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Veröffentlicht am 22.06.2023

Hochzeitsreise á la Dupin

Bretonischer Ruhm
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Die Hochzeitsreise von Claire und Georges führt sie auf das Weingut von Claires bester Freundin. Sie wollen schlemmen, genießen, entspannen und so manchen guten Wein verkosten. Doch wie es der Zufall will, ...

Die Hochzeitsreise von Claire und Georges führt sie auf das Weingut von Claires bester Freundin. Sie wollen schlemmen, genießen, entspannen und so manchen guten Wein verkosten. Doch wie es der Zufall will, wird Cèciles Ex-Mann tot aufgefunden. Claire will ihre Freundin in dieser schweren Situation unterstützen und neben der Polizei ermitteln, nur für den Fall, dass die örtlichen Beamten voreingenommen sind. Dupin versucht, sich von den Ermittlungen fern zu halten, er ist schließlich nicht zuständig und er will und darf seinen Kollegen auf nicht reinreden. Allerdings hat er nicht mit Claire gerechnet, die da ganz anderer Meinung ist.

Bereits zum zwölften Mal nimmt uns Commissaire Dupin in eine wunderbare Gegend in der Bretagne. Eine kulinarische Reise, die nicht nur mit schmackhaften Gerichten aufwartet, sondern auch eloquenten Berichten über die Herstellung von Weinen und deren Verkostung. Land und Leute wirken dabei so idyllisch, dass es kaum zu glauben ist, dass jemand etwas gegen den Verstorbenen gehabt haben kann. Und doch ist ein Mord geschehen und natürlich gewinnt Georges schnell ein Interesse an der Sache. Dass er dabei ein Katz und Maus Spiel mit der örtlichen Polizei anfängt, stört ihn bald nicht mehr.

Die Kriminalromane um Commissaire Georges Dupin sind immer wie ein kleiner Urlaub. Man bekommt eine Vorstellung von der beeindruckenden Landschaft, von der Kunst des Weinbaus. Beinahe glaubt man den Wein zu schmecken oder den Kaffee, ohne den Dupin nicht auskommen kann. Humorvoll sind die Schilderungen, wie Dupin und Claire bei ihren Nachforschungen der örtlichen Polizei ausweichen müssen, schließlich wurde ihm eindeutig klargemacht, dass er sich heraushalten soll. Diesbezüglich tut Dupin sein Bestes, gegen Claires Wünsche und seinen eigenen Instinkt kommt er nicht lange an. Der Fall entwickelt sich spannend und die Indizieren sind zunächst rätselhaft, bis sich ein Motiv herauskristallisiert, mit dem nicht zu rechnen war. Inzwischen sind in den Gedanken die Bilder der Verfilmungen mit der eigenen Vorstellung von Georges und Claire verschmolzen, wobei die Darsteller so passend gewählt sind, dass dies den Lesegenuss noch intensiviert.

Veröffentlicht am 21.06.2023

Marcus is back

Die Affäre Alaska Sanders
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Er ist wieder da, der Schriftsteller Marcus Goldman, der aus seinen Erkenntnissen zum Fall von Harry Quebert einen Roman gemacht hat. Die Filmrechte sollen verkauft werden, aber ein neues Buch ist nicht ...

Er ist wieder da, der Schriftsteller Marcus Goldman, der aus seinen Erkenntnissen zum Fall von Harry Quebert einen Roman gemacht hat. Die Filmrechte sollen verkauft werden, aber ein neues Buch ist nicht in Sicht. Auch in Liebesdingen muss Marcus einen Rückschlag hinnehmen. Die Auffrischung seines Kontaktes zu Perry Gahalowood, den er bei seinen Nachforschungen zu Quebert kennenlernte, kommt gerade recht. Und diesmal gibt es neue Entwicklungen zu einem alten Mordfall, der wegen eines Geständnisses als geklärt galt. Im Jahr 1999, also vor elf Jahren, wurde die junge Alaska Sanders tot aufgefunden. Der vermeintliche Täter ist tot und sein mutmaßlicher Komplize sitzt seitdem hin Haft.

Und nun nehmen sich Gahalowood und Goldman der Aufgabe an, herauszufinden, ob damals wirklich jeder Spur nachgegangen wurde. Die beiden Männer verbindet eine Art distanzierte Freundschaft, was sich zum Beispiel darin äußert, dass der Polizist Gahalowood Goldman meist nur als „Schriftsteller“ bezeichnet. Zu Beginn ihrer Ermittlungen zu Alaska Sanders sind sowohl Gahalowood als auch Goldman nicht besonders gut drauf, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die gemeinsame Arbeit hilft ihnen, ihre Freundschaft aufzufrischen und auch bei der Bewältigung ihrer Probleme. Entgegen aller Erwartungen entwickelt sich der Mordfall Alaska zu einer verwickelten Geschichte, in der es viele Wahrheiten zu entdecken gibt.

Das ist mal wieder ein echter Wurf. Vielleicht war man sich nicht ganz sicher, ob man sich dem Roman widmen wollte, und ist deshalb mit großen Erwartungen an das Hörbuch herangegangen. Zum Glück kann man aber auch positiv enttäuscht werden. Die Ermittlungen um den Mordfall Alaska Sanders sind ausgesprochen gelungen. Der Fall ist vielschichtig und bei erneuten Gesprächen kommt zutage, dass gerade im Weggelassenen manchmal neue Informationen liegen. Nach und nach ergibt sich auch durch Rückblenden ein ganz anderes Bild über den alten Fall, die Zeugen und die Ermittlungen. Da muss man auf jeden Halbsatz hören und immer aufmerksam bleiben. Gut gelungen ist auch die Beschreibung der Zusammenarbeit zwischen Gahalowood und Goldman, die sich im Laufe der Zeit doch etwas entfremdet hat und hier wieder zu einem tollen Ermittler-Duo zusammenfinden. Authentisch und lebendig vorgetragen wird das Hörbuch von Torben Kessler. Das Cover ist schön gestaltet und gibt einen Eindruck von der Umgebung, in der der Roman angesiedelt ist. Und wenn es mit diesem Roman eine Fortsetzung zu Harry Quebert für den geneigten Leser gibt, wird es möglicherweise eine Fortsetzung zu Alaska Sanders geben. Jedenfalls ist diese erste Fortsetzung schon mal ein sehr würdiger Nachfolger.

Veröffentlicht am 18.06.2023

Drei Küsse für Amy

Das Beste kommt zum Kuss
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Gemeinsam mit ihrer Freundin May ist Amy zu ihrer Beider bester Freundin Charlotte eingeladen. Das wird ein tolles Event und vielleicht wird es auch eine Möglichkeit einen neuen Partner zu finden. May ...

Gemeinsam mit ihrer Freundin May ist Amy zu ihrer Beider bester Freundin Charlotte eingeladen. Das wird ein tolles Event und vielleicht wird es auch eine Möglichkeit einen neuen Partner zu finden. May ist Feuer und Flamme, sie schmiedet Pläne für Amy wie es gelingen kann. Amy ist sich nicht so sicher, wegen des Familienerbes. Schon beim ersten Kuss, weiß Amy wie es ausgehen wird. Sie hat eine Art Vision und leider war bisher kein Prinz dabei. Mays Plan, am Hochzeitsabend drei Männer zu küssen, lässt sich für Amy nur mit Alkohol ertragen. Doch das Wunder geschieht, sie küsst Mr. Right und am nächsten Morgen weiß sie nicht mehr, wer es war.

Welch ein Problem. Wie soll Amy denn nun herausfinden, wer der Volltreffer war? Nur vage sind die Erinnerungen. Doch May ist eine richtig gute Freundin, gemeinsam versuchen sie den Abend zu rekonstruieren. Fotos und Filme von der Hochzeit sollen helfen. Und sie kommen wirklich auf mögliche Kandidaten. Und nun? Soll Amy einfach hingehen und fragen, weißt du, was wir bei der Hochzeit getan haben? Da muss sich doch eine geschicktere Lösung finden lassen. Nebenbei muss jedoch auch die Arbeit zu ihrem Recht kommen. Und auch das liebevolle Verhältnis zu ihrer Mutter pflegt Amy gerne.

Dieser humorvolle und witzige Liebesroman, der auf angenehme Art auch ernste Themen anspricht, ist ein richtiger Roman für den Sommer. Amy und ihre Freunde und Freundinnen sind sympathisch, manchmal etwas chaotisch und immer liebenswert. Möglicherweise wirkt die Handlung in einigen Szenen ein wenig zu nett, dies wird aber durch etliche witzige Beschreibungen und die gefühlvoll mitreißende Suche nach dem echten Kuss bei weitem aufgewogen. Man denkt, oh nein, der nicht, oder der muss es sein und langsam kristallisiert sich heraus, wer zum Dahinschmelzen ist. Dieses Gute-Laune-Buch mit Happyend-Garantie wird gerne empfohlen. Schon beim Anblick des gelungenen Covers, kann es passieren, dass man an Eis mit Sahne und Herzchen-Schokolade denkt.

Veröffentlicht am 17.06.2023

New York Art Fair

Der Tod reist mit
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Der Schiffsoffizier Tim Birch hat im Jahr 1924 wieder auf der Endeavor angeheuert. Mit vielen Passagieren, die in der ersten oder zweiten Klasse einigen Komfort genießen, und denen der dritten Klasse geht ...

Der Schiffsoffizier Tim Birch hat im Jahr 1924 wieder auf der Endeavor angeheuert. Mit vielen Passagieren, die in der ersten oder zweiten Klasse einigen Komfort genießen, und denen der dritten Klasse geht es nach New York. Auf hoher See wird am Fuße einer Treppe ein älterer Reisender aufgefunden. Man geht von einem Unfall aus bis der mitreisende Detective Temple die Forderung aufstellt, Nachforschungen anstellen zu dürfen. Der Kapitän des Schiffes, der nach der Reise in Pension geht, will seine Ruhe. Nur widerwillig erlaubt er die Ermittlungen unter der Bedingung, dass Offizier Birch den Ermittler begleitet.

Ein Team, zwangsweise zusammengewürfelt, dass holpert am Anfang mächtig. Denn Temple ist alles andere als begeistert von seinem Schatten. Er geht davon aus, dass Birch ihn stören wird und nichts zuwege bringt. Timothy Birch kann sich das abweisende Verhalten von Temple nicht erklären, er hat allerdings auch eigene Probleme, durch die seine Gedanken gebunden sind. Dennoch kommen Birch und Temple nicht umhin als Team zusammenzuwachsen. Kurze Zeit nach Entdeckung des Todesfalles verschwindet auch ein Gemälde. Können die beiden ungleichen Ermittler einen Zusammenhang herstellen? Zumindest scheinen sich ihre unterschiedlichen Ansätze mitunter zu ergänzen.

Interessant ist die Umgebung, die für diesen Roman gewählt wurde, eine Schiffspassage nach New York. So ist die Zeit für die Nachforschungen begrenzt, denn bei der Ankunft in Amerika übernehmen die dortigen Behörden. Hinzu kommt, dass die Passagiere nicht beunruhigt werden sollen und der Kapitän nichts wissen will. Sehr ausgeklügelt hat der Autor seine Ermittler in einen Rahmen gestellt. Sie sollen ihn ausfüllen, die Grenzen überschreiten sollen sie nicht. Ob das immer so klappt? Das ist beim Lesen interessant und spannend. Die Hintergründe zu dem Todesfalls sind nicht einfach zu entschlüsseln. Am Ende ist man als Leser verblüfft, wie sich alles fügt. Ob einem jede Wendung gefällt wird man für sich entscheiden. Dieser klassische Krimi gefällt mit seinem Setting und man ermittelt in Gedanken gerne mit.

Veröffentlicht am 11.06.2023

Die Leiche

Endzeit
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In Berlin wird eine junge Frau asiatischer Herkunft tot aufgefunden. Eugen De Bodt und sein Team beginnen mit den Nachforschungen. Es stellt sich heraus, dass die junge Frau als Dienstmädchen in der saudischen ...

In Berlin wird eine junge Frau asiatischer Herkunft tot aufgefunden. Eugen De Bodt und sein Team beginnen mit den Nachforschungen. Es stellt sich heraus, dass die junge Frau als Dienstmädchen in der saudischen Botschaft gearbeitet hat. Wenig später wird in Paris ein ähnlicher Vorfall bekannt. Es ist völlig rätselhaft, wieso zwei weibliche Angestellte der saudischen Botschaft ermordet werden. Brisant ist, dass die beiden Frauen sich kannten und katholischen Glaubens waren. Könnte es also einen religiös bedingtes Motiv geben? Als die Kommissare in einer Moschee ermitteln, wird auf diese ein Anschlag verübt. Die Lage wird immer rätselhafter.

Dies ist der siebte Fall um den ersten Hauptkommissar Eugen De Bodt und sein Team Silvia Salinger und Ali Yussuf. Mal wieder fängt es mit einem vermeintlich unspektakulären Fall an, der sich bald zu einem Politthriller entwickelt. Die Verbindung von Berlin nach Paris ruft auch die französischen Beamten Lebranc und Floire auf den Plan. Zunächst stehen sie alle einfach vor einem Rätsel. Schnell ergeben sich Verdachtsmomente und ebenso schnell kann es passieren, dass Verdächtige plötzlich versterben. Die Ermittler scheinen einer größeren Sache auf der Spur zu sein, wobei sie mit ihren Vermutungen erstmal falsch liegen. Nützlich sind De Bodts Verbindungen zur Bundeskanzlerin, doch hellsehen kann sie auch nicht.

Sehr spannend ist dieser Thriller, der mit den Gegebenheiten dieser Welt spielt und ein durchaus mögliches Szenario darstellt, auch wenn sich die Realität zur Zeit anders entwickelt. Be Bodt eckt bei seinen Vorgesetzten an, gerne zitiert er Hegel und sein Team leitet er mit seinen um die Ecke gedachten Theorien und mit leichter humorvoller Hand. Da fesselt bei der Lektüre und die Neugier bleibt bis zum Schluss. In diesem Abschlussband laufen nochmal viele Bekannte auf, die so auch zu einem tollen Schlusswort kommen. Man fragt sich, was sich der Autor in Zukunft ausdenkt. Wird der Schauplatz Berlin in Rente geschickt oder gibt es da noch etwas mehr zu berichten. Vielleicht wendet sich der Autor aber ganz neuen Themen zu. Man darf vermutlich gespannt sein.