Das Genre 'True Crime' wächst seit Jahren an. Wahrscheinlich fasziniert nichts so sehr die Leute wie menschliche Abgründe. Auch mich lassen wahre Begebenheiten immer wieder den Atem anhalten.
Leider konnte ich mit der Sprecherin Julia Kahle nicht so viel anfangen. Zu Beginn fand ich es sogar richtig schrecklich, wie sie das Ganze vorgelesen hat. Die Vortragsweise war sehr nüchtern. Das mag bei diesem Genre vielleicht angemessen sein, aber mir hat es nicht zugesagt. Ein paar Emotionen dürfen schon sein. Zum Ende hin hatte ich mich dann einfach an ihre Stimme gewöhnt. Sie ist also keine, auf die ich mich freuen würde, wenn ich nochmals ein Hörbuch mit ihrem Namen darauf in den Händen halten sollte.
Die Kriminalfälle an sich waren interessant. Sie werden sachlich geschildert, sodass man sie wertfrei anhören kann. Ich bin 1985 geboren und lese/höre sehr viel in diese Richtung, aber eher von außerhalb Deutschlands. Außerdem konsumiere ich keine Podcasts. Somit waren mir die Straftaten unbekannt.
Bedauerlicherweise wurden die Verbrechen nur oberflächlich recherchiert. Das heißt, wenn ich mich an den PC setze, finde ich (wahrscheinlich) in kürzester Zeit all diese Informationen. Das ist schade, denn ich wäre gern das ein oder andere Mal noch tiefer hinein getaucht. Hintergründe zu Tätern, Opfern und Hinterbliebenen sind immer bemerkenswert und gehören für mich bei diesem Genre dazu.
Was mich schließlich am meisten gestört hat, war der Hinweis: "Einige Namen wurden geändert." (und das gleich bei 2 Geschichten) Das hat bei True Crime gar keinen Sinn. Alle Fakten, die der Autor hier wiedergibt, sollten öffentlich irgendwo nachgelesen werden können - also auch die Namen. Wozu diese dann ändern? Man muss niemanden (mehr) schützen. Ist für mich, ehrlich gesagt, unbegreiflich.
Ich denke, wenn es im Klappentext einen Hinweis gibt, aus welchen Jahren die Verbrechen (ungefähr) stammen, kann man besser einschätzen, ob man damit etwas anfangen kann oder es lieber sein lässt.
Denn wenn ich jung bin, dann interessieren mich Fälle aus den 70er/80er Jahren mit Sicherheit, weil ich zu dieser Zeit noch nicht geboren war und das Spektakel aus den Medien nicht kenne. (falls es keine Dokumentation/keinen Film dazu gibt) Habe ich jedoch schon ein gewisses Alter erreicht - und höre zudem ein paar Podcasts -, dann sind auch alte Anliegen für mich nur noch bereits ausgeschlachtete Kamellen. Und dazu benötigt es dann freilich ein bisschen mehr, als die Wiedergabe bloßer Fakten, die eine jeder in ein paar Minuten selbst recherchieren kann.
"True Crime Deutschland 3" wird Hörende interessieren, die gerade anfangen, sich mit dieser Gattung zu beschäftigen. Alte Hasen haben daran sicher keinen Spaß mehr.
Da ich sehe, wie viele Bücher in dieser Reihe bereits erschienen sind und dass sie eher wenige Seiten haben, gehe ich davon aus, dass ein jedes eher lasch daherkommt. Ich werde die Reihe deshalb nicht weiterverfolgen.
©2022 Mademoiselle Cake
