Klappentext und Pressestimmen lassen falsche Erwartungen entstehen. Trotzdem ist der Roman einen zweiten Blick wert.
Ich bin wirklich hin und hergerissen von diesem Roman. Einerseits überzeugen die bildgewaltige Sprache und der einnehmenden Schreibstil und dann denkt man wieder, was will mir die Autorin damit sagen? ...
Ich bin wirklich hin und hergerissen von diesem Roman. Einerseits überzeugen die bildgewaltige Sprache und der einnehmenden Schreibstil und dann denkt man wieder, was will mir die Autorin damit sagen? Doch ich denke ein zweiter, tieferer Blick ist sicher nicht verkehrt.
Wir starten in die Handlung mit einer exquisiten Sexszene in der direkt klar wird, Feyi benötigt diesen lieblosen vulgären Akt um ins Leben zurückzukehren. Vor fünf Jahren verunglückte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann mit dem Auto. Sie selbst wurde nur recht leicht verletzt, doch ihre große Liebe stirbt vor ihren Augen und traumatisiert die junge Frau nachhaltig.
Thematisch sehr interessant und wichtig, doch von der Umsetzung her fragwürdig. Es fühlt sich an, als ob Feyi mit diesem Akt einen Schalter umlegt und nun für unbedeutende sexuelle Aktivitäten offen ist. Generell sind sie und ihre Freundin Joy absolute Partymäuse und sprechen in einer vulgären Sprache miteinander. Das verwirrt, da der Sprachstil sonst oft sehr malerisch und sogar lyrisch daherkommt.
Es geht damit weiter, dass Feyi einen Freund ihres Sexualpartners kennenlernt und sich auf eine rein platonische Freundschaft einlässt. Wobei beiden von Anfang an klar ist, dass er sich mehr wünscht. Er läd Feyi ein ihn auf eine karibische Insel zu begleiten. Nasir ist dort aufgewachsen und sie können bei seinem Vater wohnen. Mit dem Urlaub kann Feyi eine große Chance, sich beruflich hervorzutun, verknüpfen. Ihr wird eine Teilhabe an einer außergewöhnlichen Kunstausstellung angeboten, was ihren Bekanntheitsgrad enorm steigern könnte.
Diese künstlerische Seite wird leider erst im letzten Drittel des Romanes aufgegriffen, lässt sich dann aber wirklich beeindruckend lesen. Die Art ihr Trauma und die Trauer mit Blut und liebgewordenen Objekten in Kunst zu verwandeln war wirklich beeindruckend dargestellt.
Auf der Insel angekommen nehmen Feyis Gefühle eine neue Richtung zu einem fremden Mann ein. Doch soll sie sich auf diese verbotene Liebe einlassen?
Das Thema dieser Liebe war für mich wieder sehr spaltend. Ich gönne jedem seine Liebe und man hat nicht immer Mitspracherecht mit seinem Herz. Doch wie mit den Gefühlen und der Wahrheit gegenüber betroffener Personen umgegangen wird, war für mich inakzeptabel. Generell wirkt unsere Protagonistin noch recht unreif und kann nur sehr schlecht für sich einstehen. Die Lovestory selbst nimmt erst im letzten Viertel seinen Lauf und die Dialoge und Trauerbewältigungsszenen haben mich mitgenommen. Insgesamt bleiben aber alle Charaktere recht oberflächlich, was wirklich schade ist. Denn das Thema hätte meiner Meinung nach noch einiges hergegeben.
Trotzdem gebe ich diesem Buch 3,5 Sterne, da ich finde man kann über dieses Buch gut und viel diskutieren. Es spricht viele Ebenen in den Lesern an und wenn man offen ist lässt sich auch Einiges lernen.