Irre
Wo fängt man da am Besten an... also: Mitten in der Wüste der USA gibt es eine kleine Stadt namens Night Vale in der die Uhren anders ticken und überhaupt alles nicht ganz so "normal" ist wie im Rest der ...
Wo fängt man da am Besten an... also: Mitten in der Wüste der USA gibt es eine kleine Stadt namens Night Vale in der die Uhren anders ticken und überhaupt alles nicht ganz so "normal" ist wie im Rest der Welt. Zum Beispiel gibt es Engel, an die man aber nicht glauben darf. Auch der Glaube an Berge wird nicht unterstützt.
In dieser Stadt lebt Jackie, die Besitzerin einer Pfandleihe. Eines Tages bekommt sie einen Zettel verpfändet, auf dem "King City" steht und kann ihn nicht mehr aus der Hand legen. Sie wirft ihn weg, verbrennt ihn, aber er taucht immer wieder in ihrer Hand auf.
Am anderen Ende der Stadt lebt Diane, die ihren Sohn Josh (der ein Teenager ist und daher täglich seine Form ändert) vermisst. Und auch sie findet einen Zettel...
Gemeinsam machen sich die beiden auf, das Geheimnis von King City zu ergründen. Aber wie kommt man in eine Stadt, zu der keine Straße führt? Wo findet man Informationen in einer Stadt, die jegliches Denken verbietet? Wie findet man einen Jungen, der jede erdenkliche Form angenommen haben könnte?
Es ist verrückt, es ist völlig abgedreht und es ist einfach fabelhaft. 2012 als Podcast gestartet, hat Night Vale inzwischen internationale Aufmerksamkeit in der Nerdgemeinde erlangt, nicht zuletzt, weil der örtliche Radiomoderator und sein Lebensgefährte das Hauptthema bei Fanfictions sind.
Für alle, die sich jetzt denken: "Da versteh ich ja eh nix!" kann ich Entwarnung geben: ich bin kein großer Freund von Podcasts und habe sie mir vorher nicht angehört, und ich habe alles verstanden. Naja, das was man nicht versteht tut man sowieso als weiteren Tropfen auf den verrückten Stein ab. Da der Podcast genauso unaufgeregt und nüchtern ist, wie das Buch geschrieben wurde, fällt es etwas schwer, zuzuhören, man muss sich wirklich konzentrieren (zumal er auch nur auf englisch ist). Aber das ist das Gute an dem Buch: man kann jeden Satz direkt nochmal lesen und wenn man ihn dann immer noch nicht versteht, dann ist es halt der Irrsinn, der Night Vale grundsätzlich innewohnt.
Ich sage auf der Startseite, dass ein Buch nur 5 Blätter erhält, wenn es mich wirklich umgehauen hat. Das hat Night Vale: es fühlt sich an, wie "Der Club der nackten Wahrheiten", ein Buch, das ich heute noch gerne lese. Ich habe letztes Jahr im Februar gesagt, "September" ist das beste Buch, das ich 2015 lese und ich sage heute, "Night Vale" ist jetzt schon das beste Buch 2016.
Und am Ende ergeht es einem wie Jackie: man kann dieses Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Entschuldigt mich, ich muss einen Podcast hören gehen.
"Wie soll man herausfinden, ob man schüchtern ist, wenn man nie Zeit hat, neue Leute kennenzulernen?"
"Die Vorstellung, sich zu verlieben, war für Jackie so fern wie die Vorstellung, später einmal berühmt zu werden oder ein Schloss zu besitzen oder sich Mufflonhörner wachsen zu lassen. Das alles sind erreichbare, realistische Ziele, doch indem sie sie zu schieren Fantasien erklärte, sparte sie sich die Mühe, sie erreichen zu müssen."