Detailverliebtes Märchen für Erwachsene mit etwas zuviel Schwarzweißmalerei
Das Mädchen, das die Welt veränderteDas Buch wird von Verlag damit beworben, dass es bereits mit "Der kleine Prinz" und früheren Werken von Paolo Coelho verglichen wurde. Gerade das hat es für mich erst interessant gemacht, denn ich liebe ...
Das Buch wird von Verlag damit beworben, dass es bereits mit "Der kleine Prinz" und früheren Werken von Paolo Coelho verglichen wurde. Gerade das hat es für mich erst interessant gemacht, denn ich liebe Antoine de Saint-Exupérys bekanntesten Roman. Nur soviel: Da kann Alfonso Pecorelli nicht ganz mithalten, was seine Leistung jedoch nicht schmälert.
Was mich sehr begeistern konnte, waren die Figuren, zumindest zum größten Teil. Allen voran die aufgeweckte Marie und ihr Gegenüber, der weise Elvis, haben mir gut gefallen. Als eine Besonderheit ist hier auch die sprechende Blume Isabelle zu nennen, die dem kleinen Mädchen auf ihrer Reise tatkräftig zur Seite steht und als Erklärungshilfe fungiert. Aber auch die meisten anderen Charaktere konnten mich überzeugen, gerade weil der Autor viele ihrer Schrullen und bekannten Eigenheiten unterbringt, anhand derer sie erst richtig menschlich wirken.
Nur eine Person war mir dagegen etwas zu eindimensional dargestellt, doch dazu komme ich noch später.
Die Leichtigkeit des Schreibstils, die sich mit einem modernen Märchen vergleichen lässt, muss die Ähnlichkeit zu de Saint-Exupéry nicht leugnen, denn diese ist da. Nicht nur die Motive sind ähnlich (ein Kind auf der Reise nach dem Sinn des Lebens, unterschiedliche Stationen, der philosophische Kontext), auch die teils kindliche Erzählweise lehnt an "Der kleine Prinz" an. Das schafft eine sehr einfache, aber auch charmante Atmosphäre, deren Einzelheiten allerdings vermutlich nur Erwachsene verstehen.
Nun zum Kritikpunkt: Versteht mich nicht falsch, ich halte Hitler für einen sehr schlechten Menschen, einen Psychopathen, der unzählige unnötige und grausame Tode zu verantworten hat. Was mich nur stört, ist, dass er hier als das Böse schlechthin dargestellt wird. Ich denke, gerade weil er auch menschliche Seiten hatte, konnte er so viele Menschen auf seine Seite ziehen. Das wird hier völlig außer Acht gelassen. Bei einem Märchen für Kinder mag das in Ordnung gehen, aber die teils sehr ausgeschmückten, blutigen Details des Krieges sind nicht für so junges Publikum geeignet. Das hätte man auch anders lösen können. Zum Beispiel indem die wahnsinnige Seite des Führers überwiegt und man gleichzeitig zwei, drei "gute" Szenen einbaut. Einen Menschen zum Monster zu machen, ist ebenfalls eine Art Glorifizierung, die der Realität nicht gerecht wird.
Das ist besonders schade, da Elvis an anderer Stelle sagt, er wäre "das Erste und das Letzte", also auch Hitler, für dessen Taten er jedoch die Menschheit bestrafen will. Hier widerspricht sich der Autor sozusagen selbst.
Fazit
"Das Mädchen, das die Welt veränderte" von Alfonso Pecorelli ist ein zum größten Teil sehr nachdenklich stimmendes Buch über die Philosophie des Guten und Bösen im Menschen.
Der Ansatz mit dem kleinen Mädchen, das reinen Herzens ist und daher auserwählt wird, Gott davon zu überzeugen, die Menschheit zu verschonen, ist wunderbar gewählt. Der Autor schafft es nicht nur, sehr detaillierte Figuren zum Leben zu erwecken, allen vorn die selbst erdachten Marie, Elvis und Isabelle. Ihm gelingt es auch, eine kindlich-charmante Atmosphäre zu schaffen, die manche von uns die Welt mit anderen Augen sehen lassen kann.
Allerdings widerspricht er sich an einer sehr wichtigen Stelle selbst und glorifiziert einen uns allen bekannten Menschen zum Monster, woran eine einzige kleine, nur mit viel Willen als positiv zu bezeichnende Szene leider nichts ändern kann.
Wer philosophische Bücher mit Ähnlichkeiten zu de Saint-Exupéry liebt, sich für liebevoll gestaltete Charaktere erwärmt und sich zudem für sehr schön gezeichnete Bilder begeistert, für den ist dieser Roman bestens geeignet.