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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2017

Überraschend

Leere Herzen
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Britta und Babak betreiben eine Selbstmordagentur, die sich darauf spezialisiert hat, Anschläge zu verüben. Als es einen Anschlag in Leipzig gibt, den sie nicht autorisiert haben, wird ihnen klar: sie ...

Britta und Babak betreiben eine Selbstmordagentur, die sich darauf spezialisiert hat, Anschläge zu verüben. Als es einen Anschlag in Leipzig gibt, den sie nicht autorisiert haben, wird ihnen klar: sie haben Nachahmer und sind in Gefahr. In einer Nacht- und Nebelaktion fliehen sie, werden aber nach ein paar Tagen aufgespürt.

Für dieses Buch eine Rezension zu schreiben fällt schwer. Auf jeden Fall hat mich die Handlung überrascht. Ich weiß nicht, womit ich gerechnet hatte, aber das Buch ist ganz anders. Politisch, spannend, abstrakt und sozialkritisch. Brittas Organisation entstand quasi aus einem Zufall heraus und entwickelt sich schnell weiter.
Juli Zehs Roman regt an zum Nachdenken. Wie weit kann man es in einer Welt wie der unseren kommen lassen? Wie kann man sich das, was Britta tut, schön reden? Gerade in er aktuellen Weltlage fand ich ihre Idee manches Mal etwas gewagt.
Ich brauchte ein wenig, bis ich in die Handlung fand, den Mittelteil habe ich geradezu verschlungen, der Schluss fand ich dann etwas verwirrend, aber logisch und schlüssig.

Veröffentlicht am 03.10.2017

neue Trilogie

Scythe – Die Hüter des Todes
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In einer Welt in der niemand mehr an Krankheiten oder Unfällen stirbt gibt es die Scythe, die dafür sorgen, dass es keine Überbevölkerung gibt. Citra und Rowan werden als Scythe-Lehrlinge aufgenommen. ...

In einer Welt in der niemand mehr an Krankheiten oder Unfällen stirbt gibt es die Scythe, die dafür sorgen, dass es keine Überbevölkerung gibt. Citra und Rowan werden als Scythe-Lehrlinge aufgenommen. Doch ihre Rekrutierung sorgt nicht überall für Freude. Sie machen sich Feinde und müssen um das Ende ihrer Ausbildung bangen.
Ein Buch, das sowohl Jugendliche, als auch Erwachsene anspricht. Zu niedrig würde ich die Altersgrenze aber nicht setzen, da doch sehr viel getötet wird. Wenn auch das Wort Tod nicht allzu oft in den Mund genommen wird. Es wird immer von „Nachlese“ gesprochen, was den Schrecken aber nur marginal nimmt.
Citra und Rowan sind sympathische Charaktere mit denen ich gleich warm war. Den ersten Teil des Weges gehen beide gemeinsam, dann werden sie getrennt und kämpfen fortan allein. Citra landet bei der ruhigen Scythe Curie und Rowan bei dem Rowdy Goddard. Beide prägen die zwei in unterschiedlichen Weisen.
Der Einstieg ins Buch ist mir sehr leicht gefallen. Die Vorstellung der beiden Protagonisten und ihr Weg zu Scythe Farraday. Allerdings fiel mir die Vorstellung, wie schnell die beiden der Lehre zugesagt haben, nicht eben leicht. Die beiden sind Kinder, die das Töten lernen sollen! Und stimmen doch gleich zu, als ihnen die Chance geboten wird. Der Beginn der Lehre lässt den Spannungsbogen etwas sinken, der erst dann wieder ansteigt als die beiden getrennt werden.
Die Schreibweise des Buches ist sehr flüssig und schnell. Untersetzt mit kleinen humorischen Spitzen und einigen verzweigten Handlungen, die jedoch nie störend, sondern immer passend wirken.
Scythe- Die Hüter des Todes ist der Beginn einer Trilogie. Wenn auch der vorliegende Band in sich abgeschlossen ist und unabhängig gelesen werden kann. Scythe II wird voraussichtlich im Mai 2018 erscheinen und ich bin gespannt, wie sich das Leben der beiden Protagonisten weiter entwickeln wird.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Super

SOG
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Sog
Eine Reihe Morde erschüttert das ruhige Island. Hängen die mit dem Schulaufsatz zusammen, der erst kürzlich aus einer Zeitkapsel gehoben wurde? Denn dieser beschreibt, dass im Jahr 2016 einige Morde ...

Sog
Eine Reihe Morde erschüttert das ruhige Island. Hängen die mit dem Schulaufsatz zusammen, der erst kürzlich aus einer Zeitkapsel gehoben wurde? Denn dieser beschreibt, dass im Jahr 2016 einige Morde geschehen werden. Kommissar Haldur bittet Kinderpsychologin Freya um Hilfe, weil der Aufsatz aus der Feder eines Kindes stammt. Die beiden müssen nach ihrer jeweiligen Degradierung wieder ganz unten anfangen. Auch in ihrer Beziehung.
Schnell ist ein Verdächtiger gefunden, doch dieser scheint untergetaucht zu sein. Erst nach Vandalismus auf einem Friedhof und dem Auffinden einer neuen Leiche, kommen Haldur und Freya dem Täter näher.

Schon DNA hat mir sehr gut gefallen, auch SOG, der zweite Band der Reihe um Haldur und Freya, konnte mich begeistern. Sigurdarsdottir schreibt sehr anschaulich und ihre Morde sind immer etwas Besonderes, etwas zum Erschauern. Die Seiten fliegen förmlich vorbei, man fiebert dem Ende entgegen, mag aber doch noch nicht aufhören mit Lesen.
Besonders der Zwist zwischen den beiden Protagonisten hat mich fasziniert. Bei beiden schwelt noch das Feuer, sie würden sich gern wieder näher kommen, aber sie zieren sich beide. Das ist einmal eine andere Sicht auf eine Beziehung und lässt auch im Privatleben der Ermittler einiges zu hoffen übrig.
Spannung wird erzeugt durch Charaktere, die es nicht einfach hatten im Leben und doch nicht ehrlich sind mit der Polizei. Nur so kann der Krimi funktionieren, sonst wären nach zwei Seiten die Morde schon geklärt. So fiebert man als Leser mit bis zum Schluss und ist dann doch etwas überrascht über die Lösung. Ein kleiner Faden bleibt unaufgeklärt am Ende, aber das hat mich nicht weiter gestört.

Veröffentlicht am 30.08.2017

Authentisch und aktuell

Alternativen
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Thomas lebt in Frankfurt. Eines Abends wird er von einer Bande Ausländer überfallen. Statt zur Polizei zu gehen lässt er sich darauf ein, der Partei „Die besseren Deutschen“ beizutreten. Was er hier erlebt ...

Thomas lebt in Frankfurt. Eines Abends wird er von einer Bande Ausländer überfallen. Statt zur Polizei zu gehen lässt er sich darauf ein, der Partei „Die besseren Deutschen“ beizutreten. Was er hier erlebt bringt ihn ins Grübeln. Mag er da wirklich dazugehören? Als er ein geheimes Telefonat belauscht wird ihm klar: Das ist nicht seine Welt. Aber wie kommt er jetzt am besten wieder raus aus dem Sumpf?
Tewes beschreibt zwar ein fiktives Szenario, das aber durch seine Recherchen in einer rechtsgerichteten Partei sehr authentisch wirkt und den Leser zum Nachdenken anregt. Fiktion vermischt sich mit Realität und das in einer Art, die man so nicht glauben mag. Erschüttert sie doch in ihrer Komplexität das gesamte Weltbild. Tewes legt den Finger in die Wunde, eine einfache Lösung für das Terrorproblem gibt es nicht. Das Buch ist sehr aktuell, flicht wahre Geschehnisse mit ein und macht den Leser atemlos. Besonders die Szene im Frankfurter Bahnhof ist starker Tobak. Entgegen wirkt dann wieder die manchmal etwas poetische Art des Autors. „… ich bin doch nur eine Ente, hier wie da…“ oder „… die Stille des Krankenhauses flog durch den Raum…“ Gleichzeitig wird aber auch die Ohnmacht der Behörden spürbar.
Tewes Schreibstil hat mir gut gefallen, auch wenn ich anfangs etwas schwer in die Handlung fand, bis alle Personen eingeführt waren. Ein wenig hatte ich vor dem Lesen ja Angst, dass ich der Handlung nicht folgen könne, da ich politisch eher wenig interessiert bin. Die Parteisitzungen fand ich dann auch etwas schwierig für mich, aber die nahmen nur einen kleinen Teil der Handlung ein. Die Rahmenhandlung war spannend und flüssig geschrieben, so dass ich keine Schwierigkeiten hatte und nach wenigen Seiten hatte mich der Roman dann auch gepackt.
Die Story hat zwei Fäden: Thomas‘ und die Farims, die dann am Ende zusammenlaufen. Farims Strang behandelt die andere Seite. Den Flüchtlingen geht es auch nicht gut. Ihre Heimat ist kaputt, sie können nirgends hin. Und wie leicht man – aus welchen Gründen auch immer – in die Fänge skrupelloser Hintermänner gelangt. Auch diesen Strang fand ich sehr gelungen, zeigt er doch weitere Hintergründe auf.
Fazit: Das Buch ist sehr gut recherchiert, berichtet ohne zu werten und hält den Leser durch Authentizität in Atem.

Veröffentlicht am 19.08.2017

Erwachsenenjahre

Die Geschichte der getrennten Wege
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Lila und Elena sind erwachsen geworden. Elenas erster Roman wurde veröffentlicht, sie heiratet und bekommt Kinder. Alles scheint harmonisch und glatt zu verlaufen. Wenn man nicht zu sehr hinter die Fassade ...

Lila und Elena sind erwachsen geworden. Elenas erster Roman wurde veröffentlicht, sie heiratet und bekommt Kinder. Alles scheint harmonisch und glatt zu verlaufen. Wenn man nicht zu sehr hinter die Fassade schaut.
Lila hingegen geht den steinigeren Weg. Ohne Liebe lebt sie in einer Zweckgemeinschaft, steigt aber durch die Entwicklung der PCs immer höher auf der Karriereleiter. Doch zu welchem Preis? Sie geht dafür ein Bündnis mit ihrem Erzrivalen ein.
Beide Frauen haben es nicht leicht im Neapel des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Ich habe mich beim Lesen bei beiden gefragt, welchen Weg ich jetzt präferieren würde. Antwort: keinen. Denn auch Elena ist nicht glücklich in ihrer Ehe mit dem Professor. Hier stellt sich dann erneut die Frage: warum hat sie ihn geheiratet, wenn sie keine Liebe zu ihm empfindet? Auch die Freundschaft zwischen den Frauen stelle ich weiterhin in Frage. Die beiden kennen sich seit sie kleine Mädchen sind, doch Lila ist manchmal so garstig zu Elena und ihre Motivation dahinter verstehe ich nicht ganz. Neid, weil Elena studieren durfte? Aber sie hat ja (größtenteils) freiwillig einen anderen Weg gesucht.
Das Buch hat mich nicht ganz so gefesselt wie die beiden Vorgängerbücher. Das lag an der politischen Entwicklung, die die Geschichte nahm und sehr in die Handlung einfloss. Obwohl es für den Verlauf des Buches wichtig war tat ich mich teilweise dann doch etwas schwer, die Hintergründe alle zu verstehen.
Ferrantes Schreibweise ist teilweise etwas holprig und die Absätze sehr lang. Dennoch ist das Buch sehr intensiv und fesselnd geschrieben und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Werden die beiden Frauen ihr Glück noch finden?