Profilbild von Dreamworx

Dreamworx

Lesejury Star
offline

Dreamworx ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dreamworx über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2017

Das Haus der Geheimnisse

Ein Haus voller Träume
0

Als Hope nach kurzer Krankheit in London stirbt, beschließen ihre drei Kinder, die Halbgeschwister Lucy, Tom und Jo, ihrem Elternhaus im spanischen Andalusien einen letzten Besuch abzustatten, denn Hope ...

Als Hope nach kurzer Krankheit in London stirbt, beschließen ihre drei Kinder, die Halbgeschwister Lucy, Tom und Jo, ihrem Elternhaus im spanischen Andalusien einen letzten Besuch abzustatten, denn Hope hat sich gewünscht, dass das Haus verkauft werden soll. So machen sich die drei an einem Wochenende auf, die letzten Wünsche ihrer Mutter zu erfüllen, ein Fest für alle Freunde und Bekannten zu veranstalten und sich von ihrem Zuhause zu verabschieden. Tom bringt seine Ehefrau Belle und seine Söhne mit, Jo kommt mit ihrer kleinen Tochter und Lucy reist ohne ihren Ehemann Art an. Während ihres Aufenthaltes spüren sowohl Lucy als auch Tom und Jo ihren Erinnerungen nach und stoßen beim Durchsuchen der Habseligkeiten auf so manche Überraschung. Tom trifft auf seine alte Jugendliebe Maria, die so einige Stimmungen in ihm weckt. Lucy dagegen würde gern das Haus behalten, mit dem sie viele schöne Erinnerungen verbindet. Aber auch Mutter Hope sorgt aus dem Grab noch für einigen Wirbel und so manche geheimnisvolle Überraschung…

Fanny Blake hat mit ihrem Buch “Ein Haus voller Träume” einen sehr unterhaltsamen Familienroman vorgelegt, der einen Zeitraum von nur vier Tagen umfasst und so manchem Leser wohl den Spiegel vorhalten wird. Der Schreibstil ist flüssig, eingängig und sehr ausführlich. Die Autorin legt viel Wert darauf, dass der Leser sich alles sehr gut vorstellen kann und bis ins kleinste Detail informiert ist, sei es über das Umfeld, das Haus und die einzelnen Charaktere. Ebenso versteht sie es, ein Gefühl der spanischen Mentalität und Lebensweise zu vermitteln. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und beflügeln die Vorstellungskraft des Lesers. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, flacht dann leider wieder ab und kann dann nicht wirklich wieder hochkommen. Auch sind so einige Wendungen eingebaut, die erst einmal mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern, am Ende werden aber nicht alle aufgelöst. Leider konnte sich die Autorin nicht für einen schwerpunktmäßigen Handlungsstrang entscheiden, so gibt es viele Richtungen, denen zum Teil die Luft ausgeht und somit eigentlich überflüssig sind. Dadurch wirkt die Geschichte manchmal langatmig und flach.

Die Charaktere sind sehr detailliert und individuell ausgearbeitet, sie wirken sehr realistisch und lebensnah. Bei dem einen oder anderen hat man das Gefühl, die Person persönlich zu kennen. Lucy ist Single und hat ihre Mutter bis kurz vor deren Tod gepflegt. Sie ist ausgebildete Köchin und hängt von allen Geschwistern am meisten an dem Elternhaus. Lucy wirkt oftmals recht naiv und kindlich. Sie lechzt regelrecht nach Aufmerksamkeit. Ihre Ehe mit Art steht vor dem Aus und irgendwie vermittelt sie den Eindruck, als würde es sie aus heiterem Himmel treffen. Tom ist ein eher pragmatischer Typ, eher still als schlagfertig. Es wirkt fast so, als wäre er harmoniesüchtig, denn seine ständig nörgelnde Ehefrau Belle verlangt einiges an Geduld. Belle macht selbst dem Leser oftmals das Leben schwer mit ihrer perfektionistischen Ader. Man fragt sich oft, wie diese beiden Menschen überhaupt zusammenleben können und das für einige Jahre. Belle ist ein nicht so leicht zu durchschauender Charakter, doch so nach und nach erkennt man, dass auch sie sich nur nach Aufmerksamkeit und vor allem nach Anerkennung sehnt. Jo ist die sympathischste der Geschwister, sie ist eine alleinerziehende Mutter, wirkt recht normal und gefestigt bzw. stabil. Sie hat sich ihr Leben gut eingerichtet und möchte jetzt eigentlich nur noch eine Lücke schließen, denn sie möchte erfahren, wer ihr Vater ist. Hope war eine exzentrische Frau, die ihr Leben sehr unkonventionell und eigenwillig gestaltet und gelebt hat. Dass sie dabei auch Menschen verletzt, ist ihr wahrscheinlich nie in den Sinn gekommen. Das zeugt aber auch von grenzenlosem Egoismus und Selbstverliebtheit, was sich irgendwann rächt. Auch die weiteren Protagonisten tragen mit ihren kleinen Geschichten und Episoden zur Handlung bei und steigern einmal mehr die Spannung und das Geheimnisvolle dieses Romans.

“Ein Haus voller Träume” ist ein Familienroman, der einige Charakterstudien beinhaltet, die sehr interessant sind. Die Geschichte selbst ist nicht uninteressant, jedoch wird mit viel zu vielen anderen Nebengeschichten davon immer wieder abgelenkt. Deshalb gibt es hierfür auch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, da die Umsetzung nicht so ganz überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Probleme auf Französisch

Willkommen in der Provence
0

Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. ...

Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. Doch Victor kommt nicht mehr nach Hause. Nachdem sie ihn telefonisch nicht erreichen kann, weil er sein Handy abgestellt hat, meldet Vivianne ihn im Büro als schwerkrank ab und wird bei einem Mittagessen mit Victors Kollegen Emile darüber informiert, dass ihr Mann sie mit einem Berg an Schulden sitzengelassen hat: er hat sämtliche Konten leergeräumt und auch noch eine Traumwohnung in Paris gekauft. Was soll Vivianne jetzt machen ohne Geld und mit jeder Menge Schulden? Nach dem Schock erst mal ein Hèrmes-Täschchen kaufen und dann auf Freundin Aline hören, die sie sofort bei Airbnb anmeldet und Zimmer in ihrem Wohnhaus für Touristen öffnet. Ab jetzt hat Vivianne Begegnungen mit Gästen unterschiedlichster Couleur und lernt währenddessen auch noch den netten Arzt Felix kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Vivianne hat sich schon fast mit ihrer Situation als „Neu-Single“ angefreundet, da platzt auf einmal Victor wieder in ihr Leben…

Brigitte Guggisberg hat mit ihrem Buch „Willkommen in der Provence“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, ab und an blitzt ein wenig Humor hervor. Die Handlung wird aus der Perspektive von Vivianne in der Ich-Form erzählt. Die Beschreibungen der Umgebung von Aix-en-Provence sind bildhaft und lassen vor dem inneren Auge diese wunderschöne Landschaft mit ihrer Vielfalt an Gerüchen, Farben und Eindrücken, die das Gefühl von Urlaubsstimmung hochkommen lassen. Der Spannungsbogen, der kurz nach Beginn gelegt wird, steigert sich im weiteren Verlauf nicht sehr und lassen die Handlung so vor sich her plätschern bis zum offenen Ende.

Die Charaktere sind unterschiedlich ausgestaltet und innerhalb der Handlung platziert worden. Vivianne ist nicht gerade eine sympathische Protagonistin, ihre Oberflächlichkeit ist oftmals regelrecht unerträglich. Sie schaut arrogant auf andere herab und dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Sie wirkt wie die gelangweilte reiche Ehefrau, die nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll. Auch ihre Freundinnen behandelt sie nicht immer nett, wobei die Frage ist, wie man in diesen Kreisen Freundschaft definiert. Da wird gelogen und versteckt, damit die anderen nicht erfahren, was einem gerade widerfahren ist. Victor ist auch nicht gerade eine Leuchte, er ist auf Selbstfindungstrip und denkt erst einmal nur an sich selbst, was ihn auch nicht gerade sympathisch macht. Dafür sind die Freundinnen Aline, Dodo, Eloise und Marcelle menschlicher als Vivianne wirkt. Die eine schreibt einen Sexroman, die andere leistet sich das eine oder andere Fettnäpfchen, eine will ihren Traum verwirklichen und die letzte ist Karrierefrau mit guten Ideen. Aber bei ihnen allen stimmt die Bezeichnung „Freundin“. Emile ist ein schmieriger Kerl, der sich einen Vorteil verschaffen will, wie auch immer. Und Felix ist ein netter Mann, der aber leider einfach zu blass bleibt, um wirklich Herzklopfen zu verursachen.

„Willkommen in der Provence“ ist ein Roman über neue Chancen, alte Freundschaften, verdrängte Träume und Veränderungen. An sich alles Themen, die einen wirklich gut unterhalten können. Leider ist die Umsetzung hier nicht ganz gelungen und landet nur im Mittelfeld, vor allem aufgrund der unsympathischen Hauptprotagonistin, die nicht mitreißen konnte.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Nichts ist, wie es scheint

Der Brief
0

Die Journalistin Marie Kluge ist Anfang 30 und lebt in Hamburg mit ihrer Freundin Johanna seit zwei Jahren in einer Beziehung. Eines Tages findet sie einen Brief von ihrer alten Schulfreundin Christine, ...

Die Journalistin Marie Kluge ist Anfang 30 und lebt in Hamburg mit ihrer Freundin Johanna seit zwei Jahren in einer Beziehung. Eines Tages findet sie einen Brief von ihrer alten Schulfreundin Christine, mit der sie schon sehr lange keinen Kontakt mehr pflegt und der sie völlig verwirrt. Christine schreibt von Maries Mann Victor, der mit Marie zusammen eine Galerie in Paris führen soll und von dem gemeinsamen Kind. Sie erwähnt ebenfalls, dass Marie schwerkrank sei. Marie ist völlig durcheinander, denn sie ist kerngesund und ihr Leben findet in Hamburg statt. Trotzdem lässt der Inhalt des Briefes sie nicht los, weshalb Marie kurzerhand nach Paris reist, um herauszufinden, was es mit all diesen Informationen auf sich hat. Kaum in Paris angekommen, fühlt sich Marie auf bekanntem Terrain, aber je mehr sie nachforscht und auch das Treffen mit Christine werfen immer neue Fragen auf. Gleichzeitig stellt Marie ihr ganzes bisheriges Leben in Frage. Wird Marie eine Antwort auf alle Fragen bekommen?

Carolin Hagebölling hat mit ihrem Buch „Der Brief“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und temporeich, schnell lässt er den Leser in der Geschichte versinken. Die Geschichte wird aus der Sicht von Marie in der Ich-Form erzählt. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung, was durch die recht kurzen Kapitel noch unterstützt wird. Die Beschreibungen von Paris sind bildreich und geben dem Leser einen guten Eindruck über die französische Metropole. Die Autorin versteht es ebenfalls sehr gut, durch das Spiel mit zwei verschiedenen Lebensmodellen von Marie den Leser in Verwirrung zu stürzen und alles in Frage zu stellen. Welches Leben ist real, welches Fiktion? Welche Menschen spielen wirklich eine Rolle in Marie Leben und welche sind nur ausgedacht oder bestehen in ihrer Phantasie? Durch dieses Verwirrspiel wird der Leser an der Lektüre gehalten, will er doch um jeden Preis herausfinden, was hier gespielt wird. Das Ende der Geschichte wirft allerdings Fragen auf, die nur der Leser sich selbst beantworten kann, was eine gewisse Unbefriedigung hinterlässt.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet und interessant in Szene gesetzt worden, so dass sie sehr lebhaft und authentisch wirken. Marie ist eine sympathische Frau, die wirkt, als stünde sie mit beiden Beinen mitten im Leben. Durch einen Brief wird ihre Realität bzw. ihr Leben in Frage gestellt, was sie verunsichert und sie nach einer Lösung suchen lässt. Gleichzeitig vermittelt Marie in anderen Lebenspunkten auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit und Oberflächlichkeit, wenn man z.B. ihre Beziehung zu Johanna betrachtet. Johanna wirkt zwar nicht gerade wie eine nette Person, doch hat sie innerhalb der Geschichte auch ihre Daseinsberechtigung, bei der sie allerdings etwas zu kurz kommt. Victor und André sind ebenfalls sehr sympathische Männer, die jeder auf seine Weise Marie unterstützen und ihr Halt geben. Auch die auftauchenden Nebenprotagonisten sind interessant platziert und geben mit ihren Handlungen Fragen auf oder tragen zum Verlauf bei.

„Der Brief“ ist ein spannender Debütroman, der rasant durch die Handlung fegt und den Leser in Atem hält. Leider geht ihm am Ende die Luft aus, so dass der Leser sich sein Ende selbst denken muss mit jeder Menge Fragen im Gepäck. Eine Leseempfehlung für alle, die sich davon nicht einschüchtern lassen!

Veröffentlicht am 13.05.2017

Omas Kaffeekuchen bringt Glück

Rosen, Tee und Kandiszucker
0

Die 26-jährige Ellie arbeitet bei einer Versicherung und lebt noch in ihrem alten Kinderzimmer bei ihren Eltern unterm Dach zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Jason. Das Geld ist knapp, zumal ihr Vater ...

Die 26-jährige Ellie arbeitet bei einer Versicherung und lebt noch in ihrem alten Kinderzimmer bei ihren Eltern unterm Dach zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Jason. Das Geld ist knapp, zumal ihr Vater beruflich als Klempner auch etwas zurückstecken musste aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation. Seitdem ihre verstorbene Großmutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hatte, bei ihr die Liebe zum Backen und Kochen geweckt hat, träumt Ellie von einem eigenen kleinen Teesalon. Endlich ergibt sich die Möglichkeit für sie, die Teestube in einem ländlichen Schloss zu übernehmen, jedoch hat sie bisher keinerlei Erfahrung. Durch ein wenig Flunkern bekommt sie tatsächlich die Zusage, die Teestube zunächst für ein halbes Jahr zu pachten. Der Gutsverwalter Joe war ihr größter Fürsprecher. Ellie siedelt mit ihrem Hab und Gut auf das Schloss und beginnt, der alten Teestube ihren Stempel aufzudrücken. Dabei wird sie sowohl von Joe als auch von den beiden Aushilfskellnerinnen Doris und Nicole und Deanna, der Seele des Hauses unterstützt. Aber Ellie muss noch viel lernen, um auch den Hausherrn Lord Henry zu überzeugen. So langsam läuft das Geschäft an, denn Ellies besondere Kuchen und Gerichte sprechen sich schnell rum. Auch zwischen Ellie und Joe scheint sich etwas anzubahnen, doch da beide gebrannte Kinder sind, schleichen sie eher umeinander herum. Wird Ellie sich mit ihrer Teestube durchsetzen? Wird sie sich in dem Schloss wohl fühlen? Und was wird mit Ellie und Joe?

Caroline Roberts hat mit ihrem Roman „Rosen, Tee und Kandiszucker“ einen ganz unterhaltsamen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, schnell taucht der Leser in Ellies Welt ein und erfährt so einiges von ihren Gedanken und Gefühlen, die sie bewegen. Der Roman erzählt hauptsächlich aus der Sicht von Ellis, aber es gibt auch einige Kapitel, die Joe zu Wort kommen lassen und wie er so manche Situation empfindet. Die Herstellung der einzelnen Kuchen und Köstlichkeiten sorgen immer wieder für ein leises Magenknurren beim Leser. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert und lassen neben einer wunderschönen Natur mitten in England auch das Schlossleben auferstehen. Gleichzeitig wird auch deutlich gemacht, wie kostenintensiv es ist, so ein altes Gebäude instand zu halten. Leider hat der Roman einige Längen, die das Lesevergnügen doch recht trüben. Zudem kommt keine wirkliche Spannung auf, alles plätschert so vor sich hin, und das Meiste ist leider vorhersehbar.

Die Charaktere sind schön ausgestaltet, sie wirken lebensecht und authentisch. Ellie ist eine sympathische Frau, die schon lange einen Traum hat. Sie hat keine Angst, hart zu arbeiten und sich einzuschränken, Hauptsache, ihr Wunsch wird Wirklichkeit. Dabei beweist sie auch eine Menge Mut und Eigeninitiative sowie Kreativität gemischt mit Warmherzigkeit und Realitätssinn. Joe ist ein attraktiver Mann, der alles dafür tut, dass das Schloss gut erhalten bleibt und sich möglichst selbst trägt. Er hat seinen Vater nie gekannt und zu seiner Mutter ein enges Verhältnis, die ihn allein aufgezogen hat. Doris und Nicole arbeiten als Aushilfskellnerinnen in der Teestube. Während Doris meist bevormundend und nörglerisch ist, wirkt Nicole sehr zurückhaltend fast scheu; beide sind aber ehrlich und arbeiten hart. Lord Henry ist das Faktotum des Schlosses, er hasst die Menschenmassen, die sich durch sein Zuhause schlängeln und ein wenig Adel schnuppern und besichtigen wollen. Er ist nicht sehr umgänglich, wirkt eher verschroben und sehr nüchtern. Deanna ist die gute Seele des Schlosses, die sich um alles kümmert und jedem etwas Herzenswärme gibt, wenn diese gebraucht wird.

„Rosen, Tee und Kandiszucker“ ist ein etwas verwirrender Titel für einen kurzweiligen Liebesroman vor herrschaftlicher Kulisse. Für den Sommerurlaub oder für zwischendurch ist das Buch ganz nett, stellt es doch keine großen Ansprüche an den Leser. Eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Die Reise des Perlenkragens

Aimées geheimer Wunsch
0

Normandie 1891. Die junge Aimée steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem ihr völlig unbekannten Mann. Sie soll Bertrand heiraten und mit dieser Verbindung das Schloss ihrer Familie retten. Aimées Mutter ...

Normandie 1891. Die junge Aimée steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem ihr völlig unbekannten Mann. Sie soll Bertrand heiraten und mit dieser Verbindung das Schloss ihrer Familie retten. Aimées Mutter starb vor einigen Jahren auf mysteriöse Weise und ihr Vater hat für sie nur Missbilligung übrig, denn Aimée ist wissensdurstig und möchte sich weiterbilden. Aimée ist heimlich in den Hausdiener verliebt, der sie jedoch nicht beachtet. So versieht sie ihr Hochzeitskleid, ein Erbe ihrer Mutter, mit einem kunstvoll mit Perlen bestickten Kragen und versieht ihn mit einer geheimen Botschaft. Kurz vor der Hochzeit bricht Aimée zusammen…

London, Gegenwart. Maggie ist beruflich als Auktionatorin tätig und lebt mit ihrer Familie in London. Sie hat für sich eine alte Kiste ersteigert und entdeckt darin einen antiken wunderschönen gefertigten Kragen, der mit Perlen besetzt ist. Maggie ist fasziniert von dem Accessoire und schmückt sich damit, doch immer, wenn sie ihn trägt, gerät ihr Leben durcheinander. Durch Francesca, eine alte Dame, die Maggie einen Besuch abstattet, wird sie neugierig und beginnt, Nachforschungen anzustellen, woher der Kragen stammt und wer ihn gemacht hat. Wird Maggie fündig werden und wird sie die geheime Botschaft von Aimée entdecken?

Kelly Doust hat mit ihrem Buch „Aimées geheimer Wunsch“ einen Roman, der mehrere Zeitebenen umfasst, vorgelegt, und die alle ihre Verbindung über ein Kleidungsstück eint. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schon im Prolog in die Aimées Zeit eintauschen eintauchen und ihr beim Sticken über die Schulter sehen, wobei man einige ihrer Gedanken und Sorgen mitverfolgen kann. Der Perlenkragen reist durch viele verschiedene Hände und durch die ganze Welt, bis ihn am Ende Maggie in den Händen hält. Die vielen Handlungsstränge aus unterschiedlichen zeitlichen Ebenen wechseln sich immer wieder mit der Gegenwart und Maggies Nachforschungen ab, so erfährt der Leser nach und nach die Reise des Perlenkragens. Leider hat sich die Autorin nicht auf Aimées und Maggies Geschichte beschränkt, sondern ihr Hauptaugenmerk eher auf den Perlenkragen gelegt. So bleibt die Handlung um Aimée und Maggie nur sehr oberflächlich und geht nicht in die Tiefe. Dabei möchte man gerade mehr von den beiden Frauen und ihrem Leben erfahren, haben sie doch so einiges gemeinsam.

Die Charaktere sind interessant gestaltet, wenn auch nicht immer sympathisch. Hauptsächlich zeichnet die Autorin durchweg ein Bild von starken Frauen über die Jahre hinweg, die alle ihren Alltag meistern und fast ausschließlich in der Liebe kein Glück hatten. Ebenfalls erfährt der Leser viel von dem gesellschaftlichen Frauenbild der jeweiligen Zeit und welche Anforderungen sie zu erfüllen hatte bzw. welche Rolle ihr zugedacht war. Leider wirken Maggie und Aimée als eigentliche Hauptprotagonistinnen hinter den Erwartungen zurück, der Leser kann keine engere Beziehung zu ihnen aufbauen.

„Aimées geheimer Wunsch“ bleibt leider geheim, der Leser muss sich seine eigenen Gedanken darüber machen, warum der Perlenkragen ihren jeweiligen Trägerinnen nie Glück gebracht hat. Der Roman beginnt zwar vielversprechend und lässt sich gut lesen, aber mehr als eine kurze Unterhaltung konnte er leider nicht bieten, da es zu viele Szenarien und zu viele Schauplätze gab und zu wenig Intensität in Bezug auf Aimée und Maggie. Nette Abwechslung für Zwischendurch, aber leider nichts Besonderes.