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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2023

Konnte mich nicht fesseln

Die Spur der Aale
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Nachdem ich die Leseprobe zu "Spur der Aale" gelesen hatte, wollte ich das Buch gerne lesen, da die Themen Umwelt und Schmuggel selten Arten außergewöhnlich und sehr interessant klangen.

Mir war vorher ...

Nachdem ich die Leseprobe zu "Spur der Aale" gelesen hatte, wollte ich das Buch gerne lesen, da die Themen Umwelt und Schmuggel selten Arten außergewöhnlich und sehr interessant klangen.

Mir war vorher auch nicht bewusst, wie gefährdet die Aalpopulation ist und welche weite Reise Aale in ihrem Leben zurücklegen, um sich fortzupflanzen.

Leider empfand ich die Geschichte als etwas unrund, und für einen Krimi hatte sie eindeutig zu wenig Spannung. Alles plätscherte brav vor sich hin, und ich war zu keinem Zeitpunkt gefesselt von der Handlung. Der Autor arbeitet sehr offensichtlich auf eine Fortsetzung hin, da immer wieder Anspielungen auf Greta Vogelsangs Vergangenheit vorkommen und frühere Kontakte ins linksextreme Milieu suggerieren. Auch der Schluss lässt die Thematik der nächsten Bandes erahnen. Das wirkt alles etwas erzwungen, und auch der Schreibstil konnte mich nicht begeistern. Teilweise empfand ich die Wortwahl als etwas abstoßend bzw. merkwürdig. ("Er roch noch nach Schlaf und ein bisschen nach morgendlichem Furz. Sie mochte das.") Die Charaktere blieben farblos, und ich fühlte mit keinem wirklich mit.

Insgesamt konnte mich der Roman nicht überzeugen und den nächsten Band werde ich nicht mehr lesen.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Gewöhnungsbedürftig

Mein Lieblingstier heißt Winter
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Der Klappentext von "Mein Lieblingstier heißt Winter" hat mich neugierig gemacht. Leider wurde mir dann bereits auf den ersten Seiten klar, dass ich mit diesem Buch nicht warm werde, und das liegt vornehmlich ...

Der Klappentext von "Mein Lieblingstier heißt Winter" hat mich neugierig gemacht. Leider wurde mir dann bereits auf den ersten Seiten klar, dass ich mit diesem Buch nicht warm werde, und das liegt vornehmlich am Schreibstil. Ferdinand Schmalz bedient sich einer Kunstsprache, die entfernt an eine süddeutsche Umgangssprache erinnern soll, und durch beabsichtigte Grammatikfehler und ungewöhnlichen Satzbau äußerst sperrig anmutet. Ich hatte zunächst gehofft, mich mit der Zeit daran zu gewöhnen, doch je weiter ich las, desto mehr nervte es mich. 

Hätte mir die merkwürdige Sprache nicht die Freude am Buch genommen, hätte mich die morbid-groteske Geschichte um den Tiefkühlwarenhändler Franz Schlicht durchaus in ihren Bann ziehen können. Unwillkürlich musste ich während der Lektüre an David Schalkos Serien "Der Aufschneider" und "Braunschlag" denken.

Wer David Schalko und Josef Hader mag und sich für dieses Buch interessiert, sollte unbedingt vorab die Leseprobe lesen. Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Spannende Idee mit Schwächen in der Umsetzung

Tristan Mortalis
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Bene, Alice, Claire, Damian und Michael alias "Tristan" sind beste Freunde und der harte Kern der Theater AG der Schule. Nach dem Abitur und der letzten Aufführung von "Tristan und Isolde" feiern sie mit ...

Bene, Alice, Claire, Damian und Michael alias "Tristan" sind beste Freunde und der harte Kern der Theater AG der Schule. Nach dem Abitur und der letzten Aufführung von "Tristan und Isolde" feiern sie mit ihren Klassenkameraden Abschied im alten Bootshaus von Claires Familie, bevor jeder in sein neues Leben aufbricht. Einige Monate später wird eine Leiche im nahen Moor gefunden, die das Tristan-Kostüm trägt, und Bene, Alice, Claire und Damian kehren voller Sorge in ihren Heimatort zurück. Als feststeht, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Tristan handelt, möchten die Vier herausfinden, was in der Partynacht damals geschehen ist. Wurde Tristan ermordet oder gab es einen tragischen Unfall? Jeder der Vier hat Erinnerungen an diesen Abend, die er bisher vor den anderen verborgen hat, und die nun wieder ins Bewusstsein drängen.

Obwohl einige Wendungen der Handlung sehr vorhersehbar sind, bleibt die Geschichte dennoch bis zum Schluß spannend. Das liegt daran, dass die Verflechtungen der vier Freunde in die Geschehnisse der Partynacht geschickt konstruiert sind und nach und nach zutage treten. Hierin liegt die große Stärke des Romans. Bene, Alice, Claire und Damian sind glaubhaft gezeichnet, was auf die Nebencharaktere Eske, Nils Lehmann und Emilia Lehmann leider gar nicht zutrifft. Diese sind eindimensional und überzogen geraten, und wirken sich negativ auf den Gesamteindruck des Krimis aus. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass der Sprachduktus einzelner Personen nicht passend gewählt ist. Das größte Problem bei diesem Buch ist für mich, dass die Handlung zu viele Fehler in der Logik aufweist. Nur weil eine angeblich uralte Moorleiche gefunden wurde, ruft Damians Oma ihn mitten in der Nacht an? Wie kann man eine Moorleiche, die gerade mal 8 Monate dort lag und in billige Köstüme aus dem Schulfundus gekleidet ist, ernsthaft mit einem jahrhundertealten Ritter verwechseln? Sämtliche Medien berichten überregional, aber der lokale Imbissbesitzer Nika weiß nichts von Tristans Tod? Wieso zweifeln die vier noch auf der Trauerfeier daran, dass der Tote Tristan ist? Ein Abiturient sollte wissen, dass Tote per DNA-Abgleich identifiziert werden. Im Zeitalter von Internet ist es auch unglaubwürdig, dass die vier im Laufe der Geschichte immer nur einzeln und zufällig auf Neuigkeiten zum Fall in den Medien stoßen.

Wirklich nachdenklich gestimmt hat mich das Ende der Geschichte, und ich muss gestehen, daß ich das Buch mit einem sehr unguten Gefühl geschlossen habe. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich hier nicht näher darauf eingehen.

Insgesamt ein spannender, sehr unterhaltsamer und im Kern raffiniert konstruierten Roman mit deutlichen Schwächen in der Logik und Figurenzeichnung und einem Ende, das viel Anlass zu Diskussionen bietet.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Leider mit Schwächen

Josses Tal
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Josef Tomulka wächst in Schlesien als uneheliches Kind bei seiner Mutter und seinen Großeltern auf, die ihn täglich spüren lassen, dass er unerwünscht ist. Wärme findet er bei der Nachbarsfamilie Reckzügel. ...

Josef Tomulka wächst in Schlesien als uneheliches Kind bei seiner Mutter und seinen Großeltern auf, die ihn täglich spüren lassen, dass er unerwünscht ist. Wärme findet er bei der Nachbarsfamilie Reckzügel. Deren ältester Sohn Wilhelm, ein glühender Nationalsozialist der ersten Stunde, zeigt Josef gegenüber eine sonderbar große Zuwendung. Unter Wilhelms Einfluss und begünstigt durch Josefs liebloses Elternhaus, verfängt auch bei ihm das braune Gedankengut, er findet die ersehnte Anerkennung im Jungvolk und wird ein willfähriger Helfer Wilhelms.

Josefs bittere Kindheit und seine Sehnsucht nach Liebe werden eindrücklich und glaubhaft beschrieben. Relativ früh waren mir Wilhelms wahre Absichten und die Hintergründe zu Josef klar, so dass das Ende des Buches vorhersehbar war.

Der Roman zeigt, wie maipulierbar der Mensch ist, wie perfide die Propaganda der Nazis war und welch gefährliche Anziehungskraft deren Jugendorganisationen hatten. Thematisch hat mich der Roman sehr interessant, doch leider hat er mich handwerklich nicht überzeugt, und man spürt die Unerfahrenheit der Autorin. Die Charaktere sind zu eindimensional und werden häufig entweder nur positiv oder absolut negativ dargestellt; hier hätte ich mir etwas mehr Ambivalenz gewünscht. Werner und die Eltern Reckzügel sind fast zu gut, um wahr zu sein, Fritz, Frieda und Helene Tomulka sind das absolute Gegenteil. Fritz' Verhalten ist für mich kaum nachvollziehbar und sehr extrem. Sicher war ein uneheliches Kind damals eine Schande, aber sein kompletter Verhaltenswandel gegenüber allen, auch Leuten außerhalb der Familie, und die Konsequenzen, die er für sich und die ganze Familie zog, erscheinen mir unverhältnismäßig und nicht nachvollziehbar. Insbesondere sein Benehmen am neuen Wohnort gegenüber den Nachbarn konterkariert seinen Wunsch, an einem anderen Ort unbelastet anzufangen. Insgesamt wundert es mich, dass im Roman so wenig vom Krieg spürbar ist, keine Haupt- oder Nebenfigur bis auf den Lehrer Ritter wird eingezogen oder fällt. Werner Reckzügel wirkt über die gesamten 13 Jahre immer wie ein Jugendlicher, obwohl er am Ende ca. 33 Jahre alt sein dürfte. Weder ist sein Beruf bekannt noch heiratet er bzw. hat eine Freundin. Dies alles zusammen lässt die Figuren auf mich konstruiert wirken. Die Rahmenhandlung um den alten Josse und Helen erscheint künstlich, Helens Uroma Else, die eigentlich eine zentrale Rolle spielen sollte, taucht nur kurz auf. Die äußere Geschichte wirkt so unglaubwürdig und eher wie ein halbherziger schriftstellerischer Kniff.

Insgesamt ein interessanter Roman mit vielen guten Ansätzen, aber leider Schwächen in der Umsetzung.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Licht und Schatten

June und Helmut Newton
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Die Biographie "June und Helmut Newton" wurde von José Alvarez verfasst, einem langjährigen Freund des Künstlerehepaares. Der Schwerpunkt des Buches liegt bei Helmuts bewegter und wechselvoller Geschichte ...

Die Biographie "June und Helmut Newton" wurde von José Alvarez verfasst, einem langjährigen Freund des Künstlerehepaares. Der Schwerpunkt des Buches liegt bei Helmuts bewegter und wechselvoller Geschichte und seinem künstlerischen Wirken. Die Nähe des Autors zu dem Paar ermöglicht einige sehr private Einblicke in deren Leben, und auch Newtons Sexsucht und seine offen ausgelebte sexuelle Freizügigkeit werden thematisiert. Sie führt aber auch dazu, dass das Buch unverkennbar aus dem Blickwinkel eines grenzenlosen Bewunderers der Newtons geschrieben wurde. Alvarez' große Verehrung des Paares ist auf jeder Seite spürbar, er nimmt keine neutrale Einordnung des Werkes in die zeitgenössischen Zusammenhänge und in Relation zu anderen Fotograf*innen seiner Zeit vor, die kritischen Töne zu Helmut Newtons Schaffen werden nur am Rande erwähnt und als kleingeistige Kommentare in moralischen Zwängen Verhafteter abgetan. Auch die Kritik aus den feministischen Reihen streift Alvarez nur kurz und mit unverhohlenem Unverständnis hierfür. Das mangelnde Bemühen um Objektivität ist denn auch die größte Schwäche dieses Buches, und es fehlt Alvarez an der nötigen Distanz, um eine glaubhaftes und ausgewogenes Bild der Newtons zu zeichnen. Auch das ständige Namedropping bekannter Künstler und Hollywoodgrößen in Newtons Freundeskreis fiel mir beim Lesen unangenehm auf.

Am Ende des Buches finden sich über 150 Bilder des Künstlerpaares. Auf viele nimmt Alvarez im Laufe der Biografie Bezug, und es wäre vorteilhaft gewesen, wenn diese Fotografien im Text an den jeweiligen Stellen oder zumindest am Ende der entsprechenden Kapitel eingefügt worden wären. Dies wäre zwar aufwändiger gewesen, hätte aber die Entstehungsgeschichte der Bilder und ihre Beschreibung greifbarer und anschaulicher gemacht und auch Helmuts und Junes künstlerische Entwicklung wäre während des Lesens erlebbar geworden.

Fazit: Für eingefleischte Fans von Helmut und June Newton ein lesenswertes Buch. Wer eine sachliche Auseinandersetzung mit Helmut Newtons Leben und seinem zweifellos beeindruckenden Werk sucht, wird eher nicht fündig werden.

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