lange Sicht zu enttäuschen.

Dani Scarpa hat einen extrem vielschichtigen und spannenden Fall konstruiert, der Paolo in die benachbarte Republik San Marino führt. Der Zwergstaat liegt mitten in Italien und war lange eine Steueroase und der ideale Ort für allerlei nicht ganz legale Geschäfte. Außerdem ist er für sein Mittelalterfestival berühmt, das in Paolos Ermittlungen bald eine zentrale Rolle spielt.

Wie schon in den ersten beiden Bänden kommt auch hier la Dolce Vita nicht zu kurz. Land und Leute werden sehr lebendig beschrieben und machen Lust auf Urlaub in Italien. Zudem lassen einem beim Lesen die regionalen Gerichte das Wasser im Mund zusammenlaufen. Am Ende des Buches gibt es das Rezept für Lucias frittata al basilico, das ihr unbedingt probieren müsst.

Mich hat der Krimi sehr wieder gut unterhalten. Ich bin schon gespannt auf Paolos und Lucias nächstes Abenteuer.

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