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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2023

Sehr authentisch, aber emotional distanziert

Vom Ende der Nacht
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Auf „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley bin ich durch die Lesechallenge bei NetGalley aufmerksam geworden, denn das Cover ist mit dem Farbverlauf wirklich wunderschön geworden. Inhaltlich fühlte ich ...

Auf „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley bin ich durch die Lesechallenge bei NetGalley aufmerksam geworden, denn das Cover ist mit dem Farbverlauf wirklich wunderschön geworden. Inhaltlich fühlte ich mich gleich an „Zwei an einem Tag“ erinnert, ein Buch, das meine Jugend sehr geprägt hat, so dass ich ganz gespannt reingelesen habe.

Vielleicht fange ich gleich mit einem Aspekt an, der mir die ganze Lektüre etwas erschwert hat. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Ich bin zwar wahrlich kein Fan von verschachtelten Sätzen und ellenlangen Umschreibungen, aber ich hatte den Eindruck, dass die Stilistik und die mögliche inhaltliche Tiefe von „Vom Ende der Nacht“ nicht ideal zusammenpassten. Gerade weil es eine Liebesgeschichte ist, die sich über zwei Jahrzehnte hinwegzieht und dann erzählt, wie Will und Rosie immer wieder zueinander finden, hätte ich mir einfach etwas anderes erwartet. Ich kann auch nicht genau auf den Punkt bringen, was die Geschichte speziell gebraucht hätte. Nur ein Aspekt war für mich offensichtlich und das ist die Art und Weise, wie das Innenleben dargestellt worden ist. Es hat sich im Grunde wie ein roter Faden durch das Buch gezogen, dass kaum wirklich miteinander geredet wurde. Ehrliche Gespräche waren Fehlanzeige, weil sich alle Figuren lieber selbst belogen haben. Nun erleben wir die Geschichte ja jeweils durch Wills als auch durch Rosies Augen, aber auch hier fand ich es bedauerlich, dass das Innenleben von beiden nur bedingt erklärt hat, was sie fühlen. Vermutlich ist es diese Kombination aus einfachem Stil und zu wenig Innenleben, der mich viel an Emotionalität für diese Geschichte gekostet hat.

Diese fehlende Anschauung der Innenperspektive hat natürlich auch dafür gesorgt, dass die Verbindung zu den Figuren etwas schwierig ist. Ich bin selbst niemand, der sprudelnd sein Inneres nach außen kehrt, aber sprudeln tut es genug, Potenzial ist da und das war bei kaum einer Figur, selbst die Nebenfiguren in den Blick nehmend, der Fall. Im Kern sind Rosie und Will gute Menschen. Beide haben völlig unterschiedliche Voraussetzungen von ihrem Leben her, beide haben dennoch gleichermaßen ihr Päckchen zu schultern, aber das Päckchen wird immer lieber noch weiter vergrößert als es miteinander zu teilen und gemeinsam auf den Schultern zu tragen. Natürlich kann ich nicht leugnen, dass die Geschichte damit auch etwas sehr Authentisches hat, denn es ist augenscheinlich, wie viele von uns Menschen genau so ein Leben führen, wo wir uns lieber unserem vermeintlichen Schicksal ergeben, als aktiver um unser Glück zu kämpfen und vor allem auch überzeugt sind, dass wir es verdient haben. Aber egal, wie sich die Geschichte letztlich entwickelt hat, man kann sich auch dem Glück verwehren und trotzdem für die Leserschaft charakterlich mehr greifbar sein. Ich habe jedenfalls oft genug bemerkt, dass meine Gedanken weggedriftet sind, was immer ein gefährliches Zeichen ist. Ich fand die Handlungsentwicklung zwar in der Gesamtsicht gut, aber wegen der emotionalen Bindung habe ich nicht an den Seiten geklebt.

Fazit: „Vom Ende der Nacht“ erzählt von einer insgesamt authentischen Liebesgeschichte, da wir perfekt darin sind, uns selbst im Weg zu stehen, doch richtig mitfiebern und mitleiden war wegen der fehlenden emotionalen Bindung nicht möglich.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2023

Mit Schwächen zum Happyend geführt

Zerbrich uns. Nicht.
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Nachdem ich „Vergiss uns. Nicht.“ nach der langen Wartezeit wirklich sehr genossen habe, war ich natürlich gespannt, wie das Happyend von Gavin und April nun über die Bühne geht. Eine gewisse Skepsis war ...

Nachdem ich „Vergiss uns. Nicht.“ nach der langen Wartezeit wirklich sehr genossen habe, war ich natürlich gespannt, wie das Happyend von Gavin und April nun über die Bühne geht. Eine gewisse Skepsis war schon angebracht, denn dieser Konflikt, auf dem Band 1 endete, war jetzt nicht unbedingt mein Highlight, weswegen ich mir vorstellen konnte, dass der Umgang damit schwierig werden könnte.

Zunächst aber mein Highlight: Gavin hat seine eigene Stimme bekommen! Laura Kneidl hat es mit der männlichen Perspektive bislang nicht so gehabt, aber sie ist für „Zerbrich uns. Nicht“ absolut die richtige Wahl, denn April und Gavin reden zunächst so wenig miteinander, aber bei ihm passiert parallel so viel, dass es wichtig war, das aufzufangen und nicht nur aus einer dritten Perspektive zu erleben. Zumal durch Gavin auch ein wichtiges Thema repräsentiert wurde und seine eigenen Gedanken so hautnah zu erleben, hat die Darstellung wertvoller gemacht. Er ist also der Gewinner des Abschlussbands, während April für mich eher die Verliererin ist. Leider. Nachdem sie am Ende des ersten Teils so ausgeflippt war, war zu erahnen, dass der Konflikt zwischen ihr und Gavin nicht mal eben aus dem Weg geschafft wird. Wie partout April aber darauf bestanden hat, dass er sich ihr gegenüber nicht erklären darf, unverständlich. Es wird noch lächerlicher, als sie dann Luca aber losschickt, weil es widersinnig ist. Denn je mehr Gavins Perspektive kennen, desto wahrscheinlicher ist es doch, dass es irgendwann an sie herangetragen wird. Zudem ist eine solche Verdrängung nie gesund und ich fand auch nicht, dass es in April Leben ein bestimmtes Muster gab, dass das auch gerechtfertigt hätte. Später regt sie sich auch auf, wie viel Zeit ihre Mutter ihr mit Gavin genommen hat, dabei hat sie sich den wichtigsten Teil selbst genommen.

Das war aber nicht alles in Bezug auf April, was mich etwas mehr beschäftigt hat. Zunächst löblich, Kneidl wagt sich an das Thema Asexualität. Doch mich konnte die Umsetzung nicht überzeugen. Das mag nun daran liegen, dass ich erst im vergangenen Jahr „Loveless“ von Alice Oseman gelesen haben und so automatisch ein Vergleich entsteht. Oseman hat quasi eine Bibel für Asexualität an die Hand gegeben und ich habe unfassbar viel gelernt. Auch bei Kneidl lernt man viel, keine Frage, denn wir begleiten April schließlich bei ihren Recherchen. Schaue ich mir aber die Dilogie im Gesamten an, dann finde ich, dass in Band 1 zu wenig dafür getan wurde. Gavins Geschichte ist konsequent aufgebaut worden, während es bei April eher aus dem Nichts kam. Selbst wenn sie sich sonst für keinen Jungen/Mann interessiert hat, aber warum auch nicht, sie liebt eben Gavin. So muss ich einfach sagen, dass es wirkte, dass das Thema eingebaut wurde, gute Recherche, dann zweimal ein Outing, aber mehr Auswirkungen habe ich nicht gemerkt. Es war mir einfach zu wenig und ich kann jetzt auch nicht zu sehr ins Detail gehen, weil es dann völlige Spoiler sind, aber in dem Kontext fand ich auch einige nachfolgende Szenen nicht in Ordnung.

Man merkt also, Kneidl hat „Zerbrich uns. Nicht“ für mich etwas komplizierter gemacht, indem sie gewisse inhaltliche Entscheidungen getroffen hat, die ich sehr kritisch sehe. Das ändert aber nichts daran, dass ich dennoch eine einnehmende Liebesgeschichte erlebt habe, die konsequent und auch immer wieder mit Highlights gepickt aufwarten konnte. Beispielsweise ein wichtiges Freundinnengespräch zwischen April und Sage, ganz großartig. Aber auch das Projekt SHS, eine tolle Sache. Dass auch im Freundeskreis noch einiges vorangetrieben wurde, ebenfalls sehr löblich und mitreißend. Vielleicht fehlte mir immer noch ein bisschen, dass man für die Figuren eine Zukunftsperspektive sieht, weil das Geschehen zu sehr im Hier und Jetzt verankert war, aber dennoch konnte ich in diesem Jetzt auch gut mitleiden und mitfühlen und das ist immer wichtig.

Fazit: „Zerbrich uns. Nicht“ bringt eine schöne Liebesgeschichte zu einem Ende, dennoch gab es vor allem in Bezug auf April einige Handlungsweisen, aber auch persönliche Ergründungen, die mir nicht zugesagt haben. Da mag ich Band 1 also wirklich lieber. Dennoch bin ich insgesamt froh, dass Laura Kneidl nach all den Jahren die Inspiration hatte, die Geschichte von April und Gavin zu erzählen!

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Veröffentlicht am 12.06.2023

Bietet unausgewogene Unterhaltung

All My Golden Memories
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Von Mounia Jayawanth fand ich ihre erste New Adult-Reihe bei Lyx wirklich unterhaltsam. Natürlich gab es noch Punkte, die ausbaufähig waren und das finde ich speziell bei einer verhältnismäßig noch unerfahrenen ...

Von Mounia Jayawanth fand ich ihre erste New Adult-Reihe bei Lyx wirklich unterhaltsam. Natürlich gab es noch Punkte, die ausbaufähig waren und das finde ich speziell bei einer verhältnismäßig noch unerfahrenen Autorin auch völlig normal, dass die Stilistik manchmal etwas holprig ist. Deswegen habe ich mich mit der Ankündigung ihrer neuen Reihe, die einem fancy Hotel in New York spielt, auch sehr gefreut. Wie anders ist „All My Golden Memories“? Und wie ist das zu bewerten?

Ich habe sehr gut in das Buch hineingefunden. Wir werden auf zwei Ebenen durch das Geschehen geführt. In der Vergangenheit werden wir durch Ryans Perspektive eingebunden und in der Gegenwart durch Ellis. Der Unterschied zwischen den Perspektiven ist riesig, denn während die kindlichen Ellis und Ryan zusammenwachsen, besteht in der Gegenwart kein Kontakt und vor allem Ellis wirkt auch wie ein anderer Mensch. Das übersprudelnde Mädchen, das keine Angst zu haben scheint, ist einer nachdenklich jungen Frau gewichen. Solche Diskrepanzen machen natürlich neugierig und man will mehr wissen. Das Geschehen spielt im Van Day-Hotel. Da ich leider nicht mit einem ausgeprägten Vorstellungsvermögen gesegnet bin, konnte ich mir anhand der Beschreibungen leider nicht alles vorstellen, dennoch fand ich das Hotel als Setting eine coole Idee, denn der Alltag mit den verschiedenen Berufen, aber auch, dass sehr unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, eignete sich in meinen Augen wirklich hervorragend. Man hat dann auch speziell durch Ellis‘ Perspektive deutlich gemerkt, wie sehr sie das Hotel liebt und das sprang unweigerlich über.

Angesichts dieser echt guten Voraussetzungen ist es etwas schade, dass der Funke mit diesem ersten Band nicht so recht überspringen will. Nach dem Einfinden in die Geschichte zeigt sich nämlich, dass erstmal recht wenig passiert. Das hat mich gleich besorgt gemacht, denn es ist von Mounia gleich eine Reihe angekündigt und ich stelle bei New Adult leider immer wieder fest, dass Reihen oft nicht praktikabel sind, weil das Geschehen dann zu langatmig und langgestreckt ist. Genau dieser Kritikpunkt spricht dann auch gegen „All My Golden Memories“. Denn es dauert erstmal was, bis der erwachsene Ryan erstmals auftaucht, dann wiederum zieht es sich recht lange, bis die beiden erstmals interagieren und dann steht so viel zwischen ihnen, dass es sich auch ab hier zieht. Dazu fand ich die Rückblenden dann manchmal zu konstruiert gesetzt, um etwas aus der Gegenwart zu erklären. Ich hätte es tatsächlich besser gefunden, wenn Vergangenheit und Gegenwart beide Bewandtnis haben und sich gegenseitig so ergänzen, dass sie eben einen großen inhaltlichen Kniff erklären.

Da wären wir auch schon beim nächsten Kritikpunkt. Es wird nicht so richtig deutlich, worauf die Reihe hinaus will. Klar, wir haben die Liebesgeschichte und da ist erstmal geklärt, dass wir herausfinden müssen, warum Ryan und Ellis einen Kontaktabbruch hatten. Dann gibt es einen Skandal um das Hotel. Doch während ich da gedacht habe, dass es so Murder Mystery-mäßig werden könnte, wird auf den Zug nicht konsequent aufgesprungen. Ja, es gibt kleinere Rätsel und später Enthüllungen, doch überzeugend ist es nicht. Am Ende gibt es auch ein Finale, der zwar eine Art Cliffhanger hat, aber dennoch nicht völlig überzeugend ist, dass man unbedingt weiterlesen muss. Wir haben auch die Figur Riley, die geheimnisumwoben ist, die aber im letzten Drittel so untergeht, dass man sie fast schon wieder vergessen hat. Sie wird sicher noch von Bedeutung sein, aber dann hätte man sie präsenter halten können. Ich werde den zweiten Band in jedem Fall lesen, denn der Schreibstil ist gut, die Charaktere sind trotz kleinerer Unstimmigkeiten sympathisch und ich denke schon, dass der zweite Band noch überraschen kann.

Fazit: „All My Golden Memories“ ist leider kein überzeugender Auftakt für die geplante Dilogie. Das Setting ist zwar interessant und wird auch interessant genutzt, aber manchmal weiß die Geschichte nicht so recht, was sie sein und was sie erzählen will. Dazu ist das Geschehen arg gestreckt, um zwei Bände voll zu kriegen. Ich setze dennoch Hoffnungen in den Abschluss!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 06.03.2023

Nicht ganz die versprochene Handlung

Hold Me - New England School of Ballet
2

Nachdem die neue Reihe von Anna Savas, die New England School of Ballet erscheint, angekündigt worden ist, war ich aufgeregt. Es gibt einfach gewisse Settings, auch wenn sie nie Teil meiner eigenen Hobbys ...

Nachdem die neue Reihe von Anna Savas, die New England School of Ballet erscheint, angekündigt worden ist, war ich aufgeregt. Es gibt einfach gewisse Settings, auch wenn sie nie Teil meiner eigenen Hobbys etc. waren, die eine gewisse Faszination auslösen und das ist für mich Tanzen und damit auch verbunden Ballett. Wenn man sich nur auch die TV-Landschaft ansieht, wie oft Ballett die Kulisse für dramatische Geschichten ist, dann kommt das auch nicht von ungefähr. Deswegen war ich sehr gespannt, wie die Autorin uns auf eine neue Reise mitnimmt und wie sich dabei einnehmende Liebesgeschichten erzählen lassen.

Der Einstieg in „Hold Me“ ist wirklich großartig gelungen, denn durch den Prolog gelingt sofort eine Bindung an Protagonistin Zoe, die gegen ihre vermeintlich beste Freundin Charlotte die Hauptrolle in einer Ballettaufführung verloren hat. Gleich danach beginnt eine ganz besondere Geschichte mit Jase und sofort ist das emotionale Zentrum geschaffen, das auch noch durch diese süße Idee mit den Wahrheiten, die auf Zettel gekritzelt werden und im Baumhaus ausgetauscht werden, verstärkt war. Hiernach war ich wirklich wunderbar in dieser Geschichte drin. Es war dementsprechend auch genial, wie wir dann als Leser in die Ballettschule eingeführt werden und den Alltag kennenlernen. Anna Savas zeigt dabei auch eine große Liebe für ihre Nebencharaktere, die genauso schnell Profil entwickelt, sei es Mae, Skye oder auch Caleb. Es gibt also genug, was durch die Geschichte gleitet wie eben auch die besondere Chemie zwischen Zoe und Jase, die schon viele Wahrheiten geteilt haben, so dass einfach die Luft flimmert.

Doch dann erfährt die Geschichte irgendwann einen Bruch, der für mich persönlich dort begonnen hat, wo ein sehr körperlicher Aspekt in die Geschichte hineinkommt. Dazu ist zu sagen, dass Zoes Vergangenheit ein sehr dunkles Erlebnis hat, eines, das ihren Start an der Ballettschule zu einer riesigen Herausforderung macht. Auch wenn es inzwischen gerade bei NA gang und gäbe ist, dass es Triggerwarnungen gibt, ist es nicht überall gleichermaßen vonnöten. Bei „Hold Me“ aber definitiv. Die Autorin handhabt das auch zunächst wirklich vorbildlich, weil wir in Zoes Trauma intensiv einsteigen dürfen. Aber gleichzeitig will eben auch die Liebesgeschichte vorangetrieben werden und ich empfinde es leider so, dass Anna Savas den Spagat nicht hinbekommen hat. Sie hat Zoes Geschichte in meinen Augen in ihrer Realitätsnähe aus den Augen verloren, als sie sich tatsächlich mal eben Jase hingeben kann. Auch wenn ich das Vertrauen grundsätzlich verstehe, was zwischen den beiden herrscht, aber er hat selbst sein Päckchen zu tragen und verhält sich manchmal dabei auch recht unsensibel, gerade im Angesicht all dieser Eindrücke war es leider zu schnell und hat dann eben diesen eingangs erwähnten Bruch für mich herbeigeführt.

Ich konnte immer noch mit den Charakteren mitfühlen und mitfiebern, aber gleichzeitig ist in meinem Kopf auch etwas angesprungen, was es mir nicht mehr ermöglicht hat, einfach nur noch zu genießen. Das liegt sicherlich auch daran, dass leider Ballett in der Geschichte zunehmend keine Bedeutung mehr einnimmt. Am Anfang war es für mich wirklich toll ausbalanciert, denn grundsätzlich will ich erstmal eine Liebesgeschichte lesen und dann eben erst Ballett, aber am Ende wurde es alles rund um die Figuren nur noch aus ihren individuellen Leben heraus entwickelt, aber nicht mehr aus der Schule, aus dem Tanzen und generell dem damit verbundenen Lebensgefühl. Letztlich hätten wir die New England School of Ballet auch einfach streichen können, und die Geschichte hätte genauso funktioniert. Das finde ich einfach schade, zumal eben das Cover und das ganze Marketing ein anderes Bild erzeugt hat. Zuletzt ist auch schade, dass gewisses Dramapotenzial etwas zu künstlich erzeugt wurde. Ich hatte am Ende schon noch ein paar Fragezeichen über dem Kopf stehen, weil das Figurenrepertoire und dabei speziell die Familien von Zoe und Jase in solchen Extremen agiert haben, dass sich mir manches nicht logisch erklären wollte. Das sollte einfach etwas runtergeschraubt werden, denn auch wenn manche mein Leben vielleicht als langweilig bezeichnen würden, Drama gibt es genug. Das zeigt doch, dass sich die Geschichten des Lebens aus dem Kleinen entwickeln und da ist Anna Savas einfach etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Fazit: „Hold Me“ hinterlässt mich sehr zwiespältig. Ein großartiger Beginn konnte in jedem Fall qualitativ nicht gehalten werden. Ich habe einige Handlungsentwicklungen kritisch hinterfragt und auch die zunehmend weniger wichtige Bedeutung von Ballett für die Geschichte war nicht fördernd. Dennoch lässt sich das Buch sehr schnell lesen und es ist noch eine Hoffnung da, dass sich die Schwächen im späteren Verlauf der Reihe wieder ausmerzen lassen.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Mehr Liebes- als Fantasygeschichte

This Vicious Grace - Die Auserwählte
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Eigentlich lese ich bei Lyx kein Fantasy. Es gibt sicherlich hier und dort mal eine Ausnahme, aber alles in allem ist es für mich der Verlag für New Adult und in meinen Augen auch definitiv der beste mit ...

Eigentlich lese ich bei Lyx kein Fantasy. Es gibt sicherlich hier und dort mal eine Ausnahme, aber alles in allem ist es für mich der Verlag für New Adult und in meinen Augen auch definitiv der beste mit dem konstantesten Programm. Bei „The Vicious Grace“ habe ich nun doch mal mein Glück gewagt, auch weil ich einiges Positives gehört hatte und es einfach mal ausprobieren wollte. Letztlich hat sich gezeigt, dass das Buch für mich schwer zu packen war und vielleicht hilft die Rezension daher auch null weiter, aber ich werde meine Gedanken dennoch mal niederschreiben.

Den Einstieg in „The Vicious Grace“ fand ich sehr schwierig. Das ist für Fantasy bei mir nicht ungewöhnlich, aber dann ist der Grund auch meist die geschaffene Welt, die ich mit ihren Details noch nicht richtig begreifen kann. „The Vicious Grace“ hat aber kein kompliziertes World Building. Es mag sein, dass in dieser Welt noch sehr viel mehr steckt und das mag mit weiteren Bänden auch noch gut zu erweitern sein, aber erstmal ist die Perspektive im ersten Teil recht eng gehalten. Was hat dann also den Einstieg so schwer gemacht? Ich hatte den Eindruck, dass die schmal gehaltene Welt erst etwas aufgebauscht wurde, damit es nach mehr erscheint und dass auch die Sprache sehr poetisch gehalten war, was der Geschichte etwas Mysteriöses gegeben hat. Gleichzeitig war es aber auch einfach nur zäh. Da der Inhalt auch in Alessas Schicksal mittendrin losging, musste man in die Stilistik hinein die inhaltlichen Rahmenbedingungen für sich klarbekommen und das war zu Beginn der Geschichte für mich persönlich keine leichte Aufgabe.

Die Geschichte nahm für mich persönlich dann Fahrt auf, als Alessa sich mit Dante einen Leibwächter sucht. Ich fand zwar die ganze Situation etwas an den Haaren herbeigezogen, aber haken wir es mal als von Dea geleitet ab, da die beiden sich ja offenbar finden sollten. Dante und Alessa haben zusammen schon etwas Tolles, da gibt es glaube ich nicht viel zu diskutieren. Ihre gemeinsame Geschichte ist in meinen Augen der Hauptfokus der Erzählung, weswegen ich zwischendurch auch mehr das Gefühl hatte, eine Liebes- statt einer Fantasyerzählung zu lesen. Das ist in dem Sinne nicht tragisch, weil ich ja gerne Liebesgeschichten lese und es war auch einfach süß zwischen ihnen, aber in diesem inhaltlichen Kontext habe ich mir da einfach mehr erwartet. Auch die beiden Mentoren sind für die Geschichte irgendwann kaum noch von Bedeutung gewesen. Ich hatte daher insgesamt den Eindruck, dass Autorin Emily Thiede ein Händchen dafür hatte, einfach die Teile der Erzählung wegzupacken, die ihr gerade nicht wichtig erschienen. Deswegen passierten manche Entwicklungen dann so abrupt. Wie der Bruder sich auf die andere Seite schlägt, wie die Fontes sich auf einmal mit Alessa dann doch verbinden. Es war manchmal sprunghaft, weil für die Erzählerin eigentlich nur die Liebe zwischen Alessa und Dante zählte.

Es hat der Geschichte aber dann gut getan, dass sich im letzten Drittel alles noch gen der Fontes öffnet, damit man diese besser kennenlernt. Aber gleichzeitig konnte auch nie verborgen werden, dass ihre jeweiligen Gaben nur unzureichend dargestellt wurden. Ich habe auch nicht verstanden, warum Dantes Gabe im Gegensatz zu den anderen so gegenteilig bewertet wurde, das hat die Geschichte nicht erklärt. Deswegen war die finale Schlacht zum Diverando, auf die alles hindeutete, dann zwar ein Muss, aber auch hier merkte man einfach, sie war nur Mittel zum Zweck für en Endshowdown für Alessa und Dante. Es ging aber weniger um die Schlacht selbst, wie man sich die Gegner genau vorstellen soll und wie genau die Gaben zusammen gewirkt haben. Nicht falsch verstehen, es gab immer mal kleinere Beschreibungen, aber auch wenn ich nicht viel Fantasy lese, ich lese das Genre und damit weiß ich, wie es sonst laufen kann. Vielleicht ist Thiede auch einfach mehr eine Autorin von Liebes- statt Fantasygeschichten, was ja völlig okay wäre, aber so wirkt es manchmal leider etwas unausgegoren.

Fazit: „This Vicious Grace“ brauchte für mich etwas, damit ich endlich in das Geschehen hineinfinden konnte. Auch wenn irgendwann ein ersehnter Sog da war, so glaube ich insgesamt doch, dass der Fokus mehr die Liebesgeschichte zwischen Alessa und Dante war als alles andere. Das hat angesichts der aufgebauten Welt dann unausgegoren gewählt, weswegen ich noch nicht weiß, ob ich einen zweiten Band überhaupt wirklich lesen würde.

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